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Eine Kunstkritik ist eine detaillierte Analyse und Bewertung einer künstlerischen Arbeit. Obwohl zwei Leute niemals dieselbe Reaktion auf ein Kunstwerk haben bzw. es auf dieselbe Weise interpretieren werden, gibt es doch ein paar grundlegende Dinge, die du berücksichtigen kannst, um eine durchdachte, gründliche Kritik zu üben. Die Hauptelemente der Kunstkritik sind: Beschreibung, Analyse, Interpretation und Bewertung.

Teil 1
Teil 1 von 4:

Eine Arbeit beschreiben

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  1. Das sind die Dinge, die du normalerweise auf einem Museumsschildchen finden kannst. Wenn du die Hintergründe zur Entstehung eines Werkes kennst, kann das einen großen Unterschied machen, wie du die Arbeit interpretierst und verstehst. Beginne deine Kritik, indem du die folgenden Informationen angibst:
    • Name der Arbeit
    • Name des Künstlers/der Künstlerin
    • Entstehungszeitraum
    • Entstehungsort
    • Die verwendeten Medien (z. B. Ölfarbe auf Leinwand)
    • Die genaue Größe des Kunstwerks
  2. Verwende neutrale Ausdrücke, um das Werk zu beschreiben. Deine Beschreibungen sollten Dinge wie die Form und Größe der Arbeit beinhalten. Wenn das Kunstwerk eine Figur oder ein Objekt statt einer abstrakten Form darstellt, dann beschreibe, was dargestellt ist. [1]
    • Du kannst zum Beispiel sagen: „Das ist ein kleinformatiges Porträt einer jungen Frau, die vom Oberkörper aufwärts vor einem dunklen Hintergrund dargestellt ist. Sie hält ihre Hände vor der Brust verschränkt und schaut vom Betrachter aus gesehen leicht nach rechts oben. Die Frau trägt ein rosafarbenes Kleid und einen langen Schleier, der auch hinter ihrem Kopf zu sehen ist.“
    • Versuche, Begriffe wie „schön“, „hässlich“, „gut“ oder „schlecht“ zu vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt sprichst du nur darüber, was du sehen kannst. Du bewertest die Arbeit noch nicht.
  3. Nun beschreibe mehr Details der Arbeit. Denke darüber nach, wie die fünf grundlegenden Kompositionselemente genutzt werden: Linien, Farbe, Raum, Licht und Form. [2]
  4. Linien in einer Arbeit können entweder dargestellt sein oder imaginärer Natur sein. Unterschiedliche Linien können verschiedene Stimmungen oder Effekte erzeugen. Zum Beispiel: [3]
    • Geschwungene Linien können eine ruhige Stimmung vermitteln, während gezackte Linien das Gefühl von Wildheit oder Energie erwecken können.
    • Schnelle, flüchtige Linien kreieren den Eindruck von Bewegung und Freiheit, während glatte, solide Linien den Eindruck erwecken, dass das Werk geplant wurde. Die Arbeit wird auch ruhiger wirken.
    • Eine Linie, die den Blick führt oder eine Handlung andeutet, kann durch das Arrangement der Figuren bzw. Objekte in einer Szene angedeutet werden. Wenn zum Beispiel eine Figurengruppe in dieselbe Richtung blickt oder weist, dann wird eine Linie angedeutet, die deinen Blick auf eine bestimmte Weise führt.
  5. Achte dabei auf Eigenschaften wie Töne (Rot, Grün, Blau etc.), Wert (hell oder dunkel) und Intensität. Schau dir das Farbschema an und denke darüber nach, wie die Farben zusammen wirken sollen. [4]
    • Passen die Farben zum Beispiel nicht zusammen oder harmonieren sie miteinander? Werden in der Arbeit verschiedene Farben verwendet oder ist es ein monochromatisches Kunstwerk (besteht es zum Beispiel nur aus Blautönen)?
  6. „Raum“ bezieht sich auf die Stellen um und zwischen den dargestellten Objekten. Wenn du über den Raum sprichst, konzentriere dich auf die Tiefe und Perspektive, sich überschneidende Objekte und die Nutzung des negativen Raums im Gegensatz zu Raum, der sehr detailreich ist. [5]
    • Wenn du ein zweidimensionales Kunstwerk beschreibst, wie zum Beispiel ein Gemälde, erwähne, ob das Werk eine dreidimensionale Illusion von Raum und Tiefe erzeugt.
  7. In einem Werk kann Licht entweder warm oder kalt wirken, hell oder dunkel, natürlich oder künstlich. Nimm dir einen Moment Zeit, um die Rolle des Lichts und des Schattens in der Arbeit zu analysieren. [6]
    • Wenn du über ein zweidimensionales Werk wie ein Gemälde sprichst, kann dein Fokus darauf liegen, wie der Künstler die Illusion von Licht kreiert.
    • Bei einer dreidimensionalen Arbeit (wie einer Skulptur) kannst du darüber nachdenken, wie das tatsächliche Licht mit dem Kunstwerk interagiert. Ist die Oberfläche der Arbeit zum Beispiel reflektierend? Wirft die Skulptur interessante Schatten? Sind einige Bereiche des Kunstwerks besser beleuchtet bzw. liegen sie mehr im Schatten als andere?
  8. Sind die Formen in dem Werk geometrisch mit geraden Linien und perfekten Kurven oder sind die Formen eher natürlich? Wird die Arbeit durch eine bestimmte Form dominiert oder siehst du verschiedene Formen? [7]
    • Sowohl in abstrakten als auch in repräsentativen Arbeiten spielen Formen eine wichtige Rolle. Im Porträt einer Braut von James Sant fallen beim Betrachten beispielsweise die Dreiecksformen auf, die durch den um die Schultern drapierten Schleier der Braut und die vor der Brust gefalteten Hände entstehen.
    • Nachdem du eine Form in einem Gemälde wahrgenommen hast, schau, ob sie im Bild wiederholt wird.
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Teil 2
Teil 2 von 4:

Das Kunstwerk analysieren

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  1. Nachdem du das Werk beschrieben hast, ist es an der Zeit, es zu analysieren oder zu besprechen, wie die einzelnen Elemente zusammenspielen. Beginne damit, dass du über die Komposition des Kunstwerks sprichst, indem du an ein paar einfache Gestaltungselemente denkst. Zum Beispiel: [8]
    • Harmonie: Wie gut harmonieren die Farben, Formen und Texturen in der Arbeit zusammen? Erzeugen sie einen harmonischen Effekt oder wirkt das Werk auf eine bestimmte Art unausgewogen?
    • Kontrast: Werden in der Arbeit kontrastierende Farben bzw. Texturen verwendet? Wie verhält es sich mit Licht und Schatten? Kontrast kann auch durch die Verwendung von bestimmten Formen oder Konturen erzeugt werden, wie zum Beispiel durch eine gezackte bzw. geschwungene Linie oder eine geometrische vs. eine natürliche Form.
    • Bewegung: Wie wird Bewegung und Dynamik dargestellt? Wird dein Blick durch die Komposition auf eine bestimmte Weise gelenkt?
    • Proportion: Entspricht die Größe der verschiedenen Objekte deiner Erwartungen oder sind die Proportionen überraschend? Wenn auf einem Gemälde zum Beispiel eine Menschengruppe dargestellt ist, scheint eine Figur größer oder kleiner zu sein, als sie es in der Realität sein würde?
  2. Die meisten Kunstwerke haben einen oder mehrere Blickpunkte, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen sollen. Bei einem Porträt kann das das Gesicht oder die Augen des Subjekts sein. In einem Stillleben kann es der Gegenstand sein, der in der Bildmitte platziert wurde oder im Licht liegt. Versuche die Elemente zu erkennen, die durch die Darstellung besonders betont werden.
    • Schau dir die Arbeit an und bemerke, welche Charakteristiken dir sofort auffallen oder auf welche Eigenschaften dein Blick immer wieder fällt.
    • Frage dich, warum dein Blick auf die bestimmten Eigenschaften gezogen wird. Wenn du zum Beispiel merkst, wie du dich auf eine Person in einer Gruppendarstellung fokussierst, liegt das daran, dass die Person größer als alle anderen dargestellt wurde? Steht die dargestellte Figur dem Betrachter näher? Steht sie mehr im Licht?
  3. Identifiziere die Schlüsselthemen und erläutere, wie der Künstler Gestaltungselemente (Farbe, Licht, Raum, Form und Linien) verwendet, um sein Thema zum Ausdruck zu bringen. Gestaltungselemente können sein: [9]
    • Die Verwendung eines Farbschemas, um der Arbeit eine bestimmte Bedeutung zu verleihen bzw. um eine bestimmte Stimmung auszudrücken. Schau dir zum Beispiel die Bilder aus Picassos Blauer Periode an. [10]
    • Symbolismus und religiöse oder mythische Bilder. Schau dir zum Beispiel die Figuren und Symbole der klassischen Mythologie in Renaissancegemälden an wie Botticellis „Die Geburt der Venus“. [11]
    • Bilder und Motive, die sich innerhalb der Arbeit oder einer Reihe von Arbeiten wiederholen. Ein gutes Beispiel hierfür ist, wie Frida Kahlo Pflanzen und Blumen in vielen Gemälden gemalt hat. [12]
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Teil 3
Teil 3 von 4:

Eine Arbeit interpretieren

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  1. Mit anderen Worten ausgedrückt: Was glaubst du, wollte der Künstler mit seinem Kunstwerk sagen? Warum hat er die Arbeit gemacht? Versuche, die Gesamtbedeutung des Werkes zusammenzufassen, so wie du sie verstehst bzw. wahrnimmst.
  2. Jetzt ist es an der Zeit, ein wenig subjektiver zu werden. Denke darüber nach, wie du dich fühlst, wenn du die Arbeit betrachtest. Welche Stimmung vermittelt das Kunstwerk? Fühlst du dich an etwas anderes erinnert (Ideen, Erfahrungen weitere künstlerische Arbeiten)?
    • Verwende eine ausdrucksstarke Sprache, um deine Reaktion auf die Arbeit zu beschreiben. Ist die Stimmung traurig, die von dem Kunstwerk ausgeht? Hoffnungsvoll? Friedfertig? Würdest du die Arbeit als schön oder hässlich charakterisieren?
  3. Verwende Beispiele von deiner Analyse und Beschreibung des Werks, um zu erklären, warum du dich in Bezug auf die Arbeit so fühlst bzw. warum du so denkst.
    • Zum Beispiel: „Ich glaube, dass James Sants Porträt einer jungen Braut ihre spirituelle Hingabe zum Ausdruck bringen soll. Das wird durch die Komposition angedeutet, die den Blick des Betrachters nach oben zieht, sodass man dem Blick der Braut folgt. Auch die Verwendung von Licht und Schatten weist darauf hin, da das Licht von oben auf die Frau fällt.“
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Teil 4
Teil 4 von 4:

Das Kunstwerk bewerten

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  1. Das Ziel ist hier nicht unbedingt zu entscheiden, ob eine Arbeit „gut“ oder „schlecht“ ist. Stattdessen konzentriere dich darauf, ob die Idee „erfolgreich“ umgesetzt worden ist. Denke zum Beispiel über folgende Dinge nach:
    • Glaubst du, dass die Arbeit zum Ausdruck bringt, was der Künstler sagen wollte?
    • Hat der Künstler Techniken und Werkzeuge richtig angewendet?
    • Ist die Arbeit originell oder imitiert sie andere Kunstwerke?
  2. Wenn du entschieden hast, auf welche Dinge du dich bei deiner Analyse konzentrieren möchtest, sage deutlich, wo du deine Schwerpunkte bei der Bewertung setzt. Du kannst zum Beispiel sagen, dass du die Arbeit darauf hin bewertest, wie gut die technische Ausführung ist und wie erfolgreich die intendierte Stimmung eingefangen bzw. die gewählten Themen aufgearbeitet werden.
  3. Erkläre in ein paar Sätzen, warum du das Kunstwerk so bewertest. Führe dazu spezifische Gründe an, indem du dich auf deine Analyse und Interpretation der Arbeit beziehst.
    • Zum Beispiel: „Ich glaube, das Werk funktioniert, da die Elemente wie die Verwendung von Licht und Schatten, Formen, Gesten und Linienführung miteinander harmonisieren und so die Stimmung des dargestellten Subjekts einfangen.“
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Tipps

  • Denke daran, es gibt nicht die eine richtige Methode, um ein Kunstwerk zu bewerten. Dein Ziel ist es nicht, zu sagen, ob das Werk gut oder schlecht ist, sondern deine Reaktion zu analysieren und dein Verständnis zu demonstrieren.
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