PDF herunterladen
PDF herunterladen
Vielleicht kennst du eine autistische Person, willst sie verstehen und dich mit ihr anfreunden. Das kann eine Herausforderung sein, denn Autismus (auch Asperger-Syndrom) zeichnet sich durch Abstufungen sozialer Fähigkeiten und Unterschiede in der Kommunikation aus. Autisten erfahren Dinge anders als du, du kannst aber dennoch eine Verbindung zu ihnen aufbauen. [1] X Forschungsquelle
Vorgehensweise
-
Autistische Personen haben emotionale Herausforderungen zu meistern. Um dich mit jemandem anzufreunden musst du wissen, woher die Person kommt. Finde also heraus, welchen Herausforderungen eine autistische Person gegenübersteht. Es fällt ihr schwer, Emotionen zu erkennen oder sie erkennt Emotionen, weiß aber nicht wieso du dich so fühlst. Neben dieser Verwirrung sind sensorische Besonderheiten und Introversion häufig, weshalb es für sie oft anstrengend ist unter Leute zu gehen. Das Gefühl einer Verbindung zu dir sind für die Person dennoch sehr wichtig. [2] X Vertrauenswürdige Quelle Mayo Clinic Weiter zur Quelle WikiHow hat zu dieser Thematik weiterführende Seiten.
-
Welche sozialen Herausforderungen gibt es? Dein Freund neigt vielleicht dazu, Dinge zu sagen und zu tun, die gerade unpassend sind. Er sagt vielleicht etwas laut, wovon andere gelernt haben sie besser für sich zu behalten, kommen anderen zu nah oder stellen sich in einer Schlange nicht hinten an. [3] X Vertrauenswürdige Quelle PubMed Central Weiter zur Quelle Das rührt daher, dass es Autisten sehr schwer fällt, soziale Regeln zu verstehen.
- Es ist okay eine soziale Regel zu erklären oder zu sagen, dass dich eine Handlung der Person verärgert hat. Sage beispielsweise: "Das ist nicht das Ende der Schlange, weshalb wir uns hier nicht anstellen können. Das Ende der Schlange ist dort." Autisten haben oft ein stark ausgeprägtes Gefühl für Fairness, weshalb es hilft zu erklären, wie eine soziale Regel zum Wert "Fairness" passt. [4] X Vertrauenswürdige Quelle PubMed Central Weiter zur Quelle
- Gehe davon aus, dass die Person es gut meint. Autisten wollen normalerweise nicht angreifend sein. Sie wollen dich oder eine andere Person nicht verletzen, sondern verstehen einfach nicht, wie sie reagieren sollen.
-
Wie verhalten sich Autisten? Autisten zeigen oft viele atypische Verhaltensweisen. Autisten könnten beispielsweise [5] X Forschungsquelle :
- Dinge nachsagen, die eine Person gesagt hat. Das nennt sich "Echolalie".
- Lange über ein Thema sprechen ohne zu merken, dass andere das Interesse verloren haben.
- Ehrlich und manchmal geradeheraus sein.
- Aussagen einwerfen, die für die aktuelle Diskussion irrelevant scheinen, wie auf eine schöne Blume zu verweisen.
- Nicht auf ihren Namen reagieren.
-
Routine ist wichtig. Für viele Autisten ist Routine in ihrem Leben sehr wichtig. Bedenke im Umgang mit einer autistischen Person deshalb, dass Routine sehr wichtig für sie ist. Du kannst der Person helfen, indem du dafür sorgst, dass die Routine während des Tages aufrechterhalten wird. [6] X Forschungsquelle
- Wenn du Teil der Routine wurdest und damit dann brichst, dann kann das für deinen Freund sehr ärgerlich sein.
- Bedenke die Perspektive der Person, während du mit ihr interagierst. Nur weil dir Routine nicht so wichtig ist und dir egal ist, wenn du von der Routine abweichst, heißt das nicht, dass es der Person ebenfalls gleichgültig ist.
-
Spezielle Interessen sind sehr wichtig. Sie sind wie eine Leidenschaft einer nicht-autistischen Person, die bei Autisten noch stärker ausgeprägt ist. Dein Freund bringt seine speziellen Interessen oft ein und spricht liebend gern darüber. Finde heraus, ob ihr gemeinsame Interessen habt und verwende diese, um eine Verbindung zu der Person aufzubauen.
- Manche Autisten haben mehr als ein spezielles Interesse.
-
Finde die Stärken, Unterschiede und Herausforderungen der Person heraus. Jeder Autist ist anders, weshalb es so wichtig ist, ihn als einzigartige Person zu sehen. [7] X Forschungsquelle
- Schwierigkeiten dabei die Tonlage und Körpersprache zu lesen sind für Autisten typisch, weshalb sie eine Extraerklärung brauchen.
- Autisten haben oft eine leicht andere Körpersprache, meiden Blickkontakt und betreiben sogenanntes Stimming (wiederholtes, selbststimulierendes Verhalten). Finde heraus, was die ganz persönliche "Normalität" der Person ist.
- Sensorische Thematiken. Autisten haben oft Probleme mit lauten Geräuschen umzugehen oder sind verärgert, wenn man sie ohne Vorwarnung berührt.
-
Streife Stereotypen über Autisten ab. Es gibt ein falsches Stereotyp über Autismus, das wahrscheinlich (unbeabsichtigt) teilweise durch den Film "Rain Man" propagiert wurde, in dem unterstellt wird, autistische Menschen hätten übernatürliche, kognitive Fähigkeiten (wie die Fähigkeit fast exakt hören zu können, wie viele Zahnstocher auf den Boden gefallen sind). [8] X Vertrauenswürdige Quelle PubMed Central Weiter zur Quelle
- In Wahrheit sind solch autistische Inselbegabte selten. [9] X Vertrauenswürdige Quelle PubMed Central Weiter zur Quelle
Werbeanzeige
-
Sieh die Person und die Behinderung. Einerseits kann es dazu führen, dass du die Person als "mein autistischer Freund" vorstellst, sie stereotypisierst oder wie ein Kind behandelst, wenn du nicht die Person siehst. Andererseits ist es auch nicht hilfreich, die Behinderung und die damit einhergehenden Bedürfnisse zu ignorieren. Finde die Balance, indem du die Unterschiede als natürlich und nicht beachtenswert behandelst.
- Erzähle Leuten nicht, dass dein Freund autistisch ist, außer er hat es dir erlaubt.
- Wenn die Person ein Bedürfnis äußert, dann befriedige es ohne eine große Sache daraus zu machen. Die Person wird deine Güte und dein Verständnis wertschätzen. [10] X Forschungsquelle
-
Drücke dich klar darüber aus, wie du dich fühlst und was du willst. Autisten verstehen Hinweise eventuell nicht, weshalb du deine Gefühle klar ausdrücken solltest. [11] X Forschungsquelle Das vermeidet Verwirrung auf beiden Seiten. Außerdem hat die autistische Person so die Möglichkeit daraus zu lernen, wenn sie dich verärgert hat.
- "Ich fühle mich von meinem Arbeitstag wirklich niedergeschlagen und brauche jetzt ein wenig ruhige Zeit für mich. Wir können später darüber sprechen."
- "Um ein Date zu bitten war schwer für mich und ich war so überrascht, als er ja gesagt hat! Ich kann das Date am Freitag kaum erwarten. Willst du mir helfen etwas zum Anziehen auszusuchen?"
-
Akzeptiere Eigenheiten und Kuriositäten ohne zu versuchen sie zu ändern. Autisten bewegen sich, sprechen und interagieren ein wenig unkonventionell. [12] X Forschungsquelle Das trifft wahrscheinlich auch auf deinen Freund zu. Wenn das der Fall ist, dann denke daran, dass es Teil der Person ist und es wichtig ist, dass du sie so akzeptierst wie sie ist, wenn du ihr Freund sein willst.
- Wenn etwas deine Grenzen überschreitet, wenn dich z.B. nervt wie die Person mit deinen Haaren spielt oder dich sonst etwas verärgert, dann ist es immer okay zu erklären wie du dich fühlst.
- Wenn die Person sagt, sie würde gerne weniger anders wirken, dann kannst du sie subtil darauf hinweisen, wenn sie etwas Komisches tut. Erkläre deutlich und ohne herablassend zu sein wie du z.B. einem Fahrschüler erklären würdest wie er auf die Autobahn auffährt.
-
Stelle die Person deinen anderen Freunden vor. Wenn dein autistischer Freund neue Freunde finden will, dann ist er vielleicht an einem Gruppentreffen interessiert. Egal wie offensichtlich oder subtil die autistischen Triebe in einer Umgebung mit vielen Menschen sind:Du wirst überrascht sein wie gut andere Leute das akzeptieren! [13] X Forschungsquelle
-
Achte auf Anzeichen für Stress und greife ein, damit die Person nicht abblockt. Wenn eine autistische Person überfordert wird, dann kann das in Schreien, Weinen oder Verlust der Sprachfähigkeit enden. Dein Freund erkennt Anzeichen für Stress nicht selbst, wenn du also bemerkst, dass er unruhig wird, dann schlage vor, dass ihr eine Pause macht.
- Bringe ihn an einen ruhigen, friedlichen Ort mit weniger Bewegung und Lärm.
- Bringe ihn von der Masse und Schaulustigen weg. [14] X Forschungsquelle
- Frage, bevor du die Person berührst oder anfasst. Sage beispielsweise: "Ich würde jetzt gerne deine Hand nehmen und dich nach draußen bringen." Du willst ihn nicht erschrecken oder verängstigen.
- Kritisiere das Verhalten nicht. Autisten können sich selbst im Moment des Geschehens nicht gut kontrollieren und du willst die Person nicht noch mehr stressen. Wenn du überfordert bist, dann gehe.
- Frage, ob die Person eine Umarmung will. Manchmal hilft das.
- Lasse die Person sich danach eine Weile entspannen. Sie will vielleicht Zeit mit dir oder für sich alleine.
-
Respektiere den freien Willen und persönlichen Freiraum. Ermutige andere dazu dasselbe zu tun. Für autistische und nicht-autistische Personen gelten dieselben Regeln: Greife oder bewege Arme/Hände/Körper nicht ohne Zustimmung, nimm ein Spielzeug oder Objekt, mit dem die Person sich beschäftigt, nicht weg und sei bedacht in Wort und Tat. Manche Leute, auch Erwachsene, haben das Gefühl, dass Behinderte nicht wie richtige Leute behandelt werden müssen.
- Wenn du siehst wie jemand schroff oder gemein zu einer autistischen Person ist, dann sage etwas.
- Zeige deinem Freund, wenn er schlecht behandelt wird und wie er sich selbst verteidigen kann. Das kann für Autisten, vor allem für solche mit PTSD (posttraumatischer Belastungsstörung) als Folge einer Compliance-Therapie oder anderer schlechter Erfahrungen schwierig sein.
-
Stelle Fragen darüber, wie du der Person helfen kannst. Finde heraus, wie du die Person behandeln sollst, indem du mit ihr darüber sprichst, wie es für sie ist mit Autismus zu leben. Sie will das vielleicht mit dir teilen und kann dir viele nützliche Informationen darüber geben, was du tun kannst, damit sie sich besser fühlt. [15] X Forschungsquelle
- Eine offene Frage wie "Wie ist es, mit Autismus zu leben?" ist zu weit gefasst. Die autistische Person kann wahrscheinlich so etwas Kompliziertes nicht in Worte fassen. Spezifische Fragen wie "Wie fühlt sich sensorische Überlastung an?" oder "Wie kann ich dir helfen nicht zu gestresst zu werden?" sind besser geeignet, um eine nützliche Antwort zu erhalten.
- Stelle die Fragen an einem ruhigen Ort, wenn ihr alleine seid, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf die Person zu ziehen. Sprich klar und deutlich, damit die autistische Person dich nicht missversteht oder denkt du neckst sie.
-
Stresse die Person nicht, wenn sie sich gerade selbst stimuliert. Damit sind Verhaltensweisen gemeint, die Autisten helfen ruhig zu bleiben oder ihre Emotionen zu kontrollieren. Wenn die Person beispielsweise beginnt zu kichern oder mit den Händen zu fuchteln, wenn sie dich sieht, dann mag sie dich sehr gerne. Stimming hilft der Person oft, weshalb du lernen solltest es zu akzeptieren, wenn es nicht sehr störend ist oder in deinen persönlichen Freiraum eingreift. Atme tief durch, wenn du merkst, dass das Verhalten dich verärgert. Stimming, also selbststimulierendes Verhalten, umfasst beispielsweise [16] X Forschungsquelle :
- Zappeln mit Objekten.
- Schaukeln.
- Fuchteln und Zappeln mit den Händen.
- Springen.
- Kopfschlagen.
- Quietschen.
- Wiederholtes Fühlen der Textur von etwas, z.B. von Haar.
-
Mache klar, dass du die Person akzeptierst. Autisten werden oft von Verwandten, Freunden, Therapeuten und sogar Fremden kritisiert, weil sie anders aussehen oder handeln. Das kann ihr Leben sehr schwierig gestalten. Zeige bedingungslose Akzeptanz in deinen Worten und Taten. Zeige der Person, dass es okay ist anders zu sein und dass du sie so magst wie sie ist.Werbeanzeige
Tipps
- Behandle Autisten so freundlich und respektvoll wie andere Menschen auch.
- Kommuniziert oft per Mail, SMS oder IM. Manchen Autisten fällt das leichter als Kommunikation von Angesicht zu Angesicht.
- Jeder Autist ist einzigartig. Es gibt keinen Universalansatz, der immer funktioniert und du wirst auf ganz natürliche Art und Weise lernen wie du am besten mit der Person interagierst.
- Dein autistischer Freund braucht vielleicht länger um sich zu öffnen und tut es vielleicht überhaupt nicht. Das ist okay. Lasse ihn sich in seinem eigenen Tempo bewegen.
- Sieh Autismus ähnlich wie einen kulturellen Unterschied, statt wie ein Defizit. Die Erfahrungen eines Autisten können ähnlich einem "Kulturschock" sein oder dem Versuch mit Menschen aus anderen Kulturen zu interagieren. Das kann zu Verwirrung und sozialen Fehltritten führen.
- Schweife nicht ab und lenke in einer Gruppe nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf die Unterschiede der autistischen Person. Gib dem Beachtungsbedürfnis nicht nach und erkläre nicht welch ein Engel du bist, weil du die autistische Person tolerierst. Autisten wissen, dass sie anders sind und fühlen sich unsicher oder verärgert, wenn du das immer wieder betonst.
- Denke an die Fallstricke des "Schubladendenkens". Während es in vielen medizinischen und erzieherischen Bereichen üblich ist "Person mit Autismus" zu sagen, ist innerhalb vieler autistischer Kreise "autistische Person" gewünscht. Frage im Zweifel die Person was ihr lieber ist.
- Behandle eine autistische Person so als wäre sie wie du. Wir sind alle gleich und nur bis zu einem bestimmten Grad anders, weshalb Unterschiede nicht gleich bedeuten, dass du die Person anders behandeln musst.
Werbeanzeige
Warnungen
- Nenne die Person nie Bürde und sage nie, dass ihr Gehirn kaputt oder falsch ist. Viele Autisten hören das schon ihr Leben lang und es von einem Freund zu hören kann ihr Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen.
- Mache dich nicht über die Person lustig, nicht einmal im Scherz. Viele Autisten haben damit schlechte Erfahrungen gemacht und es fällt ihnen schwer deine Absichten zu erkennen.
- Autisten neigen dazu, Dinge wörtlich zu nehmen.
Werbeanzeige
Referenzen
- ↑ http://www.autism.org.uk/living-with-autism/understanding-behaviour/sensory-world-of-autism.aspx
- ↑ http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/autism-spectrum-disorder/basics/symptoms/con-20021148
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24523411
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24523411
- ↑ https://www.psychology.org.au/publications/tip_sheets/autism/
- ↑ https://www.psychology.org.au/publications/tip_sheets/autism/
- ↑ https://www.psychology.org.au/publications/tip_sheets/autism/
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2677582/
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2677584/
- ↑ https://www.psychology.org.au/publications/tip_sheets/autism/
- ↑ http://psychcentral.com/lib/autism-spectrum-disorders-in-depth/
- ↑ http://psychcentral.com/lib/autism-spectrum-disorders-in-depth/
- ↑ https://www.psychologytoday.com/blog/your-wise-brain/201410/accept-them-they-are
- ↑ http://musingsofanaspie.com/2012/12/13/anatomy-of-a-meltdown/
- ↑ http://autismum.com/2012/05/07/10-tips-on-how-to-communicate-with-autistic-people/
- ↑ http://www.bbc.com/news/blogs-ouch-22771894
Werbeanzeige