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Hast du das Gefühl, dass das Lesen und Analysieren von Gedichten einer alten, vergessenen Kunst gleicht? Mach dir keine Sorgen! Egal, ob du eine Arbeit für die Schule schreiben musst oder ein Gedicht aus reiner Muße heraus kritisieren möchtest, Lyrik zu analysieren ist einfacher, als du denkst. Überlege, welche Gefühle der Text bei dir auslöst und achte auf Dinge, wie zum Beispiel den Handlungsort des Gedichts, die Figuren und Bildsprache. Selbst das Leben des Autors kann dir Aufschluss über die Intention des Geschriebenen liefern.

Teil 1
Teil 1 von 15:

Lies das Gedicht mehr als einmal.

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  1. Nimm dir während des Lesens Zeit, denn jedes Wort und jede Zeile des Geschriebenen ist wichtig. Lies das Gedicht mindestens einmal vom Anfang bis zum Ende. Dann lies das Gedicht erneut, aber dieses Mal laut. Du kannst überrascht sein, wie viel mehr du von dem Text verstehst, nachdem du seine Worte tatsächlich hörst. [1]
    • Du kannst online auch nach Video- und Audioaufnahmen des vorgetragenen Gedichts suchen. Die Betonung und der Ton können sich dabei von deiner eigenen Leseweise unterscheiden. Wenn du ein Video finden kannst, das den Dichter zeigt, wie er seinen Text selber liest, umso besser!
    • Versuche, während des Lesens deine ersten Eindrücke zu notieren, wie zum Beispiel, welche Gefühle das Gedicht bei dir auslöst und was du darüber denkst. Schreibe dir auch die Fragen auf, die dir während des Lesens in den Sinn gekommen sind.
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Teil 2
Teil 2 von 15:

Analysiere den Titel.

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  1. Obwohl du den Titel des Geschriebenen wahrscheinlich als erstes gelesen haben wirst, solltest du ihm doch ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken, nachdem du den restlichen Text ein paar Mal gelesen hast. Manchmal kann dir eine Überschrift einen wichtigen Hinweis geben, was die Intention eines Gedichts anbelangt. Der Titel kann sogar deine Interpretation des Texts komplett auf den Kopf stellen!
    • Es kann zum Beispiel so erscheinen, als ob du ein Gedicht über ein Ei liest, wenn die Überschrift aber „Gebrochenes Herz“ lautet, wirst du wahrscheinlich denken, wie verletzlich sich das lyrische Ich nach einem schmerzhaften Verlust fühlen wird. [2]
    • In einigen Fällen kann ein Gedicht einfach nur eine Überschrift haben, die „Sonett 47“ lautet. Das gibt dir scheinbar nicht viel Informationen, aber du kannst daraus schließen, dass die Gedichtform ein Sonett ist und zu einer Reihe nummerierten Sonette gehört, die der Dichter geschrieben hat.
Teil 3
Teil 3 von 15:

Achte auf den Rhythmus des Gedichts.

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  1. Einige Gedichte sollten schnell gelesen werden, fast so, als ob man über die Worte stolpert, während andere Gedichte langsam und eher getragen gelesen werden. [3] Der Rhythmus trägt auch zur Intention des Gedichts bei. Denke darüber nach, welches Gefühl dir der Rhythmus als Zuhörer gibt.
    • Dir kann zum Beispiel auffallen, dass das Gedicht aus vielen kurzen, abgehackten Zeilen besteht, was einen unruhigen Rhythmus schafft. Oder dir fällt auf, dass es viele lange Zeilen gibt, die gut ineinander übergehen, sodass das Geschriebene rhythmischer und flüssiger wirkt.
    • Das Metrum des Gedichts – oder das Muster von betonten und unbetonten Silben – spielt beim Rhythmus auch eine Rolle.
    • Wie bei Gedichten üblich, kann auch der Rhythmus davon abhängen, wer das Geschriebene liest. Mache dir keine Sorgen, was richtig oder falsch ist. Stattdessen denke darüber nach, wie das Gedicht auf dich wirkt.
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Teil 4
Teil 4 von 15:

Achte darauf, wie das Gedicht unterteilt ist.

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  1. Strophen sind normalerweise durch einen Absatz getrennt (eine Zeile wird ausgelassen). Schau dir das Gedicht an und zähle aus wie vielen Strophen es besteht. Überlege dir, wie die Strophen miteinander in Verbindung stehen und der Übergang zwischen ihnen gestaltet ist. Überlege dir auch, wie sich die Strophen voneinander unterscheiden. [4]
    • Frage dich: „Warum hat der Dichter die Strophen so angeordnet?“ „Was sagt der Gedichtaufbau über die Intention des Geschriebenen aus?“
    • Gedichte können auch in nummerierte Abschnitte statt Strophen gegliedert werden.
    • Versuche, eine kurze Zusammenfassung für jede Strophe zu schreiben bzw. jeder Strophe eine Überschrift zu geben. Das kann dir helfen, herauszufinden, wie alles in Bezug auf das Gedicht zusammenhängt.
Teil 5
Teil 5 von 15:

Bestimme das Reimschema, sofern vorhanden.

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  1. Normalerweise reimen sich Gedichte am Ende der Zeile, aber in einigen Gedichten reimen sich Wörter auch innerhalb einer Zeile. Frage dich, ob das Reimschema deine Aufmerksamkeit auf bestimmte Worte lenkt und ob dir das bei der Interpretation des Gedichts hilft. [5]
    • Schreibe jeder gereimten Silbe einen Buchstaben zu, um das Reimschema zu entschlüsseln. Wenn zum Beispiel die erste und dritte Zeile mit „Haus“ und „Maus“ enden, würdest du diesen Zeilen ein „A“ geben. Wenn die zweite und vierte Zeile mit einem „tut“ und „Mut“ endet, kannst du ihnen ein „B“ geben. Daraus ergibt sich dann folgendes Reimschema: „ABAB“.
    • Wenn du bemerkst, dass im weiteren Verlauf des Gedichts noch andere Reime benutzt werden, dann benutze „C“ und „D“, um die Reime zu benennen.
    • Bestimmte Reimtypen folgen einem bestimmten Rhythmus. Normalerweise hat eine Ballade das Reimschema "ABCB." [6]
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Teil 6
Teil 6 von 15:

Erkenne die Form des Gedichts.

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  1. Obwohl einige Gedicht in Prosaform stehen, das heißt, sie folgen keinem bestimmten Reimschema oder Aufbau, gibt es doch unterschiedliche Gedichtformen. Einige bekannte Gedichtformen sind unter anderem: Sonette, Haikus, Balladen und Rondelle. Manchmal wird dir die Form eines Gedichts Aufschluss darüber geben, was dir der Autor mit seinen Zeilen sagen wollte. [7]
    • Ein Gedicht, das zum Beispiel drei Zeilen hat und einem Schema von 5-7-5 Silben folgt, ist wahrscheinlich ein Haiku. Du kannst dann darüber sprechen, wie Haikus traditionellerweise ein lebhaftes Bild oder Emotion provozieren sollen. [8]
Teil 7
Teil 7 von 15:

Finde heraus, wer das lyrische Ich ist und an wen sich das Gedicht richtet.

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  1. Lies dir das Gedicht durch, um herauszufinden, wer spricht. Versuche, einen Eindruck zu gewinnen, wie alt das lyrische Ich ist, ob es weiblich oder männlich ist und welche Persönlichkeit es hat. [9] Dann denke darüber nach, zu wem das lyrische Ich spricht. Manchmal kann das du sein, manchmal kann es sich um eine spezifische Person oder Gruppe handeln. [10]
    • Frage dich auch, ob das lyrische Ich immer dieselbe Person ist und ob es sich konstant an dieselbe Person/Gruppe richtet.
    • Wenn du zum Beispiel das Gedicht „Digging“ von Seamus Heany analysierst, wird dir auffallen, dass das lyrische Ich in der ersten Person Singular steht und die einzige Person ist, die spricht. Allerdings gibt es drei Figuren in dem Gedicht, nämlich auch noch den Vater und den Großvater. [11]
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Teil 8
Teil 8 von 15:

Schreibe das Gedicht in deinen eigenen Worten.

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  1. Denke darüber nach, was in jeder Zeile ausgedrückt wird, versuche dann, dass Geschriebene umzuformulieren, sodass es für dich Sinn ergibt. Wenn du fertig bist, schau dir dein paraphrasiertes Gedicht erneut an. Verändert für dich dein Geschriebenes irgendwas an der Intention des Gedichts? [12]
    • Achte darauf, welche Zeilen wirklich auffallen und dem Gedicht seine Bedeutung verleihen. Achte besonders auf die letzten Zeilen, da sie normalerweise sehr wichtig sind. [13]
    • Manchmal wirst du beim Umschreiben bestimmte Details nicht mit einbringen können, weshalb du dich bei der Analyse nicht allein auf dein Geschriebenes verlassen solltest. Es kann zum Beispiel sein, dass du nicht dieselbe Bildsprache verwendest und die Worte nicht dieselben Gefühle hervorrufen. Allerdings kann dir diese Technik helfen, die generelle Bedeutung des Gedichts zu entschlüsseln. [14]
Teil 9
Teil 9 von 15:

Denke über den Ton des Gedichts nach.

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  1. Der Ton des Gedichts kann am besten als die Stimmung beschrieben werden, die das Geschriebene vermittelt. [15] Denke darüber nach, wie die Wortwahl, Bildersprache und sogar der Rhythmus des Gedichts einen Einfluss auf seinen Ton haben. Natürlich wirst du dabei deine eigenen Erfahrungen einbringen, deshalb mache dir keine Sorgen, wenn du eine andere Interpretation als ein anderer Leser hast, solange du deine Position mit Textstellen belegen kannst. [16]
    • Wenn das Gedicht erwähnt, wie Fahnen geschwungen werden, Trompeten erklingen und Paraden vorbeiziehen, dann kann der Ton des Geschriebenen zum Beispiel feierlich und triumphierend sein.
    • Wenn das Gedicht von Schnee, kahlen Bäumen und der stillen Luft handelt, dann kann der Ton traurig und einsam sein. Allerdings kannst du auch das Gefühl einer gewissen Romantik haben.
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Teil 10
Teil 10 von 15:

Achte auf den Handlungsort des Gedichts.

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  1. Der Handlungsort des Gedichts kann dir Informationen darüber geben, was passiert. Vielleicht spielt die Handlung in einer bestimmten Kultur oder in einer spezifischen Ära, was dann auf die Figuren des Gedichts Einfluss hat. Die Handlung des Gedichts kann auch zu einer bestimmten Jahreszeit oder sogar Tageszeit stattfinden. All diese Dinge sind wichtig, wenn du die tiefere Bedeutung des Geschriebenen verstehen möchtest. [17]
    • Wenn du zum Beispiel ein Gedicht über eine Mutter liest, die davon träumt, eine Weltreise zu machen, dann ist die Intention des Geschriebenen wahrscheinlich anders, wenn die Handlung im modernen Deutschland angesiedelt ist oder in einer Kultur, in der Frauen unterdrückt sind.
    • Denke über die Bedeutung von Jahreszeiten nach. Ein Gedicht, dessen Handlung im Frühling angesiedelt ist, bezieht sich vielleicht auf Leben und Hoffnung, während ein Gedicht, dessen Handlung im Herbst spielt, eher über das Dahinsiechen des Lebens handelt.
    • Die Tageszeit kann auch eine Bedeutung haben. Zum Beispiel wird die Nacht oft mit Themen wie Einsamkeit oder Romantik assoziiert, während der Morgen eher auf Tatendrang und Optimismus hindeutet.
Teil 11
Teil 11 von 15:

Kreise Wörter ein, die mehr als einmal in dem Gedicht auftauchen.

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  1. Denn die sind oft wichtig und beziehen sich auf die eigentliche Intention des Gedichts. Überlege dir, was die wiederholten Worte mit dem Gedicht zu tun haben – welche Idee betonen sie, wenn sie mehr als einmal erwähnt werden?
    • Zum Beispiel wird dir in Sylvia Plaths Gedicht „Daddy“ auffallen, dass die Wörter „daddy“ (Vater), „Jew“ (Jude) und „you“ (du) mehrmals auftauchen. Jedes Mal werden sie auf eine andere Art benutzt, was den Worten verschiedene Bedeutungen im Kontext des Gedichts gibt. [18]
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Teil 12
Teil 12 von 15:

Erkenne die Bildersprache in einem Gedicht.

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  1. Achte darauf, ob ein Wort oder eine Phrase ein Bild evoziert, das du in deinen Gedanken hören, sehen, riechen, schmecken oder fühlen kannst. Diese Bilder helfen dir, das Gedicht zu interpretieren, deshalb nimm dir Zeit, sie wirklich zu erfahren, während du das Geschriebene liest. Dann frage dich, warum der Dichter diese Bildersprache gewählt hat und was er seiner Leserschaft damit sagen möchte. [19]
    • Wenn der Autor zum Beispiel „Schnee im Mondlicht“ erwähnt, stellst du dir vielleicht ein sanftes Licht vor, das vom Schnee reflektiert wird, du fühlst die Kälte in der Luft und riechst den sauberen, kalten Geruch von Schnee.
    • Du kannst dann darauf eingehen, wie diese konkreten Bilder zu dem Thema oder der Hauptidee des Gedichts beitragen. Die Bildersprache kann dich auch emotional bewegen und dir einen deutlichen Eindruck von dem Standpunkt des lyrischen Ichs vermitteln.
Teil 13
Teil 13 von 15:

Arbeite alle Metaphern und Vergleiche des Gedichts heraus.

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  1. Denke über die Bildersprache und die Figuren in dem Gedicht nach und frage dich, was damit symbolisiert werden soll. Vergleiche sind am einfachsten zu erkennen, da sie ein Ding mit einem anderen Wort durch „wie“ vergleichen. Metaphern können subtiler sein. Eine Eule in einem Gedicht kann ein Symbol für Weisheit sein oder ein fliegender Vogel kann für Freiheit stehen. [20]
    • Bestimmte Symbole kommen in der Lyrik häufig vor. So steht eine Schlange häufig für den Verrat oder Unehrlichkeit, während eine blühende Blume für Leben und Hoffnung steht.
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Teil 14
Teil 14 von 15:

Bestimme die Themen.

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  1. Es geht mehr um das große Ganze im Gedicht, seine Intention. Themen tendieren dazu, etwas zu sein, mit dem fast jeder etwas verbinden kann, selbst wenn das Gedicht von etwas sehr Spezifischem oder Regionalem handelt. [21] Häufige Themen in der Lyrik sind unter anderem: Leben, Tod, Liebe, Herzschmerz, Familie, Hoffnung und Einsamkeit.
    • Wenn du versuchst, das Thema eines Gedichts zu benennen, denke über den Inhalt des Geschriebenen nach, was auch den Ton, den Handlungsort, das lyrische Ich und die Metaphorik mit einbezieht. [22]
    • In Heaneys Gedicht „Digging“ zum Beispiel setzt sich das lyrische Ich damit auseinander, wie eine Familie funktioniert. Das lyrische Ich arbeitet mit Stift und Papier, um die Wahrheit herauszufinden und zu überleben, während seine Familie die Erde umgegraben hat, um Kartoffeln zu ernten und zu leben. Das Gedicht beschäftigt sich mit Themen wie „Familie“, „Überleben“ und „individueller Ausdruck“.
Teil 15
Teil 15 von 15:

Lies mehr über das Leben des Dichters und sein Werk.

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  1. Ziehe auch weitere publizierte Werke in Betracht, aber auch den persönlichen und professionellen Hintergrund des Lyrikers. Achte auf immer wieder auftauchende Themen oder einen Stil, der kontinuierlich beibehalten wird. Dann vergleiche das zu analysierende Gedicht mit den anderen Werken oder denke darüber nach, wie das Leben des Lyrikers die Themen im Gedicht, das du liest, beeinflusst hat. [23]
    • Versuche, online etwas über den Lebenslauf des Lyrikers zu finden. Lies entweder im Internet oder in deiner Bücherei mehr Werke des Dichters. So bekommst du einen besseren Eindruck davon, welchen Stil und welche Interessen der Dichter hat.
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