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Das Wort "Vignette" stammt vom französischen Wort "Vigne" ("kleine Rebe")und bedeutet eigentlich Randverzierung. [1] In der Literatur ist eine Vignette eine "Visuelle Beschreibung" einer Geschichte, wie ein Schnappschuss mit Worten. Eine gute Textvignette ist kurz, auf den Punkt und voll Gefühl.

Teil 1
Teil 1 von 3:

Dich auf das Schreiben der Vignette vorbereiten

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  1. Eine Vignette sollte einen bestimmten Augenblick, eine Stimmung, einen Aspekt, einen Ort, einen Charakter oder ein Objekt zum Ausdruck bringen. Vor allem sollte sie kurz, aber aussagekräftig sein.
    • In Bezug auf Länge hat eine Vignette in der Regel zwischen 800 und 1000 Worte. Sie kann aber auch nur ein paar Zeilen lang sein oder unter 500 Worte haben. [2]
    • Eine Vignette besteht normalerweise aus 1-2 kurzen Szenen, Momenten oder Eindrücken über eine Figur, einen Gedanken, ein Thema, einen Ort oder ein Objekt.
    • Bei einer Vignette kannst du in der ersten, zweiten oder dritten Person schreiben. Aber die meisten Vignetten sind aus nur einer Erzählperspektive geschrieben, anstatt aus wechselnden Blickwinkeln zu erzählen. Denke daran, dass du auf der Seite nicht sehr viel Platz für die Vignette hast. Verschwende also nicht wertvolle Zeit damit, deine Leser mit wechselnden Erzählperspektiven zu verwirren.
    • Auch Ärzte verwenden manchmal die Form einer Vignette, um einen Bericht über den Zustand eines Patienten oder über einen Eingriff zu verfassen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns aber auf die literarische Vignette, nicht die klinische. [3]
  2. Die Vignette ist eine offene Form. Das bedeutet, dass du nicht innerhalb einer bestimmten Struktur oder einer bestimmten Erzählung schreiben musst. Du kannst also einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende haben, oder du kannst den Anfang und das Ende überhaupt weglassen.
    • Eine Vignette braucht auch keinen Konflikt oder die Auflösung eines Konflikts. Durch diese Freiheit wirken manche Vignetten unfertig oder unaufgelöst. Aber im Gegensatz zu anderen traditionellen Erzählformen – wie dem Roman oder der Kurzgeschichte – muss eine Vignette am Ende nicht alles auflösen.
    • In einer Vignette wirst du nicht von einem bestimmten Genre oder Stil beschränkt. Du kannst also Elemente aus einer Horrorgeschichte und einer Romanze kombinieren oder auch Prosa und Lyrik in derselben Vignette einsetzen.
    • Du kannst eine einfache und minimalistische Sprache einsetzen, oder auch eine üppige, detaillierte Prosa.
  3. Schaffe eine Stimmung, nicht eine Geschichte. Weil der Platz bei einer Vignette begrenzt ist, ist es wichtig, dem Leser die Dinge aufzuzeigen, anstatt auszuerzählen. Vermeide es also, eine Hintergrundgeschichte oder Erläuterungen in eine Vignette einzufügen. Konzentriere dich stattdessen darauf, einen Schnappschuss aus dem Leben einer Figur oder von einem bestimmten Ort zu erschaffen. [4]
    • Eine Vignette kann auch die Form eines Blog-Eintrags oder sogar eines Twitter-Posts haben.
    • Normalerweise sind kürzere Vignetten schwieriger zu schreiben, weil du in sehr wenigen Worten eine Atmosphäre erschaffen und eine Reaktion bei deinen Lesern hervorrufen musst.
  4. Es gibt einige großartige Vignette-Beispiele, von sehr kurzen bis zu längeren Texten. Zum Beispiel:
    • Die englischsprachige Edition Vine Leaves Journal veröffentlicht sowohl lange als auch kurze Vignetten. Ein Text aus deren erster Ausgabe ist eine zweizeilige Vignette von der Dichterin Patricia Ranzoni mit dem Titel "Flashback": “ the softness from dialing the phone/is like lifting the lid to my music box. ” (die Zartheit beim Wählen am Telefon/ist wie den Deckel meiner Spieluhr zu heben.)
    • In seinem Roman "Skizzen von Boz" setzt Charles Dickens längere Vignetten oder "Skizzen" ein, um Szenen und Menschen aus London zu zeigen. [5]
    • Viele große Schriftsteller wie zum Beispiel William Faulkner haben Skizzen aus ihrem Leben oder zu einem bestimmten Ort veröffentlicht. [6]
  5. Ob die Vignette zwei Zeilen oder zwei Absätze lang ist, sie sollte den Lesern ein bestimmtes Gefühl oder eine bestimmte Stimmung vermitteln. Sieh dir genau an, wie die Beispielsvignette Ton, Sprache und Stimmung einsetzt, um Gefühle im Leser zu wecken.
    • Zum Beispiel ist die zweizeilige Vignette der Dichterin Patricia Ranzoni gelungen, weil sie sowohl einfach als auch komplex ist. Einfach, weil sie das Gefühl beschreibt, das man vielleicht bekommt, wenn man jemanden anwählt, auf dessen Stimme man sich freut. Aber auch insofern komplex, als die Vignette die Freude beim Wählen der Nummer mit der Freude verbindet, eine Spieluhr zu öffnen. Also verbindet die Vignette zwei Bilder, um ein Gefühl zu schaffen. Sie verwendet auch "Zartheit", um das Wählen am Telefon zu beschreiben, was eine Verbindung zu der weichen Auskleidung am Deckel einer Spieluhr schafft, oder zur zarten Musik aus einer Spieluhr. In nur zwei Zeilen erschafft die Vignette wirkungsvoll eine bestimmte Stimmung für die Leser.
    • In “The House on Mango Street” von Sandra Cisneros gibt es eine Vignette mit dem Titel "Boys and Girls". Es ist eine längere Vignette mit vier Absätzen oder rund 1.000 Worten. Aber sie fasst die Gefühle der jungen Erzählerin gegenüber den Jungen und Mädchen in ihrer Nachbarschaft zusammen, als auch ihre Beziehung zu ihrer Schwester Nenny. [7]
    • Die Erzählerin verwendet eine einfache, direkte Sprache, um die getrennten Welten von Jungens und Mädchen in ihrer Nachbarschaft zu beschreiben. Cisneros beendet die Vignette mit einem Bild, das die Gefühle der Erzählerin auf den Punkt bringt.

      Eines Tages werde ich auch eine beste Freundin haben. Eine, der ich meine Geheimnisse erzählen kann. Eine, die meine Witze verstehen wird, ohne dass ich sie erklären muss. Bis dahin bin ich ein roter Ballon – ein mit einem Anker vertauter Ballon.

    • Das Bild des an einen Anker gebundenen Ballons verleiht der Vignette Farbe und Struktur. Dieses letzte Bild fasst auch perfekt das Gefühl der Erzählerin zusammen, von ihrer Schwester niedergedrückt zu werden. Der Leser verbleibt also mit dem Gefühl, niedergedrückt zu werden oder an jemanden gebunden zu sein, genau wie die Erzählerin.
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Teil 2
Teil 2 von 3:

Ideen für die Vignette sammeln

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  1. Ein Assoziationsdiagramm ist auch als "Cluster-Technik" bekannt. Du erstellst einen "Cluster" oder eine Wortgruppe zu einem Thema oder einem Gedanken. [8]
    • Nimm ein Blatt Papier. Schreibe dein Hauptthema oder deinen Gegenstand in die Mitte vom Blatt. Zum Beispiel, "Frühling".
    • Von der Mitte ausgehend notierst du dann andere Wörter, die dir einfallen und die mit "Frühling" zu tun haben.
    • Bei "Frühling" könntest du zum Beispiel "Blumen", "Regen", "Ostern", "neues Leben" schreiben. Mache dir beim Schreiben keine Gedanken über die Organisation der Wörter. Lasse die Wörter einfach um das Thema fließen.
    • Wenn du das Gefühl hast, dass du genügend Wörter um das Hauptthema geschrieben hast, kannst du beginnen, die Begriffe zu gruppieren. Zeichne einen Kreis um die Wörter, die eine Verbindung zueinander haben und ziehe dann einen Strich zwischen den eingekreisten Wörtern, um sie zu verbinden. Mache das Gleiche auch mit den anderen Wörtern. Einige der Begriffe sind am Ende vielleicht nicht eingekreist, aber auch diese einsamen Wörter können noch nützlich sein.
    • Konzentriere dich darauf, in was für einem Bezug die Wörter zum Hauptthema stehen. Wenn du zum Beispiel mehrere Wörter gruppiert hast, die mit einem "neuen Leben" zu tun haben, dann wäre das vielleicht ein guter Ansatz für eine Vignette. Oder wenn es viele gruppierte Wörter gibt, die mit "Blumen" zu tun haven, dann wäre das vielleicht ein neuer Ansatz zu "Frühling".
    • Beantworte Fragen wie: "Ich war überrascht von..." oder "Ich entdeckte..." Vielleicht siehst du dir zum Beispiel die gruppierten Wörter an und notierst dir: "Ich war überrascht, wie oft ich meine Mutter in Bezug auf Frühling erwähne." Oder: "Ich entdeckte, dass ich vielleicht darüber schreiben möchte, wie Frühling neues Leben bedeutet."
  2. Eine freie Schreibübung gibt dir die Gelegenheit, deinen Gedanken auf einem Blatt freien Lauf zu lassen. Schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt und beurteile nicht, was du schreibst.
    • Nimm ein Blatt Papier oder öffne ein neues Dokument auf deinem Computer. Schreibe das Hauptthema ganz oben hin. Setze dir dann ein Zeitlimit von zehn Minuten und beginne mit der freien Schreibübung. [9]
    • Es ist eine gute Faustregel für diese Schreibübung, dass du deinen Stift nicht vom Papier heben sollst – oder deine Finger von der Tastatur. Das bedeutet, dass du dir die Sätze, die du eben geschrieben hast, nicht noch einmal durchliest oder eine Zeile zurückgehst, um die Rechtschreibung, Grammatik oder Zeichensetzung zu korrigieren. Wenn du das Gefühl hast, dass dir nichts mehr einfällt, was du aufschreiben könntest, dann schreibe über den Frust, wenn man nichts mehr über das Hauptthema zu sagen hat.
    • Höre auf zu schreiben, wenn die Zeit um ist. Lies dir den Text durch. Auch wenn es einige verwirrende oder verschlungene Gedankengänge geben kann, werden Sätze dabei sein, die dir gefallen oder die dir wertvolle Einsichten vermitteln.
    • Markiere oder unterstreiche Sätze oder Phrasen, von denen du denkst, dass sie in der Vignette funktionieren könnten.
  3. Nimm ein Blatt Papier oder öffne ein neues Dokument. Schreibe das Hauptthema der Vignette ganz oben hin. Schreibe dann sechs Überschriften auf: Wer? Was? Wann? Wo? Warum? und Wie? [10]
    • Antworte auf jede Frage mit einer Phrase oder einem Satz. Zum Beispiel, wenn dein Thema "Frühling" ist, kannst du auf "Wer?" mit "meine Mutter und ich im Garten" antworten. "Wann?" könntest du mit "ein heißer Sommertag im Juli, als ich sechs Jahre alt war" beantworten. Und du könntest "Wo?" mit "Miami, Florida", beantworten. "Warum?" mit "weil es einer der glücklichsten Augenblicke meines Lebens war" und "Wie?" mit "ich war mit meiner Mutter alleine im Garten, ohne meine Schwestern".
    • Sieh dir deine Antworten noch einmal an. Hast du bei einer bestimmten Frage mehr als ein oder zwei Phrasen? Gibt es eine Frage, auf die du keine Antwort hattest? Wenn deine Antworten zeigen, dass du mehr über das "Wo?" und "Warum?" weißt, dann sind das vielleicht deine stärksten Ideen für die Vignette.
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Teil 3
Teil 3 von 3:

Die Vignette schreiben

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  1. Vielleicht möchtest du eine freie Vignette schreiben, in der du eine Szene erstellst oder ein Objekt beschreibst. Oder vielleicht möchtest du das Format eines Briefes oder eines Blog-Eintrags für die Vignette verwenden. [11]
    • Zum Beispiel könnte eine Vignette über "Frühling" eine Szene im Garten mit deiner Mutter inmitten der Blumen und Bäume beschreiben. Oder sie könnte in der Form eines Briefes an deine Mutter sein, über diesen Frühlingstag inmitten der Blumen und Bäume.
  2. Konzentriere dich auf die fünf Sinne: Berührung, Geschmack, Geruch, Anblick und Klang. Könnte ein bestimmtes Detail in der Vignette durch die Beschreibung eines Blumendufts oder der Weichheit von Blütenblättern stärker herauskommen? [12]
    • Du kannst auch bildhafte Sprache einsetzen, um deine Vignette stärker zu machen, wie Similes, Metaphern, Alliterationen und Personifizierungen. Setze diese aber sparsam ein und nur, wenn du das Gefühl hast, dass eine Simile oder Metapher den Rest der Vignette betonen wird.
    • Zum Beispiel ist die Verwendung des roten Ballons, der in Cisneros '"Boys & Girls" an einem Anker befestigt ist, ein wirkungsvoller Einsatz bildhafter Sprache. Aber das funktioniert deshalb so gut, weil der Rest der Vignette eine einfache Sprache verwendet, so dass das Bild am Ende der Vignette beim Leser bleibt.
  3. Eine gute Vignette sollte ein Gefühl der Dringlichkeit vermitteln. Das bedeutet. dass du Details – wie das Frühstück einer Figur oder die Farbe des Himmels im Garten – kürzen solltest, wenn sie für die Vignette nicht absolut notwendig sind. Füge nur Augenblicke und Szenen ein, die eine Dringlichkeit vermitteln und entferne alle Details, die das Tempo aus der Vignette herausnehmen. [13]
    • Sieh dir die ersten zwei Zeilen der Vignette an. Beginnt die Vignette im richtigen Augenblick? Gibt es in den ersten beiden Zeilen ein Gefühl der Dringlichkeit?
    • Stelle sicher, dass deine Figuren schon sehr früh in der Vignette zusammenstoßen. Schaue, ob du die Vignette so bearbeiten kannst, dass du eine Szene in so wenigen Worten wie möglich erschaffst.
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