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Eine Dokumentation ist ein nichtfiktionales Video oder ein Film, der den Zuschauer über ein Thema, eine Person, ein Ereignis oder einen Sachverhalt aus dem wahren Leben informiert. Manche Dokumentarfilme bilden uns über Dinge weiter, über die wir sonst vielleicht gar nichts wüssten. Andere nehmen sich wichtige Personen oder Ereignisse zum Thema und erzählen eine detaillierte Hintergrundgeschichte dazu. Und wieder andere wollen das Publikum von einer bestimmten Sichtweise auf ein Thema überzeugen. Für welches Thema du dich auch entscheidest, einen Dokumentarfilm zu drehen, ist eine große und ernstzunehmende Aufgabe. Lies und befolge unsere Anleitung, damit am Ende deiner Anstrengungen ein Film steht, auf den du richtig stolz sein kannst.

Teil 1
Teil 1 von 5:

Entwickele eine Idee

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  1. Worum wird es in deinem Film gehen? Deine Dokumentation sollte die Zeit und Aufmerksamkeit des Publikums wert sein (und deine eigene natürlich). Dein Thema sollte also nicht zu gewöhnlich, dafür aber ruhig kontrovers sein. Suche dir Themen, über die Uneinigkeit herrscht, über die in der Öffentlichkeit nicht viel bekannt ist, oder versuche, eine ganz neue Sichtweise auf ein Thema, eine Person oder Ereignis zu vermitteln, über das eigentlich fast jeder eine Meinung zu haben glaubt. Einfach zusammengefasst: Mache einen Film über ein interessantes Thema, nicht über langweilige oder alltägliche Themen. Das bedeutet nicht, dass deine Doku ein riesiges Ding sein oder gleich einen Oscar gewinnen muss. Eine gut gemachte, intim erzählte Dokumentation kann ein Publikum genauso fesseln. Es kommt nur darauf an, dass du eine gute Story zu erzählen hast.
    • Probiere deine Ideen zunächst verbal aus. Erzähle deine Dokumentation detailliert deiner Familie und Freunden. Dann kannst du anhand ihrer Reaktionen entscheiden, ob du die Idee komplett verwirfst oder weiter entwickelst und umsetzt.
    • Dokumentationen haben einen Bildungsauftrag, aber sie müssen das Publikum außerdem erreichen. Ein gutes Thema kann hier Wunder wirken. In vielen Dokus geht es um kontroverse soziale Themen. Andere behandeln vergangene Ereignisse, die viele Emotionen aufwühlen. Manche stellen Dinge auf den Prüfstand, die die Gesellschaft als ganz normal ansieht. Manche erzählen die Geschichte einer bestimmten Person oder eines Ereignisses, um daraus Rückschlüsse auf aktuelle Trends oder größere Zusammenhänge zu ziehen. Ob du dich für einen dieser Ansätze entscheidest oder nicht, achte darauf, dass du ein Thema auswählst, das das Potenzial hat, die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln.
    • Es wäre beispielsweise eine ziemlich schlechte Idee, eine Doku über das alltägliche Leben in einer ganz normalen Kleinstadt zu drehen, wenn du dir nicht hundertprozentig sicher bist, dass du das Leben durchschnittlicher Menschen interessant und bedeutsam erscheinen lassen kannst. Eine bessere Idee wäre es, diese Kleinstadtidylle in Kontrast zu einem schrecklichen Mordfall zu setzen, der sich dort zugetragen hat, und zu zeigen, wie dieser die Einwohner der Stadt beeinflusst hat.
  2. Gute Dokumentationen haben fast immer eine Mission: Sie werfen eine Frage darüber auf, wie unsere Gesellschaft funktioniert, wollen eine bestimmte Sichtweise auf ein Thema bestätigen oder als falsch entlarven, oder Aufmerksamkeit für ein Ereignis oder Phänomen erregen, das bisher an der breiten Öffentlichkeit vorbeigegangen ist, und so eine Aktion motivieren. Selbst Dokumentationen über Ereignisse, die weit in der Vergangenheit liegen, können einen Bogen zur Welt von heute schlagen. Anders als der Name vermuten lassen würde, geht es bei Dokumentationen nicht ausschließlich darum, etwas zu „dokumentieren“. Die Zielsetzung einer Dokumentation sollte nicht nur sein, zu zeigen, dass etwas Interessantes passiert ist – eine richtig gute Dokumentation sollte das Publikum überzeugen, überraschen, in Frage stellen und/oder herausfordern . Zeige nach Möglichkeit, warum dein Publikum bezüglich der Menschen und Dinge, die du präsentierst, in einer bestimmten Weise fühlen sollte.
    • Der gefeierte Regisseur Col Spector sagst, dass es zu den schlimmsten Fehlern gehört, die ein Dokumentarfilmer machen kann, entweder kein angemessenes Thema zu wählen, oder keine ernsthaften Fragen zu stellen und kein übergeordnetes Motiv zu haben. So sagt Spector: "Bevor du mit dem Filmen beginnst, frage dich selbst, welche Frage du stellen willst, und wie dieser Film dein Weltbild ausdrückt.“ [1]
  3. Auch wenn du glaubst, dass du dich bereits sehr gut mit deinem Thema auskennst, wäre es klug, wenn du dich noch einmal intensiv damit befasst, bevor du mit dem Filmen beginnst. Lies so viel wie möglich darüber, schau dir Filme dazu an, die es bereits gibt. Nutze das Internet und sämtliche Bibliotheken in deiner Nähe, um immer noch mehr dazuzulernen. Doch am allerwichtigsten: Sprich mit Menschen, die Experten auf dem Gebiet sind – die Geschichten, die sie erzählen können, und die Details, die sie dir liefern können, werden einen Rahmen für deinen Film schaffen.
    • Wenn du dich einmal für ein grundsätzliches Thema entschieden hast, das dich interessiert, grenze es mit Hilfe deiner Recherchen weiter ein. Wenn du also etwa besonders an Autos interessiert bist, dann lege genau fest, welche Leute, Ereignisse, Vorgänge und Fakten zum Thema Autos du während deiner Nachforschungen besonders spannend fandest. So kann sich deine Doku zum Beispiel auf eine bestimmte Gruppe von Menschen konzentrieren, die mit und an alten Autos arbeiten. Du kannst sie bei der Arbeit zeigen und über sie als Personen sprechen. Relativ eng fokussierte Dokumentationen sind oft leichter zu filmen, und manchmal sprechen die auch leichter ein Publikum an.
    • Lerne so viel wie möglich über dein Thema und beschäftige dich damit, welche Dokus oder Medienprojekte es dazu bereits gibt. Wenn irgend möglich, sollte dein Ansatz und dein ganzer Film anders sein als alles, was bis jetzt zu dem Thema gedreht oder veröffentlicht wurde.
    • Mach, basierend auf deinen Recherchen, ein paar Vorabinterviews. Auf diese Weise hast du die Möglichkeit, deine Idee von vielen unterschiedlichen subjektiven Perspektiven her zu entwickeln.
  4. Das ist nicht nur für dich praktisch, damit du siehst, in welche Richtung sich dein Projekt entwickelt, sondern auch für potenzielle Sponsoren und Investoren. Der Entwurf wird dir außerdem den Gedanken einer Geschichte näherbringen, denn letztlich ist ein Dokumentarfilm nichts anderes. Er muss alle Elemente einer guten und spannenden Geschichte enthalten. Während dieses Entwicklungsprozesses solltest du außerdem überlegen, mit welchem Konflikt oder Drama du die Geschichte in ihrem Verlauf lebendig halten willst.
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Teil 2
Teil 2 von 5:

Helfer, Technik und Terminplanung

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  1. Es ist grundsätzlich auch für eine einzelne Person absolut möglich, einen Dokumentarfilm zu recherchieren, zu planen, zu filmen und zu editieren, insbesondere wenn der Rahmen der Doku eher klein und intim ist. Allerdings finden viele Dokumentarfilmer, dass das Prinzip „Eine Person, eine Kamera“ sich in der Praxis recht schwierig gestaltet und in etwas amateurhaft anmutendem Material resultiert. Erwäge also, dir erfahrene Helfer für dein Projekt zu suchen, vor allem wenn du ein ambitioniertes Thema angehen willst oder möchtest, dass dein Film später möglichst professionell und hochwertig wirkt.
    • Als Helfer kannst du qualifizierte Freunde und Bekannte rekrutieren, dein Projekt mit Flyern oder online bewerben, oder du wendest dich direkt an eine Agentur, die Talente vermittelt. Hier sind einige Vorschläge, welche Arten von Profis du beschäftigen könntest:
      • Kameraleute
      • Beleuchter
      • Autoren
      • Rechercheure
      • Editors
      • Schauspieler (für gescriptete Sequenzen oder Nachstellungen)
      • Audio Aufzeichner / Editors
      • Technische Berater
  2. Achte bei der Zusammenstellung deines Teams darauf, dass die Leute deine grundsätzlichen Werte und Ansichten in Bezug auf das Thema der Dokumentation teilen. Außerdem kann es nicht schaden, wenn du eine junge, aufstrebende Crew engagierst, die nicht nur hochmotiviert und innovativ ist, sondern auch Zugang zu Märkten und Zielgruppen hat, die du vielleicht sonst ganz übersehen hättest.
    • Beratschlage dich immer mit deinem Kamerateam und anderen kreativen Mitarbeitern, die an deiner Dokumentation beteiligt sind. Auf diese Weise wird deine Doku ein Gemeinschaftsprojekt mit einer gemeinsamen Vision. Wenn du dich darauf einlässt, in einem gemeinschaftlichen Umfeld zu arbeiten, wirst du dafür ziemlich wahrscheinlich mit einer Crew belohnt werden, die Dinge sieht, die dir entgangen wären, und sich in dein Projekt in einer Weise einbringt, wie du es nicht für möglich gehalten hättest.
  3. Als ernstzunehmender Dokumentarfilmer solltest du wenigstens verstehen, wie Filme produziert, inszeniert, gedreht und editiert werden, auch wenn du nicht alles selber machen kannst. Wenn du bisher nicht viel Ahnung davon hast, wie der technische Prozess bei der Entstehung eines Films aussieht, solltest du vielleicht in Erwägung ziehen, einen Kurs zu machen, bevor du mit deinen Dreharbeiten beginnst. Viele Unis bieten Kurse zum Thema Filmemachen an, aber du kannst auch praktische Erfahrungen sammeln, indem du an Filmsets aushilfst, vor oder hinter der Kamera.
    • Zwar haben viele Regisseure und Filmemacher eine Ausbildung an einer Filmschule gemacht, aber praktische Erfahrung kann viel wichtiger sein als eine formelle Ausbildung. Viele Menschen, die heute wichtige Positionen bei Film und Fernsehen innehaben, haben irgendwann als Quereinsteiger angefangen und ihre ersten Erfahrungen als Kabelträger oder Komparsen gesammelt. [2]
  4. Du solltest mit möglichst hochwertiger Technik arbeiten (High End-Kameras, etc.). Leihe oder miete Ausrüstung, die du dir nicht selbst leisten kannst, und aktiviere deine Kontakte, um Zugang zu Equipment und Motiven zu bekommen.
  5. Du musst nicht unbedingt ganz genau und minutiös wissen, wie deine Doku entstehen wird, bevor du mit dem Drehen beginnst – eventuell kommen dir während des Filmens noch neue Ideen, oder du änderst deine Pläne, weil sich neue Möglichkeiten eröffnen. Allerdings solltest du schon einen Plan haben, bevor du zu filmen anfängst, etwa eine grobe Idee von Material und Drehorten. Wenn du im Voraus einen Plan hast, gibt dir das mehr Zeit, Interviewtermine auszumachen und bei Terminkonflikten Verabredungen zu verschieben. Dein Drehplan sollte wenigstens die folgenden Dinge umfassen:
    • Einzelne Personen, die du unbedingt interviewen willst – setze dich mit diesen Leuten so bald wie möglich in Verbindung, um Termine zu vereinbaren.
    • Veranstaltungen, bei denen du live vor Ort drehen willst – arrangiere An- und Abreise, kaufe falls nötig Tickets und hol dir eine Drehgenehmigung vom Veranstalter.
    • Texte, Bilder, Gemälde, Musik und/oder andere Dokumente, die du benutzen willst – hole dir vom jeweiligen Rechteinhaber die Erlaubnis, sein Werk benutzen zu dürfen, bevor du es in deine Dokumentation aufnimmst.
    • Nachgestellte Szenen, die du drehen willst – suche dafür zeitig nach Schauspielern, Requisiten und Locations.
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Teil 3
Teil 3 von 5:

Drehe deine Doku

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  1. Viele Dokumentationen widmen einen großen Teil ihrer Laufzeit persönlichen Interviews mit Menschen, die Experten auf dem Gebiet sind, das sich die Doku zum Thema gemacht hat. Wähle einige relevante Leute aus, die du für deinen Film interviewen willst und versuche, aus diesen Interviews so viel Material wie möglich zu generieren. Du kannst dieses Material im Laufe deiner Dokumentation immer wieder einstreuen, um damit deine Botschaft zu übermitteln und deine Position zu unterstreichen. Diese Interviews kannst du im "Nachrichtenstil" führen, also jemandem einfach ein Mikro ins Gesicht halten, aber grundsätzlich solltest du dich lieber an Einzelinterviews halten, die du in entspannter Atmosphäre und im Sitzen aufzeichnen kannst. So hast du Einfluss auf Beleuchtung, Inszenierung und Soundqualität deines Materials, und dein Interviewpartner kann sich vorbereiten, entspannen, sich Zeit nehmen und auch ruhig etwas ausführlichere Geschichten erzählen.
    • Diese Leute können berühmt und wichtig sein, etwa bekannte Autoren, die über dein Thema geschrieben haben, zum Beispiel, oder Professoren, die es intensiv studiert haben. Aber viele dieser Leute sind wahrscheinlich auch nicht berühmt und wichtig. Es können ganz normale Menschen sein, die einfach beruflich mit dem Thema viel zu tun haben, oder Leute, die rein zufällig bei einem wichtigen Ereignis anwesend waren. Manchmal passt es auch, wenn deine Interviewpartner überhaupt keine Ahnung von deinem Thema haben – es kann sehr erhellend und auch unterhaltsam für das Publikum sein, die unterschiedlichen Ansichten von Fachleuten und absoluten Laien zu hören.
    • Nehmen wir an, dass unsere Autodokumentation von Oldtimer-Fans in Berlin handeln soll. Hier sind einige Ideen, welche Menschen du dazu interviewen könntest: Mitglieder von Oldtimer-Clubs in und um Berlin, reiche Autosammler, nörgelnde alte Leute, die sich bei der Stadt über den Autolärm beschwert haben, Besucher, die zum ersten Mal bei einer Oldtimer-Show sind, sowie Mechaniker, die an den Autos arbeiten.
    • Wenn dir partout nicht die richtigen Interviewfragen einfallen wollen, dann beginne mit deinem Brainstorming bei den klassischen Fragewörtern: Wer? Was? Warum? Wann? Wo? Wie?" Oft reicht es schon, jemandem diese ganz einfachen Fragen über dein Thema zu stellen, um denjenigen zum Erzählen zu bringen, und oft bekommt man so die interessantesten Stories und Details.
    • Vergiss nicht, dass ein gutes Interview einem Gespräch gleicht. Du musst als Interviewer sehr gut vorbereitet sein, vorher gründliche Recherchen angestellt und dich umfassend informiert haben, um möglichst viele und wertvolle Informationen von deinem Interviewpartner erhalten zu können.
    • Sammele so viel B-roll-Material wie möglich. Filme deinen Interviewpartner auch nach außerhalb des eigentlichen Interview. So kannst du zwischendurch von dem sprechenden Kopf weg schneiden.
  2. Einer der größten Vorteile einer Dokumentation gegenüber einem dramatischen Film ist, dass er dem Regisseur erlaubt, seinem Publikum echtes Material von tatsächlichen Ereignissen und Veranstaltungen zu zeigen. Du solltest natürlich immer darauf achten, keine geltenden Gesetze zu Persönlichkeitsrechten zu verletzen, aber abgesehen davon solltest du so viel echtes Material filmen, wie du kannst. Filme Ereignisse, die den Blickwinkel deiner Dokumentation unterstützen, oder, wenn das Ereignis, um das es in deiner Doku geht, in der Vergangenheit liegt, kontaktiere Agenturen, die über historisches Material verfügen, und besorge dir die Erlaubnis, es zu benutzen. Wenn du etwa eine Dokumentation über Polizeibrutalität bei Protesten gegen Castortransporte machst, dann setze dich mit Menschen in Verbindung, die bei den Protesten zugegen waren und dort selbst gefilmt haben.
    • Bei unserer Auto-Doku sollten wir also offensichtlich Material von Autotreffen in und um Berlin besorgen. Wenn du kreativ sein willst, kannst du aber auch viele andere Dinge drehen: eine Diskussion im Rathaus über ein eventuelles Verbot dieser Treffen in der Nähe von Wohngebieten kann zum Beispiel der ganzen Doku etwas mehr Dramatik verleihen.
  3. Wenn du dir schon einmal selbst eine Dokumentation angesehen hast, wird dir aufgefallen sein, dass der Film nicht nur aus Material von Interviews und Ereignissen und nichts dazwischen besteht. Es gibt zum Beispiel häufig vor Interviews Einstellungen, die eine bestimmte Atmosphäre schaffen sollen oder einfach zeigen, wo das Interview stattfindet, indem die Kamera über ein Gebäude oder die Skyline einer Stadt fährt. Diese Aufnahmen nennt man Einspieler , und sie sind ein zwar kleiner aber nicht unbedeutender Teil deiner Doku.
    • Für unsere Auto-Doku würden wir also etwa einige Einspieler an den Orten drehen, an denen unsere Interviews stattfinden: In diesem Fall Autotreffen, Automuseen, Werkstätten, etc. Außerdem würden wir wahrscheinlich einige Einstellungen von charakteristischen Orten in Berlin machen, um ein Gefühl für die nähere Umgebung zu erzeugen.
    • Nimm unbedingt auch immer Umgebungsgeräusche mit auf, die für die Örtlichkeit charakteristisch sind.
  4. Zusätzlich zu den Einspielern wirst du auch sekundäres Material gut gebrauchen können, das man als „B-Roll“ bezeichnet. Das kann Material von wichtigen Objekten oder interessanten Vorgängen sein, aber auch Archivmaterial historischer Ereignisse. B-Roll ist wichtig, damit deine Doku visuell im Fluss und lebendig , denn es erlaubt dir, ihn visuell aktiv zu gestalten, auch wenn gerade nur eine einzelne Person für längere Zeit spricht.
    • Für unsere Beispieldokumentation würden wir möglichst viel B-Roll zum Thema Auto sammeln wollen – glamouröse Nahaufnahmen von auf Hochglanz polierten Autoteilen, Scheinwerfern, etc., sowie Aufnahmen von fahrenden Autos.
    • B-Roll ist besonders dann unerlässlich, wenn dein Dokumentarfilm sehr stark mit einer Voiceover-Erzählstimme arbeitet. Du kannst die Stimme des Erzählers nicht einfach über Interviews oder ähnliches Material legen, weil man dann deinen Interviewpartner nicht mehr hören würde. Also legt man solche Voiceovers normalerweise über kurze Szenen aus B-Roll-Material. B-Roll eignet sich außerdem wunderbar, um kleine Makel in Interviews zu kaschieren. Wenn dein Interviewpartner etwa mitten in einem ansonsten großartigen Interview einen Hustenanfall bekommen hat, kannst du beim Editieren den Huster einfach herausschneiden und die Tonspur des Interviews über ein Stück B-Roll legen, um den Schnitt zu kaschieren.
  5. Wenn es von bestimmten Ereignissen, die in deiner Dokumentation eine Rolle spielen, keine Originalaufnahmen gibt, ist es gängige Praxis, diese für die Kamera nachzustellen. Voraussetzung ist, dass du dich bei der Nachstellung nach bestem Wissen und Gewissen an die Fakten hältst, und dass du für das Publikum unmissverständlich klar machst, dass es sich um eine Nachstellung handelt. Du solltest unbedingt vernünftig und bodenständig bleiben; sichere dich ab, dass alles, was du filmst, einen realen Hintergrund hat.
    • Manchmal werden bei Nachstellungen die Gesichter der Schauspieler nicht gezeigt oder unkenntlich gemacht. Das hat damit zu tun, dass es für das Publikum holprig wirken kann, wenn ein Schauspieler eine reale Person verkörpert, die an anderer Stelle vielleicht selbst in der Dokumentation auftaucht.
    • Es ist empfehlenswert, dafür zu sorgen, dass sich nachgestellte Szenen stilistisch und optisch deutlich vom Rest deines Films abheben, etwa indem du die Farbintensität etwas herunterschraubst. So kann das Publikum leicht unterscheiden, was echt und was nachgestellt ist.
  6. Während des Entstehungsprozesses deines Filmes kannst du ein Tagebuch darüber führen, wie jeder einzelne Tag gelaufen ist. Notiere, welche Fehler du gemacht hast und welche unerwarteten Überraschungen du erlebt hast. Schreibe vielleicht auch einen groben Plan für den nächsten Drehtag. Wenn ein Interviewpartner etwas gesagt hat, was dich darüber nachdenken lässt, deinem Film eine neue Richtung zu geben, schreibe es auf. Wenn du auf diese Weise die Ereignisse jedes Tages notierst und Revue passieren lässt, verbesserst du deine Chancen, sowohl thematisch als auch zeitlich im gesteckten Rahmen zu bleiben.
    • Wenn du fertig bist, schau dir dein Material an und mach dir Notizen, welches du behalten willst und welches nicht.
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Teil 4
Teil 4 von 5:

Schneide deinen Film zusammen und verbreite ihn

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  1. Jetzt hast du also das Material für deine Dokumentation beieinander, und du musst es nur noch in einer interessanten und kohärenten Reihenfolge zusammenschneiden, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Du solltest einen detaillierten Plan erstellen, Einstellung für Einstellung, an den du dich beim Schnitt halten kannst. Dein Publikum braucht einen kohärenten Erzählstrang, dem es folgen kann, und der deine Argumentation stützt. Entscheide, welches Material an den Anfang gehört, was in die Mitte und was ans Ende – und welches Material du gar nicht verwenden willst. Konzentriere dich nur auf wirklich interessante Aufnahmen, und schneide alles heraus, was abschweift, langweilt oder belanglos ist.
    • Für unsere Doku über Oldtimer heißt das, dass wir zum Beispiel mit aufregenden und unterhaltsamen Aufnahmen aus dem fahrenden Auto heraus anfangen könnten, um den Zuschauer in die Welt der Oldtimer-Fans einzuführen. Dann geht es mit dem Vorspann weiter, gefolgt von Interviews, Szenen von Autotreffen, etc.
    • Am Ende deiner Dokumentation solltest du die Informationen des Films noch einmal auf interessante Art zusammenfassen und dein Kernthema herausstellen – etwa durch ein beeindruckendes Schlussbild oder ein tolles und einprägsames Zitat aus einem der Interviews. In unserer Beispieldokumentation könnte das zum Beispiel eine Szene sein, in der ein wunderschönes altes Auto für Ersatzteile ausgeschlachtet wird – ein Hinweis darauf, dass kaum noch jemand diese alten Schätzchen zu schätzen weiß.
  2. Viele Dokus nutzen als „roten Faden“ eine Audiospur, einen Sprecher, der Interviews und Aufnahmen von Ereignissen durch seine Erzählung logisch miteinander verknüpft. Du kannst das Voiceover selbst einsprechen, dir von einem Freund mit einer angenehmen Stimme helfen lassen, oder sogar einen professionellen Sprecher engagieren. Achte nur unbedingt darauf, dass die Erzählerstimme klar, verständlich und prägnant ist.
    • Grundsätzlich sollte Voiceover natürlich immer über Material gelegt werden, bei dem an sich der Ton nicht so wichtig ist. Das Publikum soll ja nichts verpassen. Du kannst Voiceover über Einspieler, B-Roll oder Material von realen Ereignissen legen, bei dem man auch ohne den Originalton einen guten Eindruck davon bekommt, was gerade vor sich geht.
  3. Manche Dokus nutzen statische oder animierte Grafiken, um Fakten, Zahlen und Statistiken direkt in Textform an den Zuschauer zu bringen. Wenn deine Dokumentation versucht, ein bestimmtes Argument zu beweisen, dann willst du diese vielleicht einsetzen, um Fakten zu unterstreichen, die für deine Argumentation sprechen.
    • In unserer Autodokumentation könnten wir zum Beispiel On-Screen-Text benutzen, um Statistiken über sinkende Mitgliederzahlen von Autoclubs in Berlin und ganz Deutschland zu zeigen.
    • Setze dieses Mittel zurückhaltend ein – bombardiere dein Publikum nicht mit Informationen in Form von Zahlen und Text. Es ist auf Dauer anstrengend für dein Publikum, sich durch Berge von Text arbeiten zu müssen, also setze diese Methode nur für besonders wichtige Informationen ein. Eine gute Faustregel ist hier, dass du nach Möglichkeit zeigen und nicht erklären solltest.
  4. Versuche, örtliche Musiker oder Musiktalente zu involvieren. Benutze deine eigene Musik, um dir keine Gedanken um Rechte machen zu müssen. Alternativ kannst du Musik benutzen, die entweder nicht mehr geschützt ist, oder du suchst nach Musikern, die sich freuen, wenn sie ihr Talent mit der Welt teilen können.
  5. Du hast jetzt alle Puzzleteile zusammen – du musst sie nur noch zusammensetzen. Benutze ein gutes Editierprogramm um dein Material auf deinem Computer zu einem kohärenten Film zusammenzuschneiden. Viele Computer werden heutzutage schon mit einfacher Videoeditiersoftware ausgeliefert. Schneide alles heraus, was nicht hundertprozentig zu deiner Dokumentation passt – zum Beispiel Passagen aus Interviews, in denen es nur indirekt um dein Thema geht. Lass dir bei der Nachbearbeitung Zeit – gönne dir die Ruhe, die du brauchst, damit deine Doku perfekt wird. Wenn du denkst, dass du fertig bist, schlafe noch eine Nacht darüber und schau dir am nächsten Tag den gesamten Film noch einmal an. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wirst du dann weitere Kleinigkeiten finden, die du verbessern kannst. Denk dran, was Ernest Hemingway gesagt hat: „Der erste Entwirf ist immer scheiße.“ thoughts on first drafts.
    • Du solltest deinen Film möglichst knapp halten, aber trotzdem ein vernünftige und ethischer Editor bleiben. Wenn du also während des Entstehungsprozesses über Material stolperst, das deutlich gegen den Standpunkt deiner Dokumentation spricht, wäre es etwas unaufrichtig, einfach so zu tu, als würde dieses Material nicht existieren. Passe stattdessen die Botschaft deines Filmes an oder – noch besser – finde ein neues Argument für deine Sichtweise!
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Teil 5
Teil 5 von 5:

Teste, vermarkte und führe deinen Film vor

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  1. Nachdem du mit der Nachbearbeitung fertig bist, wirst du deinen Film sicher zeigen wollen. Dafür sind Filme schließlich da! Zeige deine Doku jemandem, den du kennst – einem Elternteil, einem Freund oder sonst jemandem, dessen Urteil du vertraust. Anschließend bringe dein Projekt so weit in Umlauf wie irgend möglich. Miete einen Kinosaal an oder hole dir die Erlaubnis, deinen Film in einer anderen Location zeigen zu dürfen.
    • Involviere so viele Menschen wie möglich. Für jede Person, die an deinem Projekt beteiligt ist, kannst du nachher zwei Personen rechnen, die sich die Vorführung ansehen oder deinen Film kaufen werden.
    • Schicke deine Dokumentation an Festivalveranstalter. Wähle sorgfältig aus und konzentriere dich auf Festivals, die bereits ähnliche Projekte wie deines auf die Leinwand gebracht haben.
    • Sei auf ehrliches Feedback vorbereitet. Bitte dein Publikum, dir eine Rückmeldung zu deinem Film zu geben. Sag ihnen, dass sie ruhig ehrlich sein sollen – du willst schließlich genau wissen, was du ihnen gefallen hat und was vielleicht nicht. Je nachdem, was dein Publikum dir zu sagen hat, wirst du dich vielleicht sogar entscheiden, an den Schneidetisch zurückzugehen und deinen Film hier und da noch etwas zu verbessern. Das kann (muss aber natürlich nicht) sogar so weit gehen, dass du einzelne Szenen noch einmal drehst oder neue hinzufügst.
    • Bereite dich auf Ablehnung vor und härte ab. Nachdem du unzählige Stunden Arbeit in deine Dokumentation investiert hast, erwartest du natürlich eine bestimmte Reaktion und Rückmeldung von deinem Publikum. Sei nicht zu enttäuscht, wenn diese Reaktionen nicht sofort Stürme der Begeisterung sind. Wir leben in einer Welt, die von Medienproduktionen geradezu überschwemmt wird, und das Publikum hat hohe Erwartungen und langweilt sich schnell.
  2. Wenn dein Film endlich genau so ist, wie du ihn dir vorgestellt hast, und so gut wie er nur eben werden kann, dann ist es an der Zeit, ihn zu zeigen. Lade Freunde und Familie ein, führe ihnen die finale Fassung vor und lass sie Fragen stellen. Wenn du dich traust, lade den Film auf einer Plattform wie YouTube hoch und verbreite ihn in den sozialen Medien und über andere Kanäle.
  3. Wenn du absolut überzeugt von deinem Produkt bist, solltest du versuchen, eine offizielle Veröffentlichung zu erreichen. Neue Independent-Filme werden oft bei Filmfestivals uraufgeführt. Suche also nach Filmfestivals in deiner Nähe. Meistens finden diese in größeren Städten statt, aber manchmal gibt es sie auch in Kleinstädten. Melde deinen Film bei einem Festival an, vielleicht hast du ja Glück, und er wird gezeigt. Im Normalfall musst du eine Kopie deines Films abgeben und eine kleine Gebühr bezahlen. Wenn dein Film aus dem Pool der Bewerber ausgewählt wird, wird er beim Festival gezeigt. Und Filme, die bei Festivals besonders gut angekommen sind, werden manchmal sogar von Filmverleihfirmen gekauft und veröffentlicht.
    • Filmfestivals sind die Chance für dich, dir als Regisseur einen Namen zu machen und ein größeres Publikum zu erreichen. Bei diesen Festivals gibt es oft Fragestunden und Podiumsdiskussionen, bei denen Regisseure über sich selbst und ihre Filme sprechen können.
  4. Eine Dokumentation zu machen, kann ein sehr langer und anstrengender Prozess sein, aber es ist oft auch extrem lohnenswert und befriedigend sein. Indem du einen Dokumentarfilm drehst, kannst du dein Publikum unterhalten und fesseln, während du es gleichzeitig bildest. Darüber hinaus ist eine Doku eine seltene Chance für Filmemacher, tatsächlich die Welt zu verändern. Eine tolle Dokumentation kann lang ignorierte gesellschaftliche Probleme beleuchten, die Art beeinflussen, wie bestimmte Menschen und Ereignisse wahrgenommen werden, und sogar dazu führen, dass sich Handlungsmuster in der Gesellschaft verändern. Wenn du Schwierigkeiten hast, die Motivation oder Inspiration zu finden, deine eigene Dokumentation zu machen, dann schau dir doch mal einige der unten aufgelisteten, sehr einflussreichen Dokus an. Manche von ihnen waren (oder sind es immer noch) sehr umstritten – aber ein guter Dokumentarfilmer freut sich, wenn er polarisiert und man ihn kontrovers diskutiert!
    • Zana Briski & Ross Kauffman: Im Bordell geboren
    • Steve James: Hoop Dreams
    • Lauren Lazin: Tupac: Resurrection
    • Morgan Spurlock: Supersize Me
    • Errol Morris: Der Fall Randall Adams
    • Errol Morris: Vernon, Florida
    • Barbara Kopple: American Dream
    • Michael Moore: "Roger & me"
    • Jeffrey Blitz: Spellbound
    • Barbara Kopple: Harlan County U.S.A
    • Les Blank: Die Last der Träume
    • Peter Joseph: Zeitgeist: Moving Forward .
  5. Genieße den ganzen Entstehungsprozess deines Films. Es ist eine kreative Erfahrung, und du wirst aus deinen Fehlern lernen.
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Tipps

  • Lerne das Editieren. Es kann dir Stunden und Stunden an vergeudeter Zeit ersparen, wenn sich manche Dinge etwas schwieriger editieren lassen.
  • Wenn du mehrere unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen präsentierst, wird dein Film fairer und objektiver.
  • Nachdem du deinen Film auf DVD gebrannt hast, besorge dir eine Lizenz, damit du ihn verkaufen kannst.
  • Du kannst auch Sony Vegas benutzen. Es ist zwar etwas komplizierter in der Handhabung, macht aber bessere Filme. Zum Starterpaket gehört außerdem eine Anleitungs-DVD. Vegas eignet sich hervorragend für jede Art von Film.
  • Für komplexere Produktionen auf Mac solltest du Final Cut Pro oder Adobe Premiere benutzen.
  • Windows Movie Maker ist ein tolles Tool! Es ist sehr einfach zu benutzen und macht großartige Filme.
  • Wenn du einen Mac hast, probiere iMovie aus. Dieses Programm ähnelt Movie Maker insofern, dass es leicht zu benutzen ist und tolle Filme dabei herauskommen. Außerdem gibt es einige Vorlagen, die du anwenden kannst, um deinen Film noch professioneller wirken zu lassen.
  • Bitte fremde Personen, sich deinen Film anzuschauen, damit du eine unvoreingenommene Meinung bekommst. Suche dir zum Beispiel über Facebook freiwillige Kandidaten.
  • Erstelle einen Account bei YouTube und veröffentliche deinen Film dort, damit die ganze Welt ihn sehen kann. Benutze in diesem Fall allerdings keine Musik, die durch Copyright geschützt ist.
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Warnungen

  • Wenn du in deinem Film Musik verwenden willst, dann hole dir unbedingt vorher alle notwendigen Genehmigungen.
  • Verwende informative Interviews, Nachstellungen von Ereignissen (oder Originalmaterial, wenn möglich) und sachliche Dokumente, um alle Seiten der Geschichte zu stützen. Eine Dokumentation soll nur die Fakten präsentieren und dem Zuschauer erlauben, sich eine eigene Meinung zu bilden. Achte deshalb ganz besonders darauf, dass du nicht zu offensichtlich deine eigene, persönliche Meinung in die Doku einfließen lässt. Wenn das passiert, ist dein Werk nämlich streng genommen keine Doku mehr, sondern Propaganda.
  • Ein Dokumentarfilm erzählt wie jeder andere Film eine Geschichte. So gut wie alle Dokumentarfilmer biegen sich hier und da die Regeln zurecht, schneiden Material neu zusammen, um den Kontext eines Interviews zu verändern, etc. Hab keine Angst vor etwas künstlerischer Freiheit, um deine Geschichte interessanter zu machen.
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