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Autismus ist eine hochkomplexe Entwicklungsstörung. Auch wenn jeder autistische Mensch einzigartig ist, gibt es einige Charakteristiken, die auf die Mehrheit der autistischen Bevölkerung zutreffen. Sport ist eine wichtige Aktivität für autistische Personen, aber sie sind bei diesem Thema oft zurückhaltend. Im Grunde ist Sport für jeden von uns gut, aber autistische Personen können von einigen speziellen Aspekten profitieren. Es ist wichtig, autistische Menschen zum Sport zu motivieren, da er sie gesund hält und unter Umständen ihre sozialen Fähigkeiten verbessern kann.

Teil 1
Teil 1 von 3:

Autistische Jugendliche und Erwachsene motivieren, Sport zu treiben

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  1. Beim Sport sollte die Umgebung ruhig und frei von Lärm oder Ablenkungen sein. Es sollte keine Störungen geben und die Umgebung angenehm sein.
    • Es sollte außerdem keine Menschenmengen in der Nähe geben, da diese eine autistische Person verwirren oder beunruhigen können.
    • Eine natürliche, grüne Umgebung mit Pflanzen und frischer Luft ist ideal.
  2. Anstatt verbaler Anweisungen, ist es besser visuelle Richtlinien, wie Fotos, Videos oder Bilder zu verwenden. Viele Autisten sind von mündlichen Ansagen verwirrt. Sie können Anweisungen mit bildlichen Hilfsmitteln allerdings sehr gut verstehen.
    • Falls du einer autistischen Person beispielsweise beibringen möchtest, wie man Basketball spielt, zeige ihm/ihr ein Basketballspiel im Fernsehen oder ein Video, in dem Menschen diesen Sport ausüben.
  3. Es kann sein, dass Aufmunterung der wichtigste Aspekt deiner Bemühungen ist. Du musst diese Menschen ermutigen und begeistern. Der beste Weg, um sie zu ermutigen, ist mit gutem Beispiel voranzugehen, am Sport teilzunehmen und deutlich zu machen, wie viel Spaß du dabei hast.
    • Es kann unfair wirken, wenn du deinen autistischen Freund oder dein Familienmitglied zum Sport animieren möchtest und selbst nicht aktiv wirst.
    • Mische mit und zeige ihm/ihr wie lustig es sein kann.
    • Selbst motiviert zu sein ist ein großartiger Anfang.
  4. Finde heraus, welche körperlichen Aktivitäten sie interessieren. Viele autistische Personen sind sehr offen und enthusiastisch, wenn es um ein Thema aus ihrem Interessenbereich geht. Finde also heraus, wie du ihr Hauptinteresse mit der Sportart verbinden kannst, um sie zu animieren.
    • Vielleicht schauen sie gerne ein bestimmtes Sportprogramm im Fernsehen, sodass du sie dazu motivieren kannst, an einem sicheren Sportkurs ohne Körperkontakt teilzunehmen.
    • Einige Sportarten können auf ihren Interessen aufbauen und so eventuell zu anderen Übungen und Fitness-Zielen führen.
  5. Unmittelbare Rückmeldungen sind für alle autistischen Personen wichtig. Falls eine Aktivität sofort belohnt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wiederholt wird sehr viel höher, da das Belohnungszentrum aktiviert und ein Gefühl von Zufriedenheit ausgelöst wird.
    • Sollte eine Übung falsch ausgeführt werden, zeige ihnen behutsam, wie sie es richtig machen.
  6. Viele Betreuer habe ihre Liebsten auf die Special Olympics aufmerksam gemacht, um sie noch mehr zu ermutigen. Falls sie eine Sportart finden, die sie lieben, könnten sie sogar daraufhin arbeiten, eines Tages an den Special Olympics teilzunehmen.
    • Autistischen Menschen die Special Olympics zu präsentieren, hilft ihnen zu sehen, dass es erfolgreiche Athleten gibt, die so sind wie sie.
    • Falls sie einen bestimmten Sportler bewundern, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie dessen Sportart ausprobieren wollen.
  7. Solltest du deinen Teenager Zuhause unterrichten, binde Sport mit in den Lehrplan ein. Der Sportunterricht sollte unterhaltsam und aufregend sein, um dein Kind dafür zu gewinnen.
    • Versuche die ganze Familie mit einzubeziehen, beispielsweise durch eine Wanderung.
    • Du könntest die Wanderung auch mit dem Wissenschaftsunterricht verflechten, da ihr bei der Wanderung mit der Familie die Natur entdecken werdet.
  8. Viele autistische Menschen lieben Musik. Lege also einige ihrer Lieblingslieder auf und versuche sie zu motivieren, sich tanzend zu bewegen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um deine Liebsten zum Tanzen zu animieren.
    • Wii Fit bietet beispielsweise verschiedene Spiele, die Zuhause genutzt werden können. Der Vorteil ist, dass ihr euch in der gewohnten Umgebung befindet.
    • 'Just Dance' ist ein beliebtes Tanzspiel und eine gute Option, um Sport zu treiben.
    • Entdecke das 'Dance Dance Revolution' Spiel; eine beliebte und interaktive Tanzerfahrung.
  9. Wenn du es schaffst, das Training so zu gestalten, dass es nach einem riesen Spaß aussieht, wird der autistische Jugendliche oder Erwachsene viel weniger abgeneigt sein, mitzumachen. Es gibt viele Wege, um das Training unterhaltsam zu gestalten.
    • Verwandele Sport in Spiel, achte jedoch wieder darauf, dich dabei auf die Interessen der autistischen Person zu konzentrieren.
    • Lege eventuell ein Sportvideo ein und mache mit. Sollte das Video mit guter Musik unterlegt sein, wirkt es außerdem weniger zwanghaft.
  10. Viele autistische Personen haben Spaß an Kampfsport. Bei Kampfsportarten wird Wert darauf gelegt, klaren Regeln zu folgen, beständig und diszipliniert zu sein. Das spricht autistische Menschen an und stärkt ihr Selbstbewusstsein.
    • Die Umgebung und Regeln tragen dazu bei, dass sie sich gut anstellen.
  11. Erlaube deinem Jugendlichen kein Fernsehen zu schauen oder am Computer zu spielen, bevor er/sie mindestens eine halbe Stunde Sport getrieben hat. Falls dein Kind diesen Aktivitäten sehr gerne nachgeht, hast du ein großartiges Druckmittel, um sie zum Sport zu motivieren.
  12. Wende die Strategie “Prompting und Fading” aus der Verhaltenstherapie an, um der autistischen Person zu helfen, eine neue Fähigkeit zu erlernen. Falls die dir nahestehende Person schlecht entwickelte verbale Fähigkeiten hat, musst du gegebenenfalls die Technik “Prompting und Fading” einsetzen. Es handelt sich hierbei um eine Lerntechnik, bei der du eine körperliche Aktivität vermittelst, indem du bei einer Bewegung erst komplette Hilfestellung leistest und diese Hilfe dann schrittweise reduzierst, bis die Unabhängigkeit erreicht wird.
    • Um jemandem beispielsweise beizubringen einen Ball zu fangen, hältst du die Hände der anderen Person in deinen und hilfst ihm/ihr, den Ball zu fangen. Dann hältst du nur noch das Handgelenk, dann den Arm, dann nur noch die Schulter. Das sogenannte Fading, also ein Schwinden, tritt auf, wenn du gar keine Hilfestellung mehr leisten musst.
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Teil 2
Teil 2 von 3:

Verstehe, warum autistische Menschen eventuell zögern, Sport zu treiben

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  1. Autistische Menschen konzentrieren sich oft auf einen beschränkten Bereich an Aktivitäten und Interessen. Es ist wichtig, ihr Zögern zu verstehen, bevor du sie motivieren kannst.
    • Dränge nicht zu stark, denn du kannst überwältigend wirken und einen autistischen Menschen damit verstoßen.
  2. Es ist bei Autisten nicht unüblich, dass Schwierigkeiten mit bestimmten motorischen Fähigkeiten bestehen. Probleme in der motorischen Entwicklung können einen Menschen beispielsweise davon abhalten, einen Ball zu fangen.
    • Eine autistische Person kann befangen sein, einer bestimmten Übung nachzugehen.
    • Es kann sehr entmutigend sein, an gewissen Aktivitäten nicht erfolgreich teilnehmen zu können. Achte also darauf, der Person genügend Optionen zu bieten, um Sport treiben zu können.
  3. Autistische Menschen können sehr empfindlich auf bestimmte Stimmungsreize reagieren. Diese sensorische Feinfühligkeit kann ihre Fähigkeit mindern, an bestimmten aktivitäten teilzunehmen oder sie sogar als unerträglich zu empfinden.
    • Das grelle Licht in einem Fitnessstudio oder in einem Stadium kann unangenehm oder sogar schmerzhaft sein.
    • Bedenke sensorische Empfindlichkeiten, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sichtbar sind, bevor du die Person zum Sport motivieren möchtest.
  4. Autistischen Personen kann es schwerfallen, ein Sportprogramm zusammenzustellen. Ohne Hilfestellung kann es schwierig sein, einen Trainingsplan zu entwerfen und diesen einzuhalten. Hilf ihnen, indem du einen Trainingsplan entwirfst und die abgearbeiteten Stunden markierst.
    • Verschiedene Meilensteine und Erfolge beim Training zu notieren, kann eine großartige Art und Weise sein, um die Motivation zu erhöhen und weiteres Selbstbewusstsein im Bezug auf den Sport aufzubauen.
  5. Viele Sportarten werden in Teams gespielt, was bedeutet, dass ein gewisses Level sozialer Interaktion in der Regel vorhanden ist. Da viele Autisten sich mit sozialer Interaktion schwertun, kann das in einer Angst vor Gruppensportarten resultieren.
    • Versuche dich eher auf Individualsportarten zu fokussieren, so zum Beispiel Laufen, Radfahren, Yoga oder Schwimmen.
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Teil 3
Teil 3 von 3:

Wissen, wie autistische Menschen von Sport profitieren können

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  1. Fettleibigkeit ist ein ernstes Gesellschaftsproblem. Schon viele Kinder leiden an Übergewicht, treiben nicht genug Sport und ernähren sich ungesund. Autistische Menschen haben ein erhöhtes Risiko übergewichtig zu sein.
    • In den USA sind ungefähr 19% der autistischen Kinder übergewichtig und weitere 36% haben ein erhöhtes Risiko.
    • Als Kind übergewichtig zu sein, erhöht die Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Probleme im Alter.
    • Sport wirkt diesen Gewichtsproblemen entgegen.
  2. Sport und Bewegung bieten autistischen Menschen die Möglichkeit, an ihren sozialen Fähigkeiten zu arbeiten. Es gibt viele Sportarten, die auf Teamarbeit aufbauen, aber bei denen auch die unabhängige Leistung des Einzelnen zählen. Diese Sportarten bieten Möglichkeiten zur sozialen Interaktion, aber konzentrieren sich auch auf persönliche Errungenschaften.
    • Es wird soziale Interaktion stattfinden, aber ohne großen Fokus auf verbaler Kommunikation.
    • Eine geeignete Sportart wäre beispielsweise das Schwimmen.
    • Ein Basketball Team kann anfangs zu viel sein, da die autistische Person noch nicht für diese Art von sozialem Umfeld bereit sein mag.
  3. Sport hat einen positiven Effekt auf das Wiederholungsverhalten, welches bei autistischen Menschen häufig beobachtet wird. Aerobischer Sport und Laufen verringern dieses Wiederholungsverhalten nachweislich.
    • Das Schwimmen beispielsweise, ist zum Teil durch Wiederholungen gekennzeichnet, was das Wiederholungsverhalten außerhalb des Schwimmbeckens verringern kann.
  4. Falls eine autistische Person Medikamente einnimmt, kann es sein, dass sie von verschiedenen Nebenwirkungen betroffen ist. Antipsychotika werden beispielsweise regelmäßig verschrieben, um starke Verhaltensmuster zu behandeln. Diese Medikamente können zu Gewichtszunahme führen, sodass sportliche Bewegung entgegen wirken kann.
  5. Selbstbewusstsein ist für jede Person erstrebenswert und von großer Wichtigkeit für das Wohlbefinden. Sich sportlich zu betätigen, kann einer autistischen Person helfen, das Selbstbild zu verbessern. Vielleicht findet ihr gemeinsam eine Sportart, die die autistische Person hervorragend beherrscht.
    • Das kann einen positiven Einfluss auf ihr Selbstbewusstsein haben.
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Referenzen

  1. Comer, J. R. (2008). “Abnormal psychology”. (7th Ed.) Princeton University Press.
  2. Allen, Francis. (1999). “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders”. (4th Ed.), American Psychological Association.
  3. Fred, Luthans. (2002). “Organizational Behavior”. (9th Ed.). Mc Graw Hill.

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