Du erkennst einen Leistenbruch meist zuerst daran, dass im Unterbauch oder der Leistengegend eine Beule entsteht. Diese Beule ist ein Stück Darm oder sein Inhalt, die durch den Bauchmuskel drückt. Ein Leistenbruch wird in der Regel problemlos vom Arzt diagnostiziert und meist durch einen chirurgischen Eingriff behoben. Üblicherweise ist ein Leistenbruch nicht lebensbedrohlich. Unbehandelt kann er allerdings zu Komplikationen führen. Es besteht z.B. das Risiko, dass der Darm abgeschnürt wird, d.h. ein Teil des Darms wird verdreht und so vom Rest des Organs abgetrennt, weil er außerhalb eingeklemmt ist. Unbehandelt kann das zu einer Blockierung des Darms, Bauchschmerzen und Fieber führen. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich. Lerne, die Symptome eines Leistenbruchs zu erkennen, wie er behandelt wird, wie du dich davon erhohlen kannst und vor allem, wie du ihn verhinderst.
Vorgehensweise
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Betrachte dich im Spiegel und achte auf Anzeichen eines Leistenbruchs. Zieh dich unterhalb der Taille aus und sieh in den Spiegel. Lege zwei Finger auf die Stelle, wo du den Bruch vermutest. Huste und stelle fest, ob an der Stelle eine Beule zu sehen oder zu spüren ist. Du kannst auch die Luft anhalten und pressen (den Bauch so wie auf der Toilette anspannen). Ertaste mit dem Finger, ob eine Beule herauskommt. Ein Leistenbruch kann schlimmer werden, wenn Druck auf den Bauch ausgeübt wird. Achte ebenfalls auf: [1] X Forschungsquelle
- Eine Beule in der Leistengegend: Dann hast du ggf. einen direkten oder indirekten Leistenbruch.
- Eine Beule am Oberschenkel unterhalb des Leistenbereichs: Dann hast du wahrscheinlich einen femoralen Leistenbruch.
- Du siehst eine Schwellung an deinem Unterbauch welche nach unten führt, eventuell sogar bis zu deinem Hodensack.
- Ein Hoden ist größer als der andere oder stärker geschwollen: Das ist ein Anzeichen für einen indirekten Leistenbruch.
- Brennen, Beschwerden oder starke Schmerzen im Leistenbereich: Das kann auf einen Leistenbruch hinweisen, weil ein Stück Darm gequetscht und abgeschnürt wird, was zu Schmerzen führt.
- Wenn die Schwellung eine ovale Form hat und sich nicht in der Gegend deines Hodensackes befindet, handelt es sich eher um einen direkten Leistenbruch.
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Überprüfe, ob du die Beule zurück drücken kannst. Probiere, ob die Beule kleiner wird oder verschwindet, wenn du draufdrückst. Lege dich hin und schau, ob die Beule sich durch die Schwerkraft absenkt. Übe mit dem Zeigefinger leichten Druck aus und versuche, die Beule zurück zu drücken. Mache das nicht mit Gewalt. Der Darm oder die Öffnung könnten sonst einreißen. Wenn die Beule nicht verschwindet, solltest du einen Arzt aufsuchen.
- Sag deinem Arzt, ob dir übel war oder ist, wenn du die Beule nicht zurück drücken konntest. Das könnte auf eine Komplikation, die sog. Inkarzeration (Einklemmung), hinweisen.
- Du solltest sofort einen Arzt aufsuchen, wenn du Bauchschmerzen oder Fieber hast.
- Die Inkarzeration des Darms und der ihn versorgenden Blutgefäße kann das Organ von der ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen abschneiden. Das führt zum Absterben des Gewebes und somit zum Versagen des Teils des Darms. Das tote Gewebe muss chirurgisch entfernt werden, damit die Verdauungsprodukte wieder passieren können.
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Lass dich von einem Arzt untersuchen. Du solltest dich bei jeder Form von Leistenbruch von einem Arzt untersuchen lassen. Beim Arzt musst du dich unterhalb der Taille ausziehen. Der Arzt oder ein Helfer wird deinen Bauch und deine Genitalien auf Asymmetrien und Beulen untersuchen. Du wirst gebeten, zu pressen oder zu husten oder deinen Bauch anzuspannen und dabei die Luft anzuhalten. Eine Beule deutet auf einen Leistenbruch hin. Der Arzt wird auch überprüfen, ob die Beule kleiner wird oder verschwindet, indem er mit einem Finger auf die Stelle drückt.
- Der Arzt hört die Beule ggf. auch mit einem Stethoskop ab. Wenn er keine Darmgeräusche hört, kann das auf totes Gewebe oder Inkarzeration hinweisen. [2] X Forschungsquelle Bickley L S. Chapter 13 - Male genitalia and Hernias. Bates guide to physical examination and history taking. 10th edition. 2009 Walters Kluwer Health/Lippincott Williams & Wilkins. p 503; 509-511.
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Die verschiedenen Arten eines Leistenbruchs. Die Art des Leistenbruchs unterscheidet sich danach, wo er auftritt und was die Ursache ist. Die Hauptarten sind: [3] X Forschungsquelle
- Der indirekte (laterale) Leistenbruch: Dabei handelt es sich um einen Geburtsfehler, der dazu führt, dass vor der Geburt Darm und/oder Darmwand an der Stelle durchbrechen, wo sich beim Mann die Hoden befinden. In den meisten Fällen hat sich das Gebiet vor der Geburt dort nicht fest genug verschlossen, so dass das Gewebe schwach ist.
- Der direkte (mediale) Leistenbruch: Er entsteht meist durch ein Trauma der Leistengegend, z.B. durch anhaltende Belastung durch das Heben schwerer Gegenstände oder zu starkes Pressen auf der Toilette, häufiges Husten oder aufgrund von Schwangerschaft. Dabei gelangt der Darm, die Darmwand oder Darmfett durch den geschwächten Muskel nahe der Leiste und der Genitalien, aber nicht durch den Hodensack oder Hoden.
- Der femorale Leistenbruch: Er wird meist durch Schwangerschaft oder Geburt hervorgerufen. Der Darm drückt dabei durch geschwächtes Gewebe im unteren Leistenbereich, wo die Blutgefäße Oberschenkel und Bein versorgen.
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Sprich mit deinem Arzt über die Optionen. Meist wird ein Leistenbruch chirurgisch behandelt. Wenn du allerdings keine Beschwerden hast und der Bruch zurück gedrückt (und verkleinert) werden kann, dann kannst du ggf. auch abwarten. Du solltest auf jeden Fall zum Arzt gehen, um dir einen professionellen Rat geben zu lassen. Wenn du dich operieren lassen willst, dein Arzt aber dagegen ist, weil du keine Beschwerden hast, dann kannst du dich aus kosmetischen Gründen operieren lassen. Wenn du eine OP willst, dann solltest du mit einem Chirurgen sprechen.
- Für eine OP müssen Laborwerte bestimmt werden. Dazu gehört das Blutbild [4] X Vertrauenswürdige Quelle PubMed Central Weiter zur Quelle , Elektrolyte wie Natrium, Kalium und der Zuckerspiegel. Mit einem EKG wird überprüft, ob dein Herz normal funktioniert. Mach einen Termin bei deinem Hausarzt, um diese Tests zu machen und die Ergebnisse dann dem Chirurgen zu übergeben.
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Lass dich laparoskopisch operieren. Bei einer Laparoskopie bekommst du ein orales Betäubungsmittel gegen Schmerzen und Unbehagen. Der Chirurg wird deinen Bauch mit Luft aufpumpen, so dass das Gewebe gedehnt und leichter zu bearbeiten ist. Dann wird eine Sonde mit einer Kamera eingeführt, um weitere Sonden zu führen, die schneiden, entfernen und nähen können. Die Sonde wird das ausgetretene Gewebe wieder zurück drücken und ein Netz anbringen, um die geschwächte Bauchwand zu verstärken. So wird ein erneuter Leistenbruch verhindert. Die kleinen Einschnitte für die Sonden werden zum Schluss wieder vernäht.
- Eine Laparoskopie ist minimalinvasiv. Das heißt, dass der Eingriff kleinere Narben hinterlässt, dass weniger Blutverlust und weniger postoperative Schmerzen auftreten.
- Eine laparoskopische OP wird im Falle eines beidseitigen, wiederholten oder femoralen Leistenbruchs gegenüber einer offenen OP bevorzugt.
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Lass dich offen operieren. Bei einer offenen OP macht der Chirurg einen Schnitt entlang der Leiste, um die Stelle zu öffnen. Danach wird der Arzt das ausgetretene Material manuell zurück in den Bauch drücken und darauf achten, dass Darmwinde entweichen können. Dann wird der Chirurg wahrscheinlich ein Netz um die geschwächten Bauchmuskeln legen oder die Bauchmuskeln zusammenbinden. So sollen zukünftige Leistenbrüche verhindert werden. Der Schnitt wird am Ende zugenäht.
- Bei einem sehr großen Leistenbruch ist ggf. eine offene OP die sinnvollste Entscheidung.
- Eine offene OP wird gegenüber einer laparoskopischen bevorzugt, wenn an der Stelle bereits eine OP stattgefunden hat, wenn es sich um den ersten Leistenbruch handelt, wenn der Leistenbruch sehr groß ist oder wenn das Risiko einer Infektion besteht.
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Pflege dich nach der OP. Nach einer Operation hast du wahrscheinlich ein paar Wochen Schmerzen. Dagegen solltest du vom Arzt verschriebene Schmerzmittel nach Anweisung einnehmen. Du solltest dich auch ballaststoffreich ernähren oder zweimal am Tag zwei Teelöffel Magnesiamilch trinken. Nach einer OP kann es einen bis fünf Tage dauern, bis du wieder Stuhlgang hast. Ballaststoffreiche Ernährung kann die Darmfunktion verbessern. [5] X Forschungsquelle
- Du kannst dir gegen die Schmerzen auch 20 Minuten einen Kühlbeutel, den du in ein Handtuch wickelst, auf die betroffene Stelle legen.
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Reinige die Wunde. Lass den Verband ca. zwei Tage auf der Wunde. Ggf. tritt etwas Blut oder Wundwasser aus, das ist normal. Nach 36 Stunden darfst du wieder duschen. [6] X Forschungsquelle Entferne vor dem Duschen das Verbandsmaterial. Übe beim Waschen mit Seife leichten Druck auf die Stelle aus. Wenn du fertig bist, tupfe die Stelle vorsichtig mit einem Handtuch trocken. Nach jeder Dusche solltest du die Wunde mit frischem Verbandsmaterial verbinden.
- Du solltest mit der Wunde mindestens zwei Wochen nicht baden. [7] X Forschungsquelle
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Beginne allmählich wieder mit körperlicher Aktivität. Du wirst nach der OP keine gesundheitlichen oder körperlichen Einschränkungen haben. Die Stelle kann aber noch eine Weile empfindlich sein. Vermeide etwa eine Woche lang Aktivitäten, bei denen Druck auf den Bauch ausgeübt wird. Dazu gehören Sport, Laufen und Schwimmen.
- Du solltest auch ca. sechs Wochen, bzw. so lange dein Arzt es sagt, nichts heben, das schwerer als fünf Kilogramm ist. Schweres Heben könnte zu einem erneuten Leistenbruch an derselben Stelle führen. [8] X Forschungsquelle
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Achte auf Komplikationen. Sprich mit deinem Arzt, wenn nach der OP eines der folgenden Symptome auftritt:
- Fieber (über 38,5º C) und Schüttelfrost könnten auf eine bakterielle Infektion der Wunde hindeuten.
- Übelriechender oder eitriger (meist grün-brauner) Ausfluss aus der Wunde deutet auf eine bakterielle Infektion hin, wodurch der Ausfluss übel riecht und dickflüssig ist.
- Anhaltendes Bluten der Wunde deutet auf ein verletztes Blutgefäß hin, das während der OP nicht richtig verschlossen wurde.
- Beschwerden beim Urinieren. Flüssigkeitsansammlung und leichte Entzündung sind nach einer OP normal. Zu viel davon kann allerdings Blase oder Harnröhre zusammendrücken und so zu Beschwerden beim Urinieren führen.
- Schwellungen oder Schmerzen in den Hoden, die schlimmer werden.
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Nimm ab. Wenn du übergewichtig oder fettleibig bist, dann solltest du abnehmen. Reduziere deine Kalorienzufuhr und treibe leichten Sport. Übergewicht kann die Schwachstellen deines Bauchs zusätzlich belasten. Der zusätzliche Druck auf diese Schwachstellen erhöht das Risiko eines Leistenbruchs.
- Du solltest nur Sport treiben, bei dem kein zusätzlicher Druck auf die Bauchwand ausgeübt wird. [9] X Forschungsquelle Geeignete, leichte Tätigkeiten sind Gehen, Joggen, Schwimmen und Radfahren.
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Iss mehr Ballaststoffe. Ballaststoffe fördern die Darmtätigkeit und das Entleeren des Darms. Ballaststoffe tragen auch dazu bei, den Stuhl zu lockern, so dass du weniger Beschwerden beim Stuhlgang hast. Ernähre dich ballaststoffreich mit Brot, Obst und Gemüse. Du solltest tagsüber auch viel Wasser trinken, um die Darmtätigkeit aufrecht zu erhalten. [10] X Forschungsquelle
- Ballaststoffe sind nach einer Leistenbruch-OP besonders wichtig. Denn OP und Schmerzmittel können die Darmtätigkeit verlangsamen. Das kann zu Verstopfung und somit zu zusätzlichem Druck auf den Bauch führen.
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Lerne, richtig zu heben. Vermeide, schwer zu heben oder sei vorsichtig dabei. Sechs Wochen nach der OP kannst du wieder Gegenstände heben, die schwerer als fünf Kilogramm sind. Um richtig zu heben solltest du deine Knie beugen, um dich herabzusenken. So wird beim Heben und Beugen weniger Gewicht und Druck aus den Bauch ausgeübt. [11] X Vertrauenswürdige Quelle Mayo Clinic Weiter zur Quelle
- Du kannst auch einen Stützgürtel um die Taille tragen. Der stützt deine Bauchmuskeln, besonders beim Heben.
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Hör auf zu rauchen. Rauchen begünstigt chronischen Husten, was einen Leistenbruch verursachen kann. Wenn du bereits einmal Probleme diesbezüglich hattest ist es extrem wichtig, dass du keinen zweiten Bruch, z.B. durch Rauchen, riskierst.Werbeanzeige
Tipps
- Schließe einen Leistenbruch nicht aus, nur weil du keine Schmerzen hast. Ein Leistenbruch kann schmerzfrei sein.
- Risikofaktoren für einen Leistenbruch bei Erwachsenen sind vorherige Leistenbrüche als Kind, höheres Alter, ein Mann oder Weißer zu sein, chronischer Husten, chronische Verstopfung, Verletzungen der Bauchwand, Rauchen oder eine familiäre Vorgeschichte, was Leistenbrüche angeht.
- Am Tag vor einer OP solltest du ab Mitternacht nichts mehr essen oder trinken. Damit soll verhindert werden, dass du Mageninhalt während der Betäubung einatmest.
- Um weniger zu husten, solltest du mit dem Rauchen aufhören. Durch das Husten kontrahieren die Bauchmuskeln. [12] X Vertrauenswürdige Quelle Mayo Clinic Weiter zur Quelle
Warnungen
- Wenn du schon einmal oder öfter einen Leistenbruch hattest, dann solltest du dich besonders an die o.g. Präventionsmaßnahmen halten.
- Wenn in deinen Hoden ein starker, stechender Schmerz auftritt, dann solltest du sofort zum Arzt gehen. Es könnte sich um ein verdrehtes Blutgefäß im Hoden handeln, das die Blutzirkulation an der Stelle beeinträchtigt. Unbehandelt kann das zu einer verminderten Durchblutung und somit der Schädigung des Hodens führen, so dass er ggf. entfernt werden muss.
- Ein unbehandelter Leistenbruch kann zum Abschnüren und Blockieren des Darms führen. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Komplikation, die lebensbedrohlich sein kann.
Referenzen
- ↑ http://www.pottsmerc.com/article/MP/20120213/LIFE01/120219844
- ↑ Bickley L S. Chapter 13 - Male genitalia and Hernias. Bates guide to physical examination and history taking. 10th edition. 2009 Walters Kluwer Health/Lippincott Williams & Wilkins. p 503; 509-511.
- ↑ http://www.herniasolutions.com/about-hernias/types-of-hernias
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3488956/
- ↑ Open Inguinal Hernia Surgery care instructions. University Hospitals Case Medical Center. 2015. http://www.uhhospitals.org/case/services/surgery/our-divisions/general-and-gastrointestinal-surgery/comprehensive-hernia-center/postoperative-instructions/groin-inguinal-hernias/open-inguinal-hernia-surgery-care-instructions
- ↑ Open Inguinal Hernia Surgery care instructions. University Hospitals Case Medical Center. 2015. http://www.uhhospitals.org/case/services/surgery/our-divisions/general-and-gastrointestinal-surgery/comprehensive-hernia-center/postoperative-instructions/groin-inguinal-hernias/open-inguinal-hernia-surgery-care-instructions
- ↑ http://www.uhhospitals.org/case/services/surgery/our-divisions/general-and-gastrointestinal-surgery/comprehensive-hernia-center/postoperative-instructions/groin-inguinal-hernias/open-inguinal-hernia-surgery-care-instructions
- ↑ Inguinal Hernia Discharge. Medline Plus. Feb 7, 2013. http://www.nlm.nih.gov/medlineplus/ency/patientinstructions/000274.htm
- ↑ http://www.drweil.com/drw/u/ART03083/Inguinal-Hernia.html
- ↑ http://www.drweil.com/drw/u/ART03083/Inguinal-Hernia.html
- ↑ http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/inguinal-hernia/basics/prevention/con-20021456
- ↑ Inguinal Hernia Prevention. Mayoclinic. March 20, 2013. http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/inguinal-hernia/basics/prevention/con-20021456