Die Natural Horsemanship Methode von Pat&Linda Parelli wendet diese „Sieben Spiele“ als Grundlage für ihr restliches Programm an. Diese Spiele beruhen auf den „Spielen“, die Pferde miteinander spielen. Die ersten drei Spiele sind die „Prinzipien“- oder Grundspiele, die sich auf den Aufbau von Vertrauen und Akzeptanz durch dein Pferd konzentrieren. Die letzten vier Spiele sind die „Zweck“-Spiele, welche die Kommunikation zwischen dir und deinem Pferd verbessern. Detaillierte Beispiele der Sieben Spiele von Pat Parelli selbst findest du unter www.ParelliConnect.com. Für den Zweck dieses Artikels finden alle sieben Spiele am Boden statt, mit dem Pferd am Bodenarbeitsstrick.
Vorgehensweise
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Das Friendly Game oder Freundschaftsspiel. Bei diesem Spiel geht es darum, deinem Pferd Vertrauen in sich selbst, seine Umgebung und in dich und das, was du ihm beibringst zu geben. Im praktischen Sinne bedeutet dies, das Pferd an einen Punkt zu bringen, an dem es sich wohlfühlt, wenn du in seiner Nähe bist, es berührst und um es mit Parellis Worten zu sagen „sich die Zeit zu nehmen, die es eben dauert“.
- Beginne damit, dass dein Pferd sich wohlfühlt, wenn du dich in seinem Bereich aufhältst. Hier ist das Konzept der Schwelle sehr wichtig. Wenn dein Pferd Widerstand zeigt, wenn du es berühren willst, dränge es nicht. Verwende ein Seil (oder einen Karottenstick und ein Savvy Seil, wenn du hast) und wirf ihn leicht über seinen Hals, Rücken, Hinterhand, um die Beine, etc. Wende einen leichten, kontinuierlichen Rhythmus an. Diese Übung ist eine Möglichkeit, zu testen, an welchen Stellen sich das Pferd gern berühren lässt und an welchen Stellen es Widerstand zeigt.
- Ein Karotten-Stick ist ein wichtiges Werkzeug in der Parelli-Methode, vor allem für die Sieben Spiele. Der Karotten-Stick ist keine Gerte; er wird als Verlängerung des Arms verwendet.
- Beachte die folgenden Richtlinien für das Friendly Game (Freundschaftsspiel): Rhythmus, Entspannung & Rückzug. Wenn dein Pferd sich mit etwas nicht wohlfühlt, ziehe dich zurück. Sobald sich dein Pferd überall ruhig berühren lässt (mit Seil/Savvy Strick, Karottenstick und schließlich der Hand), bist du bereit, um zum nächsten Spiel überzugehen.
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Das Porcupine Game (Stachelschwein-Spiel). Dieses Spiel heißt so, da es dem Pferd beibringt, sich von einem Druckpunkt wegzubewegen. Bei diesem Spiel ist es wichtig, progressiv vorzugehen, d.h. dass dein Pferd dir mehr gibt und dafür weniger Stimulierung benötigt.
- Ein guter Ausgangspunkt ist es, deine Hand auf Zone 1 (die Nase) zu legen und dein Pferd anzuhalten, auf diese Berührung hin rückwärts zu treten. Steigere den Druck langsam, bis das Pferd reagiert und rückwärts tritt.
- Bei diesem Spiel ist die Idee von „Phasen“ ideal. Im obigen Beispiel entspricht Phase 1 dem kleinstmöglichen Druck. Es ist im Grunde schon das Anlegen der Hand an das Pferd. Wenn das Pferd nicht reagiert, gehst du zu Phase 2 über – ein wenig mehr Druck. Wenn dies nicht funktioniert, gehst du zu Phase 3 über, dann zu Phase 4 – welchen Druck du auch brauchst, um eine Antwort zu bekommen. Damit ist kein Schlagen, Hauen, etc. gemeint. Bei Phase 4 anzukommen bedeutet, dass du den Druck kontinuierlich gesteigert hast. Sobald das Pferd reagiert, lässt du den Druck vollkommen nach.
- Mit Zeit, Übung und Wiederholung braucht dein Pferd immer weniger Phasen, um die gewünschte Reaktion zu zeigen. Der Moment, in dem du den Druck nachlässt, ist eine Variante des Friendly Games – „Du hast getan, was ich wollte, daher lasse ich den Druck nach“.
- Dieses Spiel wendet man nicht nur auf der Nase an. Verwende ähnliche Methoden mit den vier Phasen an der Seite, um ein Bein zu heben, seinen Kopf zu drehen, etc.
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Das Driving Game (Fahrspiel). Während das Porcupine Game kontinuierlichen Druck anwendet, geht es im Driving Game um rhythmischen Druck oder schließlich die „Suggestion“ von Druck. Das Driving Game ist eine logische Fortführung des Porcupine Games.
- Wende die gleichen vier Phasen an, diesmal verwendest du jedoch statt der Hand mit kontinuierlich steigendem Druck einen Karotten-Stick, mit dem du auf das Pferd „klopfst“. Phase 1 ist leichtes, rhythmisches Klopfen, Phase 2 etwas stärker, usw. Es ist wichtig, dass du in jeder Phase einen gleichmäßigen Rhythmus aufrechterhältst. Geschwindigkeit und Rhythmus des Drucks sollten sich nicht ändern, nur die Kraft hinter dem Druck.
- Dieser Vorgang kann zum Rückwärtsrichten, für Hinterhandwendungen, etc. angewendet werden. Wie oben festgestellt solltest du für eine detailliertere Beschreibung und echte Demonstration der Sieben Spiele auf ParelliConnect.com gehen.
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Das Yo-Yo Game. Es ist recht einfach zu sehen, warum man dieses Spiel so genannt hat. Mit den vier Phasen richtest du dein Pferd die gewünschte Anzahl Schritte zurück und verwendest dann eine einladende Bewegung, um es zurückzuholen. Wie Pat sagt „Je besser sich dein Pferd rückwärts richten lässt, desto besser tut es alles andere“.
- Wende die vier Phasen an, um dein Pferd wegzuschicken. Phase 1 ist eine sehr kleine Bewegung (ein Wackeln mit dem Finger zählt in der Tat als Phase 1), Phase 2 ist deutlicher, usw. In dem Maße wie du die Phasen änderst, nimmst du auch einen strengeren Gesichtsausdruck und eine dominantere Körperhaltung ein. Wenn du das Pferd wieder zurückbringen willst, nimmst du das Seil mit einer kontinuierlichen Bewegung auf, bei der du eine Hand über die andere bewegst, und nimmst einen einladenden Gesichtsausdruck ein. Körpersprache ist in den Sieben Spielen sehr wichtig, in diesem Teil des Jo-Jo Spiels ist sie jedoch besonders entscheidend.
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Das Circling Game (Zirkelspiel). Es ist wichtig, den Unterschied zwischen dem Circling Game und Longieren zu erkennen. Im Circling Game ist das Pferd dafür verantwortlich, Gangart, Geschwindigkeit, Richtung und Fokus aufrechtzuerhalten. Es ist kein geistloser Zirkel: das Pferd muss seine Aufmerksamkeit ständig auf das richten, was du willst. Gleichzeitig musst du die drei Teile des Zirkelspiels entwickeln: das Wegschicken, das Erlauben und das Zurückbringen.
- Das Wegsenden ist genau das, wonach es klingt: das Pferd auf einen Zirkel mit festgelegtem Umfang senden. Stelle dich dazu auf eine Stelle und schicke das Pferd zum Ende des Seils. Dann führe das Pferd nach vorn, bis es sich mit relativ straffem Seil im Kreis bewegt. Wenn sich das Pferd im Kreis bewegt, bleibst du „neutral“ (Gesicht in die gleiche Richtung, folge dem Pferd nicht mit den Augen oder drehe den Kopf). Solange das Pferd auf diesem Weg bleibt, greifst du nicht ein. Dies ist das Erlauben.
- Wenn du das Pferd wieder zurückholen willst, bedienst du dich der gleichen Körpersprache wie beim Zurückholen im Jo-Jo Spiel.
- Übe das Circling Game in beide Richtungen mit unterschiedlichen Seillängen und Geschwindigkeiten (Schritt und Trab).
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Das Sideways Game (Seitwärts-Spiel). Am besten fängt man damit an, das Pferd so hinzustellen, dass sein Kopf auf eine Wand oder eine Begrenzung hin zeigt. Gehe mit rhythmischem Druck mit einem Karotten-Stick (mit dem du ihn nicht wirklich berührst, aber den Stock und den Schlag hinter der Hinterhand des Pferdes schwenkst) auf das Pferd zu, das immer noch senkrecht zu der Begrenzung steht. Dies führt wahrscheinlich nicht gleich zu einer perfekten Seitwärts-Bewegung, aber durch abwechselnde Wiederholungen und Rückzug vermeidest du Frustrationen, indem du das gewünschte Ergebnis erzielst.
- Wenn du Bedenken hast, dass dein Pferd vielleicht nicht gut darauf reagiert, stelle dich auf die andere Seite einer Begrenzung und verwende den Karottenstick als Armverlängerung, um Druck auf die Hinterhand zu suggerieren.
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Das Squeeze Game (Engpassspiel). Bei diesem Spiel machst du dein Pferd damit vertraut, zwischen verschiedenen Dingen „eingezwängt“ zu sein. Zu Beginn sollten diese Objekte relativ weit auseinanderstehen, damit dein Pferd es willig versucht. Spiele zum Beispiel das Circling Game etwas näher an einer Wand als normal, mit einem etwas kürzeren Seil als normal. Wenn du 3 bis 5m Platz zwischen dir und der Begrenzung lässt und dein Pferd dazu anhältst, durch diesen Zwischenraum zu gehen, spielst du das Squeeze Game.
- Ähnlich wie bei den Phasen fühlt sich dein Pferd wohler, wenn du den Zwischenraum zunehmend kleiner machst, je länger (und effizienter) du dieses Spiel spielst. Es geht dabei um Schwellen. Wenn dein Pferd durch eine 5m Lücke geht, aber nicht durch eine 3m Lücke, zwinge es nicht, durch die 3m Lücke zu gehen. Ziehe dich zurück, gehe zurück zu einer 5m (oder sogar 7m) Lücke und arbeite dich langsam wieder bis zu dieser Schwelle vor.
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Wenn du dich durch diese Spiele gearbeitet hast, bedeutet das nicht, dass du damit fertig bist. Du solltest diese Spiele jedes Mal spielen oder zumindest abfragen, wenn du bei deinem Pferd bist, egal welchen Horsemanship-Level du erreichst. Die Beziehung zu deinem Pferd wird stärker und deine Horsmanship wird dadurch besser. Mehr Informationen über die Sieben Spiele von Parelli findest du auf ParelliConnect.comWerbeanzeige
Tipps
- Beginne nicht hiermit und beschließe dann, dass es Zeitverschwendung ist – du musst es bis zu Ende ausführen. Wenn du es richtig machst, wirst du es nicht bereuen.
- Denke daran, dass dein Pferd sich wirklich Mühe gibt und deshalb gelobt werden sollte, auch wenn es die Aufgabe nur einigermaßen erfüllt.
- Jede Trainingseinheit sollte mit einem positiven Abschluss enden und mit ein wenig Zeit zum freien Spiel.
- Häufigere, kürzere Einheiten sind besser als seltenere, längere Einheiten. Sie werden sonst langweilig für dich und dein Pferd.
- Denke daran, dass alles, was du mit deiner Hand tust, auch mit dem Karottenstick und dem Savvy Seil getan werden sollte, um deinem Pferd zu zeigen, dass es keine Gerte sondern eine Verlängerung deines Arms ist.
- Verschiedene Pferde lernen auf unterschiedliche Art. Dieser Artikel ist für das eher „brave“ Pferd bestimmt.
- Es ist hilfreich, die Geschichte deines Pferdes zu kennen (wurde es bereits mit dieser Methode oder auf andere Art trainiert? Wurde es missbraucht? Etc.)
- Denke daran, dass dies Zeit und Geduld erfordert, und dein Pferd nicht gleich alles richtig machen wird.
- Zwinge dein Pferd nicht zu etwas, das es nicht will. Das schwächt das Vertrauen. Wenn das Pferd sich mit etwas nicht wohl fühlt, sprich mit ihm, lass es wissen, dass alles in Ordnung ist. Lobe es jedoch nicht für Ungehorsam oder Scheuen. Dies bringt deinem Pferd bei, dass es scheuen soll statt sich vertrauensvoll zu verhalten.
Warnungen
- Individuelle Ergebnisse können und werden abweichen, und dies ist nur eine Richtlinie. So gut wie nichts ist beim Pferdetraining in Stein gemeißelt.
- Schlage ein Pferd nie oder schreie es an. Dies macht nur alles schlimmer und das Pferd nervös. Bleib ruhig.
- Korrekturpferd = Vorsicht! Sie mögen es nicht, wenn du mit den Armen winkst, sie drückst oder Seile schwenkst, sei daher einfach sanft und sehr geduldig.
- Wenn dein Pferd einen wirklich schlechten Tag hat, solltest du nicht einmal beginnen. Es wird nicht funktionieren. Versuche stattdessen, einfach das Friendly Game zu spielen, indem du es kraulst und verwende es, um die Bindung zwischen dir und dem Pferd zu stärken.
- Dieses Training ist mit manchen Pferden sehr viel schwieriger.
- Auch wenn du eine sehr schlechte Trainingseinheit hattest, solltest du sie immer gut beenden. Willst du, dass das letzte, woran dein Pferd sich erinnert ist, dass du es anschreist? Nein. Es sollte ein Streicheln oder Spielen oder einfach Belohnen und Klopfen sein.
- Wenn du dich frustriert fühlst, dann fühlt das Pferd sich genauso. Höre auf. Du erreichst so nichts. Nimm dir etwas Zeit zur Entspannung, warte 10-15 Minuten und beginne von vorn.