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Wenn es um die sexuelle Orientierung geht, gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern ein ganzes Spektrum von Farben und Schattierungen. [1] Daher ist es auch oftmals ein langer, komplizierter und emotionaler Prozess, seine eigenen sexuellen Präferenzen zu identifizieren und zu akzeptieren. Diesen Weg zu gehen, mag zunächst viel zu schwierig, ja geradezu unmöglich erscheinen. Nimm trotzdem deine ganze Kraft zusammen und begib dich auf diese Reise, um dein wahres Ich zu entdecken. Bleibe dabei stets offen und ehrlich mit dir selbst und vertraue deinem Instinkt. Höre auf deinen Körper und erkenne deine Gefühle und Tendenzen als solche an. Akzeptiere, was du während dieses Weges über dich selbst lernen wirst. [2]

Teil 1
Teil 1 von 3:

Finde heraus, was deine sexuellen Präferenzen sind

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  1. Die Entscheidung, deine sexuellen Neigungen zu erkunden, sollte von dir und von Herzen kommen. Beschäftige dich mit deiner Sexualität, weil dies ein Prozess ist, den du für dich selbst vielleicht noch nicht vollendet hast. Lass dir nicht von anderen einreden, dass du lesbisch bist, sondern nimm dir die Zeit und reflektiere über dich selbst. Führe ein Tagebuch oder Videotagebuch, schreibe einen anonymen Blog oder finde andere Möglichkeiten, wie du dich mit der Erforschung und Entdeckung deiner Sexualität auseinandersetzen kannst.
  2. Es ist gesund und normal, sexuelle Experimente mit Partnern des gleichen Geschlechts zu machen, und es bedeutet noch lange nicht, dass du lesbisch bist. Allerdings lassen sich durchaus Rückschlüsse auf eine mögliche homosexuelle Neigung ziehen, wenn diese Experimente zum Normalzustand werden, und du dich konsequent eher zu Frauen hingezogen fühlst.
    • Wie schaust du andere Frauen an? Achtest du auf ihr Lächeln, ihre Gesichtszüge und Eigenarten?
    • Bekommst du Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch, wenn du eine attraktive Frau ansiehst?
    • Träumst du ständig mit offenen Augen von einer besonderen Frau?
    • Erregt dich die Vorstellung, mit einer Frau Händchen zu halten, mit ihr auszugehen oder sie zu küssen?
    EXPERTENRAT

    Eric A. Samuels, PsyD

    Klinischer Psychologe
    Eric A. Samuels, Doktor der Psychologie, ist lizenzierter klinischer Psychologe mit Privatpraxen in San Francisco und Oakland. Seinen Doktor in Klinischer Psychologie machte er 2016 am The Wright Institute. Er spezialisiert sich auf die Arbeit mit Männern, jungen Erwachsenen und Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.
    Eric A. Samuels, PsyD
    Klinischer Psychologe

    Unser Experte stimmt hier zu: Wenn du deine sexuelle Identität oder deine Geschlechtsidentität in Frage stellst, kommt es wirklich darauf an, von wem du dich angezogen fühlst. Verbringe einige Zeit damit, dir deiner Sexualität oder deiner Vorstellung von einer romantischen Beziehung bewusst zu werden. Überlege, zu wem du dich hingezogen fühlst oder wen du attraktiv findest. Das können Menschen in deiner Umgebung sein, aber auch jemand in den Medien wie Fernsehen und Film.

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    Denke darüber nach, ob du von Frauen sexuell angezogen wirst. Denkst du, dass eine bestimmte Frau verführerisch aussieht? Wirst von Frauen sexuell angeregt? Stellst du dir gerne mal vor, wie eine Frau nackt aussehen würde? Ziehst du es vor, Frauen zu küssen oder mit ihnen Sex zu haben?
  4. Wenn du nicht so recht weißt, was deine Vorlieben sind, dann mach einen entsprechenden wissenschaftlichen Test. Ein solcher Test kann dir ganz neue Wahrheiten über deine sexuellen Vorlieben offenbaren. Wenn du schon relativ zuversichtlich bist, dass du deine sexuelle Orientierung einigermaßen präzise identifizieren und benennen kannst, kann das Testergebnis deine Selbsteinschätzung bestätigen.
    • Mach den Kinsey-Skala Test. Die Kinsey-Skala „misst“ die sexuelle Orientierung. Es gibt dazu einen entsprechenden Test, mit dem sich feststellen lassen soll, wo du auf dieser Skala liegst – von absolut heterosexuell bis hin zu hundertprozentig homosexuell. Allerdings wirst du an keiner Stelle als hetero, bisexuell oder homosexuell gebrandmarkt. Der Test besteht aus 13 Entscheidungsfragen und erfordert nur sehr wenig demographische Hintergrundinformationen. [3]
    • Mach den ESOI-Test (Epstein Sexual Orientation Inventory Test). Dieser Test wurde von Robert Epstein, einem der angesehensten Psychologen Amerikas, entwickelt, um die sexuelle Orientierung einer Person festzustellen. Anstatt dir einfach ein Etikett einer sexuellen Orientierung aufzukleben, erläutern die Testergebnisse eher, wo du in einem Kontinuum der sexuellen Orientierung stehst. Der Test besteht aus 18 Fragen und dauert nicht länger als fünf Minuten. [4]
Teil 2
Teil 2 von 3:

Begegne dir selbst mit Anerkennung und Akzeptanz

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  1. Es ist ganz natürlich, wenn du deine sexuellen Wünsche zunächst verleugnest oder kompensierst. Es ist normal, wenn die Situation dich überfordert und dir Angst macht. Damit du vorwärts kommst, musst du ehrlich mit dir selbst sein und akzeptieren, dass du dich verletzbar machst. Wenn du aufhörst, deine sexuelle Orientierung zu unterdrücken, sie stattdessen anerkennst und ihre Existenz akzeptierst, kannst du auch daran arbeiten, dich selbst vollkommen zu akzeptieren. [5]
    • Sexuelle Präferenzen existieren in einem Kontinuum. Die Übergänge sind fließend, es gibt keine klaren Abgrenzungen. Deine persönlichen Vorlieben passen vielleicht in herkömmliche Definitionsschubladen, und das ist mehr als nur okay. Es ist absolut normal und kommt häufiger vor als du vielleicht glaubst. [6]
      • Bisexuelle Menschen fühlen sich vielleicht nicht gleichermaßen von beiden Geschlechtern angezogen. Es kann durchaus sein, dass jemand bisexuell ist, sich aber dennoch häufiger zu Männern oder zu Frauen hingezogen fühlt.
      • Auch Frauen, die sich eindeutig als lesbisch einordnen, können gelegentlich Männer attraktiv finden.
  2. Auf der Reise zur Selbstakzeptanz ist die Anerkennung der Tatsache, dass du lesbisch bist, der erste wichtige Schritt in einem langen Prozess. Die Akzeptanz kommt meist nicht über Nacht. Deine sexuelle Orientierung wird allmählich immer normaler für dich werden, und dann wirst du feststellen, dass nicht sie allein dich als Individuum definiert. Strebe danach, ein Leben zu leben, in dem du nicht das Gefühl hast, dich für etwas schämen oder entschuldigen zu müssen – lass diese Schuldgefühle weit hinter dir. [7]
  3. Wenn du in seinem sehr konservativen Haus oder einer intoleranten Gemeinde groß geworden bist, dann kollidiert deine sexuelle Identität möglicherweise ziemlich unsanft mit der Moral und den religiösen Vorstellungen, die dir als Kind eingetrichtert wurden. Wenn du bewusst deinen Sprachgebrauch und deine Gedanken änderst, kannst du sehr effektiv deine Wahrnehmung von richtig und falsch verschieben. Höre auf, dir einzureden, dass du Liebe und Glück nicht verdient hast, und erkenne deinen Wert als Mensch. Rede dir nicht ein, dass es eine Sünde ist, lesbisch zu sein. Akzeptiere deine sexuelle Orientierung als natürlich, gesund und absolut akzeptabel. [8]
    • Identifiziere und hinterfrage deine Tendenzen, schlecht über dich selbst zu denken. Welche schädlichen Lügen erzählst du dir selbst? Entstehen diese aus speziellen Situationen heraus, etwa aus Gesprächen mit bestimmten Familienmitgliedern?
    • Ersetze diese negativen Phrasen durch persönliche und positive Mantras. Wenn du dich dabei erwischst, wie du dir selbst sagst, dass du etwas wie Glück und Glücklichsein „nicht verdient“ hast oder „nicht wert“ bist, dann atme tief durch, lächele und sag dir selbst klipp und klar, dass du „wertvoll bist, geliebt wirst und ein wahrhaftiges Leben voller Glück verdienst“.
  4. Oft ist die Entscheidung für ein Coming Out schwierig und schmerzhaft, und manchmal sind die Konsequenzen weitreichend. Bevor du dich deiner Familie, Freunden oder Klassenkameraden anvertraust, wäge genau ab, ob es die richtige Entscheidung ist, und ob du mit den Konsequenzen leben kannst. [9]
    • Triff dich mit einem Arzt oder Berater. Spielt unterschiedliche Szenarien durch, wie deine Familie und dein Umfeld möglicherweise reagieren könnten. Rufe dir ins Bewusstsein, wie diese Menschen im Allgemeinen über homosexuelle Männer und Frauen reden und mit ihnen umgehen, und wie sie generell auf schwierige Neuigkeiten reagieren. [10]
      • Sei eher vorsichtig und vertraue dich nur ausgewählten Menschen an, wenn deine Familie oder dein Freundeskreis Homosexuellen mit offensichtlicher Feindseligkeit begegnen. [11]
  5. Die Entdeckung und Akzeptanz deiner sexuellen Orientierung ist zwar eine sehr persönliche Entwicklung, aber du musst auch akzeptieren, dass sie deine Beziehung zu anderen verändern wird. Wenn du Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen davon erzählst, bringt das einiges an Stress mit sich. Fühle dich nicht dazu verpflichtet, jedem, den du kennst oder irgendwo triffst, von deiner Orientierung zu erzählen. Das tun Heteros auch nicht. [12] Wenn du dich in Gegenwart einer Person wohlfühlst, kannst du das Thema ansprechen. Sei darauf vorbereitet, dass es negative Reaktionen geben kann, und freue dich über positive Reaktionen. [13]
  6. Du musst deine sexuelle Identität verarbeiten und akzeptieren, und das ist ein langer und komplizierter Prozess. Es gibt immer noch soziale Stigmata, mit denen umzugehen mental und emotional anstrengend ist. Du wirst deinen Weg durch den Dschungel dieses Prozesses leichter finden, wenn du dir von einem qualifizierten Therapeuten helfen lässt, der Erfahrung bei der Beratung von Mitgliedern der LGBTQ-Community hat. Er oder sie kann dir auch dabei assistieren, dich deiner Familie und Freunden zu öffnen.
Teil 3
Teil 3 von 3:

Lebe authentisch

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  1. Die Gesellschaft hat so ihre Vorstellungen von einer stereotypen Lesbe, aber tatsächlich besteht die lesbische Community aus völlig verschiedenen Frauen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Erkunde und erfahre die lesbische Community und lerne ganz bewusst und gezielt alles und jedes, das es über dein neues Umfeld zu wissen gibt. Mit der Zeit wirst du deinen Platz in dieser Community finden und damit auch deine eigene Definition von lesbisch . Dann kannst du dein Leben ganz nach deinen eigenen Regeln und Vorstellungen leben. [14]
  2. Wenn du dir fundiertes Wissen über die LGBTQ-Community, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aneignest, wird dir dies das Leben sehr erleichtern. Du wirst mögliche Hindernisse auf deinem Weg kennenlernen und dir gleichzeitig das nötige Wissen aneignen, um sie zu überwinden. [15]
    • Lerne den Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und Gender und mache dich mit dem gesamten Spektrum sexueller Orientierungen vertraut.
    • Lies auch akademische Literatur – die Forschung auf dem Gebiet LGBTQ boomt gerade!
    • Halte dich selbst auf dem Laufenden, indem du aktuelle Nachrichten zum Thema LGBTQ verfolgst.
  3. Es gibt kein schlimmeres Gefühl als das der Isolation. Während deiner langen Reise zur vollkommenen Selbstakzeptanz ist es unglaublich wichtig, dass du treue und verlässliche Freunde oder eine aufgeschlossene Selbsthilfegruppe um dich herum hast. Diese Leute können dir Halt und Rat geben, wenn deine Reise einmal schwierig wird.
    • Vertraue dich Freunden und Familienmitgliedern an, auf die du dich absolut verlassen kannst.
    • Schließe dich einer örtlichen Selbsthilfegruppe an oder werde Mitglied in einer Online-Selbsthilfegruppe. [16]
    • Schließe dich einer Kirchengemeinde oder Glaubensgemeinschaft an, die der LGBTQI-Community tolerant gegenübersteht. So kannst du in Kontakt mit Menschen kommen, die einerseits deinen Glauben teilen, dich andererseits aber nicht für deine Orientierung verurteilen.
      • Eine kurze Suche im Internet wird dir eine ganze Liste von Kirchen, Tempeln und Gemeinschaften in deiner Nähe liefern, in denen du ganz du selbst sein kannst.
  4. Gay-Straight Alliances (GSA) stellen Jugendlichen ein sicheres Umfeld zur Verfügung, in dem sie ihre sexuelle Identität und Orientierung diskutieren und entdecken können. Es gibt Selbsthilfegruppen und ein tolerantes und unterstützendes soziales Netzwerk. Wenn es an deiner Schule noch keine GSA gibt, sprich mit Vertrauenslehrern und Schulleitung über die Möglichkeiten, eine solche Community einzurichten. [17]
  5. LGBTQ Resource Center gibt es in größeren Städten und an Universitäten. Sie bieten Studenten nützliche praktische Hilfen und vertrauliche Services an und geben ihnen die Möglichkeit, ihre sexuelle Orientierung und Identität in einem sicheren, inklusiven Rahmen zu erforschen und zu entdecken.

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