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Ein Scheidungskind zu sein oder ein Kind zu sein, dessen Eltern getrennt leben, ist schwer. Du musst mit deinen Eltern auskommen, die sich nicht mehr verstehen und manchmal kannst du zum Spielball zwischen ihnen werden. Eines der angsteinflößenden Dinge, die du vielleicht tun musst, ist einem Elternteil zu sagen, dass du zu dem anderen ziehen möchtest. Es kann für diesen Wunsch viele Gründe geben und es kann passieren, dass du den Elternteil, bei dem du gerade lebst, verletzt, wenn du über dein Anliegen sprichst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du versuchst, deinem Elternteil schonend von deiner Entscheidung zu erzählen, sodass die Unterhaltung nicht so schwer ist. Außerdem erhöht das auch die Wahrscheinlichkeit, dass du die Antwort bekommst, die du hören möchtest. Bevor du etwas unternimmst, denke also genau über deine Beweggründe nach, warum du zu dem anderen Elternteil ziehen möchtest.

Teil 1
Teil 1 von 2:

Sich auf das Gespräch vorbereiten

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  1. Als ein Scheidungskind kennst du wahrscheinlich schon den Rosenkrieg, der aufgrund des Sorgerechts ausgebrochen ist und es kann für dich schmerzhaft sein, wenn du dir das ansehen und damit umgehen musst. Denke aber daran, dass in den meisten Fällen deine Eltern nur probieren, das Beste für dich zu tun. Wenn du einem Elternteil sagst, dass du nicht mehr bei ihm leben möchtest, kann es sein, dass dein Gegenüber denkt, dass es versagt hat oder du es nicht mehr liebst.
    • Auf der anderen Seite musst du nicht denken, dass du mit einem Elternteil leben musst, wenn du unglücklich bist, nur weil du es nicht verletzen möchtest. Schließlich liegt es nicht an dir, deine Eltern die ganze Zeit glücklich zu machen. Denke nur daran, dass es dein Gegenüber verletzen kann, wenn du ihm sagst, dass du ausziehen möchtest. Aus diesem Grund solltest du versuchen, möglichst nett vorzugehen.
  2. Sicher, das andere Elternteil lässt dich vielleicht tun, was immer du möchtest, deshalb wird es mehr Spaß machen, dort zu leben, aber ist das der einzige Grund? Nimm dir ein wenig Zeit, um über alle Gründe für deinen Wunsch nachzudenken. Frage dich, ob deine Gründe gut sind. Es ist sehr leicht für den Elternteil, mit dem du nicht die ganze Zeit zusammenlebst, „lustig“ zu wirken. Denke aber daran, dass der Elternteil für dich nicht die Hauptverantwortung trägt und es aus diesem Grund relativ einfach ist, dir ein oder zwei Tage in der Woche genau das zu geben, was du haben möchtest. [1]
    • Denke daran, dass der Elternteil, bei dem du lebst, dafür verantwortlich ist, dass du glücklich und gesund bist. Das bedeutet, dass er viele schwere Entscheidungen treffen muss, was für dich am besten ist.
    • Wirst du die Schule wechseln müssen? Das kann für dich einer der wichtigsten Gründe sein, warum du bei dem anderen Elternteil einziehen möchtest. Wenn du dich aber an deiner derzeitigen Schule sehr wohlfühlst und das Umziehen zum anderen Elternteil einen Schulwechsel erfordert, kann es passieren, dass du in eine Lehranstalt gehen musst, die du nicht sonderlich magst.
  3. Hat dein Vater/deine Mutter, mit dem/der du lebst, etwas getan, was dich verärgert hat? Wenn ja, kann es verlockend sein, ihm/ihr im Eifer des Gefechts zu sagen, dass du mit dem anderen Elternteil leben möchtest. Es wichtig, daran zu denken, dass du den anderen Elternteil nicht als Waffe einsetzen solltest, um deinen Vater/deine Mutter zu verletzen, wenn du sauer bist. [2]
    • Wenn du wirklich mit dem anderen Elternteil leben möchtest, dann solltest du die Unterhaltung mit deiner Mama/deinem Papa suchen, wenn du ruhig bist und dir genau überlegt hast, was deine Beweggründe für diese Entscheidung sind.
  4. Es kann viele Gründe geben, warum du mit dem anderen Elternteil leben möchtest. Viele davon müssen nichts mit dem Erziehungsberechtigten zu tun haben, mit dem du zur Zeit lebst, obwohl manche Beweggründe darauf basieren können. Bevor du also das Gespräch suchst, nimm dir die Zeit, um eine Liste aufzuschreiben, auf der du genau aufführst, warum du mit dem anderen Elternteil leben möchtest.
    • Du solltest diese Liste nicht deinem Vater/deiner Mutter geben. Es kann ihn/sie nämlich verletzen, so eine Zusammenfassung zu lesen, in der du alle Gründe aufführst, warum du nicht mehr bei ihm/ihr leben möchtest, ohne deine Beweggründe zu erklären. Stattdessen erstelle die Liste so, dass dir deine Gründe klar sind, warum du umziehen möchtest und du gut mit deinem Elternteil darüber reden kannst.
    • Beispielsweise kann es sein, dass du mit dem anderen Elternteil leben möchtest, weil es näher an deiner Schule wohnt (oder es gibt einen ganz anderen Grund für deinen Wunsch). Vielleicht datet der Elternteil, mit dem du gerade lebst, viele unterschiedliche Beziehungspartner und du willst nicht ständig mit neuen Freunden/Freundinnen konfrontiert werden.
  5. Möchtest du mit dem anderen Elternteil leben und deine Mutter/deinen Vater nicht mehr wiedersehen? Willst du sie/ihn nur am Wochenende besuchen? Bleibst du bei dem einen Elternteil wohnen, verbringst aber mehr Zeit mit dem anderen? Es gibt viele verschiedene Formen, wie das Sorgerecht zwischen deinen Eltern gestaltet werden kann, deshalb wisse genau, welche Vereinbarungen du vorziehen würdest. [3]
    • Auf diese Weise kannst du deinen Eltern während der Unterhaltung zeigen, dass du sehr gut über alles nachgedacht hast.
    • Denke daran, dass du mit deinem Elternteil auch darüber sprechen solltest, wann du es sehen möchtest.
  6. Es kann sein, dass der andere Elternteil nicht möchte, dass du bei ihm lebst, weil er sehr viel auf der Arbeit zu tun hat und sich nicht so um dich kümmern kann, wie du es verdienst. Bevor du also eine potenziell schwierige Unterhaltung führst, denke darüber nach, ob der Elternteil deiner Idee, bei ihm zu wohnen, zustimmen würde oder nicht.
    • Vielleicht hat der andere Elternteil Probleme, die er zunächst lösen muss. Das kann bedeuten, dass sich zur Zeit der Elternteil nicht so gut um dich kümmern kann, wie er es sollte. Vielleicht reist er die ganze Woche und ist deshalb nur selten zu Hause?
  7. Finde eine Person, der du vertraust, und sage ihr, wie du dich fühlst. Das kann der Elternteil sein, mit dem du leben möchtest, deine Großeltern oder jemand in der Schule, wie zum Beispiel die Vertrauenslehrerin. Sprich mit deinem Gegenüber über deinen Wunsch, mit deinem anderen Elternteil zu leben und welche Gründe du für diese Entscheidung hast. Wenn du mit jemanden redest, kann dir das helfen, besser zu verstehen, warum du umziehen möchtest. [4]
    • Die Person, mit der du sprichst, kann dir auch einen Ratschlag geben, wie du das Gespräch mit deinem Elternteil beginnen solltest.
    • Sei dir aber bewusst, wenn sich deine Eltern nicht gut verstehen, ist es vielleicht nicht eine gute Idee, mit dem Elternteil zu reden, bei dem du leben möchtest, wenn du eine neutrale Meinung einholen möchtest.
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Teil 2
Teil 2 von 2:

Die Unterhaltung führen

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  1. Sage nicht einfach aus dem Nichts heraus, dass du mit deinem anderen Elternteil leben möchtest, denn das wird dein Gegenüber nur wütend machen und/oder es verletzen. Wenn dein Vater/deine Mutter geschockt reagiert, kann er/sie dir wahrscheinlich nicht richtig zuhören, weil er/sie erst einmal mit den eigenen Gefühlen klarkommen muss. [5]
    • Sag deinem Elternteil, dass du gerne mit ihm über etwas sprechen möchtest, dass dir wichtig ist und mehr Zeit braucht. Es kann sein, dass dein Vater/deine Mutter gerade in diesem Moment Zeit hat, wenn er/sie aber beschäftigt ist, wirst du warten müssen.
    • Es kann passieren, dass dein Gegenüber sauer wird, selbst wenn du versuchst, es sanft in das Gesprächsthema einzuführen.
    • Frage dein Elternteil nicht danach, diese Unterhaltung zu führen, wenn ihr gerade einen Streit gehabt habt oder du merkst, dass deine Mama/dein Papa schlechte Laune hat.
  2. Abhängig von dem Grund, warum du ausziehen möchtest, kann es sein, dass du Angst hast, dass du deine Mama/deinen Papa mit deiner Bitte verletzen wirst. Obwohl es schwer zu hören sein kann, dass du ausziehen möchtest, wird es deinem Elternteil helfen, wenn du ihm versicherst, dass du ihn sehr liebst und nicht ausziehen möchtest, um ihn zu verletzen.
    • Du kannst beispielsweise sagen: „Bevor ich dir sage, was los ist, möchte ich, dass du weißt, dass ich dich sehr lieb habe. Es kann schwer zu verdauen sein, was ich jetzt sagen werde, aber bitte glaube nicht, dass ich mir keine Gedanken mache.“
  3. Beginne mit „Ich würde gerne mit Papa (oder Mama) leben. Der Grund, warum ich dort einziehen möchte, ist ...“ Versuche, jeden Grund ausführlich und ruhig zu erklären.
    • Wenn die Gründe, warum du mit deinem derzeitigen Elternteil nicht mehr Leben möchtest, darin liegen, wie du behandelt wirst oder weil dich die Probleme des Elternteils selber beeinflussen, kann es passieren, dass dein Gegenüber sauer wird oder peinlich berührt ist. Versuche, daran zu denken, dass es wichtig ist, ehrlich zu sein.
  4. Es ist schwer vorherzusagen, wie dein Elternteil reagieren wird. Vielleicht wird er sauer, fängt an zu weinen oder wirkt überhaupt nicht emotional. Wie auch immer, gib deinem Vater/deiner Mutter Zeit, über dein Gesagtes zu reflektieren. Wenn er/sie sprechen möchte, dann höre zu , was dein Gegenüber zu sagen hat. [6]
    • Eventuell bittet dich dein Gegenüber, dass du ihm Zeit geben sollst, um über die Sache nachzudenken. Wenn das der Fall ist, dann gib deiner Mutter/deinem Vater die entsprechende Zeit.
    • Eventuell sagt dein Elternteil sofort „Nein“. In diesem Fall kannst du wahrscheinlich nicht viel tun. Du kannst mit dem anderen Erziehungsberechtigten sprechen und herausfinden, was er über die Sache denkt. Vielleicht kann er dir helfen, den Elternteil, bei dem du zur Zeit lebst, zu überzeugen.
  5. Wenn dein Vater/deine Mutter auf eine Weise reagiert, die du nicht magst, dann bleibe ruhig. Schreie den Elternteil nicht an. Stattdessen versuche, auf eine ruhige und erwachsene Art mit ihm zu sprechen. Wenn dein Gegenüber einfach nur „Nein“ gesagt hat, frage es, warum es glaubt, dass dein Vorschlag keine gute Idee ist. Wenn dir dein Elternteil aber viele Gründe genannt hat, dann denke über das Gesagte nach und finde heraus, ob es schlüssig ist. [7]
    • Wenn dein Vater/deine Mutter zu der Sorte Eltern gehört, die glauben, dass du immer das machen solltest, was er/sie sagt, ohne nach dem Grund zu fragen, kann es sein, dass er/sie antwortet, dass man dir die Gründe für die Entscheidung nicht erklären muss. Wenn das der Fall sein sollte, verschwendest du vielleicht nur deine Zeit, aber das Beste, was du tun kannst, ist zu versuchen, mit deinem Elternteil zu reden, sodass er versteht, dass es dich wirklich beschäftigt.
  6. Wenn dein Vater/deine Mutter „Nein“ gesagt hat, dann sprich mit ihm/ihr noch einmal in einem oder zwei Monaten. Auf diese Weise versteht der Elternteil, dass du wirklich mit dem anderen Erziehungsberechtigten leben möchtest und nicht nur daran interessiert warst, Unruhe zu stiften.
    • Wenn du das Thema noch einmal anschneiden musst, versuche die Unterhaltung auf dieselbe Weise anzugehen. Wenn du dich immer so erwachsen wie möglich verhältst, zeigst du deinem Vater/deiner Mutter, dass du Entscheidungen auch alleine treffen kannst.
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Tipps

  • Versuche, nicht immer nur die Sichtweise eines Elternteils einzunehmen. Denke daran, dass dich beide Elternteile sehr lieben und selbst wenn du nicht alles magst, was sie sagen, wollen sie doch nur das Beste für dich.
  • Wenn du dir Sorgen machst, dass der Elternteil, mit dem du gerade lebst, dich ignorieren wird, wenn du deinen Wunsch äußerst, dann suche das Gespräch, wenn beide Eltern anwesend sind.
  • Denke wirklich gut darüber nach, warum du mit dem anderen Elternteil leben möchtest. Sage nicht nur „Ich will mit meiner Mutter leben, weil ich dich nicht leiden kann“, selbst wenn das die Wahrheit ist. Stattdessen denke über spezifische Gründe nach, warum du nicht mehr mit dem Elternteil leben möchtest. Ansonsten kann es passieren, dass dein Vater oder deine Mutter dich nicht versteht und viel wahrscheinlicher „Nein“ sagt, weil er bzw. sie glaubt, dass du keinen guten Grund für deine Frage hast.
  • Bleibe ruhig und schreie dein Gegenüber nicht an.
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Warnungen

  • Verstehe, dass am Ende die Entscheidung, bei wem du lebst, von deinen Eltern oder einem Richter gemacht wird, wenn deine Eltern sich nicht einig werden. Hoffentlich werden dich deine Eltern fragen, was du gerne möchtest, aber sie müssen das nicht unbedingt tun. [8]
  • Wenn du von einem Elternteil körperlich oder psychisch misshandelt wirst, dann erzähle sofort dem anderen Erziehungsberechtigten davon. Wenn du dann keine Unterstützung erfährst, erzähle einer anderen erwachsenen Person in der Schule davon, wie zum Beispiel deinem Klassenlehrer oder der Vertrauenslehrerin. [9]
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