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Die Handschrift einer Person ist so einzigartig wie ihre Persönlichkeit, was es besonders interessant macht, diese beiden miteinander in Verbindung zu setzen. Graphologie kann richtig Spaß machen, vor allem wenn du die Handschrift von Leuten untersuchst, die du kennst. Leider ist sie häufig nicht besonders akkurat. Wenn du die Deutung von Handschriften auf einer wissenschaftlich fundierteren Basis lernen willst, solltest du dich damit beschäftigen, wie forensische Ermittler zum Beispiel die Handschriften von Verdächtigen mit aufgefundenen Notizen oder Erpresserschreiben vergleichen.

Methode 1
Methode 1 von 2:

Die schnelle Analyse zur Unterhaltung

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  1. Graphologen behaupten von sich, dass sie aus einer Handschrift Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Verfassers ziehen können. Vielleicht steckt da auch ein Körnchen Wahrheit drin – immerhin können wir uns sicher alle recht gut vorstellen, wie eine „energische“ oder „nachlässige“ Schrift aussieht. Tatsächlich hält die Graphologie aber wissenschaftlichen Untersuchungen nicht stand, und daher ordnen Forscher sie als Pseudowissenschaft ein. [1] Im besten Fall basieren die gewonnenen Erkenntnisse auf Hintergrundwissen, damit verbundenen Erwartungen und einigermaßen logischen Rückschlüssen. Es macht Spaß, eine Schrift zu analysieren, aber du solltest sie nicht zum Kriterium machen, nachdem du Bewerber oder potenzielle Freunde aussortierst.
    • Glaube nie jemandem, wenn er behauptet, er könne Schurken oder Fremdgänger sofort an ihrer Handschrift erkennen. Dies ist definitiv nicht möglich, und jemanden aufgrund seiner Schrift eines Vergehens zu bezichtigen, würde ihn völlig haltlos in Misskredit bringen.
  2. Nach Möglichkeit solltest du um eine Schriftprobe in Schreibschrift auf unliniertem Papier bitten. Solche Proben lassen sich sehr viel besser analysieren als Druckschrift auf kariertem Papier. Im Idealfall sammelst du mehrere Schriftproben im Abstand von wenigstens einigen Stunden. Die Handschrift kann sich abhängig von Stimmung und äußeren Umständen leicht verändern, und eine Auffälligkeit in einer Stichprobe könnte nur eine temporäre Sache sein.
  3. Manche Leute drücken den Stift sehr fest aufs Papier, andere streifen es nur. Du kannst den Unterschied daran erkennen, wie dunkel die Schriftfarbe ist und wie stark das Papier auf der Rückseite durchgedrückt ist. Hier sind einige Interpretationen der Graphologie zum Thema Druck: [2] [3]
    • Hoher Druck steht für große emotionale Energie. Der Verfasser der Schriftprobe ist sehr leidenschaftlich, sensibel oder dynamisch.
    • Normaler Druck lässt auf eine Person schließen, die eher ruhig ist, aber mit beiden Beinen fest im Leben steht. Derjenige hat möglicherweise eine sehr gute Wahrnehmung und ein gutes Erinnerungsvermögen.
    • Leichter Druck weist auf einen introvertierten Menschen hin, der energetisch weniger aufgeladene Situationen bevorzugt.
  4. Gerade Schreibschrift tendiert dazu, in die eine oder andere Richtung zu „kippen“. Diese Eigenschaft solltest du eingehend untersuchen. Am besten lässt sie sich an Buchstaben erkennen, die eine Schleife in der oberen Hälfte machen, wie etwa b, d oder h):
    • Eine Neigung nach rechts deutet auf jemanden hin, der gerne oder schnell und mit viel Energie schreibt. Wenn sich diese Tendenz im Großteil seiner Schriftproben feststellen lässt, ist derjenige wahrscheinlich ziemlich selbstbewusst und durchsetzungsfähig.
    • Kippt die Schrift hingegen nach links, schreibt derjenige eventuell nur widerwillig oder will seine wahren Emotionen verbergen. Manchmal sagt man, dass solche Schreiber weniger kooperativ sind als diejenigen, deren Schrift sich nach rechts neigt. [4]
    • Eine gerade, annähernd perfekt vertikale Schrift haben oft Menschen, die ihre Emotionen gut im Gleichgewicht halten können. [5]
    • Achtung —Diese Regeln lassen sich nur bedingt oder gar nicht auf Linkshänder anwenden!
  5. Wenn man Leute auf unliniertem Papier ihre Schriftproben abgeben lässt, schreiben sie nur sehr selten auf einer perfekt waagerechten Linie. Lege ein Lineal auf das Papier und vergleiche die Linie der Schrift mit den Seiten des Papiers: [6]
    • Wenn es mit der Schrift eher aufwärts geht, zeigt sich darin entsprechend Optimismus und gute Laune.
    • Tendiert die Schrift nach unten, ist der Schreiber möglicherweise etwas mutlos oder kraftlos.
    • Schreibt jemand in Wellen, ist er vermutlich etwas unstet oder unsicher – oder aber einfach ein wenig ungeübt in Handschrift.
  6. Große Buchstaben lassen eine offene und extrovertierte Person dahinter vermuten. Kleine Buchstaben gehören tendenziell eher zu Menschen, die zurückgezogen, introvertiert oder besonders sparsam sind.
  7. Stehen die Buchstaben eng gedrängt? Das spricht für jemanden, der eher introvertiert und gehemmt ist. Weit auseinandergezogene Buchstaben hingegen deuten auf eine großzügige und unabhängige Person hin. [7] Zudem schauen Graphologen sich gern die Abstände zwischen den Wörtern an. Je dichter sie beieinander stehen, desto mehr genießt der Schreiber Gesellschaft, Geselligkeit und Menschenmengen. [8] Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass große Abstände zwischen den Wörtern auf einen klaren und organisierten Geist hindeuten. [9]
  8. Die Verbindung von Schreibschriftbuchstaben lässt viele Analysen zu, weil es so viele Variationen gibt. Leider sind sich die Graphologen nicht wirklich einig über die einzelnen Rückschlüsse, die sich daraus ziehen lassen, aber dies sind einige populäre Tendenzen: [10]
    • Girlanden: becherförmige Rundungen, die nach oben hin geöffnet sind. Sie lassen auf Stärke und Wärme schließen.
    • Arkaden: nach unten geöffnete Bögen wirken behäbiger, aber auch würdevoller. Oft werden sie zudem mit Kreativität in Verbindung gebracht.
    • Verkettungen: Der Strich wird am Ende eines Wortes leichter und zarter und hinterlässt manchmal nur Punkte auf dem Papier. Dies ist ein eher nachlässiger bis gehetzter Schreibstil, aber es gibt auch hier unzählige Interpretationsansätze.
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Methode 2
Methode 2 von 2:

Forensische Dokumentenanalyse

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  1. Dieser Bereich wird oft mit der Graphologie verwechselt, insbesondere in Europa, wo die Graphologie auch im offiziellen Sektor einige Anhänger hat. Die Dokumentenanalyse kann hier und da Hinweise bezüglich Alter und Geschlecht geben, aber sie versucht gar nicht erst, Persönlichkeiten zu analysieren. [11] Viel eher zielt sie darauf ab, Fälschungen zu erkennen und die Handschrift eines Verdächtigen etwa mit einem Droh- oder Erpresserbrief oder ähnlichen Beweisstücken abzugleichen.
  2. Alle Proben sollten freiwillig und mit ähnlicher Tinte und auf ähnlichem Papier abgegeben werden. Für deine erste Analyseübung solltest du Schriftproben von verschiedenen Freunden erbitten. Lass jede Person den gleichen längeren Absatz zweimal auf unterschiedlichem Papier aufschreiben. Wenn das geschehen ist, mischst du die Zettel alle gut durch und ordnest mit Hilfe der folgenden Techniken die Paare einander zu:
    • Kriminalspezialisten benutzen gerne mindestens drei Abschriften eines Briefes oder zwanzig oder noch mehr Ausführungen einer Unterschrift. [12]
  3. Es ist ein sehr häufig gemachter Fehler, zuerst einige Ähnlichkeiten zwischen den Proben festzustellen, sie einem Verfasser zuzuschreiben und dann gar nicht erst weiterzusuchen. Aber stattdessen solltest du erst Unterschiede und dann Ähnlichkeiten feststellen. [13] Mit diesem Wissen im Hinterkopf kannst du dich nun daran begeben, die gewünschten Informationen zu finden.
  4. Lege ein Lineal darunter oder schau dir an, wo die Schrift bei liniertem Papier auf der Linie liegt. Unterschiedliche Schreiber neigen dazu, ihre Schrift unterschiedlich anzusetzen. Manche schreiben wie festbetoniert auf der Linie, manche etwas darüber, manche etwas darunter. Es gibt Leute, die sehr ebenmäßig und waagerecht schreiben, andere hingegen erschaffen regelrechte Wellenmuster mit ihren Zeilen.
  5. Das kann etwas kniffelig sein, aber es ist auch aussagekräftiger als die meisten anderen Vergleiche. Nimm ein Lineal und miss auf den Millimeter genau den Abstand zwischen den Buchstaben und Wörtern. Wenn es signifikante Unterschiede gibt, könnte es sein, dass dahinter verschiedene Schreiber stecken. Besonders wahrscheinlich ist das, wenn auch noch die Art der Verbindung unterschiedlich ist. [14]
  6. Liegen die Schleifen von l oder k ziemlich hoch über den übrigen Buchstaben oder sind sie fast auf die gleiche Höhe gequetscht? Dieses Charakteristikum ist eindeutiger als die Breite einer Schleife oder die Neigung der Buchstaben.
  7. Es gibt Dutzende von Bögen, Schleifen, Verbindungen und Abschlüssen, die eine Schrift ausmachen. Wenn du keinen formellen Kurs besuchen kannst oder willst, lernst du die Techniken der Dokumentenanalyse am besten, indem du einen einzelnen, längeren handschriftlichen Text genau inspizierst und ihn dann mit dem von jemand anderem vergleichst. Hier sind einige Beispiele, wie du anfangen kannst:
    • Niemand schreibt wie eine Maschine. Schau nach verschiedenen Ausprägungen von Buchstaben innerhalb einer Schriftprobe: So kannst du sehen, welche Arten von Unterschieden es bei gleichen Buchstaben innerhalb einer Schriftprobe gibt. Diese Buchstaben sind dann keine verlässlichen Indikatoren für die Analyse. Wenn jemand das f also manchmal mit einer breiten Schleife und manchmal eher in Druckschrift schreibt, verlasse dich bei deinen Vergleichen nicht darauf.
    • Jetzt suchst du nach einem Buchstaben, der wirklich jedes Mal ein bestimmtes Charakteristikum aufweist. Zum Beispiel tendieren Menschen in Schreibschrift meist dazu, entweder große Anfangsbuchstaben wie das I auch in Schreibschrift zu schreiben, oder aber dafür einfach eine simple senkrechte Linie zu ziehen. Es kommt eher selten vor, dass jemand beide Schreibweisen mischt.
  8. Wenn du noch etwas mehr üben willst, lass deine Freunde versuchen, die Unterschrift des oder der jeweils anderen zu fälschen und sie dir in einem Packen zusammen mit der echten Unterschrift zu überreichen. Deine Aufgabe ist es nun, die echte Unterschrift zu erkennen. Hier sind einige Dinge, die dich auf die richtige Fährte bringen können: [15] [16]
    • Fälscher müssen langsam schreiben, um die Schrift nachzuahmen. Das kann dazu führen, dass die Schrift zitterig und wird, aber meist ist dafür die Linie sehr gleichmäßig dick und ausgeprägt. Bei echten Unterschriften verändert sich „unterwegs“ schon mal die Geschwindigkeit, weshalb sie manchmal hellere und dunklere Abschnitte haben können.
    • Wenn der Fälscher zwischendurch angehalten oder abgesetzt hat, kannst du möglicherweise Tintenkleckse oder winzige Lücken in der Schrift feststellen. Das kommt besonders häufig am Anfang und Ende der Unterschrift sowie zwischen einzelnen Buchstaben vor.
    • Setze deine eigene Unterschrift fünf Mal auf ein Blatt Papier, und du wirst wahrscheinlich bereits signifikante Unterschiede feststellen können. Wenn sich zwei Unterschriften zu genau gleichen, bis ins kleinste Detail, dann ist es durchaus möglich, dass eine davon eine Fälschung ist.
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Tipps

  • Wenn die Handschrift in alle möglichen Richtungen kippt, ist die Person wahrscheinlich ziemlich gestresst. In einer solchen Situation verfasste Schriftproben sind sehr schwierig zu analysieren.
  • Wenn dich jemand mit seinen graphologischen Künsten sehr beeindruckt, insbesondere wenn dieser jemand sich seine Analyse bezahlen lässt, solltest du kurz in dich gehen und über einige Dinge nachdenken. Könnte man diese Einschätzung nicht vielleicht zu so gut wie jedem Menschen deines Alters und Geschlechts treffen? Waren die Formulierungen des Graphologen eher vage und allgemein?
  • Wenn jemand vergisst, seine T s mit Querstrichen zu versehen oder Punkte auf seine i s zu setzen, hat er es entweder eilig oder ist grundsätzlich ziemlich nachlässig.
  • Bei jungen Menschen verändert sich die Handschrift sehr häufig (bis zum Ende der Teenagerzeit), und auch bei älteren oder kranken Menschen kann es vorkommen. [17]
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Warnungen

  • Drogen, ob legal oder illegal, können die Handschrift beeinflussen. Dadurch wird die Analyse sehr unzuverlässig. Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass du an der Schrift erkennen kannst, dass jemand Drogen nimmt – es sei denn, du verfügst über eine große Menge unterschiedlicher Schriftproben und hast langjährige Erfahrung und Übung.
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