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Für viele Autoren ist die Kurzgeschichte das perfekte Medium. Während ein ganzer Roman eine Herkulesaufgabe sein kann, ist eine Kurzgeschichte fast von jedem zu entwerfen und – was noch wichtiger ist – zu beenden. Sie kann den Leser ebenso wie ein Roman fesseln und unterhalten. Mit etwas Nachdenken, einem guten Entwurf und dem Polieren der Story kannst du in Nullkommanichts erfolgreich eine Kurzgeschichte vollenden.

Teil 1
Teil 1 von 3:

Ideen brainstormen

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  1. Worum soll es in der Geschichte gehen und was soll darin passieren? Überlege, was dein Anliegen ist oder was du zeigen willst und wie du an die Story herangehen willst. [1]
    • Du könntest z.B. mit einer einfachen Handlung beginnen. Deine Hauptfigur könnte eine schlechte Nachricht bekommen oder einen unerwünschten Besuch von einem Freund oder Verwandten.
    • Du könntest dir auch eine kompliziertere Handlung überlegen. Vielleicht wacht deine Hauptfigur in einem Paralleluniversum auf oder entdeckt ein dunkles Geheimnis eines anderen Menschen.
  2. In den meisten Kurzgeschichten geht es um höchstens eine oder zwei Hauptfiguren. Deine Hauptfigur sollte ein klares Bestreben haben, sollte aber auch voller Gegensätze sein. Erschaffe nicht nur eine gute Figur und eine schlechte. Deine Hauptfiguren sollten interessante Eigenschaften und Gefühle haben, so dass sie sowohl kompliziert als auch ausgewogen wirken. [2]
    • Du kannst dich auch von realen Personen für deine Hauptfigur inspirieren lassen. Du kannst aber auch Fremde in der Öffentlichkeit beobachten und ihre Eigenschaften verwenden.
    • Vielleicht ist deine Hauptfigur ein junges Mädchen im Teenageralter, das ihren Bruder in der Schule vor Rabauken beschützen, aber gleichzeitig nicht anecken will. Vielleicht ist deine Hauptfigur ein älterer Mann, der einsam ist und sich deshalb mit seinem Nachbarn befreundet und dann feststellt, dass sein Nachbar kriminellen Aktivitäten nachgeht.
  3. Bei jeder guten Kurzgeschichte gibt es einen zentralen Konflikt, d.h. die Hauptfigur muss sich mit einem Problem auseinandersetzen. Dieser Konflikt sollte sich in einer Kurzgeschichte früh zeigen. Mache deiner Hauptfigur das Leben schwer. [3]
    • Vielleicht hat deine Hauptfigur einen starken Wunsch oder möchte etwas, das sie nur schwer bekommen kann. Oder die Figur ist ein einer schlimmen oder gefährlichen Situation gefangen und muss herausfinden, wie sie überleben kann.
  4. Das ist ein weiteres Schlüsselelement in einer Kurzgeschichte: Wo findet die Geschichte statt? Bei einer Kurzgeschichte solltest du an einem zentralen Ort bleiben, wobei du den Szenen mit den Figuren Details hinzufügst. Wähle eine Szenerie, die dich interessiert und für die du den Leser begeistern kannst. [4]
    • Du könntest die Geschichte z.B. an der Oberschule in deiner Heimatstadt ansiedeln oder in einer kleinen Kolonie auf dem Mars.
    • Versuche, deine Geschichte nicht mit zu vielen Orten zu überladen, denn du willst deine Leser ja nicht verwirren. Normalerweise brauchst du nur einen oder zwei Orte für eine Kurzgeschichte.
  5. Die meisten Kurzgeschichten drehen sich um ein Thema und beschäftigen sich über einen Erzähler oder eine Hauptfigur damit. Du kannst allgemeine Themen wie: „Liebe“, „Verlangen“ oder „Verlust“ wählen und darüber aus Sicht deiner Hauptfigur berichten. [5]
    • Du könntest dich auch auf spezifischere Themen beziehen, z.B. „Liebe unter Geschwistern“, „dem Wunsch nach Freundschaft“ oder „dem Verlust eines Elternteils“.
  6. In jeder guten Kurzgeschichte gibt es einen starken Moment, in dem die Hauptfigur ihren emotionalen Höhepunkt erreicht. Dieser passiert meist in der zweiten Hälfte der Geschichte oder nahe am Ende. Auf dem Höhepunkt fühlt sich die Hauptfigur überfordert, gefangen, verzweifelt oder machtlos. [6]
    • Bei dir gibt es z.B. einen emotionalen Höhepunkt, an dem deine Hauptfigur, ein einsamer älterer Mann, seinen Nachbarn wegen seiner kriminellen Aktivitäten konfrontieren muss. Oder der emotionale Höhepunkt besteht darin, dass das junge Mädchen für ihren Bruder eintritt und ihn verteidigt.
  7. Es sollte deinen Leser überraschen, schockieren oder beeindrucken. Vermeide ein Ende, das der Leser vorhersehen kann. Gib ihm stattdessen ein falsches Gefühl von Sicherheit, so dass er glaubt, wie die Geschichte endet. Lenke dann die Aufmerksamkeit auf eine andere Figur oder ein anderes Bild, so dass der Leser einen Schock bekommt. [7]
    • Vermeide ein vorhersehbares Ende voller Klischees oder bekannter Wendungen, um deinen Leser zu beeindrucken. Baue Spannung und Ungewissheit auf, um deinen Leser am Ende zu schockieren.
  8. Lerne von erfahrenen Autoren, was eine erfolgreiche Kurzgeschichte ausmacht. Lies Kurzgeschichten verschiedener Genres, von klassischen Erzählungen über Science Fiction bis zu Fantasy. Erkenne, wie der Autor Figuren, Thema, Szenerie und Handlung einsetzt, um die Story anzuheben. Lies z.B.:
    • “Die Dame mit dem Hündchen” von Anton Tschechow [8]
    • “Was ich dir immer schon sagen wollte” von Alice Munro
    • “Für Esme mit Liebe und Unrat" von J.D. Salinger [9]
    • “Ferner Donner” von Ray Bradbury [10]
    • “Schnee, Apfel, Glas” von Neil Gaiman
    • "Brokeback Mountain” von Annie Proulx [11]
    • “Wants” von Grace Paley
    • “Apollo” von Chimamanda Ngozi Adichie
    • “Und so verlierst du sie” von Junot Diaz
    • “Sieben” von Edwidge Danticat
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Teil 2
Teil 2 von 3:

Einen ersten Entwurf schreiben

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  1. Der sollte fünf Teile enthalten: Exposition, auslösendes Ereignis, steigende Handlung, Höhepunkt, fallende Handlung und Auflösung. Verwende den Abriss als Bezug beim Schreiben, um sicherzustellen, dass sie einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. [12]
    • Du kannst auch die Schneeflocken-Methode verwenden. Dabei verwendest du eine Zusammenfassung in einem Satz und einem Absatz, eine Synopsis aller Figuren und ein Blatt voller Szenen.
  2. Er sollte Handlung, Konflikt oder ungewöhnliche Bilder enthalten, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken. Stelle die Hauptfigur und die Szenerie im ersten Absatz vor und mache dem Leser die Hauptthemen und -ideen klar. [13]
    • Ein Anfang wie: „Ich war an diesem Tag einsam“ sagt dem Leser nicht viel über den Erzähler und ist nicht besonders spannend.
    • Versuche lieber einen Anfang wie: „Am Tag, nachdem meine Frau mich verlassen hatte, klopfte ich an die Tür der Nachbarin, um nach Zucker für den Kuchen zu fragen, den ich nicht backen würde.“ Das zeigt dem Leser einen vergangenen Konflikt, den Verlust der Frau, und weist auf die Spannung zwischen Erzähler und Nachbarin hin.
  3. Eine Kurzgeschichte wird meist in der ersten Person erzählt und sie hält sich an eine Haltung. So behält die Story einen klaren Fokus und eine klare Position. Du kannst die Geschichte auch in der dritten Person schreiben, was aber für mehr Abstand zwischen dir und dem Leser führt. [14]
    • Einige Geschichten wurden in der zweiten Person geschrieben, in dem der Erzähler „du“ verwendet. Das geschieht meist, wenn die zweite Person für die Story entscheidend ist, z.B. in der Kurzgeschichte von Ted Chiang „Geschichte deines Lebens“ oder der von Junot Diaz „Und so verlierst du sie“.
    • Die meisten Kurzgeschichten werden in der Vergangenheitsform geschrieben. Du kannst sie aber auch in der Gegenwartsform schreiben, wenn du die Story unmittelbarer machen willst.
  4. In einer Kurzgeschichte sollte ein Dialog immer mehr sein als reiner Dialog. Er sollte dem Leser etwas über die Figur sagen, die spricht, und die Handlung weiter vorantreiben. Schreibe Dialoge, die die Figuren enthüllen und den Szenen mehr Spannung oder Konflikt verleihen. [15]
    • Anstelle einer Zeile wie: „Heh, was gibt’s Neues?“, gib deiner Figur eine Stimme. Schreibe z.B.: „Heh Süße, wie geht’s?“ oder „Wo hast du gesteckt? Ich habe dich ewig nicht gesehen.“
    • Beschreibe Dialoge mit „stammelte sie“, „plapperte ich“ oder „rief er“, um der Figur etwas mitzugeben. Anstatt zu schreiben: „Wo hast du gesteckt?“, fragte sie, schreibe: „Wo hast du gesteckt?“, fragte sie fordernd, oder: „Wo hast du gesteckt?“, rief sie.
  5. Überlege dir, wie es sich für die Hauptfigur anfühlt, anhört, schmeckt, riecht und aussieht. Beschreibe die Szenerie sinnlich, so dass sie für den Leser lebendig wird. [16]
    • Du könntest deine alte Oberschule z.B. beschreiben als „ein gigantisches, industriell aussehendes Gebäude, das nach Sportsocken, Haarspray, verlorenen Träumen und Kreide schmeckte“. Oder du könntest den Himmel über deinem Haus beschreiben als „ein leeres Laken am Morgen, das in einem dicken, grauen Nebel von den Bränden des nahegelegenen Waldes gehüllt ist“.
  6. Dabei muss es sich nicht um etwas Großes oder Deutliches handeln. Es könnte subtil sein, so dass deine Figuren sich zu ändern oder die Dinge anders zu sehen beginnen. Du könntest mit einer Enthüllung enden, die sich offen anfühlt, oder mit einer, die die Konflikte klar und deutlich löst. [17]
    • Du kannst auch mit einem interessanten Bild oder Dialog aufhören, das/der enthüllt, dass eine Figur sich verändert.
    • Du könntest deine Geschichte z.B. beenden, indem die Hauptfigur beschließt, den Nachbarn anzuzeigen, auch wenn das bedeutet, einen Freund zu verlieren. Oder du beschließt mit dem Bild, wie deine Hauptfigur ihren blutenden Bruder nach Hause bringt, gerade rechtzeitig zum Abendessen.
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Teil 3
Teil 3 von 3:

Den Entwurf polieren

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  1. Höre, wie jeder Satz klingt, besonders in Dialogen. Stelle fest, ob die Geschichte schön von Absatz zu Absatz fließt. Überprüfe, ob es merkwürdige Sätze oder Abschnitte gibt. Falls ja, unterstreiche sie und überarbeite sie später.
    • Überprüfe, ob deine Story deinem Handlungsabriss folgt und ob es einen klaren Konflikt für die Hauptfigur gibt.
    • Beim lauten Lesen fallen dir auch eher Rechtschreib-, Grammatik- oder Interpunktionsfehler auf.
  2. Die meisten Kurzgeschichten haben zwischen 1.000 bis 7.000 Worten, d.h. sie sind eine bis zehn Seiten lang. Sei offen dafür, Szenen oder Sätze zu streichen, um kürzer und strammer zu werden. Achte darauf, dass du nur Details und Momente aufführst, die zwingend nötig für die Geschichte sind, die du erzählen willst. [18]
    • Bei Kurzgeschichten gilt allgemein: Je kürzer, desto besser. Lass nichts in einem Satz, das nicht viel ausdrückt. Streiche Szenen, deren Klang du magst, die aber sinnlos sind. Sei gnadenlos beim Kürzen, damit deine Geschichte nur das erzählt, was nötig ist.
  3. Viele Verleger und Leser achten auf den Titel einer Geschichte, um zu überlegen, ob sie weiterlesen wollen. Wähle einen Titel, der den Leser fasziniert und ihn ermutigt, die ganze Geschichte lesen zu wollen. Wähle ein Thema, ein Bild oder den Namen einer Figur aus der Geschichte und mache sie zum Titel. [19]
    • „Was ich dir schon immer sagen wollte“ von Alice Munro ist ein gutes Beispiel, denn es ist ein Zitat einer Figur aus der Geschichte und es spricht den Leser direkt an, wobei das „Ich“ etwas mit dem Leser teilen will.
    • Der Titel: „Schnee, Apfel, Glas“ von Neil Gaiman ist auch ein gutes Beispiel, denn er präsentiert drei Objekte, die für sich genommen interessant sind, aber noch interessanter, wenn sie in eine Geschichte gesteckt werden.
  4. Zeige die Kurzgeschichte Freunden, Familienmitgliedern und Gleichaltrigen in der Schule. Frage sie, ob die Geschichte sie emotional bewegt und betrifft. Sei offen für konstruktive Kritik, denn sie macht deine Story stärker.
    • Du kannst dich auch einer Autorengruppe anschließen und deine Kurzgeschichte bei einem Workshop einreichen. Oder du gründest mit Freunden eine Autorengruppe, dann könnt ihr gegenseitig an euren Geschichten arbeiten.
    • Sobald du Feedback von anderen bekommst, kannst du deine Story überarbeiten, so dass eine bessere Version entsteht.
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Über dieses wikiHow

Zusammenfassung X

Wenn du eine Kurzgeschichte schreiben willst, denk dir zunächst einen zentralen Konflikt für deine Geschichte aus, erschaffe dann einen Hauptcharakter, der in diesen Konflikt hineingerät, und überleg dir dann, ob dein Hauptcharakter mit anderen Charakteren interagieren soll. Außerdem musst du dich entscheiden, wann und wo deine Geschichte spielt. Im nächsten Schritt zeichnest du einen Plot vor, mit einem Höhepunkt und einer Auflösung. Diesen ersten Entwurf verwendest du dann, um die erste Version deiner vollständigen Geschichte zu schreiben, ohne dir dabei zu viele Gedanken darüber zu machen, ob er perfekt ist. Lies dir diesen Entwurf laut selbst vor, damit du feststellst, wo du noch etwas verbessern oder korrigieren musst.

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