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Eine Melodie ist eine rhythmische Abfolge von Tonhöhen. Sie ist der „singbare“ Teil eines Musikstücks – die in den Vordergrund tretende Tonfolge, die von der übrigen Musik begleitet und ausgeschmückt wird. Kein Lied ohne Melodie. Mit ein paar musikalischen Grundkenntnissen und ein paar Tricks und Kniffen kannst auch du richtiggehende Ohrwürmer komponieren – Melodien, die sich beim Zuhörer quasi im Gehörgang einnisten!
Vorgehensweise
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Pass im Musikunterricht auf! Musiktheorie ist ein sehr nützliches Handwerkszeug, das dir beim Komponieren viel Herumprobiererei ersparen kann. Natürlich ist das kein absolutes Muss – es gibt etliche erfolgreiche Komponisten da draußen, die Moll für ein Halsbonbon halten.
- In diesem Artikel kommen ein paar musikalische Fachbegriffe vor. Bei manchen steht eine kurze Erklärung dabei. Andere Dinge setzen wir schlicht als bekannt voraus. Falls du den ein oder anderen Begriff nicht kennst, verzage nicht: Schlage ihn halt nach! Im Internet gibt es für jedermann tonnenweise Infos zu diesem Themengebiet.
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Wähle eine Liedform. Dabei handelt es sich um das grobe Schema eines Lieds – meistens aus Strophen und Refrain zusammengesetzt. Auch das ist wiederum kein Muss, kann dir aber eine erste Orientierung geben, wohin die Reise gehen könnte. Bei Strophen ändert sich mit jeder Wiederholung der Text zur Melodie, beim Refrain bleibt er jedes Mal weitgehend gleich.
- Die wohl verbreitetste Liedform ist das Schema AABA. Auf zwei Strophen (A) folgt hier ein Refrain (B) und danach wieder eine Strophe.
- Es gibt jedoch eine Menge unterschiedlicher Schemata, aus denen du wählen kannst. Recherchiere doch mal AAAA, ABCD oder AABACA. Oder erfinde dein ganz eigenes Schema!
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Lerne die Musikgenres kennen. Genres sind Stilrichtungen, also Sammlungen typischer Elemente wie z.B. Rhythmen, Instrumente, Harmoniefolgen usw., die in allen Musikstücken, die zu diesem Genre zählen, vorkommen sollten. Das wirkt sich mitunter stark auf die Melodiegestaltung aus. Es ist ziemlich schwierig, Musik zu komponieren, die sich nicht einem Genre oder einer Mischung aus ein paar wenigen Genres zuordnen lässt. Indem du dich an die Vorgaben eines Genres hältst, kannst du unangenehme Überraschungen beim Zuhörer vermeiden und Professionalität ausstrahlen, riskierst dabei aber auch, unoriginell zu wirken.
- Beispielsweise haben Blues-Songs eine ganz charakteristische Harmoniefolge, die sich von Song zu Song kaum ändert. Die Melodien dazu weisen ganz typische Wendungen auf und sind gespickt mit den namensgebenden Blue Notes.
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Achte auf die Spielpraxis. Wer auch immer deine Komposition nachher spielen soll, der hat – wenn er nicht gerade ein Roboter ist – gewisse physische Grenzen: Sänger brauchen Atempausen, Instrumentalisten bekommen irgendwann müde Finger. Das solltest du berücksichtigen und in deine Melodien ausreichend Pausen und „Schonphasen“ einbauen. Die Kunst dabei ist, die Pausen usw. wie selbstverständliche Teile deiner Melodien wirken zu lassen, und nicht wie künstlich hineingezwängte Leerstellen.
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Analysiere deine Lieblings-Songs. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Fast alle berühmten Komponisten inkl. Songwriter fangen mit Zuhören und Nachahmen an. Spiele deine Lieblingsmelodien nach. Versuche zu verstehen, wie sie funktionieren, an welcher Stelle sie welchen Knopf bei dir drücken. Versuche sie zu variieren, z.B. indem du einzelne Noten ganz leicht versetzt, um herauszufinden, was wie wirkt.
- Gehe einen Schritt weiter und notiere die Noten. Welche Rolle spielt die Tonart? Wie geht die Melodie mit dem Songtext um? Was macht die Melodie so gut? Manchmal ist eine Melodie gar nicht verständlich ohne die Begleitakkorde dazu. Solche und andere Erkenntnisse kannst du auf dein eigenes Komponieren übertragen.
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Fang nicht mit dem Songtext zuerst an. Siehst du dich eher als Schriftsteller statt als Notentüftler, dann kribbelt es dir vermutlich in den Fingern, zu allererst einen genialen Songtext aufzusetzen. Diese Reihenfolge ist aber eher was für Profis. Es ist wesentlich leichter, einen guten Text auf eine gute Melodie zuzuschneiden als umgekehrt.
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Gib dem Zufall eine Chance! Einige der genialsten Ohrwürmer der Musikgeschichte sind beim improvisierten Herumklimpern entstanden. Manche sogar komplett „aus Versehen“ – als sog. „Happy Mistakes“! Wichtig ist, genau mitzuhören und die Juwelen dann auch als solche zu erkennen.
- Falls du noch kein Musikinstrument hast, lege dir eines zu! Ein Casio-Einsteiger-Keyboard für 50 Piepen kann schon reichen. Oder probier's mit einer der zahllosen Instrument-Apps für iPhone & Co.
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Lass ein Samenkorn aufsprießen. Das kann eine unglaublich simple, ja, primitive Grundidee sein. Z.B. immer derselbe Ton wiederholt. Aber dann kombinierst du das mit einer guten Harmoniefolge und zack! Du hast einen Hit! Oder picke wahllos zwei super-simple Melodiefetzen heraus und schmeiße sie kurzerhand zusammen: Was eben noch für sich alleine total langweilig klang, kann plötzlich im Zusammenhang einen ganz anderen Sinn ergeben und den Zuhörer in den Bann ziehen!
- Führe ein Notizbuch. Mach's wie ein Schriftsteller: Schreibe jeden Fetzen nieder oder nimm ihn auf. Irgendwann hast du eine Riesensammlung und erkennst plötzlich, was darin eigentlich womit zusammengehört, um ein geniales Stück Musik daraus zu basteln.
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Fange mit den Akkorden an. Dieses Vorgehen ist vor allem unter Keyboardern bzw. Klavierspielern und auch unter Gitarristen verbreitet. Eine gute Harmoniefolge kann einem die passende Melodie praktisch aufdrängen!
- Im Internet gibt es Websites, die auf Basis von ein paar Nutzervorgaben eine automatische Akkordbegleitung abspielen. Ein praktischer Helfer, falls du kein Musikinstrument zur Verfügung hast oder mit Akkorden nicht so vertraut bist.
- Hast du eine gute Harmoniefolge gefunden, summe dazu. Da du immer nur einen Ton gleichzeitig summen kannst, entsteht so fast automatisch eine passende Melodie. Variiere auch ihren Rhythmus, um das Ergebnis weiter zu optimieren. Der Text ist an dieser Stelle noch gar nicht wichtig. Singe in Silben wie „la la la“ oder „Schwippdiduda – schippeldi-bi!“
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Klau ruhig ein bisschen. „Geht gar nicht!“ sagst du da? Keine Bange: Mit nur ein paar leichten Änderungen ist auch eine komplett kopierte Melodie ruckzuck kaum wiederzuerkennen. Ändere Instrumentierung und Rhythmus, da und dort einen Akkord – das kann bereits einen Riesenunterschied machen!
- Eine gute Übung ist die, den Song eines Genres in ein völlig anderes Genre umzuschreiben. Nimm als Beispiel ein richtig spießiges Volkslied und mach eine Punkrock-Nummer daraus. Oder schreibe eine Hiphop-Version vom „Vogelfänger“ aus Mozarts Zauberflöte.
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Bau ein Motiv aus. Ein Motiv ist eine Mini-Melodie aus nur ein paar Noten. Durch Wiederholung und leichte Variation eines einzelnen Motivs lassen sich komplex wirkende Melodien herstellen.
- Der japanische Filmmusik-Komponist Ryuichi Sakamoto beispielsweise wendet diese Methode häufig an. Eines seiner bekannteren Beispiele ist das Stück „Rain“ aus dem Oscar-prämierten Soundtrack zu „Der letzte Kaiser“.
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Füge eine Basslinie hinzu. Falls du nicht sowieso mit den Akkorden angefangen hattest, solltest du deiner Melodie zumindest eine Basslinie hinzufügen. Auch wenn deine Instrumentierung keinen Bass als Instrument vorsieht, weil du vielleicht für ein Trompetenquartett oder so schreibst, so sollte die tiefste Stimme diesen Part übernehmen, um der Melodie ein „Rückgrat“ und ein Minimum an harmonischem Kontext zu verleihen.
- Basslinien können sehr simpel und minimal aber auch hochkomplex sein. Es gibt schnelle Basslinien und langsame. Manche Basslinien sind sogar eigene Melodien! Auch hierbei spielt das Musikgenre eine große Rolle. Im Jazz beispielsweise legt man Wert auf raffinierte Basslinien wie den sog. Walking Bass, der immer auf Taktschlag aber praktisch ohne Sprünge, nur in Sekundschritten gespielt wird. Wichtig ist unterm Strich aber nur, dass die Basslinie deine Melodie richtig zur Geltung bringt.
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Wo du nun schon eine Basslinie hast, warum nicht gleich komplette Akkorde daraus machen? Keine Panik: Die allermeisten Pop-/Rock-Songs kommen wunderbar mit nur drei Akkorden und ganz ohne jazzenden Firlefanz aus.
- Finde als erstes die Tonart deiner Melodie heraus. Faustregel: Bilde einen wohlklingenden Dreiklang auf dem ersten und dem letzten Ton deiner Melodie. Die Tonart dieses Dreiklangs ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Tonart der gesamten Melodie. Es sei denn, du bist wirklich so 'n Jazz-Prof. Aber dann bräuchtest du diesen Artikel wohl kaum zu lesen.
- Warte mit Akkordwechseln nicht ab, bis es erst richtig scheppert. Mach es dir also nicht zu bequem. Wie die Basslinie so sollte auch der restliche Akkord jeweils die Melodie zur Geltung bringen. „Faule Akkorde“, die ewig liegen bleiben, nur weil noch keine klirrenden Dissonanzen aufgetreten sind, hängen auch einer richtig guten Melodie schnell wie ein Klotz am Bein. Die meisten Akkordwechsel erfolgen auf der Eins eines Takts. Hast du die grundlegende Harmoniefolge ausgeknobelt, dann kannst du nun einen Schritt weiter gehen und dich an Durchgangsakkorden versuchen. Bei einer Melodie im 4/4-Takt kommt der erste Akkordwechsel vielleicht auf der Eins des dritten Takts. Dann sitzt der erste Durchgangsakkord typischerweise auf der Vier des zweiten Takts.
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Sorge für Abwechslung. So genial deine Melodie auch geworden sein mag: Ständige Wiederholungen ermüden den Zuhörer. Die Hauptmelodie bildet meistens den Refrain eines Songs. Doch was ist mit den Strophen? Sie sollten auf den Refrain „hinarbeiten“. Und es gibt noch weitere Elemente, die du in deinen Song einbauen kannst: Bridges, Breaks, In- und Outros, Instrumental-Soli usw. Auch komplett neue Sets aus Strophen und Refrain sind möglich. Abwechslung dieser Art steigert die „Dramatik“ des Songs. Weniger davon, und der Song nähert sich wieder einem „naiven Kinderlied“ an – auch das kann je nach Konzept ein erwünschter Effekt sein!
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Mache Probevorführungen. Ehe du deine Kreation auf die weite Welt loslässt – bzw. umgekehrt – spiele sie einem erlauchten Testpublikum aus wohlmeinenden Freunden, Verwandten und Fachkollegen vor. Es liegt ganz bei dir, wie weit du dir in deine Arbeit als Komponist hineinreden lässt. Aber manchmal hilft ein bisschen Abstand vom Kunstwerk dabei, Dinge wahrzunehmen, die der Künstler selbst übersehen hat. Das Feedback solltest du also ernstnehmen und geflissentlich überprüfen. Vor allem, wenn dir mehrere Leute genau das gleiche sagen.Werbeanzeige
Tipps
- Mache dich mit den Tonintervallen und mit Phrasen und Themen vertraut.
- Höre dir aktiv die Songs anderer Komponisten an. Versuche herauszufinden, was genau an ihnen gut / nicht so gut gelungen ist.
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