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Gedichte auswendig zu lernen gehört in vielen Schulen zum Aufgabenrepertoire. Doch Goethe zu rezitieren, ist für viele kein Spaziergang. Obwohl es so scheint, als gäbe es viel zu lernen, bevor man ein Gedicht rezitieren kann, brauchst du bloß die unten stehenden Schritte zu befolgen und gewissenhaft ausführen und schon bist du in der Lage, eine Vielzahl verschiedener Gedichte schnell und effektiv auswendig zu lernen.

Methode 1
Methode 1 von 2:

Ein Gedicht mit strenger Form auswendig lernen

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  1. Es ist wichtig zu verstehen, dass Lyrik - unabhängig davon, ob sie sich reimt - für den mündlichen Vortrag konzipiert ist, also laut gelesen und gehört werden soll. [1] Bevor es das Fernsehen gab, war der Vortrag von Dichtung eine Art der Unterhaltung. Zu einer Zeit, als noch nicht viele Menschen lesen konnten, besaß Lyrik spezielle Eigenschaften - wie Reimschemata und Metren - die Leuten, welche nicht in der Lage waren, das Gedicht abzulesen, dabei halfen, sich an den Fortgang der Geschichte zu erinnern.
    • Bevor du also überhaupt anfängst, dich im Auswendiglernen eines Gedichts zu versuchen, lies es dir selbst mehrmals laut vor. SCHREIB ES AUF ODER TIPPE ES AUF EIN BLATT PAPIER.
    • Lies die einzelnen Wörter nicht bloß vom Blatt ab; versuche, den Vortrag zu inszenieren, als wenn du die Geschichte einem Publikum erzählst. Senk und hebe deine Stimme entsprechend der jeweiligen Stimmung im Gedicht. Unterstreiche die wichtigsten Stellen durch Gestik. Sei ruhig ein wenig theatralisch.
    • Es ist wichtig, dass du das Gedicht laut liest, anstatt es nur dir selbst in deinem Kopf vorzusprechen. Das Gedicht mit deinen Ohren zu hören, kann dir dabei helfen, Reim und Metrum besser wahrzunehmen, was das Auswendiglernen erleichtert.
  2. Dichter sind große Wortliebhaber, also benutzen sie oft Ausdrücke, mit denen du vielleicht nicht vertraut bist. Wenn du ein älteres Gedicht auswendig lernen musst, begegnen dir vermutlich archaische Begriffe oder unbekannte grammatikalische Strukturen. Herauszufinden, was diese Wörter und Sätze bedeuten, wird dir später beim Auswendiglernen behilflich sein. Wenn du ein englisches Gedicht auswendig lernen willst, nimm dir John Donnes „A Valediction: Forbidden Mourning“ als Beispiel. [2]
    • In der zweiten Strophe würdest du vielleicht die Wörter „tempest“ (Sturm), „profanation“ (Profanisierung) und „laity“ (Laien, die nicht zum Klerus oder zur religiösen Elite gehören) nachschlagen, um zu verstehen, was der Dichter zum Ausdruck bringen möchte.
    • Die Strophe drückt aus: „Lass uns lieber still sein, anstatt die ganze Zeit zu jammern und zu seufzen. Wenn wir diesen kleinen einfachen Bürgern von unserer Liebe erzählen würden, würden wir ihre Heiligkeit entweihen.“
    • Manchmal sind es nicht die Definitionen einzelner Wörter, die Schwierigkeiten bereiten, sondern der metaphorische Gebrauch bestimmter Begriffe. Sieh dir die dritte Strophe von „A Valediction: Forbidden Mourning“ an. Du weißt vielleicht, was all diese Begriffe im Einzelnen bedeuten, aber es ist schwierig, den Inhalt dieser Strophe zu verstehen.
    • In diesem Fall bedeutet „Moving of th’ earth“ (die Bewegung der Erde) ein Erdbeben. Ein Erdbeben richtet erhebliche Schäden an, ruft Angst bei den Menschen hervor und die tun ihr Bestes, den Nachwirkungen des Erdbebens einen Sinn zu verleihen.
    • „Trepidation of the spheres“ (Zittern der Sphären) ist nichts anderes als die Bewegung der Sterne und Planeten am Nachthimmel. Diese Bewegungen sind mythologisch weitaus umfangreicher, gewaltiger und bedeutsamer und haben einen wesentlich größeren Einfluss auf das Schicksal der Menschen auf der Erde. Obwohl diese Bewegungen und ihre Konsequenzen weitaus bedeutungsvoller sind als die eines Erdbebens, „zittern“ wir vor ihnen nicht, sondern fürchten stattdessen Erdbeben. Den weitaus größeren Bewegungen, die unsere Leben beeinflussen, begegnen wir mit Naivität oder Ignoranz und entscheiden uns stattdessen, uns auf unbedeutende Kleinigkeiten zu konzentrieren.
    • Diese Strophe illustriert die Aussage, dass die Liebe des lyrischen Ichs überirdisch ist - größer und bedeutender als von „dull, sublunary (under the moon, on the earth) lovers“ (dummer, irdischer (unter dem Mond, auf der Erde) Liebender) in der nächsten Strophe.
    • Wenn du Schwierigkeiten damit hast, die Bedeutung eines Gedichtes zu verstehen, guck in eine Lektüre-Hilfe, die du in der Bücherei einsehen kannst. Aber auch online gibt es Interpretationsansätze zu finden. [3] [4] [5]
  3. Nachdem du alle unbekannten Wörter, Formulierungen und Metaphern nachgeschlagen hast, musst du die Geschichte des Gedichts auswendig lernen. Wenn du nicht weißt, worum es in dem Gedicht geht, wird es dir so schwer fallen, es auswendig zu lernen, als müsstest du dir eine Reihe zusammenhangsloser Wörter ohne Bedeutung merken. Bevor du versuchst, das Gedicht auswendig zu lernen, solltest du in der Lage sein, seine Geschichte komplett aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Mach dir an diesem Punkt noch keine Gedanken um die im Gedicht verwendeten Begriffe - sondern nur um die Zusammenfassung seines Inhalts.
    • Manche Gedichte sind „narrativ“, was bedeutet, dass sie tatsächlich darauf angelegt sind, eine Geschichte zu erzählen. William Wordsworths „I Wandered Lonely As A Cloud“ ist ein gutes Beispiel. [6]
    • Darin wandert das lyrische Ich durch die Natur, als es an einem Feld gelber Narzissen vorbeikommt. Dann beschreibt es die Blumen: wie sie im Wind zu tanzen scheinen, wie sich ihre Anzahl gleich Sternen am Himmel zu vermehren scheint, wie froh und munter ihr Tanz scheint und schließlich wie ihm die Erinnerung an diese schönen Blumen in traurigen Momenten, wenn es wieder zu Hause fernab der Natur ist, Freude beschert.
  4. Nicht alle Gedichte sind narrativ und erzählen deutlich eine Geschichte mit Handlungselementen. Trotzdem handeln alle Gedichte von etwas Bestimmtem und die besten Gedichte - diejenigen, die Lehrer gerne für ihre Aufgaben wählen - schreiten fort und entwickeln sich auf irgendeine Art und Weise. Selbst wenn es keine Handlung gibt, versuch herauszufinden, was die Aussage des Gedichts und die Intention des Autors ist, indem du den Bedeutungszusammenhang der einzelnen Strophen und Elemente erschließt. Sieh dir beispielhaft Richard Wilburs „Year’s End“ an. [7]
    • Dieses Gedicht beginnt mit einem eindeutigem Schauplatz: Es ist Silvester, das Jahr neigt sich seinem Ende zu („the dying of the year“) und das lyrische Ich ist in einer Straße in der Nachbarschaft und sieht in das Fenster eines Hauses, doch durch die vereiste Scheibe kann es nur die Umrisse von sich bewegenden Gestalten erkennen.
    • Die Mehrheit der Gedichte entwickelt sich durch assoziative Bilder, die miteinander vor allem durch die Vorstellungskraft des Autors verbunden sind und weniger durch Logik oder eine chronologische Abfolge, wie es in einer Geschichte der Fall wäre. [8]
    • In dem vorliegenden Gedicht schweift der Dichter also von der vereisten Scheibe in der ersten Strophe zum Bild des gefrorenen Sees in der zweiten; ein gefrorener See erinnert immerhin ein wenig an eine vereiste Scheibe. Auf der Oberfläche des Sees sind Blätter eingefroren, die mit beginnendem Frost von den Bäumen fielen, nun auf dem Wasserspiegel haften und im Wind flatternd ein perfektes Denkmal setzen.
    • Diese Perfektion am Ende der zweiten Strophe zieht sich bis in die dritte als „Perfektion im Tod der Farne“ („the perfection in the death of ferns“). Auch das Motiv des Eingefrorenseins wiederholt sich: genau wie in der zweiten Strophe die Blätter als Denkmäler im See eingefroren waren, tauchen in der dritten Farne als gefrorene Fossilien auf. Ebenso wurden Mammuts eingefroren, die im ewigen Eis konserviert sind.
    • Das Motiv der Konservierung wird wiederum mit in die vierte Strophe genommen: die Konservierung einer Hundes in den Ruinen von Pompeji, einer Stadt, die bei einem Vulkanausbruch verschüttet wurde, dessen Umrisse in der vulkanischen Asche erhalten blieben.
    • Die letzte Strophe greift das Bild des Endes von Pompeji auf, wo die Menschen urplötzlich und unerwartet eingefroren wurden und ihren nahen Tod nicht vorhersehen konnten, sowie die Szene aus der ersten Strophe: es ist Silvester, ein weiteres Jahr ist vergangen. Dem Gedicht zufolge sollten wir, während wir in die Zukunft hinüber gleiten („fray into the future“), all der plötzlichen Tode Gedenken, die uns das Gedicht ins Gedächtnis gerufen hat: das im Eis gefangene Blatt, die fossilierten Farne und Mammuts, die plötzlichen, unerwarteten Tode in Pompeji.
    • Dieses Gedicht auswendig zu lernen könnte sich als schwierig erweisen, weil es keinen chronologischen Handlungsverlauf hat. Doch wenn du die assoziative Kette verstehst, durch welche die einzelnen Strophen verbunden sind, hilft dir das beim Lernen: an Silvester durch die vereisten Fenster gucken → auf dem See eingefrorene Blätter als perfektes Denkmal → Perfektion der fossilierten Farne und im Eis konservierten Mammuts → die von der Vulkanasche konservierten Körper in Pompeji → dieser plötzlichen Tode sollten wir im Heute gedenken, besonders am Ende des Jahres, wenn wir uns auf das neue freuen.
  5. Das Metrum beschreibt den Rhythmus eines Verses des Gedichts; es besteht aus Versfüßen oder Silbeneinheiten mit ihren eigenen spezifischen Betonungen. [9] Jamben sind das häufigste Metrum. Sie besitzen zwei Silben, von denen die erste unbetont und die zweite betont ist, was in einem „Tada“-Rhythmus resultiert wie in dem Wort „Ge-SICHT“. [10]
    • Andere geläufige Metren sind Trochäus (z.B. MUT-ter), Daktylus (z.B. LUS-ti-ger), Anapäst (z.B. Pa-ra-DIS) und Spondeus (z.B. SCHNELL SCHNELL). [11]
    • Viele Gedichte sind im Jambus verfasst. Allerdings kann es auch in Gedichten mit regelmäßigem Metrum zu rhythmischen Abweichungen kommen. Diese werden häufig verwendet, um einen bedeutungstragenden Moment des Gedichts hervorzuheben; überprüfe, ob du an den zentralen Stellen der Geschichte, die du dir gemerkt hast, solche Abweichungen findest.
    • Das Metrum eines Gedichts ist häufig von der Anzahl der Versfüße eines Verses bestimmt. Jambisches Pentameter bedeutet zum Beispiel, dass alle Versen aus fünf (altgriechisch: penta) Jamben bestehen: ta-DA ta-DA ta-DA ta-DA ta-DA. Ein Beispiel für einen jambischen Pentameter ist dieser Vers aus Shakespeares „Sonett 18“: „Shall I compare thee to a summer’s day?“ („Soll ich denn einen Sommertag dich nennen?“).
    • Dimeter bedeutet, dass es pro Vers zwei Versfüße gibt; ein Trimeter hat drei; ein Tetrameter vier; ein Hexameter sechs; ein Heptameter sieben. Verse, die mehr als sieben Versfüße haben, werden dir sehr, sehr selten begegnen.
    • Zähle die Silben und fühle den Rhythmus in jedem Vers und bestimme dann das Metrum des Gedichts. Das wird dir dabei helfen, den musikalischen Takt des Gedichts zu verinnerlichen.
    • Es gibt große Unterschiede zwischen Gedichten, die in einem jambischen Tetrameter verfasst sind wie Tennysons „In Memoriam A.H.H.“, und solchen, die einen daktylischen Dimeter aufweisen wie Tennysons „The Charge of the Light Brigade“. [12] [13]
    • Lies das Gedicht noch einige Male wie im ersten Schritt laut, aber achte diesmal besonders auf die Melodie und den Rhythmus der Verse. Lies das Gedicht so oft laut vor, bis sich seine Melodie, inklusive der metrischen Variationen, so natürlich und vorhersehbar für dich anfühlt wie die deines Lieblingssongs.
  6. Ein Gedicht mit strenger Form folgt einem bestimmten Muster, was das Reimschema, die Strophenlänge und das Metrum betrifft. [14] Das Metrum hast du bereits bestimmt, aber jetzt musst du dir das Reimschema vornehmen, das mit der Anzahl der Verse pro Strophe korrespondiert. Sieh online nach, ob dein vorliegendes Werk zu einer ganz bestimmten Gedichtform gehört - vielleicht ist es ein Petrarca-Sonett oder eine Villanelle oder eine Sestine. Es könnte sich aber auch um ein Gedicht handeln, das keiner speziellen Form zuzuordnen ist, allerdings in sich eine gewisse Regelmäßigkeit aufweist, die der Dichter seiner Intention angepasst hat.
    • Es gibt viele zuverlässige Onlinequellen, wo du mehr über die formale Struktur des Gedichts, das du auswendig lernen willst, erfahren kannst. [15] [16] [17]
    • Indem du die formale Struktur eines Gedichts verinnerlichst, wirst du in die Lage versetzt, deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, wenn du beim Aufsagen festhängst.
    • Wenn du zum Beispiel versuchst, Edna St. Vincent Millays „Time does not bring relief; you all have lied” zu rezitieren, du aber nach dem zweiten Vers nicht mehr weiter weißt, erinnere dich daran, das es sich um ein Petrarca-Sonett handelt, das mit dem Reimschema ABBA beginnt. [18]
    • Da der erste Vers mit „lied“ endet und der zweite mit „pain“, weißt du, dass sich der dritte Vers auf „pain“ und der vierte auf „lied“ reimen muss.
    • Ruf dir das Metrum (jambischer Pentameter) ins Gedächtnis und summe den Rhythmus, bis dir die Worte wieder einfallen: „I miss him in the weeping of the rain; / I want him at the shrinking of the tide“.
  7. Diese Übung unterscheidet sich jedoch deutlich vom ersten Lesen, da du nun ein weitaus tieferes Verständnis von der Geschichte des Gedichts, seiner Aussage, seiner Bedeutung, seines Rhythmus, seiner Musikalität und seiner formalen Struktur hast.
    • Lies das Gedicht langsam und theatralisch, sodass all dein neuerworbenes Wissen über das Gedicht darin Ausdruck findet. Je stärker du das Gedicht „vorspielst“, anstatt es nur vorzulesen, desto schneller wird es in deinem Gedächtnis verankert.
    • Sobald dir die Verse von allein einfallen, ohne dass du auf das Blatt gucken musst, rezitiere immer mehr aus dem Gedächtnis.
    • Scheue dich nicht davor, auf das Blatt zu sehen, wenn du nicht weiter weißt. Verwende es solange wie nötig, um deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.
    • Wenn du das Gedicht immer und immer wieder laut vorliest, wirst du bald feststellen, dass dir immer mehr Verse ganz von selbst einfallen.
    • Sorge dafür, dass der Übergang vom Ablesen vom Blatt zum Rezitieren aus dem Gedächtnis ungezwungen verläuft.
    • Nachdem du das Gedicht einmal komplett aus dem Gedächtnis rezitiert hast, wiederhole deinen Vortrag mindestens fünf- oder sechsmal, um sicherzugehen, dass du das Gedicht auch wirklich verinnerlicht hast.
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Methode 2
Methode 2 von 2:

Ein Gedicht mit freier Form auswendig lernen

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  1. Freie Rhythmen wurden durch moderne Strömungen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts populär, als Ezra Pound verkündete, dass sich feste Reimschemata, Metren und Strophenstrukturen, welche die Lyrik für die längste Zeit ihrer Geschichte beeinflusst hatten, nicht dazu eignen, Wahrheit oder Realität auch nur im Entferntesten abzubilden. [19] Folglich weist ein Großteil der in den letzten hundert Jahren verfassten Gedichte kaum Reime, antizipierbare Rhythmen oder Strophen auf, was das Auswendiglernen weitaus schwieriger gestaltet.
    • Selbst wenn du dir in der Vergangenheit erfolgreich Gedichte mit strenger Form gemerkt hast, kannst du nicht erwarten, dass das Auswendiglernen von Gedichten mit freien Rhythmen genau so einfach sein wird.
    • Sei dir bewusst, dass es mehr Arbeit erfordert.
    • Wenn du dir ein Gedicht zum Auswendiglernen aussuchen kannst, aber nur begrenzt Zeit hast, solltest du vielleicht ein Gedicht mit strenger Form einem mit freien Rhythmen vorziehen.
  2. Genau wie bei Gedichten mit strenger Form musst du einen Eindruck vom Rhythmus gewinnen. Auch wenn es weniger strenge formale Strukturen aufweist, die beim Auswendiglernen anderer Gedichte helfen, bedenke: „Wenn du deine Sache gut machen willst, gibt es keine freien Rhythmen“ („no verse is free for the man who wants to do a good job“) wie T.S. Eliot es formuliert hat. [20] Damit meinte er, dass Sprache, selbst ungezwungene Unterhaltungen, auf ein Metrum hin überprüft werden können und unwillkürlich Muster produzieren. Ein guter Dichter wird einem Vers auch ohne rigide Strukturen Musikalität verleihen: „Ein Vers, der gar keinem Muster entspricht, ist kaum vorstellbar.“ („What sort of a line that would be which would not scan at all I cannot say“).
    • Wenn du das Gedicht laut vorliest, übernimm die spezielle Betonungsweise des Dichters. Verwendet er viele Kommata, die dem Gedicht das Tempo nehmen, oder sollte es in einem schnellen, ununterbrochenen Rutsch gelesen werden?
    • Gedichte mit freier Form orientieren sich zu einem großen Teil an dem Rhythmus gesprochener Sprache, sodass sie häufig Jamben enthalten, die natürlicher Sprechweise am nächsten kommen. Trifft das auch beim vorliegenden Gedicht zu?
    • Oder weist das Gedicht einen überraschend originären Rhythmus auf? Beispielsweise ist James Dickey dafür bekannt, dass in seinen sonst frei rhythmisierten Gedichten immer wieder unerwartet anapästische Trimeter auftauchen. [21] [22] Ein Beispiel dafür ist Dickeys „The Lifeguard“, das größtenteils jambisch ist, aber durch anapästische Dimeter und Trimeter akzentuiert wird: „In a STAble of BOATS I lie STILL“; „the LEAP of a FISH from its SHAdow“; „with my FOOT on the WATer I FEEL“. [23]
    • Lies das Gedicht wiederholt laut, bis du anfängst, den musikalischen Rhythmus der Betonungsweise des Autors zu verinnerlichen.
  3. Weil die meisten Gedichte mit freier Form viel jünger sind, ist es unwahrscheinlich, dass du archaischen Ausdrücken begegnest, die du nicht kennst. Manche Strömungen in der modernen Poesie orientieren sich eher an gesprochener als an hochtrabender poetischer Sprache; Wordsworth, ein einflussreicher Verfechter freier Rhythmen, hat ein Gedicht verfasst, das lediglich eine Konversation zwischen mehreren Männern („a man speaking to men”) darstellt. [24] Da Dichter jedoch versuchen, die Grenzen der Sprache auszuloten, verwenden sie manchmal weniger gebräuchliches Vokabular, um ihrem Werk einen künstlerischen Anstrich zu verliehen. Also halte dein Wörterbuch bereit.
    • Moderne und zeitgenössische Dichter versehen ihre Werke häufig mit zahlreichen Anspielungen, also halte auch Ausschau nach Referenzen, die du nicht verstehst. Verweise aufs antike Griechenland, Rom oder Ägypten sind recht häufig genau so wie Bibelreferenzen. Schlag sie alle nach, um die tiefere Bedeutung der einzelnen Verse zu verstehen.
    • Eliots „The Waste Land“ zum Beispiel ist mit so zahlreichen Anspielungen versehen, dass es ohne die Kontextinformationen, welche es zu dem Gedicht gibt, nahezu unverständlich bleibt. [25] (Selbst dann ist es schwierig genug!)
    • Noch mal: das Ziel ist es, dass du die Bedeutung des Gedichtes verstehst, bevor du es auswendig lernst. Es ist viel einfacher, sich ein Gedicht zu merken, dessen Sinn man erfasst hat.
  4. Weil du nicht auf Reimschema und Rhythmus vertrauen kannst, um deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, musst du im Gedicht Schlüsselstellen finden, die dir entweder besonderes gefallen oder dich überrascht haben. Versuche solche Stellen über das gesamte Gedicht verteilt zu finden, damit du einen bestimmten einprägsamen Vers oder Moment in jedem Abschnitt des Werkes hast, wie auch immer du es dir einteilen möchtest. Gerade wenn das Gedicht nur aus einer langen Strophe besteht, hilft es dir, alle vier Verse oder Satz für Satz ein einprägsames Bild oder eine bedeutende Phrase herauszusuchen, unabhängig davon über wie viele Verse sie sich erstreckt.
    • Sieh dir als Beispiel Dickeys „For the Last Wolverine“ an. [26] Beim diesem Gedicht kannst du dir einfach eine Liste der ungewöhnlichen prägnanten Bilder anlegen, die einen beim Lesen präsentiert werden:
    • die Stille bleichenden Knurrens (the silence of whitening snarls); das letzte rote Mahl (the last red meal); sein knurrender Kopf (his gnarling head); eine einzelne Fichte stirbt höher und höher (a single spruce tree is dying higher and higher); Knurren komplett in der Freunde eines Wiesels mit dem gehörnten Herz eines Elchs in seinem Magen (snarling complete in the joy of a weasel with an elk’s horned heart in his stomach); gebeugt in räudigen Federn (hunched in mangy feathers); lass sie sich zu Tode paaren (let them mate to the death); es ist zurückgekommen, dieses Mal mit Flügeln (it has come back, this time on wings); aber klein, schmutzig, ungeflügelt (but small, filthy, unwinged); das schüchterne Gedicht (the timid poem); das Herz des Elchs im Bauch, ausschlagende Flügel (the elk’s heart in the belly, sprouting wings); Herr, lass mich sterben, aber nicht aussterben (Lord, let me die but not die out).
    • Beachte, wie jede dieser Phrasen sowohl einprägsam ist, als auch Schlüsselstellen im Handlungsverlauf des Gedichts markiert.
    • Indem du dir diese Schlüsselstellen einprägst, bevor du versuchst, das Gedicht komplett auswendig zu rezitieren, hast du Orientierungspunkte, die dich durch das Gedicht führen, falls du beim Aufsagen festhängst.
    • Merke dir die exakte Formulierung dieser einzuprägenden Phrasen in der exakten Reihenfolge, in der sie im Gedicht auftauchen. Dadurch gewinnst einen verdichteten Umriss des Gedichts, der dir im nächsten Schritt bei der Zusammenfassung seines Inhalts helfen wird.
  5. Genau wie beim strengen Gedicht muss die komplette Geschichte oder die Bedeutung des Gedichts erfasst haben, bevor du versuchst, es dir einzuprägen. Auf diese Weise kannst du, wenn du dich an einer bestimmten Stelle verzettelst, an deine Zusammenfassung zurückdenken, um deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Konzentriere dich dabei auf die Schlüsselstellen, die dir als Orientierungspunkte dienen, und stell sicher, dass du in deinen eigenen Worten Verbindungselemente formulierst, die dich von einer Phrase zur nächsten geleiten.
    • Wenn das Gedicht narrativ angelegt ist, versuche, es wie ein Theaterstück zu inszenieren, damit du dir die Chronologie der Ereignisse besser einprägen kannst. Robert Frosts „Home Burial“ beispielsweise ist mit seiner Exposition und seinem Dialog wie eine Erzählung angelegt, sodass es sogar auf der Bühne gespielt wurde. [27] [28] Sich „Home Burial“ einzuprägen würde andernfalls sehr schwierig, da es komplett im Blankvers (ungereimten Jamben) verfasst ist.
  6. Diesmal sollte es dir nicht schwer fallen, schon einige Verse im Gedächtnis zu behalten, da du bereits deine Liste mit Schlüsselstellen in deiner Zusammenfassung verwendet hast. Fahr damit fort, dir das Gedicht selbst laut vorzulesen - aber versuche, dich mit jedem erneutem Lesen an mehr und mehr Schlüsselstellen entlang zu hangeln, ohne dass du aufs Blatt schaust.
    • Sei nicht frustriert, wenn dein Vortrag beim ersten Versuch noch nicht perfekt ist. Falls du genervt bist, entspann dich für einen Moment und mach fünf Minuten Pause, damit dein Gedächtnis neu starten kann.
    • Denk daran, deine Orientierungspunkte und deine Zusammenfassung zu gebrauchen, damit du dich an jeden Vers des Gedichtes richtig erinnern kannst.
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