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Die Aufrechterhaltung professioneller und persönlicher Grenzen in der sozialen Arbeit ist essentiell, wenn du deinen Klienten weiterhelfen und die hohen Standards deines Berufs aufrechterhalten möchtest. Die Sozialarbeit ist ein Beruf, der von zwischenmenschlicher Interaktion lebt. Die Sozialarbeit geht davon aus, dass eine funktionierende Gesellschaft nur dann aufrechterhalten werden kann, wenn Menschen, die gegen Armut, Traumata, Unterdrückung, psychische Krankheiten oder andere gesellschaftlichen Nachteile ankämpfen, adäquate Hilfe erhalten. Da in der Sozialarbeit häufig nachhaltige Interaktionen mit individuellen Klienten notwendig sind, ist es unerlässlich, als Sozialarbeiter den eigenen Klienten gegenüber wirksame professionelle und persönliche Grenzen zu setzen.

Teil 1
Teil 1 von 4:

Kontakt- und Verhaltensregeln festlegen

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  1. Es ist äußerst wichtig, dass du allen deinen Klienten eine Liste mit Telefonnummern zur Verfügung stellst, die sie im Notfall anrufen können. Andernfalls könnten deine Klienten versuchen, dich und nur dich zu kontaktieren. Stelle sicher, dass deine Klienten deine Büro- oder Praxisnummer, eine Nummer für einen Notdienst außerhalb deiner normalen Arbeitszeiten, rund um die Uhr erreichbare Telefonhotlines, alle Notrufnummern und die Nummer lokaler sozialer Organisationen haben. [1]
  2. Wenn du deinen Klienten sagst, dass sie dich Tag und Nacht erreichen können und ihnen dazu deine Handynummer, E-Mailadresse oder Wohnadresse gibst, könnte das schnell zu einer unprofessionellen Dynamik führen. Außerdem könnten deine Klienten das Vertrauen in dich verlieren, wenn du aus irgendeinem Grund nicht auf die Kontaktversuche reagierst oder nicht helfen kannst.
    • Gib deinen Klienten immer deine berufliche Telefonnummer, E-Mailadresse und Büroadresse, damit sie dich kontaktieren können. [2]
  3. Deine Klienten könnten in Versuchung kommen, sich mit dir auf Facebook oder anderen Formen von sozialen Medien „anzufreunden“. Wenn du allerdings mit deinen Klienten in diesem Kontext kommunizierst, könntest du schnell professionelle Grenzen verletzen. [3]
    • Stelle sicher, dass du deine Privatsphäreeinstellungen auf Facebook und anderen Online-Profilen so gewählt hast, dass deine Profile und Inhalte nicht öffentlich sichtbar oder auf jene Menschen beschränkt sind, die du selbst manuell als Freund oder Follower hinzugefügt hast. Wenn deine Klienten öffentliche, im Internet zugängliche Informationen über dich und dein Privatleben einholen können, könnte das ebenfalls zu einem Interessenskonflikt führen. [4]
    • Aus den gleichen Gründen solltest du niemals im Internet nach Informationen über deine Klienten suchen, die privat oder für deine Arbeit mit diesem Klienten irrelevant sind.
  4. Niemals darfst du Details über die persönlichen Schwierigkeiten deiner Klienten außerhalb eines professionellen Kontexts preisgeben. Es ist keinesfalls erlaubt, persönliche Details deiner Klienten mit Freunden oder Familienmitgliedern zu diskutieren.
    • Wenn du vertrauliche Informationen im Zusammenhang mit deinen Klienten preisgeben musst, müssen diese zuerst eine gültige Einverständniserklärung unterzeichnen, die die Herausgabe privater Informationen erlaubt.
    • Wenn du vertrauliche Klienteninformationen mit einem Kollegen oder Vorgesetzten diskutierst, solltest du sicherstellen, dass dies im Privaten geschieht. Besprich vertrauliche Dinge niemals im Flur, im Aufzug oder an anderen öffentlichen Orten, an denen Außenstehende mithören können.
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Teil 2
Teil 2 von 4:

Zeige professionelle zwischenmenschliche Verhaltensweisen

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  1. Wende eine der effektivsten Methoden an, um deinen Klienten gegenüber klare, professionelle Grenzen zu setzen, indem du mit deinem eigenen Verhalten den Standard für berufliche Treffen vorgibst. Es ist extrem wichtig, dass du deine Klienten niemals auf eine unangebrachte Art und Weise berührst.
    • Unangemessene Arten der Berührung umfassen beispielsweise Umarmungen, Streicheln und Liebkosungen oder das Halten der Hand des Klienten. Obwohl du vielleicht findest, dass diese Gesten Mitgefühl und Sorge vermitteln, ist es möglich, dass sich dein Klient angesichts der Berührungen unwohl oder verletzt fühlt und den Eindruck hat, in einer ausbeuterischen, ungesunden Dynamik festzustecken.
    • Frage dich selbst, ob auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass sich dein Klient aufgrund deiner Berührungen psychologisch verletzt fühlt. Falls ja, solltest du körperlichen Kontakt zu deinem Klienten unter allen Umständen vermeiden.
    • In manchen Fällen kann es angebracht sein, einen Klienten zu umarmen. Beispielsweise wenn ein Klient in der letzten gemeinsamen Sitzung um eine Umarmung zum Abschied bittet. Dieser Fall könnte eine Ausnahme der Regel darstellen und angemessen sein. [5] Wenn du mit Kindern oder älteren Menschen arbeitest, könnten Umarmungen oder das Halten der Hand ebenfalls in Ordnung sein.
  2. Durch deinen Kleidungsstil kannst du deinen Klienten ebenfalls deine professionellen Grenzen vermitteln. Chinohosen, Blazer, Blusen und knielange Röcke und Kleider gelten grundsätzlich als angemessen.
    • Vermeide es, knappe, enge und freizügige Kleidungsstücke zu tragen. Deine Klienten könnten sich dadurch unwohl fühlen und es besteht die Gefahr, dass sich zwischen dir und deinem Klienten eine ausbeuterische Dynamik entwickelt. [6]
  3. Vermeide es, obszöne oder profane Wörter zu verwenden, selbst wenn deine Klienten selbst so sprechen. Außerdem solltest du abwertende Aussagen, wie z.B. Schimpfwörter, rassistische Ausdrücke etc. vermeiden, auch wenn deine Klienten häufig solche Ausdrücke verwenden. Stelle sicher, dass deine Sprache immer professionell und der Situation angemessen ist, damit deine Klienten erkennen, dass du vertrauenswürdig und professionell bist.
  4. Vielleicht hast du das Bedürfnis, deine persönlichen Probleme oder Schwierigkeiten zu besprechen, weil du das Gefühl hast, dich dadurch besser in deine Klienten hineinversetzen zu können. Allerdings sind deine privaten Erfahrungen für deine Klienten vermutlich nicht hilfreich. Mit deinen fachlichen Kenntnissen wirst du ihnen wesentlich besser weiterhelfen können.
    • Wenn du mit deinen Klienten intime, persönliche Details aus deinem Leben besprichst, könnte es auf Seiten deiner Klienten zu Verwirrungen bezüglich der Art eurer zwischenmenschlichen Beziehung kommen, was zu großem persönlichen Stress führen kann.
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Teil 3
Teil 3 von 4:

Vermeide duale Beziehungen

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  1. Unter dualen Beziehungen versteht man, wenn du außerhalb der professionellen Beziehung zu deinem Klienten noch eine Beziehung in einem anderen Kontext zu dieser Person hast, das heißt, dass du mit deinem Klienten in Situationen kommunizierst, die nicht mit deiner professionellen Arbeit zusammenhängen.
    • Wenn du in einer kleinen Gemeinde als Sozialarbeiter arbeitest, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass du deine Klienten auch in anderen Kontexten treffen wirst, z.B. in der Schule, in einer Kirche oder in einer anderen Situation. Versuche, den Kontakt zu deinen Klienten in externen Situationen so gut es geht einzuschränken. Je mehr Zeit du außerhalb des professionellen Kontexts mit deinem Klienten verbringst, desto wahrscheinlicher wird es zu einer Überschreitung deiner persönlichen und professionellen Grenzen kommen können. [7]
    • Ein Beispiel: Wenn du dieselbe Kirche besuchst wie dein Klient, solltest du es vermeiden, dich im selben Freiwilligen-Komitee einzubringen oder denselben Bibelkurs zu besuchen.
    • Wenn du im Fitnessstudio oder im Supermarkt zufällig einem Klienten über den Weg läufst, solltest du die Interaktion so gut es geht einschränken. Sei höflich und professionell, aber lasse dich nicht zu längeren sozialen Interaktionen hinreißen. Natürlich solltest du deine Klienten nicht ignorieren, allerdings solltest du auch kein Gespräch beginnen - es sei denn, dein Klient kommt auf dich zu. Du selbst solltest niemals eine Interaktion beginnen.
    • Aus ähnlichen Gründen solltest du dich niemals dazu überreden lassen, deinem Klienten außerhalb eurer professionellen Beziehung einen Gefallen zu tun. Du solltest deine Klienten niemals im Auto mitnehmen, auf ihre Kinder aufpassen oder ähnliche Dinge tun. Durch derartige Dinge kann es schnell zu einer Verletzung professioneller Grenzen kommen.
  2. Sexuelle oder intime Beziehungen zu aktuellen Klienten sind unethisch und extrem unangemessen. Du kannst auf keinen Fall Sex mit einem aktuellen oder ehemaligen Klienten haben und du kannst auf keinen Fall eine Person als Klienten akzeptieren, mit der du eine intime Beziehung hast/hattest. Du könntest dadurch deinen Job aufs Spiel setzen und vielleicht sogar strafrechtlich verfolgt werden. [8] Auch ehemalige Klienten könnten Schaden nehmen, wenn du eine sexuelle Beziehung mit ihnen beginnst, da du aufgrund der intimen persönlichen Informationen über deine Klienten eine Machtposition einnehmen könntest.
    • Beginne außerdem niemals eine sexuelle Beziehung zu einem Verwandten oder engen Freund eines Klienten. Durch diese Art von Beziehungen könnte dein Klient potentiell ebenfalls in eine negative, schädliche Situation kommen und seine erfolgreiche Behandlung könnte auf dem Spiel stehen.
    • Wenn du dich dabei ertappst, dass du romantische Gefühle für einen Klienten entwickelt hast, solltest du den Fall abgeben und die Person an einen anderen Sozialarbeiter verweisen.
  3. Du darfst einem Patienten niemals Geld geben oder Geld und Geschenke von einem Klienten annehmen. Lasse dich niemals auf eine Beziehung ein, in der du von einem Klienten zusätzliche Geldleistungen oder Geschenke für Dinge bekommst, die nichts mit deiner professionellen Arbeit zu tun haben.
    • Du darfst niemals Geld an Klienten verleihen oder deine Klienten um Geld bitten. Diese Handlungen könnten deine Klienten sehr verwirren und ein Machtgefälle und eine ausbeuterische Situation für den Klienten herstellen. [9]
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Teil 4
Teil 4 von 4:

Pflege deine Beziehungen außerhalb deines Berufslebens

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  1. Wenn du eindeutige professionelle Grenzen aufrechterhalten möchtest, wird dir das am besten gelingen, wenn du es schaffst, dein Berufsleben und dein Privatleben zu trennen. [10]
    • Bleibe in Kontakt mit alten Freunden aus der Schule, der Uni oder anderen Lebensabschnitten. Wenn du neu in einer Stadt bist, solltest du dich Freiwilligengruppen, Kirchengemeinschaften oder inneruniversitären Sportmannschaften anschließen, z.B. einem Basketballverein, einer Laufgruppe oder einer Fußballmannschaft.
  2. Wenn du gerne liest, dir Filme ansiehst, fotografierst, im Laientheater mitwirkst oder in einem Chor singst, dann solltest du diese Aktivitäten zu einem unumstößlichen Bestandteil deines Soziallebens machen.
    • Versuche, ein Hobby zu finden, das regelmäßige, wöchentliche Aktivitäten umfasst. Wenn du außerhalb deines Berufs regelmäßig stattfindende Aktivitäten im Kalender hast, auf die du dich freuen kannst, wird es dir leichter fallen, professionelle Grenzen aufrechterhalten, während diese Dinge gleichzeitig dem Stressabbau in deinem Leben dienen.
  3. Ziehe für dich selbst klare Grenzen, die dein Leben außerhalb des Büros betreffen. Überprüfe außerhalb deiner normalen Arbeitszeiten oder wenn du auf Urlaub bist niemals deine beruflichen E-Mails, den Anrufbeantworter und nimm keine beruflichen Anrufe entgegen. [11]
    • Du kannst auch dann ein exzellenter Sozialarbeiter sein, wenn du nicht rund um die Uhr erreichbar bist.
  4. Dein Beruf als Sozialarbeiter kann dich körperlich und seelisch sehr beanspruchen, daher ist es sehr wichtig, dass auch du jemanden hast, mit dem du deine Gefühle und Probleme besprechen kannst. Sprich mit einem Therapeuten oder Psychologen, um ausgeglichener zu werden. Außerdem kannst du dadurch verhindern, dass du von den Problemen deiner Klienten so sehr vereinnahmt wirst, dass du deine eigenen übersiehst. [12]
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