PDF herunterladen PDF herunterladen

In den letzten Jahren haben Brettspiele ein beeindruckendes Comeback gefeiert, zum Teil auch, weil sie so genial einfach sind - jeder mit einer guten Idee kann eins erfinden. Wenn auch du dein eigenes Brettspiel entwickeln willst, musst du dir zunächst ein Thema oder eine zentrale Idee als Treiber der Ereignisse auf dem Spielfeld überlegen. Dann solltest du dich darauf fokussieren, die Mechanismen des Spiels auszuarbeiten, sodass die Regeln für die Spieler Sinn ergeben und das Spiel spannend halten. Hast du alle wichtigen Details beisammen, kannst du einen Prototypen von deinem Spiel anfertigen und mit Testläufen beginnen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo du noch ein bisschen basteln und schrauben könntest.

Teil 1
Teil 1 von 4:

Entwickle die Grundidee

PDF herunterladen
  1. Die meisten Brettspiele beschäftigen sich mit einem zentralen Thema oder einer Idee, die das Ambiente des Spiels und auch die Aktionen der Spieler maßgeblich beeinflusst. Um eine coole Grundidee zu entwickeln, schreib eine Liste deiner Interessen oder Lieblingsgenres und Spieletypen. Einige beliebte Themen sind etwa Raumfahrt, mittelalterliche Abenteuer, Magie und übernatürliche Wesen wie Werwölfe.
    • “Risiko” etwa ist ein Militärstrategiespiel, bei dem die Spieler um die Weltherrschaft konkurrieren, während “Candyland” in einer bunten Fantasiewelt angesiedelt ist, in der alles aus Süßigkeiten besteht.
    • Lass dich von anderen Spielen inspirieren, die dir Spaß machen. Achte dabei genau darauf, wie das Thema den Spielablauf beeinflusst. [1]
  2. Das primäre Ziel eines Spiels wird meist durch sein Konzept festgelegt. Wie gewinnt man dein Spiel und was muss man besser machen als alle anderen, um am Ende Sieger zu sein? Bevor du Regeln formulieren kannst, muss dein Spiel ein festes Ziel haben.
    • Wenn es in deinem Spiel um Piraten geht, könnte das Ziel etwa sein, einen Schatz vor den anderen Spielern zu finden.
    • In einem Horror-Kartenspiel über ein fleischfressendes Virus könnte es darum gehen, als letzter Spieler am Leben zu bleiben.
  3. Fass das Ziel und die wichtigsten Themen des Spiels in ein bis zwei Sätzen zusammen. Sei dabei sehr präzise in der Formulierung dessen, was die Spieler zu erreichen versuchen. Die Beschreibung könnte etwa so aussehen: "‘Shop ‘til You Drop’ ist ein Spiel für vier Spieler, bei dem jeder Spieler in einem Einkaufszentrum nach den besten Schnäppchen jagt. Der Spieler, der am Ende am wenigsten auf seiner Kreditkarte übrig hat, ist der Gewinner."
    • Diese Beschreibung kann gleichzeitig als erster Pitch dienen, wenn du jemals versuchen solltest, einen Verlag von deinem Spiel zu überzeugen.
  4. Überleg dir gut, welche Grundmechanismen sich für dein Spiel am besten eignen, etwa welche Anzahl von Spielsteinen und Figuren und was genau jeder Stein bewirken soll. Eventuell willst du für ein strategisches Element auch Karten in dein Spiel integrieren oder Spieler neben dem Spiel eigene Notizen machen oder den Spielstand aufschreiben lassen. Versuch einen Stil zu finden, der logisch zu deinem Thema passt.
    • Durch eine Kombination unterschiedlicher Aspekte wird ein Spiel raffinierter und interessanter. Die Spieler könnten etwa würfeln, ihre Spielfigur die entsprechende Anzahl Felder vorwärtsbewegen und dann je nach Farbe des Feldes, auf dem sie landen unterschiedliche Ereigniskarten ziehen, die den nächsten Spielzug beeinflussen.
    • Die Komplexität deines Spiels sollte das Alter deiner Zielgruppe berücksichtigen.
    Werbeanzeige
Teil 2
Teil 2 von 4:

Erarbeite die Grundstruktur des Spiels

PDF herunterladen
  1. Denk dir zuerst aus, was das Ziel des Spiels sein soll, und denk dann rückwärts und überleg dir, wie die Spieler dieses Ziel erreichen. Im Idealfall sollten deine Regeln einfach, logisch und konsistent sein, sodass das Spiel jedes Mal sehr ähnlich abläuft, auch wenn das Ergebnis natürlich jedes Mal ein anderes ist.
    • Bei vielen klassischen Brettspielen würfeln die Spieler und bewegen dann eine Spielfigur entsprechend der gewürfelten Augenzahl vorwärts. Kompliziertere Spiele wie "Thunderstone" oder "Die Siedler von Catan" erfordern es, dass Spieler starke Kartendecks zusammenstellen oder Punkte gewinnen, um das Spiel für sich zu entscheiden.
    • Willst du ein Spiel zu einem Zeitungsjungen entwickeln, könntest du die Spieler würfeln lassen, um mit ihrer Route fertig zu werden, bevor die Schulglocke läutet, wobei sie immer wieder Hindernissen wie Rasensprengern oder Wachhunden aus dem Weg gehen müssen.
    • Zu Beginn sollten diese Regeln wirklich sehr einfach und übersichtlich bleiben. Nach und nach kannst du das Regelsystem weiter ausarbeiten und zusätzliche Spielziele definieren oder dir Strafen oder negative Ereignisse ausdenken. [2]
  2. Unterschiedliche Spiele funktionieren manchmal mit einer bestimmten Spielerzahl am besten. Die meisten Brettspiele werden für zwei bis vier Spieler entwickelt, aber auch Spiele für sechs oder mehr Spieler sind denkbar, wenn die Regeln nicht zu kompliziert sind und es genug Spielfiguren oder Karten gibt. [3]
    • Denk daran, dass sich viele Spielmechanismen schwieriger umsetzen lassen, wenn mehr Spieler zusammenkommen.
    • Ein Strategiespiel kann durchaus davon profitieren, wenn es nur zwei bis drei Spieler hat, aber eines, bei dem aus einer Reihe Verdächtiger ein Täter ermittelt werden soll, ist natürlich mit mehreren Spielern spannender und fordernder.
  3. Möglicherweise brauchst du für dein Spiel unterschiedliche Spielfiguren, Karten, Münzen oder noch ganz andere Komponenten, je nach Thema und genauem Spielablauf. Was für Gegenstände du benutzen möchtest, entscheidest du letztlich ganz allein. Allerdings solltest du dich an Objekte halten, die praktisch Sinn ergeben, um das Ziel des Spiels zu erreichen.
    • Halt dich an eine oder zwei Komponenten, damit das Spiel nicht zu kompliziert und langwierig wird. Wenn Spieler sich mit Karten, Plättchen, Würfeln und vielleicht darüber hinaus noch mit Papier und Stift herumschlagen müssen, kann das sehr schnell sehr überwältigend werden.
  4. Wenn du eine ungefähre Idee für den Spielablauf hast, entwirf die Spielumgebung. Leg Start und Ziel fest, zeichne Felder ein und markiere die Stellen, an denen wichtige Ereignisse passieren. Beschrifte die Elemente und beschreib genau, was die Spieler dort tun müssen oder was passiert. Wenn du fertig bist, hast du den ersten Prototypen deines Spiels geschaffen.
    • Bei den einfachsten Brettspielen ist die Zugrichtung der Spieler vorgegeben. Andere dienen nur als Umgebung, um Karten auszuspielen oder sie geben Hinweise zu Rätseln, die die Spieler lösen müssen.
    • Mach dir Notizen zu deinem Spiel, sobald du die erste Idee hast. So wird es einfacher, den Rest auszuarbeiten, ohne den roten Faden zu verlieren.
    Werbeanzeige
Teil 3
Teil 3 von 4:

Stell dein Brettspiel fertig

PDF herunterladen
  1. Dieser sollte sich auf das zentrale Thema des Spiels beziehen. Ein Spiel, in dem es um Aliens geht, die die Menschen zu ersetzen versuchen, könnte etwa “Takeover” heißen. Spiel mit unterschiedlichen Ideen herum, bis du einen Titel gefunden hast, der den Nagel auf den Kopf trifft. Der ideale Titel hat nicht mehr als fünf Wörter und ist so eingängig, dass man ihn nie wieder vergisst.
    • Stehst du auf dem Schlauch, konzentrier dich auf die Schlüsseleigenschaften des Spiels. Was ist das begehrteste Objekt des Spiels oder der wichtigste Teil der Geschichte?
    • Lass dir Zeit bei der Namensfindung. Tatsächlich kann das eine der schwierigsten und oft letzten Feinabstimmungen im kreativen Prozess sein.
  2. Benutz Pappreste, um dein Spielbrett zu designen und benutz willkürliche Gegenstände als Spielfiguren. Gibt es in deinem Spiel Karten, zeichne sie auf Papier oder Tonpapier. Dein Prototyp muss nicht besonders toll aussehen, er muss dir nur erlauben, die normalen Spielzüge auszuprobieren, damit du herausfinden kannst, ob das Konzept funktionieren wird. [4]
    • Mach dir bei deinem Prototypen noch nicht zu viele Gedanken um die detaillierte Optik. In diesem Entwicklungsschritt geht es wirklich nur darum, ob das Spiel spielbar ist.
    • Ist es dir ernst damit, das Spiel auf den Markt zu bringen, lass deine Materialien professionell drucken. Der Preis hängt dabei von den Komponenten ab, die du brauchst, aber mehr als vielleicht 10 oder 20 Euro sollte es nicht kosten. [5]
  3. Sobald du einen spielbaren Prototypen hast, lad ein paar Freunde auf einen Spieleabend ein. Unterbrecht nach jeder Runde und diskutiert, was gut funktioniert und was nicht, damit deine Freunde ausreichend Gelegenheit haben, dir ihre Meinung mitzuteilen. Mach dir detaillierte Notizen zu dem Feedback, das du bekommst. Dieser Input wird sehr nützlich sein, wenn du die nächste Edition deines Spiels ausarbeitest. [6]
    • Die Spieler sollten unbedingt Leute sein, denen du vertraust und die dir ihre ehrliche Meinung sagen werden. Nur ehrliches Feedback bringt dich nach vorn.
    • Anstatt deinen Spielern detailliert zu erklären und zu zeigen, wie das Spiel funktioniert, schreib die Regeln auf und schau, ob sie verständlich sind. Wenn deine Freunde damit arbeiten können, können andere Leute es auch.
    • Besonders hilfreiche Kritik wirst du bekommen, wenn du spezifische Fragen stellst, wie "Waren die Regeln klar verständlich und einleuchtend?", "Gab es irgendwas, was schwer zu verstehen war?" oder "Was müsste anders sein, damit das Spiel noch mehr Spaß macht?"
  4. Berücksichtige die Kritik, die du beim Testspiel bekommen hast, und nutz sie zusammen mit deinen eigenen Beobachtungen dazu, das Spiel weiter zu verbessern. Mit jeder Überarbeitung wird es besser spielbar werden.
    • Nachdem du die entsprechenden Anpassungen vorgenommen hast, solltest du das Spiel erneut mit Freunden testen und sie fragen, was sie von der neuen Version halten. [7]
    • Es ist ein ziemlich langwieriger Prozess, ein einzigartiges und gut funktionierendes Brettspiel zu entwickeln. Eventuell braucht es diverse Versionen und Editionen, bis du bei dem Spiel angekommen bist, das du dir zu Anfang vorgestellt hast.
  5. Verfeinere deine Beschreibung, die du bei der Konzeptionierung des Spiels verfasst hast, zu einem professionellen Pitch von etwa einer Textseite. Stell dabei vor allem die wichtigsten Themen und Mechanismen heraus und erklär auch, was dein Spiel von den zahllosen anderen unterscheidet, die der Verlag vorgestellt bekommt. Schick deinen Pitch zusammen mit einem liebevoll gestalteten Prototypen an die Entwicklungsabteilung der Spielefirma. Wenn es spannend und innovativ genug ist, macht dir vielleicht eine Firma ein Angebot. [8]
    • Führ dein Spiel unterschiedlichen Firmen vor, damit du eine findest, die wirklich gut zu dir passt. Parker Brothers etwa ist auf familienfreundliche, klassische Spielekonzepte spezialisiert, während Unternehmen wie Games Workshop und Arcane Wonders eher komplexere Spiele herausbringen und dabei spezialisierte Nischen bedienen.
    • Da Spieleentwickler keine Zeit haben, sich jede Einsendung wirklich gründlich anzusehen, ist es wichtig, dass dein Prototyp voll funktional ist,. leicht zu verstehen und andersartig genug, um im Katalog aufzufallen. [9]
    Werbeanzeige
Teil 4
Teil 4 von 4:

Entwickle deine Idee zu einem funktionierenden Brettspiel weiter

PDF herunterladen
  1. Überleg dir, wie groß dein Spielbrett sein muss und schneide das Material mit einem Teppichmesser und einem Lineal entsprechend zu. Dann kannst du die Spieloberfläche mit Zeichnungen und Mustern passend zum Thema des Spiels gestalten. Soll das Spiel sich nachher professionell in Viertel falten lassen, nimm Teppichmesser und Lineal und setz einen Schnitt vom Mittelpunkt gerade auf eine der äußeren Kanten zu. Nun kannst du das Brett knicken und die Falze anschließend immer wieder verwenden.
    • Feste Pappe oder Komposit sind stabil genug, um stundenlange Probespiele auszuhalten. Auch Vinyl oder Kontaktpapier ist eine gute Wahl.
    • Wenn du etwas Erfahrung im Grafikdesign hast, kannst du auch ein Programm benutzen, um das Design für dein Spielbrett zu entwickeln. In diesem Fall musst du es anschließend auf Stickerpapier ausdrucken und auf das Brett aufkleben. So sieht dein Spiel dann aber auch von Anfang an richtig professionell aus. [10]
  2. Spieler müssen wissen, wie dein Spiel ablaufen soll. Erklär in der Anleitung Schritt für Schritt, was die Spieler tun sollen, vom ersten Würfeln bis zum letzten Kartenabwurf. Beschreib alle Komponenten des Spiels, die verschiedenen Karten und Felder des Bretts sowie Ausnahmen, bei denen sich gewisse Regeln ändern. [11]
    • Es ist wichtig, dass du klare und einfache Formulierungen benutzt, vor allem wenn die Struktur deines Spiels eher kompliziert ist.
    • Nun kannst du das Spiel live und in Farbe ausprobieren und eventuelle Schwierigkeiten ausbügeln, bevor du es zum ersten Mal richtig spielst.
  3. Wenn du deinen ersten Prototypen bastelst, kannst du wirklich alles verwenden, um Spielfiguren und andere Komponenten zu improvisieren, von Knöpfen über Spielzeug bis hin zu Setzkastenfiguren. Leg dir am besten eine Auswahl recht unterschiedlicher Gegenstände zurecht, die die unterschiedlichen Komponenten des Spiels symbolisieren können. Sortier sie so, dass du später nachvollziehen kannst, was was sein soll.
    • Achte darauf, dass deine Accessoires die richtige Größe für das Spielbrett haben. Andernfalls könnten sie unproportional wirken. Sind sie zu klein, gehen sie außerdem leicht verloren.
    • Kauf ruhig fertige Figuren und bemal sie individuell, um dein Spiel nach deinen Vorstellungen aufzuwerten.
  4. Schneid dickes Tonpapier in kleine Kärtchen und gestalte sie von beiden Seiten wie gewünscht. Alternativ kannst du einen Packen kleiner weißer Karteikarten kaufen und diese als Spielkartenrohlinge benutzen. Benutz Stifte, die nicht abfärben und nicht verschmieren, damit deine Karten lange halten. [12]
    • Vergiss nicht, alle relevanten Informationen auf die Karten zu schreiben, wie die Kategorie, den Punktwert oder die Effekte der Karte.
    • Sobald du mit deinen Karten zufrieden bist, solltest du sie laminieren. So können sie nicht reißen und auch Flüssigkeiten und allerlei kleine Unfälle können ihnen kaum etwas anhaben. [13]
  5. Finde einen Schuhkarton oder eine ähnliche Verpackung für dein Spiel. So hast du alles beieinander und kannst das Spiel auch einfach mitnehmen, ohne die Hälfte zu verlieren. Schreib den Namen des Spiels gut leserlich auf die Box. Wenn du künstlerisch begabt bist, kannst du die Box auch jetzt schon mit Illustrationen verzieren.
    • Ist dir die Optik der Box erstmal nicht so wichtig, kannst du auch eine Kiste mit mehreren kleinen Fächern anschaffen und darin Spielbrett, Karten, Figuren und ähnliches Zubehör ordentlich sortiert aufbewahren.
    Werbeanzeige

Tipps

  • Spiel möglichst viele Brettspiele. Sie liefern dir nicht nur tolle Inspiration, sie verschaffen dir auch einen Überblick über verschiedene Spielegenres, sodass du dir genau überlegen kannst, in welcher Nische du dein Spiel ansiedeln willst.
  • Sei nicht enttäuscht, wenn dein Spiel nicht gleich auf Anhieb super funktioniert. Viele Spiele durchlaufen Veränderungsprozesse, bevor sie schließlich auf den Markt kommen.
  • Sei offen dafür, von deinem ursprünglichen Konzept etwas abzuweichen, wenn es gut fürs Spiel ist.
Werbeanzeige

Warnungen

  • Kupfere nicht direkt bei anderen Spielen ab. Das wäre Urheberrechtsverletzung.
Werbeanzeige

Was du brauchst

  • Stift und Papier
  • Pappe
  • Karteikarten
  • Tonpapier
  • Filzstifte und Buntstifte
  • Andere Brettspiele (als Referenz)

Über dieses wikiHow

Diese Seite wurde bisher 10.372 mal abgerufen.

War dieser Artikel hilfreich?

Werbeanzeige