Wenn du dich fragst, ob du ein Rassist bist, dann bist du damit nicht alleine. Eine verstärkte Wahrnehmung rund um das Thema Rassismus bedeutet, dass wir unsere Einstellungen und Handlungen hinterfragen sollten. Glücklicherweise ist diese Art der Reflexion ein erster großer Schritt, einige der unbewussten Vorurteile zu überwinden, die wir in Bezug auf andere Menschen verinnerlicht haben. Achte auf die Dinge, die du sagst und tust, besonders wenn du mit People of Colour zusammen bist. Erkenne, wenn du rassistisch handelst oder zu Rassismus beitragen könntest. Zusätzlich reflektiere über deine Einstellung zu diesem Thema, um deine unbewussten Vorurteile zu erkennen.
Vorgehensweise
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Erkenne offensichtlich rassistisches Verhalten in deinem Leben. Menschen, die offen davon ausgehen, dass ihre Ethnie anderen Menschen überlegen ist, müssen sich nicht fragen, ob sie rassistisch sind, denn sie sind Rassisten. Obwohl die meisten Menschen so nicht mehr denken, findet man in unserer Gesellschaft immer noch diese Gedanken. Spreche dich aktiv gegen jegliches Verhalten aus, das rassistisch ist. Das kann zum Beispiel sein: [1] X Forschungsquelle
- Rassistische Verunglimpfungen oder andere verletzende oder menschenverachtende Sprache verwenden.
- Symbole zeigen, die People of Colour verletzen könnten, wie zum Beispiel ein Hakenkreuz.
- Der Glaube, dass Menschen verschiedener Ethnien segregiert leben sollten.
- Die rassistischen Äußerungen und Ansichten anderer Leute verteidigen.
- Die Annahme, dass sich Menschen einer Ethnie alle gleich verhalten würden.
- Das Ignorieren oder Vernachlässigen von (gesellschaftlichen) Leistungen von People of Colour.
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Achte darauf, ob du rassistische Witze machst. Selbst wenn du nur jemanden neckst, um die Stimmung aufzulockern, gilt: Wenn dein Witz in Bezug auf People of Colour auf Stereotypen beruht, kann das deinem Gegenüber durchaus wehtun. Mit der Zeit können diese Art Witze eine feindselige Atmosphäre schaffen, die People of Colour das Gefühl geben, dass sie nicht willkommen sind. [2] X Vertrauenswürdige Quelle PubMed Central Weiter zur Quelle
- Lache nicht über rassistische Witze von anderen Menschen, da du das Signal sendest, dass du das Gesagte unterstützt.
- Wenn du jemals Zweifel hast, ob etwas beleidigend sein könnte, ist es wahrscheinlich besser, nichts zu sagen.
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Prüfe, ob du dich häufig verteidigen musst. Wenn dich andere Leute häufig beschuldigen, dass du rassistische Dinge sagst oder tust, dann sind die Chancen hoch, dass du dich verändern solltest. Statt dich zu verteidigen und darauf zu bestehen, dass du kein Rassist bist, versuche offen auf konstruktive Kritik zu reagieren, sodass du lernen und wachsen kannst. [3] X Forschungsquelle
- Es ist zum Beispiel wahrscheinlich, dass du rassistische Vorurteile hast, wenn du bemerkst, wenn du häufig Sachen wie: „Ich bin kein Rassist, aber...“ oder „Ich habe aber viele türkische und polnische Freunde“ sagst.
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Frage dich, ob du dich wohlfühlst, gesellschaftliche Courage zu zeigen, wenn andere Mitmenschen rassistische Äußerungen machen. Selbst wenn du nicht unbedingt aktiv wie ein Rassist handelst, trägst du vielleicht zu Rassismus bei, indem du ihn nicht klar benennst und dich dagegen aussprichst. Das bedeutet nicht, dass du online unter jedes rassistische Meme einen Kommentar schreiben musst, aber du solltest Stellung beziehen, wenn es angebracht ist. [4] X Forschungsquelle
- Wenn du zum Beispiel in einem Meeting bist und jemand die Idee eines afrodeutschen Mitarbeiters ignorierst, kannst du sagen: „Ich finde, dass Chris eine sehr gute Idee hat. Können wir auf den Punkt noch einmal eingehen?“
- Wenn sich Leute in deiner Gegenwart wohlfühlen, rassistische Dinge zu sagen, dann verhältst du dich nicht antirassistisch.
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Frage dich, ob du dich in der Nähe von People of Colour anders verhältst. Wenn du unterwegs bist und du jemanden triffst, der einer anderen Ethnie angehört, bemerkst du, wie du nervös wirst? Wenn ja, dann hast du wahrscheinlich die unbegründete Idee verinnerlicht, dass People of Colour gefährliche Verbrecher sind. Obwohl du immer auf deine Sicherheit achten solltest, indem du deine Umgebung wahrnimmst, solltest du People of Colour nie so behandeln, als ob sie eine größere Gefahr darstellen würden als andere Menschen. [5] X Forschungsquelle
- Wenn du zum Beispiel angespannt bist oder schneller gehst, weil dir auf der Straße ein Afrodeutscher begegnet, dann ist das eine unbewusste Form von Rassismus.
- Eine subtilere Form des Rassismus kann sein, dass du übertrieben höflich zu People of Colour bist, um als weniger rassistisch wahrgenommen zu werden.
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Denke darüber nach, ob du weniger wahrscheinlich Geschäftsinhaber unterstützen würdest, wenn sie People of Colour sind. Du kannst dir dessen gar nicht bewusst sein, aber unbewusste Vorurteile können dazu führen, dass du nur in Geschäften kaufst, die von Leuten geführt werden, die wie du aussehen. Das kann sich auch in deiner Vorliebe für Filme, Bücher und Musik widerspiegeln, wenn du nur Sachen konsumierst, die von Menschen produziert wurden, die derselben Ethnie wie du angehören.
- Indem du Geschäfte unterstützt, die von People of Colour geführt werden, hilfst du, eine Gesellschaft zu kreieren, in der jeder eine faire Chance auf Erfolg hat.
- Wenn du Bücher liest, Musik hörst oder Filme schaust, die von People of Colour produziert wurden, kannst du empfänglicher für die Lebensrealität dieser gesellschaftlichen Gruppe werden. Das kann dir helfen, deine unbewussten Vorurteile weiter abzubauen.
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Achte darauf, ob du das Thema Rassismus komplett vermeidest. Manchmal kann es einfach sein zu sagen: „Ich sehe alle Leute gleich“, um nicht über Rassismus reden zu müssen. Wenn du das allerdings tust, hörst du vielleicht gar nicht richtig zu, wenn dir eine Person of Colour etwas über ihre Erfahrungen erzählt. [6] X Forschungsquelle
- Stattdessen sei für eine produktive Unterhaltung über Rassismus offen.
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Achte darauf, ob du dich häufig auf die Ethnie einer Person beziehst. Obwohl du das Thema Ethnie und Rassismus nicht komplett ignorieren solltest, solltest du dich auch nicht nur darauf konzentrieren. Wenn du immer wieder den ethnischen Hintergrund einer Person ansprichst, wirst du deinem Gesprächspartner das Gefühl geben, dass du ihn als anders wahrnimmst. Stattdessen konzentriere dich lieber auf eure Gemeinsamkeiten. [7] X Forschungsquelle
- Statt zu fragen „Kann ich deine Haare anfassen?“, sage: „Hey, du siehst heute super aus. Ich habe uns einen Kaffee geholt.“
- Sage nicht: „Es tut mir wirklich leid, ich kann deinen Namen nicht aussprechen. Kann ich dich T nennen?“ Stattdessen übe den Rufnamen der Person auszusprechen, bis du es tun kannst.
- Sage auch nicht: „Hey, ich habe einen schwarzen Freund, den ich aus meinem Englisch Seminar kenne. Ihr beiden solltet euch unbedingt kennenlernen.“ Nur weil zwei Menschen dieselbe Hautfarbe haben, müssen sie nicht automatisch befreundet sein.
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Verstehe, wie deine Handlungen und Worte interpretiert werden könnten. Antirassistisch zu sein, reicht viel tiefer als nur offensichtlichen Rassismus vermeiden zu wollen. Du musst darüber nachdenken, wie du von deinen Mitmenschen wahrgenommen wirst. Egal, was deine Intention ist, wenn du einer Person das Gefühl gibst, dass sie weniger wert ist bzw. sie marginalisierst oder mit Vorurteilen belegst, dann ist das eine rassistische Handlung. [8] X Forschungsquelle
- Erwarte allerdings nicht, dass dich People of Colour auf jede rassistische Äußerung oder Handlung von dir hinweisen werden. People of Colour sind ständig subtilen Formen von Rassismus ausgesetzt und sie sind nicht dafür verantwortlich, jeden Menschen aufzuklären, mit denen sie in Kontakt kommen.
- Denke daran, dass die Überwindung von Rassismus ein lebenslanger Prozess ist, weshalb du ständig deine Handlungen, Gedanken und Einstellungen/Überzeugungen hinterfragen solltest.
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Erkenne, dass die meisten Menschen unbewusste Vorurteile über andere Ethnien pflegen. Bilder und Nachrichten aus den Medien und von Politikern, aber auch Freunden bzw. Familienmitgliedern haben unsere Überzeugungen und Einstellungen zum Thema Rassismus geprägt. Das gilt für jeden Menschen. Das macht aus dir nicht unbedingt eine schlechte Person, aber du musst zunächst verstehen, dass diese unbewussten Überzeugungen bestehen, bevor du sie überwinden kannst. [9] X Forschungsquelle
- Du kannst diese Überzeugungen sogar haben, wenn du Freunde mit Migrationshintergrund hast oder du Bewegungen wie Black Lives Matter oder die Initiative 19. Februar Hanau unterstützt. [10] X Forschungsquelle
- Es kann zum Beispiel sein, dass du die Idee internalisiert hast, dass People of Colour viel wahrscheinlicher Drogen nehmen oder Berufskriminelle sind. Es kann sogar sein, dass du diese Einstellung mit Statistiken belegen kannst. Allerdings werden dabei nicht politische und soziale Faktoren berücksichtigt, die auch einen Einfluss auf diese Statistiken haben können, wie zum Beispiel die Tatsache, dass People of Colour viel wahrscheinlicher für ein Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden als eine weiße Person, selbst wenn es sich um dasselbe Delikt handelt. Oftmals werden Menschen mit Migrationshintergrund auch mit härteren Strafen abgeurteilt. [11] X Forschungsquelle
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Reflektiere darüber, wie deine Vorurteile darauf Einfluss nehmen, wie du deine Mitmenschen betrachtest. Obwohl dich andere Leute darauf hinweisen können, wenn du auf eine rassistische Weise handelst oder sprichst, können dir deine Mitmenschen keine Auskunft über deine Gedanken geben. Um festzustellen, ob du rassistische Vorurteile pflegst, ist die einzige Möglichkeit, dir schwere Fragen zu stellen, wie zum Beispiel: [12] X Forschungsquelle
- "Bin ich überrascht, wenn eine Person of Colour besonders kultiviert oder intelligent klingt?"
- "Mache ich Annahmen über die Interessen oder sportlichen Fähigkeiten einer Person, die auf ihrer Hautfarbe beruhen?"
- "Würde ich weniger wahrscheinlich eine Person of Colour einstellen, wenn sie genauso qualifiziert ist (oder sogar mehr qualifiziert ist) als eine weiße Person?"
- "Mache ich mir mehr Sorgen darüber, antirassistisch zu sein und zu handeln, als von meinen Mitmenschen als antirassistisch wahrgenommen zu werden??"
- "Nehme ich eine Person, die ihre Haare natürlich trägt als weniger gepflegt und professionell war?"
- "Fühle ich mich unwohl, wenn ich jemanden Kleidung tragen sehe, anhand der ich die Ethnie oder Religion des Trägers erkennen kann? Wie reagiere ich, wenn zum Beispiel eine Person eine Kopfbedeckung oder eine Tracht trägt?"
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Lerne, diese Vorurteile zu erkennen, wenn sie auftreten. Es ist fast unmöglich, sich einfach hinzusetzen und alle Vorurteile aufzudecken, die man über andere Menschen hat. Stattdessen solltest du deine Gedanken über Ethnien hinterfragen, wenn du sie hast. Frage dich, ob du Annahmen über eine Person machst, die nur auf ihrer ethnischen Herkunft beruhen. Egal, ob die Annahmen positiver oder negativer Natur sind, sie können die andere Person immer noch schädigen.
- Wenn du zum Beispiel automatisch annimmst, dass Kinder einer bestimmten Ethnie gut in der Schule sind, kann das viel Druck auf ein Kind mit diesem ethnischen Hintergrund ausüben, wenn es in der Schule große Probleme hat. Es kann sogar sein, dass das Kind Probleme hat, wenn es um Hilfe bittet, weil es nicht ernst genommen wird.
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Vermeide es, People of Colour dafür zu beschuldigen, dass sie unterdrückt sind. Wenn du hörst, dass People of Colour im Alltag und der Gesellschaft aufgrund ihrer Herkunft Probleme haben, fragst du dich automatisch, was diese Menschen falsch gemacht haben? Machst du dafür ihre Kultur, ihr Aussehen oder ihre Lebensweise verantwortlich? Das sind subtile Formen des Rassismus, weshalb du diese Ansichten hinterfragen solltest.
- Es kann zum Beispiel sein, dass du denkst: „Ich würde meinem Kind niemals so einen ausgefallenen Namen geben. Damit wird das Kind in seinem Leben keine Erfolge erzielen.“
- Es kann auch sein, dass du die Person dafür kritisierst, wie sie spricht, sich anzieht oder wo sie lebt.
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Sei für konstruktive Kritik offen. Wenn dich jemand darauf hinweist, dass du etwas gesagt oder getan hast, das rassistisch ist, wiegle nicht ab und gehe sofort in eine Verteidigungshaltung. Stattdessen sieh diese Situation als Chance zu wachsen und zu lernen. Diese Arten von Vorurteile zu überwinden, kann Zeit kosten, deshalb ist es in Ordnung, wenn es damit nicht sofort klappt. Lasse dich davon nicht entmutigen. Lerne über deine Handlungen und Aussagen zu reflektieren, um sicherzustellen, dass du auf eine Art handelst, die gegenüber People of Colour fair ist und du sensibilisiert wirst für die Benachteiligung, die Menschen dieser Gruppe erfahren. [13] X Forschungsquelle
- Denke daran, unbewusste, rassistische Vorurteile zu haben, bedeutet nicht automatisch, dass du eine schlechte Person bist. Das hat auch keine Auswirkung auf deine bewussten antirassistischen Gedanken. Deine Einstellung ist die Summe aus verschiedenen Ansichten und indem du Bereiche identifizierst, in denen du noch mehr lernen kannst, hast du die Chance, Teil des gesellschaftlichen Wandels zu werden.
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Tipps
- Vermeide es, Leute als ein Alibi zu gebrauchen. Das bedeutet, dass du nur eine Person integrierst, um deine offene und pluralistische Haltung zu demonstrieren. Tatsächlich ist das nicht nur unhöflich, sondern auch herablassend.
- In Deutschland findet man offenen und versteckten Rassismus. Das fängt zum Beispiel in Talkshows an, spiegelt sich bei der Arbeitsplatz- und Wohnungssuche wieder und dem Diskurs im Internet. Manchmal tarnt sich diese menschenverachtende Ideologie als „Ethnopluralismus“. Man spricht dann zwar nicht von „Rassen“, sondern von „Ethnien“ und „Kulturen“, die aber nur in einem bestimmten Lebensraum leben und sich nicht mit anderen mischen sollen. Das klingt viel anschlussfähiger an die Mehrheitsgesellschaft als ein „Deutschland den Deutschen“.
Referenzen
- ↑ https://racism.org/articles/defining-racism/269-signs-of-racism
- ↑ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4659767/
- ↑ https://www.inc.com/geoffrey-james/5-easy-ways-to-spot-a-racist-coworker.html
- ↑ https://www.forbes.com/sites/danabrownlee/2020/07/20/5-disturbing-signs-that-you-might-not-be-an-antiracist-after-all/#5074946913aa
- ↑ https://www.cnn.com/2020/06/20/us/racist-google-question-blake/index.html
- ↑ https://www.forbes.com/sites/janicegassam/2019/02/15/why-the-i-dont-see-color-mantra-is-hurting-diversity-and-inclusion-efforts/#23110cc62c8d
- ↑ https://www.businessinsider.com/microaggression-unconscious-bias-at-work-2018-6#where-are-you-actually-from-6
- ↑ https://www.washingtonpost.com/outlook/dear-fellow-white-people-heres-what-to-do-when-youre-called-racist/2019/08/20/6e31941a-beda-11e9-b873-63ace636af08_story.html
- ↑ https://www.npr.org/2020/06/09/873375416/there-is-no-neutral-nice-white-people-can-still-be-complicit-in-a-racist-society
- ↑ https://www.washingtonpost.com/outlook/dear-fellow-white-people-heres-what-to-do-when-youre-called-racist/2019/08/20/6e31941a-beda-11e9-b873-63ace636af08_story.html
- ↑ https://repository.law.umich.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2413&context=articles
- ↑ https://www.cnn.com/2020/06/20/us/racist-google-question-blake/index.html
- ↑ https://www.washingtonpost.com/outlook/dear-fellow-white-people-heres-what-to-do-when-youre-called-racist/2019/08/20/6e31941a-beda-11e9-b873-63ace636af08_story.html