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Es ist für jeden anders aber für niemanden einfach, sich als Transgender zu outen. Keine Sorge, mit der Zeit wirst du entspannter damit umzugehen lernen. Konzentriere dich erstmal auf die Leute, denen du voll und ganz vertraust. Deine Freunde und deine Familie werden Fragen haben, und vielleicht verstehen sie überhaupt nicht, was Transgender zu sein bedeutet. Hilf ihnen dabei, indem du du dich informierst und ihnen fundiert erklären kannst, was es damit auf sich hat und was es für dich persönlich heißt. Es ist völlig okay und normal, dass du dich am Anfang wahrscheinlich etwas unwohl fühlst, aber im gleichen Maße, in dem dein Netzwerk von Verbündeten wächst, wird deine Unsicherheit nachlassen.

Teil 1
Teil 1 von 3:

Lege dir deine Worte zurecht

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  1. Denke an die Menschen in deinem Leben, und überlege dir, wem du absolut vertraust. Wahrscheinlich hast du bestimmte Freunde oder Verwandte, die verständnisvoller sind und dir näher stehen als andere. Schätze bereits im Vorfeld ein, wer wahrscheinlich hinter dir stehen wird, und von wem du eher Gegenwind erwartest. [1]
    • Wenn du noch minderjährig bist, kann das Coming Out eine besondere Herausforderung sein, weil rechtlich gesehen immer noch deine Eltern für dich verantwortlich sind. Wenn du dir Sorgen machst, dass deine Eltern deine Identität nicht akzeptieren könnten, dann sprich zunächst mit einem Freund oder Verwandten, von dem du mehr Unterstützung erwartest. Es wird hilfreich sein, wenn du jemanden an deiner Seite weißt, bevor du dich deinen Eltern offenbarst.
    • Bereite dich zunächst darauf vor, dich bei vertrauenswürdigen und verständnisvollen Freunden und Verwandten zu outen.
    • Du musst es nicht gleich jedem erzählen. Lege dir eine Strategie zurecht und erzähle es zunächst nur den Menschen, von denen du denkst, dass sie hinter dir stehen werden.
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    Mach deine Hausaufgaben, informiere dich. Es ist wichtig, dass du dir zunächst Wissen über die ganze Transgender-Thematik aneignest. Versuche, die Fragen deiner Umwelt vorauszusehen. Je besser du selbst informiert bist, desto erwachsener und bedachter kannst du dich als Transgender outen und alle damit verbundenen Fragen beantworten. [2]
    • Suche in deiner Community oder online nach Literatur und Informationsbroschüren. Eventuell gibt es auch in deiner Nähe LGBT-Communitys oder Beratungsstellen, bei denen du hilfreiche Informationen und Broschüren bekommen kannst.
    • Setze dich mit verschiedenen Möglichkeiten auseinander, wie du Freunde und Familie zu deinen Verbündeten machen kannst. [3]
    • Informiere dich über deine Rechte und deine Gleichberechtigung als Transgender. [4]
    • Suche dir Hilfe bei speziellen Telefonhotlines oder in Chatrooms. [5]
  3. Schreibe dir deine Gedanken von der Seele, um dir darüber klar zu werden, was genau du sagen möchtest und wie du es sagen möchtest. Egal an wen du diesen Brief richtest, sei höflich und lass demjenigen ein wenig Raum, um die Information zu verarbeiten. [6]
    • In einem Brief kannst du dir deine Worte genau zurecht legen, ohne dabei unterbrochen zu werden.
    • Wenn du dich im Rahmen eines Briefes outen willst, hast du außerdem die Möglichkeit, diesen so oft umzuformulieren, bis du hundertprozentig zufrieden bist. Angenommen, dein Ton wird manchmal etwas rau, wenn es darum geht, dass du in der Vergangenheit verletzt wurdest und dich eigentlich immer ein bisschen ungeliebt fühlst. Überarbeite den Brief in diesem Fall so, dass daraus hervorgeht, dass du mittlerweile eine stärkere und selbstsicherere Person geworden bist, und dass du mit dir im Reinen bist.
    • Oft ist es viel einfacher, sich in einem Brief zu öffnen als von Angesicht zu Angesicht. Zum Beispiel: "Ich weiß, dass es schon eine Weile her ist, dass wir uns gesehen haben. Ich hoffe, dass wir bald mal ein Treffen hinbekommen, damit ich dir mehr darüber erzählen kann, was bei mir gerade vor sich geht. Ich habe mich jahrelang mit meiner Identität gequält, und ich möchte endlich offen darüber sprechen, was mit mir los ist."
    • Eventuell kann es hilfreich sein, wenn du diesen Brief bei eurem anschließenden Treffen dabei hast.
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    Übe dein Coming Out. So wie du dich auf eine Rede oder eine Präsentation vorbereiten würdest, kann es auch hier nicht schaden, wenn du deine Worte vorher zurechtlegst und sie einstudierst. So kannst du in Ruhe den passenden Ton und die richtigen Worte finden, und wahrscheinlich wirst du dich dadurch sicherer fühlen, wenn du es dann wirklich aussprichst.
    • Übe an einem ruhigen Ort, wo du mit Sicherheit nicht gestört wirst.
    • Vielleicht magst du auch mit jemandem üben, dem du vertraust und der bereits Bescheid weiß?
    • Versuche gar nicht erst, alles auf einmal zu sagen. Mach langsam und gib dem Empfänger der Nachricht Zeit, jeden Teil der Information einzeln zu verarbeiten.
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Teil 2
Teil 2 von 3:

Sprich es aus

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    Finde den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort für dein Coming Out. Plane das wer, was, wo und wann . Überlege dir, wem du genug vertraust, um es ihm sagen zu wollen. Wähle einen neutralen und sicheren Ort aus, am besten mit möglichst viel Privatsphäre, damit es keine ungewollten Zuhörer gibt.
    • Wähle einen Zeitpunkt aus, zu dem keine anderen Aktivitäten, Events oder Verpflichtungen anliegen. Sorge dafür, dass ihr ausreichend Zeit zum Reden habt.
    • Schule oder Arbeitsplatz sind vielleicht nicht die beste Wahl. Grundsätzlich solltest du alle Orte meiden, an denen sich Bekannte herumtreiben könnten, denen du nicht vertraust.
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    Sei bei deinem Coming Out selbstsicher, positiv und du selbst. Sei dir sicher, dass du es tatsächlich sagen willst und nicht das Gefühl hast, dass du es müsstest . Vergiss nicht, dass es allein deine Entscheidung ist, ob und wann du wem was sagst. Sei selbstsicher und berichte authentisch von deinen Erfahrungen. Sei dir deiner eigenen Identität als Transgender voll und ganz bewusst. [7]
    • Es ist dein Leben, und du allein entscheidest, wie, wann und gegenüber wem du dich outest. Sei immer du selbst und teile deine eigenen Erfahrungen mit. Erzähle, was dir besonders Probleme bereitet hat oder immer noch bereitet, etwa das Gefühl, einfach nicht mehr dazuzugehören, weil du anders bist. Wenn es dir gutgetan hat, dieses Anderssein zu akzeptieren, dann sprich auch darüber.
    • Überlege dir gut, was genau dein Verständnis von dir selbst als Transgender ist und wie du es beschreiben willst.
    • Wenn du von dir und deinem Transgender-Sein sprichst, sprich selbstsicher und mit fester Stimme. Zeige dich verständnisvoll und offen den Dingen gegenüber, die andere dir zu sagen haben. Sage zum Beispiel: „Ich bin okay damit, Transgender zu sein. Ich weiß, dass es wahrscheinlich viel zu fragen gibt, oder vielleicht weißt du auch gar nicht, was du sagen sollst. Aber das ist okay. Ich bin offen für alles, und wir können gerne offen darüber reden.“
  3. Es ist ein Prozess und nicht über Nacht abgeschlossen. Es wird immer Veränderungen geben, weil du und deine Lieben mit der Zeit immer mehr dazulernen und anders damit umgehen werdet. Zudem wirst du älter werden, verschiedene Schulen besuchen, arbeiten und immer wieder neue Leute kennenlernen, dich also dein Leben lang immer wieder aufs Neue outen müssen. Da hilft nur eins: Geduld. [8]
    • Es kann zunächst extrem nervenaufreibend sein, aber langfristig wird es extrem befriedigend sein, wenn du mit dir selbst und anderen ehrlich bist. Du wirst dich einfach besser fühlen.
    • Zeige Verständnis dafür, dass nicht alle deine Situation genau nachvollziehen können. Manche Leute möchten dich vielleicht gerne unterstützen, haben aber keine Ahnung, wie sie das anstellen sollen. Wenn also etwa jemand zu dir sagt „Du siehst gar nicht aus wie ein Transgender“, dann nimm dir Zeit und erkläre, was es genau für dich bedeutet, anstatt mit einer genervten Belehrung zu reagieren.
    • Beschäftige dich damit, wie du am besten ruhig, entspannt und ganz bei dir selbst bleibst. Bevor du über dein Coming Out zu sprechen planst, solltest du lernen, wie du auf gesunde Art Stress reduzieren kannst.
  4. Sei auf liebevolle Art offen und direkt mit Freunden und Familie. Lass ihnen Zeit, damit sie Fragen stellen und auf die Neuigkeit reagieren können. Alles ist möglich, von Schockstarre über Unterstützung bis hin zu Frustration. Wie auch immer die Reaktion ausfällt, bleib ruhig und respektvoll. Erzähle von der Reise, auf der du dich befindest, und dass du gerne auch offen als Transgender leben möchtest.
    • Reagiere offen auf Fragen, wie seltsam oder naiv sie dir auch erscheinen mögen. Wenn du dir nicht ganz sicher bist, wie du am besten antworten sollst, verweise auf andere Quellen und Informationsmaterialien.
    • Gib ihnen Zeit, auf die Neuigkeit zu reagieren, und mache dir bewusst, dass ihre erste Reaktion nicht unbedingt etwas darüber aussagen muss, wie sie langfristig damit umgehen werden. Überraschung und Verwirrung können die Reaktion einer Person stark beeinflussen.
    • Bei manchen Leuten kann die Reaktion auch in Ignoranz begründet sein, manche werden sich vielleicht Sorgen um deine Sicherheit machen, und wieder andere werden womöglich versuchen, dich an deinem Coming Out zu hindern. Sage ihnen, dass du diesen Prozess sehr ernst nimmst und dir über diese Dinge bereits viele Gedanken gemacht hast.
    • Hilf dabei, Stereotype und Mythen abzubauen. Wenn du gefragt wirst „Bist du jetzt also eine Drag Queen?“, kannst du diese Frage damit beantworten, dass du zunächst einmal klarstellst, was Transgender eigentlich wirklich bedeutet.
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    Brich das Gespräch ab, wenn es offensichtlich zu keinem Ergebnis führt. Manchmal läuft ein Gespräch über dein Coming Out vielleicht nicht so, wie du es dir erhofft hast. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Gegenüber negativ oder abfällig reagiert, dann beende die Unterhaltung höflich.
    • Sag zum Beispiel: „Ich danke dir, dass du mir zugehört hast, aber im Moment möchte ich nicht mehr zu diesem Thema sagen. Vielleicht können wir ja irgendwann noch einmal ausführlicher sprechen.” Oder du ziehst dich unauffällig aus der Affäre: „So gerne ich dir noch mehr erzählen würde, aber ich muss leider los. Wir reden ein anderes Mal weiter!“
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Teil 3
Teil 3 von 3:

Suche dir Unterstützung

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    Hole dir Rat bei Freunden oder Familienmitgliedern, die voll hinter dir stehen. Wende dich immer zuerst an die Menschen, denen du voll vertraust, und die dir auch in der Vergangenheit bereits häufig zur Seite gestanden haben. Frage sie, welche Herausforderungen sie in ihrem Leben schon zu meistern hatten, und wie sie es geschafft haben. Zeige, dass es dir wichtig ist, was sie zu erzählen haben.
    • Es kann sehr beruhigend und hilfreich sein, direkte und persönliche Unterstützung zu erfahren, auch im weiteren Prozess deines Coming Out, wenn du deine Identität öffentlich machst.
    • Selbst wenn deine Freunde und Familie nicht direkt nachvollziehen können, wie es ist, sich als Transgender zu outen, kann es doch gut sein, dass sie ihre ganz eigenen Schwierigkeiten mit ihrer Identität haben. Frage sie doch mal: „Hattest du schon einmal das Gefühl, dass du einfach nicht dazugehörst oder anders bist?“
    • Jeder von uns fühlt sich in seinem Leben irgendwann mal anders oder missverstanden. Sieh es als Möglichkeit an, mit anderen in Kontakt zu kommen, denen es genauso geht, anstatt dich von deiner Umwelt zu distanzieren.
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    Diskutiere mit Profis über deinen Geschlechterwechsel. Viele Menschen, die als Transgender das Geschlecht wechseln wollen, möchten auch Veränderungen an ihrem Körper vornehmen. Wahrscheinlich bist du dir noch nicht ganz sicher, wo du körperlich und emotional hin möchtest. Hole dir Rat von Experten, die bereits vielen Leuten in deiner Situation geholfen haben, ihren Weg zu finden. [9]
    • Sprich mit deinem Arzt über die Anpassungen an deinem Körper. Dazu können Hormone gehören, aber auch Operationen. Eventuell kannst du dich direkt zu einem Spezialisten auf diesem Gebiet überweisen lassen. Dann formuliere dein Anliegen dort: „Ich spiele mit dem Gedanken, mein Geschlecht anzupassen, und ich würde mich gerne über die verschiedenen Möglichkeiten in diesem Bereich informieren. Können Sie mir jemanden empfehlen oder ich direkt überweisen?“
    • Unterhalte dich ruhig mit einem Therapeuten oder Berater über deinen Coming Out-Prozess. Er kann dir helfen, dich mit deinen Ängsten und Sorgen auseinanderzusetzen und damit fertigzuwerden. Vielleicht gibt es ja sogar in deiner Nähe eine Beratungsstelle für LGBT, wo du dich nach einer Einzelberatung oder Selbsthilfegruppe erkundigen kannst.
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    Tritt mit der LGBT-Community in Kontakt. Ob online oder persönlich, es gibt eine große Community da draußen, die dir durch den Prozess des Coming Out helfen kann und dir bei allen Fragen zur Seite stehen wird. Du musst dich nicht allein oder isoliert fühlen, wenn du mit der Entscheidung kämpfst, wie du es deiner Familie beibringst oder was du tun willst, wenn sie es nicht gut aufnehmen. Mit Hilfe der Community wird der gesamte Prozess sicher einfacher für dich.
    • Finde Online-Foren oder Selbsthilfegruppen. Das kann besonders dann hilfreich sein, wenn es dir noch schwerfällt, von Angesicht zu Angesicht mit Leuten zu reden.
    • Suche dir auch Community-Zentren in deiner Umgebung. Informieren kannst du dich zum Beispiel unter: https://www.lsvd.de/
    • Suche dir Rat von Gleichgesinnten und Beratern per Telefon oder Chat. Notfalls kannst du auch immer die Telefonseelsorge anrufen: http://www.telefonseelsorge.de/
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Tipps

  • Überstürze nichts und zweifele nicht an dir. Du steckst in einem Prozess der Selbsterfahrung, der letzten Endes sehr befreiend und bereichernd sein kann.
  • Plane angemessene Diskussionszeit ein, wenn du dich outest, damit du nicht unterbrochen wirst und Zeit hast, Fragen zu beantworten.
  • Lass den Leuten Zeit, sich an die Situation zu gewöhnen. Für einige kann es durchaus ein Schock sein, aber die meisten werden darüber wegkommen.
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Warnungen

  • Unter Umständen wollen nach deinem Coming Out einige Freunde oder Teile deiner Familie nicht mehr mit dir reden. Das ist leider nicht sehr ungewöhnlich. Viele Menschen sind ignorant und sträuben sich gegen Veränderungen.
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