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Schuldgefühle sind eine natürliche, menschliche Emotion, die jeder in seinem Leben hat. Vielen bereiten chronische Schuld- oder Schamgefühle große Unannehmlichkeiten. Angebrachte Schuldgefühle sind Schuldgefühle wegen einer Handlung, Entscheidung oder eines anderen Fehltritts, für die du die Verantwortung übernehmen musst. Andere Leute wurden hierbei von deinem Verhalten negativ beeinflusst. Das sind gesunde Schuldgefühle, die dir helfen, Fehltritte zu korrigieren, dich sozial angebracht zu verhalten und ein Verantwortungsgefühl zu entwickeln. Unangebrachte Schuldgefühle allerdings sind Schuldgefühle für Dinge, für die du die Verantwortung nicht übernehmen kannst, wie die Handlungen anderer Leute und ihr Wohlergehen, sowie Dinge, die du nicht kontrollieren kannst, wie das Ergebnis der meisten Situationen. Bei dieser Art von Schuld grübeln wir über unsere Fehltritte, fühlen Scham und Unmut. [1] Egal, ob deine Schuldgefühle auf einem Fehltritt in der Vergangenheit beruhen oder zufällig kommen, kannst du Schritte unternehmen, um diese Gefühle loszuwerden.

Methode 1
Methode 1 von 2:

Angebrachte Schuldgefühle

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  1. Was ist der Grund dafür? [2] Schuld ist eine nützliche Emotion, die uns hilft zu wachsen und aus unserem Verhalten zu lernen, das uns oder andere beleidigt oder verletzt hat. Wenn du dich schuldig fühlst, weil du jemanden verletzt hast oder dein Verhalten negative Konsequenzen nach sich gezogen hat, denen du hättest vorbeugen können, dann sind das Signale dafür, dass wir unser Verhalten ändern sollen (oder die Konsequenzen nicht mehr riskieren sollten). Diese "angebrachten" Schuldgefühle können uns helfen, uns anders zu verhalten und verbessern unser Gespür dafür, was akzeptabel ist und was nicht.
    • Wenn du dich beispielsweise schuldig fühlst, weil du Gerüchte über einen Kollegen verbreitet hast, damit nicht er befördert wird, sondern du, dann sind deine Schuldgefühle angebracht. Wenn du die Beförderung bekommen hast, weil du qualifizierter bist, und dich trotzdem schuldig fühlst, dann ist das nicht angebracht.
  2. Dir zu vergeben kann schwierig sein, wie es auch schwierig ist, anderen zu vergeben. Wichtige Schritte beim Prozess der Selbstvergebung sind: [3]
    • Anerkennen, dass andere verletzt wurden, ohne das Geschehene zu übertreiben oder zu beschwichtigen.
    • Überlegen, inwieweit du für den Schaden verantwortlich bist. Vielleicht hättest du etwas anders machen können, bist aber nicht für alles verantwortlich. Wenn du deine Verantwortung überbewertest, dann fühlst du dich länger schuldig als nötig.
    • Verständnis für deinen Geisteszustand während der schädigenden Handlung(en).
    • Dialog mit anderen, die von deinem Verhalten negativ beeinflusst wurden. Eine Entschuldigung von Herzen kann viel bewirken. Es ist wichtig, dass du und die anderen wissen, dass du dir über den angerichteten Schaden bewusst bist. Ihr solltet auch wissen, für welche Handlungen du die Verantwortung übernimmst und wofür du dich entschuldigst.
  3. Wir bestrafen uns, indem wir schuldig bleiben, statt die nötigen Reparaturen und Zugeständnisse zu machen. [4] Leider fühlst du dich mit solch einem Verhalten nicht beschämt genug, um etwas zu tun, das wirklich helfen könnte. Wenn du restaurative Maßnahmen ergreifst, dann springst du über deinen Schatten und vertraust darauf, dass andere dankbar dafür sind, dass du daran arbeitest, die Quelle der Schuld auszulöschen.
    • Wenn du mit deiner Entschuldigung Zugeständnisse machst, dann rechtfertige nicht, was du getan hast. Betone auch nicht Teile der Situation, für die du nicht verantwortlich bist. Erkenne einfach den Schmerz der anderen an ohne durch weitere Erklärungen oder Versuche, die Details der Situation erneut zu betrachten, abzulenken.
      • Es fällt viel leichter, sich für einen kurzen Kommentar zu entschuldigen, der jemanden verletzt hat. Wenn dein Verhalten aber über einige Zeit anhielt, weil du beispielweise die Probleme deines Partners in eurer Beziehung jahrelang ignoriert hast, dann musst du aufrichtiger und demütiger sein.
  4. [5] Tagebucheinträge über Details, Gefühle und Erinnerungen an eine Situation können dir helfen, etwas über dich und deine Handlungen zu lernen. Du kannst künftig weniger Schuldgefühle entwickeln, indem du dich besser verhältst. [6] Deine Einträge können beispielsweise so aussehen [7] :
    • Wie haben du und alle Beteiligten sich vor, während und nach der Situation gefühlt?
    • Welche Bedürfnisse hattest du währenddessen und wurden sie befriedigt? Wenn nicht: Warum nicht?
    • Hattest du Motive für dein Handeln? Was oder wer hat dich zu diesem Verhalten gebracht?
    • Nach welchen Standards wird in dieser Situation üblicherweise geurteilt? Nach deinen eigenen Werturteilen, denen deiner Eltern, deiner Freunde, deines Partners oder nach denen einer Institution, wie dem Gesetz? Sind das angebrachte Standards und wenn ja, woher weißt du das?
  5. Wir alle wissen, dass wir die Vergangenheit nicht ändern können. Es ist wichtig, dass du nicht zu lange grübelst, nachdem du Zeit damit verbracht hast, aus deinen Handlungen zu lernen und, wenn möglich, Zugeständnisse und Reparaturen vorgenommen hast. Je früher du dich nicht mehr schuldig fühlst, desto früher kannst du dich auf andere, dringlichere Teile deines Lebens konzentrieren.
    • Wenn du mit einem Tagebuch deine Schuldgefühle verarbeitest, dann kannst du deine Gefühle festhalten, um dir zu zeigen, wie schnell Schuld verschwindet, sobald wir sie anerkannt haben. [8] Besonders wichtig ist, dass du bemerkst, wie die Zugeständnisse und Reparatur die Situation verändert haben. Du kannst so stolz auf deinen Fortschritt und die legitimen Wege sein, auf die du die Schuld positiv genutzt hast.
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Methode 2
Methode 2 von 2:

Unangebrachte Schuldgefühle

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  1. Was ist der Grund dafür? [9] Im Gegensatz zu nützlichen, "angemessenen" Schuldgefühlen, die uns signalisieren, dass wir unsere Fehltritte berichtigen müssen, haben unangemessene Schuldgefühle diese Quellen: [10]
    • Besser als jemand anderes sein (Schuldgefühle des Überlebenden).
    • Das Gefühl, dass du nicht genug getan hast, um jemandem zu helfen.
    • Etwas, wovon du nur denkst, dass du es getan hast.
    • Etwas, das du nicht getan hast, aber tun willst.
      • Nehmen wir als Beispiel Schuldgefühle wegen einer Beförderung. Wenn du gemeine Gerüchte über einen Kollegen verbreitet hast, um die Beförderung zu bekommen, dann ist diese Schuld den Handlungen gerecht oder angemessen. Wenn du allerdings befördert wurdest, weil du es verdienst, dich aber trotzdem schuldig fühlst, dann ist sind die Schuldgefühle unangebracht. Diese Schuldgefühle haben keinen rationalen Grund. [11]
  2. [12] Schreibe das in ein Tagebuch, was du wirklich kontrollieren kannst. Schreibe auch auf, was du teilweise kontrollieren kannst. Dir die Schuld für einen Fehler oder Vorfall zu geben, den du nur teilweise kontrollieren konntest, heißt, dass du wütend auf dich bist wegen Dingen, die nicht in deiner Macht stehen.
    • Du solltest dir auch nicht die Schuld für Dinge geben, von denen du bereust, dass du sie nicht getan hast, denn du wusstest damals vielleicht noch nicht, was du jetzt weißt. Du hast vielleicht die zu dem Zeitpunkt bestmögliche Einschätzung getroffen.
    • Du trägst keine Schuld, wenn du eine Tragödie überlebt hast, die jemand, selbst jemand der dir nahestand, nicht überlebt hat.
    • Du bist nicht verantwortlich für andere Leute. Selbst wenn du viel Liebe und Fürsorge für diejenigen in deinem Leben trägst, müssen sie sich selbst um ihr Wohlergehen kümmern (und du dich um deines).
  3. Schreibe einen Tagebucheintrag und frage dich, ob dein ideales Verhalten, das du dir setzt, zu hoch für dich ist. [13] Standards, die uns von außen auferlegt wurden, haben uns in jungen Jahren oftmals geholfen, Fuß zu fassen, aber jetzt sind sie so streng und unerreichbar, dass sie uns Probleme bereiten.
    • Dazu gehört auch dein Recht, deine eigenen Interessen zu schützen und für sie einzustehen. Wir fühlen uns oft schuldig, weil wir nicht alles für andere versucht haben oder etwas geopfert haben, das uns lieb und teuer war (wie Freiheit oder eigenen Raum). Das ist ein wichtiger Teil bei der Überwindung von Schuldgefühlen. [14] Akzeptiere, dass die Interessen von Leuten im Konflikt zueinander stehen und das ganz natürlich ist. Keinen trifft Schuld, weil er ernsthaft versucht hat, seine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.
  4. Schuldgefühle basieren oft auf dem Gedanken, dass wir anderen gegenüber nicht sensibel genug waren. [15] Du kannst aber nur einen gewissen Teil geben, also behalte im Hinterkopf, dass die Qualität der Hilfe sinkt, wenn wir zu sehr versuchen immer oder jedem immer bei allem zu helfen.
    • Um diese Art von Schuldgefühlen zu vermeiden, musst du dir über Situationen bewusst werden, in denen wirklich du eingreifen musst. Wenn du Momente erkennst, in denen du wirklich helfen sollst, dann hast du ein gesünderes Gespür dafür, wie viel Verantwortung du für andere hast und fühlst dich automatisch weniger schuldig. Die Qualität deiner Hilfe wird außerdem besser. Du bist dir des Guten, das du tust bewusster als dessen, was du sonst tun könntest.
  5. [16] Achtsamkeit und meditative Praktiken können dir helfen, deine eigenen geistigen Vorgänge zu erkunden. Dazu gehören auch Tendenzen, die Schuldgefühle fördern, wie die Schuld sich selbst zu geben und übermäßig selbstkritisch zu sein. [17] Wenn du diese Vorgänge erkennst, dann sei barmherziger zu dir, denn diese Gedanken musst du nicht ernstnehmen oder dein Handeln an ihnen ausrichten. [18]
    • Es kann auch hilfreich sein, den engen Kontakt zu geliebten Menschen zu pflegen, die dich so akzeptieren wie du bist und dir bedingungslose Liebe zeigen. Wenn andere dich so behandeln, dann fällt es dir leichter, eine gesunde Einstellung dir selbst gegenüber zu entwickeln. Du bist dafür verantwortlich, dich zu akzeptieren und zu lieben. Das kannst du ohne oder mit Hilfe erreichen.
  6. Wenn du unangebrachte Schuldgefühle hast, dann ist es vielleicht zu schwer, alleine oder mit der Hilfe geliebter Menschen damit fertigzuwerden. Gehe zu einem qualifizierten Therapeuten oder einem Berater, der zertifiziert ist, damit er dir hilft, deine Gefühle zu verarbeiten und deine Gedanken über einen Vorfall neu aufzurollen.
    • Ein Therapeut kann auch mit einem Verwandten zusammenarbeiten, um Probleme mit Schuldgefühlen und Wut anzugehen, die manchmal die ganze Familie betreffen.
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Tipps

  • Sei kein Perfektionist was deine Schuldgefühle angeht! So lange dich diese Gefühle nicht übermannen, kann ein wenig Schuldgefühl dir helfen, zu anderen ehrlich, aufrichtig und fürsorglich zu sein. [19]
  • Denke nur positive Gedanken. Du hast anderen und dir vielleicht viele verletzende Dinge angetan, aber die einzige Lösung ist, dir zu vergeben und weiterzuleben. Wenn du dich bereits entschuldigt hast und deine Entschuldigung nicht angenommen wurde, dann gib demjenigen Raum. Wenn du dich weiter entschuldigst und die Entschuldigung abgelehnt wird, dann fühlst du dich nur noch schlimmer. Lerne aus deinen Fehlern. Das nächste Mal, wenn du etwas tust, das andere verletzen könnte, solltest du nachdenken, bevor du handelst.
  • Vergib dir immer, um dich besser zu fühlen.
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Warnungen

  • Negative Auswirkungen von Schuldgefühlen sind ein vermindertes Selbstwertgefühl, Selbstkritik und andere emotionale Blockaden. Wenn du diese Probleme hast, dann ist das ein Zeichen dafür, dass du mit deiner Schuld noch nicht abgeschlossen hast. [20]
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Referenzen

  1. https://www.psychologytoday.com/basics/guilt
  2. http://psychcentral.com/blog/archives/2007/11/27/5-tips-for-dealing-with-guilt/
  3. http://apt.rcpsych.org/content/18/2/137# ref-14
  4. http://www.yorku.ca/dcarveth/guilt.html
  5. http://www.mindbodygreen.com/0-6496/5-Ways-to-Get-Rid-of-Guilt.html
  6. Michael J.A. Wohl, Timothy A. Pychyl, Shannon H. Bennett, I forgive myself, now I can study: How self-forgiveness for procrastinating can reduce future procrastination, Personality and Individual Differences, Volume 48, Issue 7, May 2010, Pages 803-808, http://dx.doi.org/10.1016/j.paid.2010.01.029 .
  7. http://www.whatiscodependency.com/ho-to-overcome-guilt-and-forgive-yourself/
  8. Vangelisti, Anita L., and Rhonda J. Sprague. "Guilt and hurt: Similarities, distinctions, and conversational strategies." (1998).
  9. http://psychcentral.com/blog/archives/2007/11/27/5-tips-for-dealing-with-guilt/

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