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Du kannst die sokratische Methode benutzen, um deinem Gesprächspartner zu zeigen, wo er falschliegt oder zumindest nicht sauber argumentiert. Dazu musst du dein Gegenüber dazu bringen, mit Aussagen übereinzustimmen, die seiner ursprünglichen Behauptung widersprechen. Sokrates war überzeugt, dass der erste Schritt zur Erkenntnis das Wissen um das eigene Nicht-Wissen war. Aus diesem Grund konzentriert sich seine Methode nicht so sehr darauf, ein Argument zu untermauern, sondern den Standpunkt eines anderen mit einer Reihe von Fragen („Elenchos“) zu widerlegen, was zu seiner Verwirrung führt. In Jura verwendet man die sokratische Methode, um den Studierenden kritisches Denken beizubringen. Aber auch in der Psychotherapie, beim Führungstraining oder im Klassenzimmer ist die Anwendung dieser Methode beliebt.

Methode 1
Methode 1 von 2:

Fragen stellen

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  1. Erkenne, welcher Argumentation dein Gegenüber folgt. Zum Beispiel kann jemand sagen: „Es ist besser, sein Geld zu spenden, statt es auszugeben.“ Oft glauben Leute, dass ihre Annahmen und Überzeugungen auf gesundem Menschenverstand beruhen und daher niemand ihrer Aussage widersprechen könnte. [1]
    • Wenn du die Argumentation einer Person nicht verstehst, frage sie, ihre Überzeugungen zu verdeutlichen. Du kannst sagen: „Ich verstehe deinen Punkt nicht ganz. Was versuchst du zu sagen?“ oder „Könntest du das noch einmal formulieren?“ [2]
  2. Bevor du den Blickwinkel deines Gegenübers tatsächlich infrage stellst, solltest du ihn nach seinen Belegen/Beweisen fragen. Es kann sein, dass die Person schnell realisiert, dass sie nur etwas wiederholt, was sie gehört hat, ohne es kritisch zu hinterfragen. Du kannst die folgenden Fragen stellen: [3]
    • „Warum glaubst du, dass das richtig ist?“
    • „Erkläre mir bitte deine Gründe.“
    • „Wie bist du zu dieser Einstellung gekommen?“
  3. [4] Dein Fazit beruht auf Argumenten, von denen einige nicht beweisbar sind. Wenn eine Idee bewiesen ist, dann handelt es sich um eine Annahme – und diese können manchmal falsch sein. Nachdem du die Person nach seinen Belegen gefragt hast, konzentriere dich auf die Ideen in der Argumentationskette, die nicht durch Beweise belegbar sind, denn das sind die Annahmen deines Gesprächspartners.
    • Es kann zum Beispiel sein, dass jemand sagt, dass du dein Geld spenden sollst, da einen zu viel Geld gierig macht. Diese Person nimmt an, dass ein Mensch nicht all sein verfügbares Geld für lebensnotwendige Güter ausgibt.
    • Du kannst sagen: „Du nimmst an, dass jemand immer noch Geld übrig hat, nachdem er alles Lebensnotwendige bezahlt hat, dass er spenden könnte. Aber ist es für die Person tatsächlich sinnvoll, ihr Geld zu spenden?“
  4. [5] Finde verschiedene Umstände, für die die Aussagen deines Gegenübers nicht zutreffen. Nehmen wir zum Beispiel die Frage, ob es immer gut ist, sein Geld zu spenden. Du kannst an verschiedene Situationen denken, in der eine selbstlose Person mit einer solchen Tat mehr Schaden als Nutzen verursachen würde. Denke an folgende Situationen:
    • Die Person, die dein Geld möchte, ist drogensüchtig. Frage deinen Diskussionspartner: „Soll ich mein Geld an jemanden spenden, der Drogen kaufen möchte?“ Wenn dein Gegenüber „Nein“ sagt und du dann fragst „Warum“, kannst du herausfinden, was die andere Person denkt.
    • Du bist sowohl für das Essen als auch das Wohnen verantwortlich. Formuliere diese Tatsache als eine Frage: „Soll ich all mein Geld spenden, wenn meine gebrechliche Mutter von mir finanziell abhängig ist?“
  5. [6] Sobald dein Gesprächspartner zugibt, dass Ausnahmen bestehen, sollte er sein Argument umformulieren, um nun auch die Ausnahme zu berücksichtigen. Zum Beispiel kann die Person sagen: „Bürger sollten ihr Geld spenden, wenn es der Gesellschaft zugutekommt.“
  6. In Bezug auf das vorherige Beispiel kannst du deinen Gesprächspartner fragen, was „einer Gesellschaft zugutekommt“. Du kannst deinem Gegenüber auch Fragen stellen, wenn er nicht schlüssig argumentiert, um ihn festzunageln.
    • Du solltest mit diesem Prozess weitermachen, bis du die Aussage nicht mehr entkräften kannst. [7]
  7. Bei der sokratischen Methode geht es nicht darum, anderen Menschen zu beweisen, dass sie falschliegen, deshalb solltest du nicht aggressiv fragen. Wenn es dein Ziel ist, die Diskussion zu gewinnen, dann solltest du dich auf andere griechische Philosophen konzentrieren wie die sogenannten Sophisten. Tatsächlich geht es bei der sokratischen Methode darum, bescheiden zu sein. Nimm nicht an, dass irgendjemand alles sicher weiß. Stelle jede Prämisse infrage.
    • Wenn dein Gesprächspartner nervös wird, dann kannst du sagen: „Ich spiele nur den Anwalt des Teufels“ oder „Ich versuche, jede Seite deines Argumentes zu beleuchten.“
    • Es kann sein, dass du zu viel Spaß daran hast, die Verwirrung deines Gegenübers zu sehen. Versuche nicht, dich daran zu ergötzen. Denke daran, dass auch Sokrates nicht auf alle Fragen eine Antwort hatte, was typisch für eine Diskussion ist, in der die sokratische Methode benutzt wird.
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Methode 2
Methode 2 von 2:

Eine sokratische Befragung überstehen

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  1. Im Jurastudium kann es passieren, dass dich eine Professorin aufruft, um einen Fall zu diskutieren. Was dich deine Lehrerin fragen wird, kannst du nicht vorausahnen. Du kannst dich allerdings richtig auf das Seminar vorbereiten, indem du das Material liest, das ihr als Hausaufgaben aufbekommen habt, und du dich mit den Beispielfällen beschäftigst. [8]
  2. [9] Es kann sein, dass du Panik verspürst, wenn du aufgerufen wirst. Wenn du allerdings deine Hausaufgaben gemacht hast, dann bist du gut darauf vorbereitet, um einen sokratischen Dialog zu führen. Hole tief Luft und lächle.
    • Am besten stellst du dir die sokratische Methode als einen Dialog zwischen dir und deiner Professorin vor. Blende die anderen Studierenden aus, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnehmen.
  3. Das Ziel der sokratischen Methode ist es, deine eigenen Widersprüche und Grenzen zu erkennen. Aus diesem Grund musst du in deinen Antworten ehrlich sein. Versuche nicht, deine Antworten so zu formulieren, wie es der Professor vermeintlich hören möchte.
    • Wenn du Jura studierst, dann solltest du die Fakten des Falls und die Gerichtsbarkeit kennen. Abgesehen von den Fakten gibt es aber nur selten „richtige“ oder „falsche“ Antworten. Versuche, den Grund eines Verhörs zu verstehen: Es geht nicht darum, eine richtige Antwort zu finden, sondern darum, was jemand wirklich denkt.
  4. Du beschäftigst dich im Unterricht mit schwierigem Stoff, daher bestehen deine Antworten wahrscheinlich nicht nur aus einem „Ja“ oder „Nein“. Versuche, so deutlich und ausführlich wie möglich zu antworten, sodass dein Lehrer deiner Argumentation folgen kann. [10]
    • Zur gleichen Zeit solltest du dich bemühen, dich so kurz wie möglich zu fassen. Es gibt keinen Grund, eine langatmige Antwort zu geben, wenn keine gefordert wird.
  5. Während du einem sokratischen Dialog zuhörst, versuchst du wahrscheinlich die Fragen selbst zu beantworten und hast wie deine Klassenkameraden Probleme, deine Gedanken zu formulieren. Daher muss dir das nicht peinlich sein, wenn du in einem sokratischen Fragestil ausgefragt wirst und perplex reagierst und dich einen Moment sammeln musst.
  6. Es kann passieren, dass du an einen Punkt kommst, an dem du die Widersprüche in deinem Denken nicht mehr auflösen kannst. Jetzt bist du wirklich überfragt. Gib offen zu, dass du nicht weißt, wie du eine Frage beantworten kannst.
    • Denke daran, dass du die sokratische Methode auch in Bezug auf deine eigenen Ideen und Gedanken anwenden kannst. Du solltest ständig hinterfragen, warum du glaubst, dass etwas wahr ist.
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