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Eine Muskelzerrung, auch als Distension bezeichnet, entsteht, wenn die Muskelfasern zu stark gedehnt werden, was zu einem teilweisen Riss der Muskelfasern oder gar einem Abriss der Muskeln führen kann. Muskelverletzungen können in drei Kategorien eingeteilt werden: eine leichte Zerrung bzw. ein Muskelfaserriss ersten Grades (Überdehnung des Muskels mit einem Riss von weniger als fünf Prozent der Muskelfasern), eine stärkere Zerrung bzw. ein Muskelfaserriss zweiten Grades (ein Riss von mehr als fünf Prozent der Muskelfasern) und ein Muskelabriss bzw. ein Riss dritten Grades (eine Unterbrechung des Muskelzusammenhangs). [1] Die meisten leichten bis mittelstarken Muskelzerrungen verheilen innerhalb weniger Wochen. Deine Genesung kann jedoch schneller und gründlicher verlaufen, wenn du ein paar altbewährte Hausmittel ausprobierst oder dich professionell behandeln lässt.

Teil 1
Teil 1 von 2:

Sich zu Hause von einer Muskelzerrung erholen

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  1. Muskelzerrungen entstehen meistens durch zu schweres Heben, zu häufige Wiederholungen einer Tätigkeit (Überbelastung), eine falsche Bewegung (Fehlbelastung) oder Gewalteinwirkung (z.B. durch Autounfälle oder Sportverletzungen). [2] Der erste Schritt bei allen Muskelzerrungen (und generell den meisten Verletzungen des Bewegungsapparates) ist Ruhe. Dies könnte bedeuten, dass du dich einige Tage krankschreiben lassen oder eine Sportpause einlegen musst. Deine Muskeln werden sich schneller erholen, wenn du ihnen die erforderliche Ruhe gönnst. Wenn deine Muskelverletzung zur Heilung länger als einige Wochen benötigt, dann ist entweder ein erheblicher Teil deiner Muskelfasern gerissen oder ein mit dem Muskeln verbundenes Gelenk oder Gelenkband ist ebenfalls betroffen.
    • Ein dumpfer Schmerz deutet gewöhnlich auf eine Muskelzerrung hin, wohingegen ein stechender und/oder plötzlich einschießender Schmerz bei Bewegungen oft für eine Verstauchung eines Gelenkes oder eines Gelenkbandes spricht.
    • Bei einer mittelstarken bis starken Zerrung tritt gewöhnlich recht schnell ein Bluterguss auf, was darauf hindeutet, dass einige Blutgefäße, die den Muskel versorgen, verletzt oder gerissen sind.
  2. Wenn deine Muskelzerrung akut – d.h. erst wenige Tage alt – ist, dann kann eine Entzündung hinzukommen, die behandelt werden sollte. [3] Wenn Muskelfasern reißen, schickt das Immunsystem viel Flüssigkeit, in der sich weiße Blutkörperchen befinden, dorthin. Die weißen Blutkörperchen reinigen den betroffenen Bereich, indem sie Ablagerungen und Rückstände der verletzten Zellen und Gewebereste entfernen. Zudem bilden sie die Grundlage für die Heilung. Allerdings entsteht bei einer zu starken Entzündung Druck, der noch mehr Schmerzen verursacht. Bei einer Muskelzerrung sollte der betroffene Bereich so schnell wie möglich mit Eis oder einer gefrorenen Gelpackung (in ein dünnes Tuch einwickelt) gekühlt werden. Dies bewirkt, dass sich die Blutgefäße an dieser Stelle verengen, sodass die Reaktion auf die Entzündung reduziert wird. [4]
    • Eine Kältebehandlung sollte anfangs stündlich für zehn bis zwanzig Minuten zum Einsatz kommen (je größer und tiefer die Muskelverletzung ist, desto länger). Die Häufigkeit sollte verringert werden, sobald die Schmerzen und die Schwellung abklingen.
    • Das Eis mithilfe einer Elastikbinde an den gezerrten Muskel zu drücken sowie das Hochlegen des betroffenen Bereiches wirken einer Schwellung zusätzlich entgegen.
  3. Wenn deine Muskelzerrung bereits länger anhält und chronisch geworden ist (d.h. mehr als ein Monat verstrichen ist), dann ist die Kontrolle über die Entzündung nicht das entscheidende Problem. Stattdessen wird der Muskel wahrscheinlich geschwächt, verkürzt und nicht richtig durchblutet sein, was bedeutet, dass es ihm an Nährstoffen (u.a. Sauerstoff, Glukose und Mineralien) mangelt. Bei chronischen Muskelzerrungen kann der Einsatz von feuchter Wärme die Muskelverspannung und Krämpfe reduzieren, die Durchblutung anregen und die Heilung fördern. [5]
    • Benutze eine mikrowellentaugliche Kompresse und lege sie drei- bis viermal täglich für 15 bis 20 Minuten auf den verletzten Muskel, bis sich die Verspannung und die Steifheit gelöst haben. Du kannst auch ein Kräuterkissen benutzen. Sie enthalten meistens Dinkel- oder Reiskörner sowie auch beruhigende Kräuter und/oder ätherische Öle wie Lavendel.
    • Alternativ kannst du deinen gezerrten Muskel auch in warmem Wasser und Bittersalz (auch als Epsom-Salz bekannt) für 20 bis 30 Minuten baden, da es Muskelschmerzen und Schwellungen erheblich reduzieren kann. [6] Das Magnesium in dem Salz soll zudem dabei helfen, die Muskelfasern zu entspannen, und das warme Wasser regt die Durchblutung an.
    • Setze bei chronischen Muskelverletzungen keine trockene Hitze (z.B. Heizkissen) ein, da hierbei das Risiko einer Gewebeaustrocknung besteht, was das Problem verschlimmern würde.
  4. Wie bereits erwähnt trägt bei akuten Verletzungen des Bewegungsapparates (z.B. Zerrungen) die Entzündung zu den Symptomen bei. Aus diesem Grund wäre es gut, im Anfangsstadium der Verletzung ein rezeptfreies, entzündungshemmendes Mittel einzunehmen. [7] Zu den geläufigen Entzündungshemmern gehören Ibuprofen, Naproxen und Acetylsalicylsäure, allerdings belasten sie den Magen, daher solltest du sie nicht länger als zwei Wochen einnehmen. Entzündungshemmende Arzneimittel wirken nur symptomatisch und regen die Heilung nicht an. Dafür ermöglichen sie es dir aber, deine Arbeit und andere Tätigkeiten im angemessenen Maße wieder zu aufnehmen.
    • Ibuprofen eignet sich nicht für kleine Kinder. Wende dich vor der Einnahme oder der Gabe eines Medikamentes daher immer an deinen Arzt, insbesondere wenn es sich um Kinder handelt.
    • Bei langanhaltenden Muskelproblemen ziehe die Einnahme eines Mittels zur Muskelentspannung in Erwägung, um Muskelverspannungen und/oder -krämpfe zu reduzieren.
  5. Dehnübungen werden im Allgemeinen zur Senkung des Verletzungsrisikos der Muskeln eingesetzt, man kann sie aber auch bei Muskelverletzungen nutzen (wenn auch mit Vorsicht und gesundem Menschenverstand). [8] Sobald die anfänglichen Schmerzen der akuten Verletzung nach einigen Tagen abklingen, solltest du den Einsatz leichter Dehnübungen erwägen, damit die Muskeln flexibel bleiben und Krämpfe weitestgehend verhindert werden. Mache die Dehnübungen anfangs zwei- bis dreimal täglich. Atme tief ein und aus, während du die Dehnung für 15 bis 20 Sekunden hältst. Bei chronischen Muskelzerrungen sind Dehnübungen wahrscheinlich sogar noch wichtiger, daher solltest du sie drei- bis fünfmal täglich ausführen und 30 Sekunden lang halten, bis die Beschwerden abklingen.
    • Wenn du die Dehnübungen richtig ausführst, solltest du am darauffolgenden Tag keinen Muskelkater haben. Falls doch, dann kann dies darauf hindeuten, dass du deine Muskeln überdehnt hast und es langsamer angehen musst, indem du die Übungen sanfter ausführst.
    • Überdehnungen treten oft auf, wenn man die Muskeln vor den Übungen nicht aufwärmt. Achte daher darauf, dass du die Durchblutung anregst oder an deinen Muskeln mit feuchter Wärme arbeitest, bevor du mit dem Dehnen beginnst.
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Teil 2
Teil 2 von 2:

Sich zusätzliche Hilfe während des Heilungsprozesses holen

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  1. Wenn deine Selbstbehandlung nicht wie erhofft anzuschlagen scheint oder du sie einfach erweitern möchtest, dann ziehe eine professionelle Massage in Betracht, die bis in das Tiefengewebe reicht. Eine Tiefenmassage kann bei leichten mit mittelstarken Zerrungen helfen, da es die Muskelkrämpfe reduziert, die Entzündung bekämpft und entspannend wirkt. Beginne mit einer 30-minütigen Sitzung und lasse den Massagetherapeuten so tief gehen, wie du es, ohne vor Schmerz zusammenzuzucken, erträgst. Dein Therapeut kann auch eine Triggerpunkttherapie machen, bei der er sich direkt auf die verletzten Muskelfasern konzentriert.
    • Trinke nach eine Massage immer viel Wasser, um alle durch die Entzündung entstandenen Giftstoffe und die Milchsäure aus deinem Körper zu spülen. Wenn du dies nicht tust, könntest du unter leichten Kopfschmerzen oder Übelkeit leiden.
    • Wenn du dir eine professionelle Massage nicht leisten kannst oder sie von deiner Krankenkasse nicht übernommen wird, dann kannst du ersatzweise einen Tennisball oder eine Schaumstoffrolle benutzen. Je nachdem, wo sich deine Zerrung befindet, musst du dein Körpergewicht einsetzen, um den Bereich über den Tennisball oder die Schaumstoffrolle zu rollen, bis du spürst, wie die Verspannung und die Schmerzen langsam abklingen.
  2. Therapeutische Ultraschallgeräte erzeugen hochfrequente Schallwellen, die für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sind, indem Kristalle zum Vibrieren gebracht werden, sodass sie auf Weichteilgewebe und Knochen therapeutisch wirken können. Obwohl diese Behandlungsmethode bereits seit über 50 Jahren von Ärzten, Physiotherapeuten und Chiropraktikern bei vielen Verletzungen des Bewegungsapparates eingesetzt wird, ist noch nicht bekannt, wie ihre Wirkung auf das Gewebe genau funktioniert. Bei bestimmten Einstellungen haben die Ultraschallwellen eine thermische oder wärmende Wirkung, die bei chronischen Muskelzerrungen hilft. Bei einer ganz anderen Einstellung wiederum wirken sie entzündungshemmend und heilungsfördernd, was bei einer akuten Verletzung helfen kann. [9] Die Frequenz der Ultraschallwellen kann so verändert werden, dass sie entweder nur oberflächlich oder sehr viel tiefer in den Körper eindringen, was besonders bei Zerrungen in den Schultern und im Kreuz sehr gut ist.
    • Ultraschallbehandlungen sind schmerzfrei und dauern zwischen drei und zehn Minuten, je nach Ort und Art (ob akut oder chronisch) der Verletzung. Bei akuten Verletzungen kann die Behandlung ein- oder zweimal täglich wiederholt werden, bei chronischen Verletzungen hingegen seltener.
    • Obwohl eine einzige Ultraschallbehandlung bei einer Muskelzerrung manchmal schon enorme Linderung verschaffen kann, bedarf es höchstwahrscheinlich drei bis fünf Behandlungen, bis dir merkliche Veränderungen auffallen.
  3. Eine andere Behandlungsmethode, die sowohl bei akuten als auch chronischen Muskelzerrungen wirksam sein kann, ist eine elektronische Muskelstimulation (auch als Elektromyostimulation, kurz EMS, bezeichnet). [10] Bei der EMS werden Elektroden auf das verletzte Muskelgewebe gelegt, um elektrischen Strom zu übermitteln, der zu einer Muskelspannung führt. Bei akuten Zerrungen kann das Muskelstimulationsgerät (je nach Einstellung) dabei helfen, Entzündungen zu lindern, Schmerzen zu reduzieren und die Nervenfasern zu desensibilisieren. Bei chronischen Zerrungen ist die elektronische Muskelstimulation in der Lage, die Muskeln zu stärken und die Muskelfasern erneut zu schulen, sodass sie sich effizienter und im Gleichtakt zusammenziehen.
    • Heilberufler, die elektronische Muskelstimulation am ehesten einsetzen, sind Physiotherapeuten, Chiropraktiker und Sportärzte.
    • Geräte zur elektronischen Muskelstimulation können in Sanitätshäusern und in der Reha-Technik sowie über das Internet gekauft werden. Sie sind sehr viel günstiger als Ultraschallgeräte, allerdings sollten sie nur unter der Aufsicht oder mit der Anleitung einer medizinischen Fachperson eingesetzt werden.
  4. Infrarot-Behandlungen sind ebenfalls im Bereich der physikalischen Therapie angesiedelt. Der Einsatz der sanften Infrarotstrahlung fördert die Wundheilung, reduziert Schmerzen und lindert Entzündungen, speziell bei chronischen Verletzungen. [11] Die Infrarot-Behandlung (mit einem tragbaren Infrarotgerät oder in einer Infrarot-Sauna) soll tief in den Körper eindringen und die Durchblutung verbessern, da sie Wärme erzeugt und sich die Blutgefäße weiten. Die Behandlungsdauer liegt bei zehn bis 45 Minuten und ist abhängig von der Verletzung und ihrem Zustand (akut oder chronisch).
    • In manchen Fällen treten innerhalb einiger Stunden nach der ersten Infrarot-Behandlung erhebliche Schmerzen auf. Die Behandlungserfolge sind jedoch unterschiedlich.
    • Die Schmerzlinderung ist meistens langanhaltend und dauert über Wochen, manchmal sogar Monate an.
    • Zu den Heilberuflern, die Infrarot-Behandlungen am ehesten einsetzen, gehören Chiropraktiker, Osteopathen, Physiotherapeuten und Massagetherapeuten.
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Tipps

  • Um einer Muskelzerrung entgegenzuwirken, sollest du dir angewöhnen, dich vor anstrengenden, körperlichen Betätigungen aufzuwärmen.
  • Eine schlechte Kondition kann deine Muskeln schwächen, sodass sie anfälliger für Zerrungen werden.
  • Die Verletzungsgefahr steigt ebenfalls, wenn deine Muskeln durch intensives Training erschöpft sind.
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