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Hast du schon mal jemanden Rosen sind rot singen gehört? Wenn ja, dann hast du schon einen Vierzeiler gehört. Ein Vierzeiler ist eine Strophe mit vier Zeilen und einem Reimschema. Auch wenn ein Vierzeiler aus nur einer Strophe besteht, kann ein Vierzeiler- Gedicht eine beliebige Anzahl an Vierzeilern haben (auch nur einen). Als Zugabe kann das Reimschema extrem variiert werden, wodurch diese Gedichte besonders vielseitig und zugänglich werden. Ein Thema zu wählen, ein Reimschema auszusuchen und Wörter zu finden, die sich reimen, sind die einzelnen Schritte, um ein einzigartiges Vierzeiler-Gedicht zu erschaffen.

Teil 1
Teil 1 von 2:

Die Form des Vierzeilers erforschen

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  1. Ein Vierzeiler ist einfach eine Strophe, die aus vier Zeilen aufgebaut ist, mit irgendeiner Art von metrischem und reimendem Muster. Ein metrisches Muster heißt, dass jede Zeile dieselbe Länge und dasselbe rhythmische Betonungsmuster hat. In einem Gedicht im fünfhebigen Jambus (Pentameter) zum Beispiel hat jede Zeile fünf (pent) jambische Versfüße (ta-TAM), die zusammen zehn Silben ergeben.
    • Goethes "Reisezehrung" ist in jambischem Pentameter geschrieben [1] : "Entwöhnen sollt' ich mich vom Glanz der Blicke"
    • Goethes "Faust II" ist teilweise in einem jambischen Tetrameter verfasst: 4 jambische Versfüße, die zusammen 8 Silben pro Zeile ergeben:
      "Du siehst mich, Königin, zurück!
      Der Reiche bettelt einen Blick,
      Er sieht dich an und fühlt sogleich
      Sich bettelarm und fürstenreich." [2]
  2. Überarbeite deinen Übungsvierzeiler und verwende dabei unterschiedliche Reimschemata. Diese Übung hilft dir herauszufinden, welcher Klang dir am meisten zusagt. Später kannst du dieses Reimschema in dem Gedicht anwenden, das du schreiben möchtest. Es gibt keine festen Regeln für das Reimschema bei einem Gedicht aus Vierzeilern, du kannst dich also ruhig austoben!
    • Reimschemata werde üblicherweise durch Buchstaben (ABCD) bezeichnet. Immer wenn eine Zeile des Gedichts mit einem neuen Laut endet, wird diesem Laut ein Buchstabe zugeteilt. Wenn das letzte Wort der ersten Zeile "Brand" lautet, wird das zu "A" - und ebenso jede Zeile, die sich auf "-and" reimt ("Hand", "Land" usw.) Der nächste unterscheidbare Laut (und alle seine Reime) wären dann "B", der nächste "C" und so weiter. Zu den geläufigen Reimschemata für Vierzeiler gehören:
    • ABBA: Dieses Schema wird als "umarmender Reim" bezeichnet, weil der A-Reim sozusagen den B-Reim "umarmt". Das Ergebnis ist ein dichter Reim in der Mitte mit einem beruhigenden umarmenden Reim darum.
    • Wenn du einen umarmenden Reim in fünfhebigem Jambus verfasst, wird das ein italienischer Vierzeiler genannt.
    • Wenn du einen umarmenden Reim in vierhebigem Jambus verfasst, wird das als Memoriam-Strophe bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt von dem Gedicht "In Memoriam A.H.H." von Alfred Tennyson. [3]
    • ABAB: Dieses Schema wird als Kreuzreim oder Wechselreim bezeichnet, weil sich die Laute abwechseln oder überkreuzen.
    • AABB: Die doppelten Reimpaare bilden zwei sehr starke Reime. Wenn du diese Art von Reimschema in einem langen Gedicht anwendest, könnte sich der Reim im Verlauf zu sehr nach Singsang klingen. Sei vorsichtig damit!
    • Du kannst auch einen dritten Laut in den Vierzeiler einfügen, sogar wenn er ungereimt bleibt: ABCB, ABCA, ABAC, usw.
  3. Ein Gedicht aus Vierzeilern hat zwei oder mehr vierzeilige Strophen. Jede Strophe soll als eigene kleine Gedankenblase dienen, wie Absätze in einer Geschichte oder einem Aufsatz.
    • Übe einen einzelnen Vierzeiler zu entwickeln, bevor du dich daran machst, ein ganzes Gedicht zu verfassen.
    • Mach dir keine Gedanken darüber, etwas zu schreiben, das sich zu einem ganzen Gedicht entwickeln wird; das ist reine Übung.
    • Versuche in vier Zeilen in einem Versmaß einen vollen Gedanken herauszuarbeiten.
  4. Manche Reimschemata haben eine lange Tradition, die du erforschen solltest, du musst aber keinen "Regeln" folgen. Lerne die Geschichte des Schemas, traue dich aber ruhig, es dir zu eigen zu machen.
    • Tennyson hat gesagt, dass seine Trauer die Form der Memoriam-Strophe annahm, nachdem sein Freund Arthur Hallam verstorben war. Deswegen hat "In Memoriam A.H.H." dieses metrische Schema. Der Tetrameter (Vierheber) fühlt sich an wie ein unvollendeter Pentameter (Fünfheber). Der A-Laut kommt zu einem frühen Zeitpunkt und kehrt am Ende jeder Strophe wieder. Das spiegelt das Unvermögen des Gedichtes und des Dichters wider, den Tod von Arthur zu überwinden. [4]
    • Thomas Gray hat die "Elegy Written in a Country Churchyard" in sizilianischen Vierzeilern verfasst. [5]
    • A.E. Housman verwendete doppelte Reimpaare in seinem Gedicht "To an Athlete Dying Young", um den optimistischen Ton einer jubelnden Menge nachzuahmen. Das steht in Kontrast zu dem Tod, mit dem das Gedicht schließt. [6]
    • Ein Beispiel für ein sich wiederholendes ABCD-Reimschema (wo sich keine der ersten vier Zeilen mit einer anderen reimt, sondern stattdessen mit Zeilen im nächsten Vierzeiler) können in John Allan Wyeths Souilly: Hospital gesehen werden:

      Fever, and crowds---and light that cuts your eyes-- A
      Men waiting in a long slow-shuffling line B
      with silent private faces, white and bleak . C
      Long rows of lumpy stretchers on the floor . D

      My helmet drops---a head jerks up and cries A
      wide-eyed and settles in a quivering whine . B
      The air is rank with touching human reek . C
      A troop of Germans clatters through the door . D
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Teil 2
Teil 2 von 2:

Ein Gedicht in Vierzeilern schreiben

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  1. Was hat dich in letzter Zeit beschäftigt? Welche Probleme haben dir zu schaffen gemacht oder worüber warst du glücklich? Bist du verliebt oder fühlst du dich gestresst, weil du zuviel Arbeit hast? Hast du gerade einen neuen Hund bekommen oder ist dein Hund gerade gestorben?
    • Indem du ein Thema wählst, über das du viel nachgedacht hast, sorgst du dafür, dass du eine Menge Material hast, über das du schreiben kannst.
    • Es ist möglich, dass dir nichts Bestimmtes einfällt, das dich kürzlich beschäftigt hat. Wenn das der Fall ist, kannst du mit einem allgemeinen Thema wie Natur oder Gefühle beginnen und versuchen, basierend darauf konkrete Gedanken zu erarbeiten.
    • Beobachtung ist auch eine gute Möglichkeit, um zu Themen für Gedichte zu kommen. Gehe an einen belebten Ort, zum Beispiel ein Einkaufszentrum oder einen Bahnhof, und beobachte die Menge. Versuche, dir das Innenleben der Menschen vorzustellen, die du siehst, wo sie herkommen und wohin sie gehen. Mache dir Notizen, um dich später daran zu bedienen, was du interessant an ihnen gefunden hast. Du kannst sie zu einer Figur in einer poetischen Erzählung oder einem Rollengedicht machen.
  2. Du hast bei dem Übungsvierzeiler, den du geschrieben hast, mit verschiedenen Reimschemata experimentiert. Wähle ein Reimschema, das zur Thematik zu passen scheint, über die du schreiben möchtest, oder dessen Klang dich angesprochen hat. Wenn du zum Beispiel ein Gedicht über Trauer oder Verlust schreibst, könntest du einfach den umarmenden Reim der Memoriam-Strophe verwenden. Du musst nicht den fünfhebigen Jambus übernehmen.
    • Jetzt wo du mit mehr als einem Vierzeiler arbeitest, kannst du über Kettenreime nachdenken. Bei diesem Reim zieht sich der Laut eines Reims von einer Strophe in die nächste: ABBA BCCB CDDC und so weiter.
    • Wirf einen Blick auf Dantes "Göttliche Komödie" für ein Beispiel eines Kettenreimes. Beachte, dass Dante in diesem Gedicht Terzinen (Dreizeiler) geschrieben hat, nicht Vierzeiler. [7]
    • Mache dein Reimschema interessanter, indem du die Reimschemata mischst. Ein Gedicht, das der Form AABA BBCB CCDC folgt, wäre anspruchsvoller und interessanter für den Leser. Auch wenn das erste B und C für sich gestellt einsam wirken, werden sie in späteren Strophen oft wiederholt. Das einzelne D durchbricht das Muster und ist eine nette Erinnerung daran, dass sich nicht jede Zeile reimen muss.
  3. Die erste Zeile ist die Grundlage deines Gedichtes, da sie sich noch auf nichts reimen muss. Natürlich kann es oft schwierig sein, das Gedicht direkt am Anfang zu beginnen. Wenn du eine Zeile im Kopf hast, deren Klang dir gefällt – auch wenn sie noch keinen Sinn ergibt – dann schreibe sie auf, sodass du beginnen kannst, um sie herum zu schreiben.
  4. Behalte das Reimschema im Hinterkopf und denke voraus zu den Worten, mit denen die Zeilen enden sollen. Denke daran, jeder Vierzeiler sollte wie eine Gedankenblase oder ein Absatz sein. Entwickle einen vollständigen Gedanken innerhalb dieser vier Zeilen.
    • Nimm ein Reimwörterbuch oder einen Thesaurus zur Hilfe, wenn du bei Reimen und Synonymen festhängst. [8] [9]
    • Erstelle eine Liste von Wörtern, die sich auf das letzte Wort der Zeile reimen, die du geschrieben hast, versuche dabei aber, solche zu finden, die zu deinem Thema passen.
    • Baue auf den Worten auf, die dir eingefallen sind, sodass sie zu einem vollständigen Vierzeiler werden. Für Anfänger heißt das, versuche Zeilen mit gleicher Länge zu bilden.
    • Verwende ruhig unreine Reime, damit ein Reim aufgeht. Unreine Reime entstehen aus zwei Wörtern, die sich nicht ganz reimen, aber ähnlich genug sind, um sich wie ein Reim anzufühlen.
    • Auch Heinrich Heine spielte mit der Form des unreinen Reimes. So lässt er Gemüt und Frühlingslied reimen, Geläute mit Weite , Haus mit schaust , um einen bestimmten Effekt zu erzielen. [10]
  5. Es sollte sich natürlich anfühlen, wenn er laut vorgelesen wird, als ob der Rhythmus und die Reime wie bei einem Lied zusammenfließen. Wenn es sich holprig anhört, musst du daran arbeiten. Kürze lange Zeilen und verlängere kurze Zeilen, sodass die Reime in zufriedenstellenden Intervallen auftreten.
  6. Betrachte, was du gerade geschrieben hast, und entscheide, wo diese Strophe zur nächsten führt. Denke daran, dass jeder Vierzeiler für sich stehen soll, da sich darin eine bestimmte Idee entfaltet. Gleichermaßen soll auch eine Verbindung sowohl zu der vorherigen als auch der darauf folgenden Strophe bestehen.
    • Verleihe dem Gedicht Tiefgang, indem du eine Wendung einfügst. Eine Wendung ist eine Zeile, die mit einem Wort wie "aber" oder "jedoch" beginnt, und einen anderen Ton annimmt als das restliche Gedicht. Oft wird so ein neues Element eingeführt (z.B. ein Dilemma, eine Frage, eine Lösung oder etwas anderes, das der Leser bis zu diesem Punkt nicht erwartet hat).
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Tipps

  • Du wirst bessere Dichtung schreiben, wenn du übst – du wirst nicht mit einem einzigen Gedicht zum Dichter werden.
  • Überarbeite dein Gedicht, bevor du es als fertig bezeichnest. Man kann immer Wege finden, seine Sprache zu beleben.
  • Führe Buch über allgemeine Ideen, die du vermitteln möchtest. Hebe Stichworte hervor, finde Reime oder denke über Reime nach, die mit dieser Idee zusammenhängen. Je mehr du deine Gedanken im Vorhinein fließen lässt, desto einfacher wird das Schreiben sein.
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