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Es ist nicht ungewöhnlich, sich im Umgang mit Menschen, die eine körperliche, sensorische oder geistige Behinderung haben, ein bisschen unsicher zu fühlen. Der soziale Kontakt zu Menschen mit Behinderungen sollte sich nicht von anderen sozialen Kontakten unterscheiden. Wenn dir jedoch eine bestimmte Behinderung fremd ist, dann fürchtest du vielleicht, etwas Unangemessenes zu sagen oder zu tun, indem du Hilfe anbietest.

Der angemessene Umgang

  1. Versetze dich in jemanden mit Behinderung. Vielleicht fällt dir der Umgang mit Menschen mit Behinderung leichter, wenn du dir vorstellst, selbst eine Behinderung zu haben. Überlege dir, wie andere Menschen dann mit dir reden oder umgehen sollten. Wahrscheinlich willst du genauso behandelt werden wie jetzt auch.
    • Deshalb solltest du mit Menschen mit Behinderung genauso reden wie mit jedem anderen. Heiße einen neuen Kollegen mit Behinderung genauso willkommen wie jeden anderen auf deiner Arbeit auch. Starre nie jemanden mit Behinderung an oder handle herablassend oder bevormundend.
    • Konzentriere dich nicht auf die Behinderung. Es ist nicht wichtig, die Beschaffenheit der Behinderung eines Menschen herauszufinden. Es ist nur wichtig, denjenigen gleichwertig zu behandeln, mit ihm wie mit jedem anderen zu reden und sich so normal zu verhalten wie bei jeder anderen neuen Person, die du kennenlernst.
  2. Biete aufrichtige Hilfe an. Einige Menschen zögern, Menschen mit Behinderung Hilfe anzubieten, weil sie fürchten, sie vor den Kopf zu stoßen. In der Tat könntest du jemandem zu nahe treten, wenn du ihm Hilfe in der Annahme anbietest, er könne etwas nicht allein. Die wenigsten fühlen sich aber angegriffen, wenn ihnen aufrichtige, spezifische Hilfe angeboten wird.
    • Viele Menschen mit Behinderung zögern, um Hilfe zu bitten – sind aber dankbar für ein Angebot.
    • Wenn du z.B. mit einem Freund einkaufen gehst, der im Rollstuhl sitzt, dann könntest du ihn fragen, ob du ihm beim Tragen oder beim Anbringen der Tasche am Rollstuhl helfen kannst. Wenn du einem Freund Hilfe anbietest, dann stößt du ihn in der Regel nicht vor den Kopf.
    • Wenn du nicht genau weißt, welche konkrete Hilfe du anbieten kannst, frage: „Gibt es irgendetwas, mit dem ich dir gerade helfen könnte?“
    • “Hilf“ niemanden, ohne ihn vorher zu fragen. Greife z.B. nie den Rollstuhl von jemandem und versuche, ihn eine steile Rampe hochzuschieben. Frage stattdessen, ob er Hilfe beim Schieben braucht oder ob du etwas anderes tun kannst, um ihm beim Navigieren über das Terrain zu helfen. [1]
  3. Spiele nicht mit Begleithunden. Sie sind natürlich niedlich und gut ausgebildet, weshalb sie scheinbar perfekt zum Knuddeln und Spielen geeignet sind. Sie sollen aber Menschen mit Behinderung assistieren und werden für die Ausführung alltäglicher Aufgaben gebraucht. Wenn du mit dem Hund spielst, ohne um Erlaubnis zu fragen, dann hältst du den Hund vielleicht von einer wichtigen Aufgabe ab, die er für seinen Besitzer erledigen soll. [2] Wenn du einen Begleithund bei der Arbeit siehst, dann solltest du ihn nicht durch Streicheln ablenken. Hat der Hund gerade nichts zu tun, dann kannst du seinen Halter fragen, ob du ihn streicheln oder mit ihm spielen darfst. [3] Sei aber darauf vorbereitet, dass deine Bitte abgelehnt wird. In diesem Fall solltest du nicht enttäuscht oder verärgert reagieren.
    • Gib einem Begleithund nie Futter oder Leckerli, ohne um Erlaubnis zu fragen.
    • Versuche nie, einen Begleithund abzulenken, indem du ihm Kosenamen gibst – auch wenn du das Tier weder streichelst noch anfasst.
  4. Du solltest auch nicht mit dem Rollstuhl oder der Gehhilfe von jemandem spielen. Ein Rollstuhl scheint gut geeignet, um deinen Arm abzulegen. Das kann aber für den Benutzer unangenehm oder störend sein. [4] Solange du nicht gebeten wirst, den Rollstuhl zu schieben oder zu bewegen, solltest du ihn nie anfassen oder damit spielen. Dasselbe gilt für Gehhilfen, Krücken oder jedes andere Gerät, auf das jemand im Alltag angewiesen ist. Solltest du jemals das Gefühl haben, einen Rollstuhl bewegen zu müssen, bitte um Erlaubnis und warte die Antwort ab. Frage nie, ob du mit einem Rollstuhl spielen darfst. Denn das ist eine kindische Frage und du sorgst damit dafür, dass der Rollstuhlfahrer sich unwohl fühlt.
    • Behandle Hilfsmittel wie eine Erweiterung des Körpers desjenigen. Du würdest ja auch nicht die Hand von jemandem greifen und sie bewegen oder dich gegen seine Schulter lehnen. Verhalte dich genauso, was die Hilfsmittel angeht.
    • Kein Hilfsmittel, das jemand mit einer Behinderung benutzt, z.B. einen tragbaren Dolmetscher oder einen Sauerstofftank, sollte je berührt werden – außer, du wirst darum gebeten.
  5. Du solltest wissen, dass sich die meisten Menschen mit Behinderung angepasst haben. Manche Behinderungen sind angeboren, andere treten später im Leben aufgrund einer Entwicklung, eines Unfalls oder einer Krankheit auf. Wie auch immer die Behinderung aufgetreten ist, die meisten Menschen lernen, damit zu leben und können unabhängig ihren Alltag bestreiten. Die meisten können selbstständig ihr Leben meistern und brauchen wenig Hilfe von anderen. [5] Deshalb kann es sehr lästig oder beleidigend sein anzunehmen, dass jemand mit Behinderung nicht viele Dinge tun kann oder dass ständig andere etwas für sie erledigen müssen. Du solltest davon ausgehen, dass diese Menschen alles allein vollbringen können, was zu tun ist.
    • Jemand, der aufgrund eines Unfalls erst später im Leben eine Behinderung bekommt, braucht ggf. mehr Hilfe als jemand mit einer lebenslangen Behinderung. Du solltest aber immer warten, bis du um Hilfe gebeten wirst, bevor du davon ausgehst.
    • Scheue dich nicht, Menschen mit Behinderung zu fragen, ob du eine bestimmte Aufgabe erledigen sollst, wenn du dir Sorgen machst, ob sie es allein schaffen.
    • Wenn du Hilfe anbietest, mache es aufrichtig und spezifisch. Wenn du Hilfe aus ehrlicher Freundlichkeit anbietest und nicht aus der Annahme, dass derjenige es nicht allein schafft, dann wirkt das weniger wahrscheinlich beleidigend.
  6. Stehe möglichst nicht im Weg. Sei umsichtig im Umgang mit Menschen mit körperlichen Behinderungen, indem du ihnen nicht im Weg stehst. Gehe zur Seite, wenn du siehst, dass jemand im Rollstuhl unterwegs ist. Nimm deine Füße aus dem Weg von jemandem, der einen Stock oder eine Gehhilfe benutzt. Wenn du bemerkst, dass jemand schwach auf den Füßen scheint, biete verbal Hilfe an. Dringe nicht in die persönliche Distanzzone ein, denn das würdest du bei anderen auch nicht tun. Sollte dich aber jemand um Hilfe bitten, sei darauf vorbereitet, zu helfen.
    • Berühre weder Hilfsmittel noch Haustier, ohne zu fragen. Denke daran, dass ein Rollstuhl oder jedes andere Hilfsmittel zur Privatsphäre der Person gehört. Bitte respektiere das.

Tipps

  • Einige Menschen lehnen Hilfe ab, das ist in Ordnung. Einige Menschen brauchen keine Hilfe und wieder anderen ist es peinlich, dass du ihre Hilfsbedürftigkeit erkannt hast oder sie wollen nicht schwach wirken. Vielleicht haben sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die ihnen geholfen haben. Nimm es nicht persönlich, wünsche ihnen nur alles Gute.
  • Vermeide Vermutungen. Es ist ignorant, aufgrund von angenommenen Fähigkeiten oder Behinderungen irgendwelche Vorhersagen zu treffen, z.B. anzunehmen, dass Menschen mit Behinderungen/Einschränkungen nie etwas erreichen/keine Arbeit finden/keine Beziehung führen/nicht heiraten/keine Kinder bekommen können usw.
  • Leider werden Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen oft schikaniert, unfair behandelt, diskriminiert oder werden Opfer von Missbrauch oder Hassverbrechen. Mobbing, Missbrauch und Diskriminierung jeglicher Art sind falsch, unfair und illegal. Jeder hat zu jeder Zeit das Recht auf Sicherheit, Respekt, Aufrichtigkeit und Würde. Niemand verdient es, jemals schikaniert, missbraucht, unfair behandelt oder Opfer eines Hassverbrechens zu werden. Diejenigen, die schikanieren und missbrauchen, haben ein Problem und liegen falsch, nicht du.
  • Einige passen ihre Hilfsmittel ihren Bedürfnissen an, z.B. ihre Stöcke, Gehhilfen, Rollstühle usw. In einigen Fällen geht es ums Aussehen. Es ist völlig in Ordnung, jemandem ein Kompliment für seinen attraktiv gestalteten Stock zu machen. Letztendlich hat derjenige den Stock ausgesucht, weil er hübsch aussieht. In anderen Fällen geht es um Funktion. Jemand, der an seine Gehhilfe einen Tassenhalter und eine Taschenlampe angebracht hat, hat wahrscheinlich nichts dagegen, wenn du das kommentierst oder fragst, ob du dir das ansehen darfst. Das ist mit Sicherheit höflicher, als aus der Entfernung zu starren.
  • Manchmal ist es vielleicht nötig, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Stört das Kind deinen Frieden und deine Ruhe, weil es summt? Frage dich warum, bevor du an die Decke gehst. Frage dich, unter welchen Lebensumständen das Kind womöglich lebt und welche Probleme es haben könnte. Du kannst wahrscheinlich eher ein Opfer bringen, wenn du das große Ganze siehst.
  • Wenn du mehr Umgang mit unterschiedlichen Menschen hast, dann fühlen sich andere in deiner Gegenwart sicher auch wohler.
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Warnungen

  • Biete nur Hilfe an, wenn du körperlich dazu in der Lage bist. Wenn du keinen Kinderwagen oder keine Gehhilfe in einen Bus tragen oder eine Person beim Aussteigen aus Zug oder Bus nicht sicher halten kannst, sage dem Fahrer oder anderen Mitfahrern, dass Hilfe benötigt wird. Du könntest der bedürftigen Person auch anbieten, jemanden für sie anzurufen. Ignoriere die Situation nicht, nur weil du dich nicht in der Lage fühlst, selbst zu helfen.
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