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„Du hast Stubenarrest!“ — Die meisten Eltern haben diesen Satz in ihrer eigenen Kindheit wenigstens einmal gehört und viele von ihnen sehen das Erteilen von Haus- oder Stubenarrest als berechtige Erziehungsmethode an. Allerdings kann ein kurzschlussartiger, unbegrenzter und/oder übertriebener Stubenarrest mehr Probleme schaffen als lösen. In Deutschland ist er per Gesetz auch nur insoweit erlaubt, dass das Kindeswohl nicht gefährdet wird (Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung, BGBl. I, S. 1479). Wie auch bei jeder anderen Erziehungsmethode sollte das Erteilen von Hausarrest in Ruhe überdacht werden, durch zuvor aufgestellte Regeln begründet sein und im passenden Verhältnis zum Fehlverhalten stehen. Wenn diese Art des Hausarrestes trotz allem nicht die erwünschten Ergebnisse liefert, solltest du andere Methoden in Betracht ziehen.

Teil 1
Teil 1 von 3:

Die Bedingungen und Konsequenzen im Voraus festlegen

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  1. Vage Anweisungen wie „Sei brav oder du bekommst Ärger“ oder „Du benimmst dich, wenn du keinen Stubenarrest bekommen willst“ geben Kindern nicht genügend Informationen, um sich ein klares Bild von den Bedingungen und Konsequenzen machen zu können. Stelle klare Regeln auf, die zum Alter deines Kindes und den jeweiligen Umständen passen. Benutze Sätze im „Wenn..., dann...“-Stil, um die Konsequenzen für eine Nichteinhaltung der Regeln zu erklären. [1]
    • „Du darfst für eine Stunde nach dem Nachhausekommen von der Schule keine Videospiele spielen, weil du in dieser Zeit Hausaufgaben machen und lernen sollst.“
    • „Wenn du diese Regel brichst, dann darfst du eine Woche lang keine Videospiele spielen.“
  2. Kinder und Jugendliche neigen dazu, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Weitreichende Anweisungen zu geben, sind daher nicht allzu wirksam. Anstatt zu sagen, dass sich dein Kind dieses Schuljahr besonders im Geschichtsunterricht bemühen soll, konzentriere dich lieber auf die nächsten ein bis zwei Wochen: „Du musst deine Hausaufgaben diese Woche gründlich machen und für die nächste Woche anstehende Arbeit lernen.“ [2]
    • Denke folgendermaßen: Vielen Kindern wird gesagt, dass sie das ganze Jahr über brav sein müssen, damit sie vom Weihnachtsmann viele Geschenke bekommen. Gewöhnlich beginnen sie aber erst im Dezember, sich darum zu sorgen, ob sie auf der Liste der artigen oder der unartigen Kinder stehen.
  3. „Die Bestrafung muss dem Verbrechen angemessen sein“ – in diesem Sinne sollten die Konsequenzen für das Fehlverhalten von Kindern auch in Verbindung zum jeweiligen Verhalten stehen. Auf diese Weise können Kinder das Konzept von Ursache und Wirkung in Bezug auf ihre Taten besser verstehen. Zudem erleichtert es dir, eine Bestrafung zu finden, die dem Fehlverhalten angemessen ist. [3]
    • Wenn dein Teenager beispielsweise mit einigen Freunden leichten Vandalismus betrieben hat, dann könntest du ihm insofern „Hausarrest“ erteilen, dass er diese Freunde für zwei Wochen nicht sehen darf. Zusätzlich dazu kannst du dein Kind dazu auffordern, sich zu entschuldigen und bei der Beseitigung zu helfen.
  4. Wenn ein Kind während des Rangelns mit seinem Bruder eine Vase herunterreißt, dann ist dies nicht das Gleiche, wie wenn ein Kind, das seinen Willen nicht bekommt, aus Wut eine Vase herunterschmeißt – trotzdem ist das Ergebnis beider Szenarien eine zerbrochene Vase. Doch obwohl beide Beispiele die eine oder andere Art der Bestrafung verdient haben, sollte die absichtliche Zerstörung der Vase im zweiten Beispiel zu einer umfassenderen Bestrafung führen. [4]
    • Wenn du immer eine pauschale Bestrafung (z.B. eine Woche Hausarrest) einsetzt ohne Berücksichtigung der Absicht und anderer mildernder Umstände, dann wird sich dein Kind stärker auf die Ungerechtigkeit der Strafe konzentrieren als auf das Lernen aus der Erfahrung.
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Teil 2
Teil 2 von 3:

Sicherstellen, dass der Stubenarrest gerecht und wirkungsvoll ist

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  1. Bevor ein Kind anfängt, starke Verbindungen und eine Identität außerhalb seines Zuhauses zu entwickeln, ist Stubenarrest nicht besonders wirkungsvoll. Aus diesem Grund werden die meisten Kinder unter zehn bis zwölf Jahren Hausarrest nicht als wirkliche Strafe ansehen. [5]
    • Bei etwas jüngeren Kindern können gezielte Einschränkungen, wie das zeitweise Verbot bestimmter Spielsachen oder bestimmter Aktivitäten, wirksam sein.
    • Kinder unter sechs oder gar bis zu acht Jahren können das Konzept von Ursache und Wirkung und der Verbindung zwischen ihrem Fehlverhalten und der Strafe mitunter noch nicht verstehen.
  2. Du möchtest, dass der Hausarrest eine unangenehme Erfahrung für dein Kind ist, damit es diese Strafe nicht erneut erhalten will. Eine Übertreibung würde jedoch lediglich dazu führen, dass sein Ärger die Botschaft überschattet, die du ihm übermitteln möchtest. Verbiete ihm daher Orte, Dinge oder Menschen, die ihm fehlen würden, schneide dein Kind aber nicht vollkommen von seinem Umfeld und wichtigen Aktivitäten ab. [6]
    • Deinem Kind zu verbieten, das Haus zu verlassen oder Freunde einzuladen, oder ihm den ganzen Tag über den Zugang zu den sozialen Medien zu sperren, kann sehr unangenehm sein. Ein wichtiges Fußballspiel oder eine Tanzvorführung als Teil des einwöchigen Hausarrests zu verpassen sollte aber nur nach gründlicher Überlegung deinerseits zum Einsatz kommen.
  3. Unbegrenzter oder langzeitiger Hausarrest ist für Kinder gewöhnlich mehr Ärgernis als Lehre. Wenn ihr Fehlverhalten so schwerwiegend war, das ein einwöchentlicher Hausarrest oder mehrere Wochenenden zu Hause nicht als ausreichend erscheinen, dann solltest du andere erzieherische Maßnahmen in Erwägung ziehen. [7]
    • Wenn dein Kind ohne Erlaubnis euer Auto benutzt und beschädigt hat, dann könntest du anfänglich für eine Woche Hausarrest erteilen und während dieser Zeit einen Plan ausarbeiten, wie es die Reparaturkosten abarbeiten kann.
  4. Es mag verlockend sein, deinem Kind während des Hausarrests den gesamten Zugang zu den sozialen Medien zu verbieten oder sein Telefon zu konfiszieren. Allerdings solltest du dir bewusst sein, wie weitreichend diese Art der Bestrafung für dein Kind wäre. Für viele Kinder sind die sozialen Medien ihre Quelle für wichtige Informationen (z.B. über schulische oder außerschulische Aktivitäten) und Neuigkeiten und bilden einen Großteil ihrer Verbindung zur Außenwelt. [8]
    • Den Zugang zu den sozialen Medien als Teil des Hausarrestes vollkommen zu sperren könnte zu mehr Ärger und Unruhe führen als du dir vorstellen kannst. Dies wiederum könnte nach Ende des Verbotes einen übermäßigen Gebrauch nachsichziehen.
    • Stattdessen könntest du erwägen, bestimmte soziale Medien zu verbieten oder den Zugang zeitlich einzuschränken.
  5. Bedenke, dass „Strafminderung bei guter Führung“ nicht das Gleiche ist wie das Aufweichen einer gegebenen Strafe. Gib klare Anweisungen, wie dein Kind seinen Hausarrest reduzieren kann, und schwanke nicht von deiner ursprünglichen Entscheidung ab, wenn dein Kind diese Anweisungen nicht befolgt. [9]
    • Beispiel: „Da du wieder einmal zu spät nach Hause gekommen bist, musst du die nächsten zwei Wochenenden zu Hause bleiben. Wenn du aber diese Liste mit Aufgaben zusätzlich zu deinen gewohnten Pflichten im Haushalt und all deinen Hausaufgaben erledigst, dann werde ich deine Strafe auf ein Wochenende reduzieren.“
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Teil 3
Teil 3 von 3:

Alternativen zu wirkungslosem Stubenarrest suchen

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  1. Empathische oder einfühlsame Erziehungsmethoden ersetzen traditionelle Strafen wie Hausarrest durch eine kommunikationsbasierte Herangehensweise. Ziel hierbei ist, dem Kind zu helfen, zu erkennen, was es falsch gemacht hat und warum dies falsch ist, und ihm dann die Mittel zu geben, um selbst zu entscheiden, wie es den Fehler „richten“ will. [10]
    • Einige Befürworter der empathischen Erziehung vertreten die Meinung, dass Hausarrest niemals gerechtfertigt ist, andere wiederum meinen, dass Hausarrest in gemindertem Maße zusammen mit empathischen Erziehungsmethoden eingesetzt werden kann.
    • Eine empathische Erziehungsmethode ist, dein Kind zu fragen, warum es sich zu diesem Verhalten entschieden hat. Wenn dein Kind beispielsweise eine falsche Wahl getroffen hat, dann frage es, warum diese Wahl falsch war und welche Vorgehensweise besser gewesen wäre.
  2. Anstatt deinem Kind für ein schlechtes Testergebnis, das es erhalten hat, weil es mit seinen Freunden Zeit verbracht hat anstelle zu lernen, Hausarrest zu erteilen, versuche einmal, die Situation aus seiner Sicht zu betrachten, und stelle ihm Suggestivfragen: „Ich weiß, dass es schwer sein kann, deinen Freunden abzusagen, wenn du deinen Platz an einer neuen Schule finden musst. Kannst du mir aber sagen, wie du dich gefühlt hast, als du erkannt hast, dass du nun keine Zeit mehr zum Lernen haben würdest?“ [11]
    • Wenn dein Kind noch nicht dazu bereit ist, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen und eine Lösung zu finden, dann gib ihm etwas Zeit und geh später noch einmal auf das Thema ein.
  3. Nachdem ihr offen über sein Fehlverhalten gesprochen habt, solltest du deinem Kind die Möglichkeit geben, selbst eine Lösung für das Problem zu finden. Auf diese Weise wird dein Kind zu einem aktiven Teilnehmer in diesem Prozess, um effektiv aus seinen Fehlern zu lernen. [12]
    • Bei dem Beispiel, dass dein Kind eine schlechte Note geschrieben hat, weil es mit Freunden zusammen war, anstatt zu lernen, könntest du Folgendes sagen: „Ich möchte, dass du dir darüber Gedanken machst, wie du deine Note wieder verbessern kannst. Lass mich wissen, wie ich dir helfen kann.“
    • Achte darauf, einen Zeitpunkt für dieses Gespräch zu wählen, an dem dein Kind aufgrund der Sache nicht emotional aufgewühlt ist. Es ist okay, eine Pause zu machen, bis es sich wieder beruhigt hat.
  4. Wenn Stubenarrest keine Wirkung zu haben scheint, empathische Erziehungsmethoden ebenfalls nicht helfen und du mit deinem Rat am Ende bist, dann erwäge, einen Kinder- oder Jugendpsychiater oder einen Familienberater aufzusuchen. Ein ausgebildeter, erfahrener Experte kann dir vielleicht neue Ideen und Ansatzpunkte liefern, die dir bei der Erziehung deines Kindes helfen können.
    • Wende dich an deinen Arzt oder den Arzt deines Kindes, einen Schulpsychologen, vertrauenswürdige Freunde und/oder deine Versicherungsgesellschaft, um gute Therapeuten in deiner Nähe zu finden.
    • Der Therapeut könnte dir Techniken wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) vorschlagen.
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