Es gibt zwar ziemlich sicher biologische Unterschiede in den Gehirnen von Transgender- und Cisgender-Menschen, aber es gibt immer noch keinen einfachen Test, der dir verraten kann, ob du bei deiner Geburt das richtige Geschlecht abbekommen hast. Du wirst ein wenig in dich hinein horchen müssen und dir möglicherweise Expertenrat holen müssen, um herauszufinden, welche Identität wirklich zu dir passt. Wenn du deine Geschlechtsidentität in Frage stellst, erforsch deine Gefühle und nimm die Unsicherheit an. Sprich mit einem Profi, der sich auf das Thema Geschlechtsidentität spezialisiert hat, damit dich jemand durch diesen Selbstfindungsprozess begleiten kann. Vergiss nicht, dass es viele Möglichkeiten gibt herauszufinden, was du wirklich von Herzen willst. [1] X Forschungsquelle
Vorgehensweise
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Gesteh dir ein, dass du neugierig oder verunsichert bist. Wenn du dich ernsthaft fragst, ob du transgender sein könntest, bist du vermutlich zumindest nicht vollständig in Harmonie mit deinem körperlichen Geschlecht. Das heißt noch lange nicht, dass du transgender bist, es könnte aber sein. Möglicherweise bist du auch auf andere Art nicht hundertprozentig genderkonform. [2] X Forschungsquelle
- Frag dich, warum du neugierig bist. Wenn du dich kontinuierlich mit deinem Geschlecht unwohl fühlst oder den Gedanken attraktiv findest, dich im anderen Geschlecht zu sehen, kann es durchaus sein, dass du transgender bist.
- Zieh auch die Möglichkeit in Betracht, dass du nicht binär sein könntest. Fühlst du dich weder ganz als Frau, noch ganz als Mann, bist du vielleicht etwas anderes.
- Wenn du dich in deinem Geschlecht eigentlich wohlfühlst, dir aber auffällt, dass du dich in vielen Aspekten etwas anders verhältst als andere Cisgender-Menschen, musst du nicht notwendigerweise transgender sein. Möglicherweise bist du auch einfach ein feminin geprägter Mann oder eine maskulin geprägte Frau.
- Denk daran, dass transgender nicht gleich transsexuell ist. Letzteres ist ein älterer Begriff, mit dem Menschen beschrieben werden, die medizinische Schritte unternommen haben, um ihr körperliches Geschlecht zu ändern. Manche Transgender-Menschen nehmen Hormone und/oder lassen sich operieren, aber längst nicht alle tun das. [3] X Forschungsquelle
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Denk darüber nach, wie es dir als Kind mit deinem Geschlecht gegangen ist. Viele Transgender-Menschen haben bereits in der Kindheit eine starke Unzufriedenheit mit ihrem Geschlecht ausgedrückt. Hält eine solche Phase für mehr als ein halbes Jahr an, spricht man oft von einer Geschlechtsidentitätsstörung. Anzeichen dafür sind: [4] X Forschungsquelle
- Du bestehst darauf, nicht das Geschlecht zu haben, das deine Eltern dir zuschreiben.
- Du denkst, wenn du groß bist, wirst du das richtige Geschlecht haben.
- Wenn du dir Geschichten ausdenkst, hast du in diesen das andere Geschlecht.
- Du willst Kleidung tragen, die typischerweise mit dem anderen Geschlecht assoziiert wird.
- Du hast mehr Freunde aus dem anderen Geschlecht.
- Du hast ein starkes Bedürfnis, an Aktivitäten und Veranstaltungen teilzunehmen, die typisch für das andere Geschlecht sind.
- Du weigerst dich, mit Spielzeug zu spielen, das mit deinem körperlichen Geschlecht assoziiert wird.
- Du spürst eine Abneigung gegen deine Anatomie oder deine Genitalien.
- Du fühlst Trauer, Angst, Verwirrung, Scham, Wut oder andere starke negative Emotionen.
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Frag dich, ob du dich mit deiner sozialen Rolle identifizieren kannst. Viele Transgender-Menschen finden die Rolle befremdlich, die die Gesellschaft sie gerne spielen sehen möchte. Wie fühlt es sich an, Dinge zu tun, die andere Menschen deines körperlichen Geschlechts mit dir unternehmen wollen. Wenn du zu etwas eingeladen wirst, was stereotyp für dieses Geschlecht ist, fühlst du dich, als würde man dich damit in eine falsche Schublade zwingen? [5] X Forschungsquelle
- Achte darauf, wie du dich fühlst, wenn du in einer Gruppe von Menschen deines körperlichen Geschlechts unterwegs bist. Fühlst du dich anders oder so, als würdest du zwar als einer von ihnen durchgehen aber doch nicht ganz dazugehören, liegt das möglicherweise an einer Dysphorie.
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Hör in dich hinein, welche Gefühle dein Name und die Pronomen, mit denen du bezeichnet wirst, sich anfühlen. Was geht in dir vor, wenn man dich mit deinem Namen anspricht oder als „er“ oder „sie“ über dich spricht? Fühlst du dich in eine falsche Schublade gesteckt, ist es womöglich an der Zeit für andere Pronomen. [6] X Forschungsquelle
- Hasst du es, mit „junger Herr“ oder „junge Dame“ angesprochen zu werden, passt der jeweilige Begriff vielleicht einfach nicht zu dir.
- Wie fühlst du dich in einer Gruppe, wenn ihr geschlossen als „Damen“ oder „Herren“ bezeichnet werdet?
- Fühlt sich dein Name unpassend an? Fühlt er sich richtig an, nimmst du ihn als männlichen oder weiblichen Namen wahr?
- Was passiert mit dir, wenn jemand aus Versehen, das Pronomen des anderen Geschlechts für dich verwendet? Fühlt es sich richtig und aufwertend an, bist du möglicherweise transgender.
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Erkenne eine Geschlechtsidentitätsstörung. Eine häufige Wahrnehmung bei Transgender-Menschen ist die, dass sich der Körper irgendwie falsch anfühlt. Manche Leute berichten, sich regelrecht in ihrem Körper gefangen zu fühlen. Wenn du das dringende und anhaltende Bedürfnis verspürst, deine sexuellen Merkmale zu verändern, erlebst du eventuell eine Geschlechtsidentitätsstörung. [7] X Vertrauenswürdige Quelle National Health Service (UK) Weiter zur Quelle
- Hast du die Pubertät als Schock oder Trauma wahrgenommen, kann auch das ein Hinweis auf eine Dysphorie sein. Versuch dich zu erinnern, ob es dich sehr gestört hat, sekundäre Geschlechtsmerkmale auszubilden wie eine tiefere Stimme, einen Busen, breitere Schultern, Gesichtsbehaarung oder das Einsetzen der Regel.
- Wenn du es nicht magst, dich im Spiegel zu sehen oder Bilder von dir machen zu lassen, oder deinen Körper unter weiter Kleidung versteckst, kann das ebenfalls drauf zurückzuführen sein, dass es der falsche Körper für dich ist.
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Such dir einen guten Therapeuten mit Ahnung von dem Thema. Es gibt viele Psychologen, Berater und Sozialarbeiter, die sich auf Geschlechtsabweichung spezialisiert haben. Diese Experten können dir helfen, deine großen Fragen zu stellen und zu beantworten.
- Schau nach Beratern, die sich auf Geschlechtsidentität, Geschlechtsidentitätsstörung oder LGBT-Angelegenheiten spezialisiert haben.
- Gibt es eine spezielle Beratungsstelle in deiner Nähe, geh dorthin und lass dir Kontaktinformationen von Therapeuten geben, die sie empfehlen.
- Du kannst auch einfach googeln, um einen Psychologen mit Spezialgebiet Geschlechtsidentität zu finden
- Bist du noch jung, kann dir bei der Nummer gegen Kummer unter 116111 weitergeholfen werden.
- Gehst du zur Schule oder zur Uni, gibt es dort Vertrauenspersonen oder Einrichtungen, an die du dich mit deinen Fragen wenden kannst.
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Sprich mit anderen Menschen, die mit dem falschen körperlichen Geschlecht geboren wurden oder ihr Geschlecht in Frage stellen. Schau beispielsweise nach LGBTQ-Treffen oder Events. Nimm Kontakt zu Gruppen und Vereinen auf. Du musst nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Sag, dass du dich gern engagieren würdest oder dass du dir nicht sicher bist, aber noch nicht offen darüber sprechen magst.
- Nicht jeder, den du triffst, wird auch unbedingt mit dir über sein Geschlecht sprechen wollen. Manchen Menschen ist es vielleicht peinlich, wenn du zu persönliche Fragen stellst. Du kannst deine Fragen in Bezug auf dich selbst jedoch erwähnen und wenn dich jemand etwas fragt, kannst du die Frage zurückgeben.
- Bist du dir nicht sicher, schreib demjenigen oder warte einen privaten Moment ab, um vorsichtig nachzuhaken. Sag etwa: „Ich denke in letzter Zeit viel über meine eigene Identität nach und du bist jemand, von dem ich denke, dass ihm einige meiner Fragen bekannt vorkommen könnten. Solltest du Zeit und Lust haben, würde ich mich wirklich sehr gern mit dir unterhalten. Ich verstehe aber auch absolut, wenn du das nicht möchtest.“
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Tausch dich in Onlineforen aus. Eine tolle Möglichkeit, Fragen zu stellen und dich mit anderen Leuten auszutauschen, denen es ähnlich geht wie dir, sind Onlineforen. Such nach Gruppen in den sozialen Medien oder anonymen Foren. Melde dich zur Sicherheit nicht mit deinem echten Namen an, damit deine vertraulichen Informationen geschützt bleiben.
- Schau dich etwa auf einer Seite wie www.meingeschlecht.de um.
- Bist du zwischen 13 und 24 Jahren alt, kannst du dich bei TrevorSpace in einem sicheren, überwachten Rahmen austauschen (auf Englisch): https://www.trevorspace.org/login
- Außerdem kannst du dich bei Organisationen wie PFLAG (Parents, Families and Friends of Lesbians and Gays) und GLAAD informieren (ebenfalls auf Englisch) und dir Unterstützung für dich selbst und deine Lieben suchen. [8] X Forschungsquelle [9] X Forschungsquelle
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Erlaub dir selbst, dich als binär transgender zu identifizieren. Wenn du glaubst, dass du entgegen deinem körperlichen Geschlecht männlich oder weiblich bist, leb es aus und probier aus, wie es sich anfühlt. Nimm dir zum Beispiel ein Wochenende, an dem du dich selbst als dem anderen Geschlecht zugehörig betrachtest. Wenn du diese Fragen mit einem Freund, einem Therapeuten oder einem Familienmitglied besprichst, erzähl demjenigen von deinem Plan und bitte um seine Unterstützung. [10] X Forschungsquelle
- Probier andere Pronomen für dich aus. Schau, ob du findest, dass andere Pronomen als die, die dir von der Gesellschaft bisher zugeschrieben werden, besser zu dir passen. Fühlst du dich als Frau, bezeichne dich selbst als „sie“ und bitte jemanden, dem du vertraust, das ebenfalls zu tun, damit du spüren kannst, wie es wäre, von anderen so gesehen zu werden.
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Freunde dich mit Gender Diversity an. Es gibt unzählige Möglichkeiten, ein Geschlecht auszudrücken, weit über „männlich“ und „weiblich“ hinaus. Du könntest gender variant, agender, bigender oder etwas ganz anderes sein. Lass dich nicht in eine Schublade zwängen, die viel zu klein für dich ist! [11] X Forschungsquelle
- Versuch es mit den „xier“-Pronomen. Wenn du dich weder wie „er“ noch wie „sie“ fühlst oder nach einer Möglichkeit suchst, dein Geschlecht anderen zu beschreiben, versuch es mit einem geschlechtsneutralen Pronomen.
- Denk daran, dass du alle Zeit der Welt für diese Entscheidung hast. Vielleicht entscheidest du auch, dass du dich nicht entscheiden willst. Lass dich nicht von anderen zu einer Entscheidung drängen.
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Zieh dich so an, wie es deinem Gefühl entspricht. Experimentiere mit Kleidung herum, bis du einen Stil gefunden hast, der sich für dich gut anfühlt. Wenn dich eine bestimmte Art von Kleidung magisch anzieht, trag sie. Wird dir das männliche Geschlecht zugeschrieben, du wolltest aber schon immer Kleider tragen, dann tu das. Du wirst eine Menge daraus lernen, wie es sich anfühlt, genau die Kleidung zu tragen, die du als passend empfindest. [12] X Forschungsquelle
- Wenn du dich einfach genderqueer fühlst, experimentiere mit einem androgynen Look oder kombinier geschlechtsspezifische Kleidung aus beiden Richtungen.
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Finde andere Wege, dein Geschlecht zu bekräftigen. Mit welchem Geschlecht du dich auch identifizierst, es gibt nicht den einen richtigen Weg, es zu bekräftigen. Frag dich selbst, was du willst. Was müsste geschehen, damit du dich mit dir selbst rundum wohlfühlst? Geh diese Fragen mit einer Beratungsperson durch, wenn sie dich zu sehr verwirren.
- Denk darüber nach, deinen Namen zu ändern.
- Bitte dein Umfeld, andere Pronomen für dich zu verwenden, also zum Beispiel als er oder sie von dir zu reden.
- Vertrau dich Menschen in deinem Umfeld an, wenn du dazu bereit bist. Du kannst dich direkt als transgender bezeichnen, du kannst aber auch sagen, dass du dein Geschlecht noch in Frage stellst.
- Denk über deinen Körper nach. Hättest du gerne, dass er femininer oder maskuliner wäre? Vielleicht hilft es dir, deine Haare zu schneiden oder wachsen zu lassen oder dich operieren zu lassen, vielleicht willst du aber auch gar nichts ändern.
Tipps
- Pass gut auf dich auf. Es kann sehr stressig sein, transgender zu sein. Nimm dir unbedingt genug Zeit für dich selbst. Tu Dinge, die dir Spaß machen und entspann dich, wie es dir guttut, sei es in der Badewanne, bei einer Massage, bei einem langen Spaziergang oder einer Meditation.
- Wenn du weibliche Formen hast und deine Hüften sich einfach nicht in Männerjeans quetschen lassen, versuch es mal damit: Zieh den Reißverschluss so weit wie möglich zu und verlängere das Knopfloch mit einem Haargummi oder einer Sicherheitsnadel. Solange dein Shirt weit genug über den Hosenbund fällt, ist alles in Butter!
- Wenn du glaubst, transgender zu sein, leb es aus und tu dein Bestes, um es zu erklären. Wenn du dich manchmal wie ein Mädchen und manchmal wie ein Junge fühlst, dann leb dich in genau diesem Moment so aus.
- Lass dir Zeit. Es kann eine Weile dauern, bis du dir sicher bist, wer du bist. Stress dich nicht.
Referenzen
- ↑ https://www.scientificamerican.com/article/is-there-something-unique-about-the-transgender-brain/
- ↑ http://www.apadivisions.org/division-44/resources/advocacy/transgender-adolescents.pdf
- ↑ https://www.glaad.org/reference/transgender
- ↑ https://psychcentral.com/disorders/gender-dysphoria-symptoms/
- ↑ https://psychcentral.com/disorders/gender-dysphoria-symptoms/
- ↑ http://www.apadivisions.org/division-44/resources/advocacy/transgender-adolescents.pdf
- ↑ http://www.nhs.uk/Conditions/Gender-dysphoria/Pages/Introduction.aspx
- ↑ https://www.pflag.org/
- ↑ https://www.glaad.org/