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Wenn ein Pferd lahmt, dann ist das für dessen Besitzer immer ein Grund zu großer Sorge. Zu wissen, wie man die Lahmheit richtig behandelt, kann den Heilungsprozess sowohl beschleunigen als auch die Chancen auf Heilung erhöhen. Von der Physiotherapie über medikamentöse Behandlungen, in diesem Artikel werden alle Aspekte bedacht, die bei der Lahmheit helfen können -- scrolle nach unten, um mehr darüber zu erfahren!

Methode 1
Methode 1 von 2:

Die Entzündung lindern

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  1. Die Boxenruhe ist der Hauptbestandteil im Heilungsprozess bei lahmen Pferden. Abhängig von der Art der Lahmheit reichen ein paar Tage Ruhe bei einer leichten Verstauchung bis hin zu mehreren Wochen oder sogar Monaten bei ernsthafteren Verletzungen.
    • Durch die Ruhe wird die verletzte Gelenkoberfläche weniger belastet, da die weitere Belastung die Entzündung nur verstärken würde. Mit einem lahmen Pferd normal weiterzuarbeiten kann zu schwerwiegenderen körperlichen Schäden führen, wie beispielsweise einer Absplitterung am verletzten Gelenk und dadurch Langzeitschäden verursachen.
    • Mit einem lahmen Pferd zu arbeiten provoziert außerdem die Freisetzung weiterer Prostaglandine und verschlimmert somit die Entzündung. Durch die Ruhe für das Pferd durchbrichst du diesen Teufelskreis.
  2. Das Pferd mit dem Gartenschlauch abzuspritzen, ist eine simple Form der Hydrotherapie, welche die Schwellung im Gelenk lindert. Lass einfach kaltes Wasser aus dem Schlauch über das lahme Bein laufen. Am besten tust du dies ein- oder zweimal pro Tag für je 20 Minuten. Das Prinzip dahinter ist, dass das kalte Wasser die Hitze der Entzündung kühlt und durch die Massage des Wasserstrahls die eingelagerte Flüssigkeit abtransportiert wird.
    • Idealerweise ist die Temperatur des Wassers sehr kalt. Der Vorteil beim Abkühlen mit dem Wasserschlauch ist, dass die Temperatur konstant bleibt und sich nicht (wie beispielsweise ein kühler Umschlag) mit der Zeit aufwärmt. Die angesetzten 20 Minuten sind die perfekte Zeit, weil sie ausreichen, um die Hitze zu lindern, aber nicht lange genug andauern, um die Durchblutung im Gelenk zu beeinträchtigen.
    • Man tut auch gut daran, die geschwollene Stelle vor dem Kühlen mit Vaseline oder Schmierfett einzureiben. Dadurch verhindert man, dass das Gewebe um das Gelenk zu weich wird und es zu Brüchen oder Infektionen kommen könnte.
    • Wenn dein Pferd nicht besonders gut erzogen ist, sollte man die Wasserschlauchprozedur nur zu zweit durchführen -- eine Person hält das Pferd und die andere kühlt das Bein mit Wasser. Je nachdem wodurch die Lahmheit verursacht wurde, wird dein Tierarzt dir Anweisungen geben, wie lange du mit dem Kühlen fortfahren solltest.
  3. Ein warmes Wasserbad wird dann angewandt, wenn die Vermutung auf einen Abszess oder einen Fremdkörper im Huf besteht. Die Behandlung soll das Gewebe aufweichen und die Infektion nach außen tragen. Man stellt dabei den Huf des Tieres in ein mit Bittersalz angereichertes, 38°C warmes Wasserbad, damit das Gewebe weich werden und die Infektion abfließen kann.
    • Säubere den Huf immer gründlich, bevor du ihn in das Wasser tauchst. Wenn nötig, kratze den Huf erst aus und spüle ihn vor dem Wasserbad gründlich ab. Nutzt du einen Eimer für das Wasserbad, dann empfiehlt es sich den Henkel zu entfernen, damit sich das Pferd nicht zwischen Henkel und Eimer einklemmen kann.
    • Fülle den Eimer mit heißem Wasser und gib eine Tasse Bittersalz hinzu. Stelle den Huf des Pferdes in den Eimer und lass es 15 bis 20 Minuten so stehen. Da sich das Wasser mit der Zeit abkühlt, solltest du den Huf kurzzeitig herausnehmen, um heißes Wasser nachzufüllen. Sind die 20 Minuten vorbei, dann stelle den Huf auf ein sauberes Handtuch und trockne ihn gründlich. Diese Prozedur kannst du 3- bis 4-mal pro Tag wiederholen.
  4. Ein Umschlag wird bei den gleichen Anzeichen angewandt wie das Wasserbad (mutmaßliche Infektionen oder Abszesse); jedoch macht man die Umschläge an Stellen weiter oben am Bein, da hier der Eimer etwas unpraktisch wäre.
    • Für den Umschlag legst du ein sauberes Handtuch in heißes Wasser, das im Voraus mit Bittersalzen angereichert wurde und wickelst es um die geschwollene oder entzündete Stelle am Bein. Lege auch gleich ein zweites Handtuch in den Eimer mit Wasser und Bittersalz.
    • Hat sich das Handtuch um das Bein abgekühlt, dann ersetzt du es durch das heiße Handtuch aus dem Eimer. Den Umschlag kannst du 3- bis 4-mal pro Tag für je 15 bis 20 Minuten auflegen.
  5. In bestimmten Wickeln stecken viele Inhaltsstoffe, die Schwellungen reduzieren und sogar Infektionen oder Abszesse lösen können. Ursprünglich verwendete man Umschläge aus Kleie, aber mittlerweile erhält man unglaublich wirksame Wickel (wie Animalintex) auch im Einzelhandel, so dass man sich den Aufwand und die Schmiererei sparen kann, die Wickel selbst zu machen.
    • Die Wickel aus dem Einzelhandel haben eine glänzende Seite (diese zeigt vom Tier weg) sowie eine saugfähige Seite (diese wird auf die Verletzung gelegt). Schneide dir den Wickel so zurecht, dass die gesamte Verletzungsfläche abgedeckt ist. Er kann trocken (zur Reduzierung von Schwellungen) oder nass (zur Behandlung von Infektionen) verwendet werden. Beide Methoden werden auf die gleiche Art und Weise aufgetragen, bei einem nassen Wickel wird jedoch das Material zuerst in heißem Wasser getränkt und dann auf 38°C abgekühlt.
    • Liegt der Wickel auf der Verletzung auf, dann befestigt man ihn am besten mit selbstklebenden Bandagen oder Ähnlichem. Damit nichts rutscht, sollte alles mit einem gewissen Druck angebracht werden, jedoch darf auf keinen Fall der Blutfluss im Bein abgeschnitten werden.
    • Ein Wickel sollte nie mehr als 12 Stunden aufgetragen bleiben und am besten ist es, wenn er 2- bis 3 -mal pro Tag gewechselt wird.
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Methode 2
Methode 2 von 2:

Die Schmerzen lindern

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  1. Schmerzmittel spielen bei der Behandlung von Lahmheit eine bedeutende Rolle. Moderne Schmerzmittel (Analgetika) lindern nicht nur den Schmerz sondern gleichzeitig auch die Entzündung und gehören zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDS).
    • NSAIDS funktionieren so, dass sie Aktion von Cyclooxygenase-Enzymen (COX1 und COX2) unterbinden. Die COX-Enzyme setzten nämlich Prostaglandine frei, die wiederum für Schmerzen und Entzündung sorgen. Blockt man diese Enzyme, so schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und reduziert den Schmerz sowie die Entzündung.
    • Die bekanntesten NSAID Arzneimittel bei Gelenkproblemen des Pferdes sind Aspirin, Flunixin und Phenylbutazone. [1]
  2. Aspirin wirkt effektiv gegen mildere Schmerzen, Schwellungen und Unwohlsein. Einige Aspirinprodukte erhält man direkt in der Apotheke, daher sind sie praktisch und eignen sich für die Behandlung einer milderen Lahmheit.
    • In AniPrin steckt Acetylsalicysäure in Pulverform vermischt mit leckerem Sirup, wodurch man das Medikament direkt mit dem Futter vermischen kann. Die Dosis beträgt einmal am Tag 10mg/kg.
    • Bei einem 500 kg Pferd macht das 5.000 mg (oder 5 g) AniPrin. Dem Produkt liegen zwei Messbecher bei: der größere misst 28,35 g und der kleinere 3,75 g. Somit bekommt ein 500 kg Pferd 1,5 kleine Messbecher des AniPrin in seine tägliche Futterration gemischt.
    • Verabreiche nie einem Pferd Aspirin, welches auch noch andere Medikamente erhält, ohne sich vorher mit einem Tierarzt abgesprochen zu haben. Außerdem sollte dem Tier immer ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stehen.
  3. Phenylbutazone ist ein verschreibungspflichtiges NSAIDs und muss dem Tier vom Tierarzt verschrieben werden. Es sollte auf keinen Fall in Kombination mit anderen NSAIDS, Steroiden oder auf leeren Magen verabreicht werden.
    • Phenylbutazone kann bei der Verabreichung in Kombination mit anderen Medikamenten (wie Phenytoin, Sulfonamid, Warfarin, Barbiturates und Digoxin) zu Wechselwirkungen führen, daher solltest du dich vor der Behandlung immer mit deinem Arzt absprechen. [2]
    • Ein typisches Präparat für Pferde auf Phenylbutazonebasis ist Butazolidin. Die Dosis für ein 454 kg Pferd beträgt 2 g bis 4 g, die einmal täglich mit oder nach dem Futter verabreicht werden. Man erhält das Medikament als 1 g Tabletten, Paste oder Puder mit je 1 g Phenylbutazone in einem 10 g Päckchen. Der Hersteller rät dazu, die 4 g pro Tag nicht zu überschreiten und die Dosis so gering wie möglich zu halten.
  4. Flunixin ist ein weiteres verschreibungspflichtiges NSAID, welches als Banamin erhältlich ist.
    • Banamin ist ein potenter Cycloosygenase Hemmer, der das Prostaglandin hemmt und dadurch die Entzündung lindert. Es wird schnell vom Magen und Dünndarm aufgenommen und eine Dosis hält 24 bis 30 Stunden lang.
    • Verabreicht wird Banamin in einer Dosis von 1,1 mg/kg pro Tag. Daher erhält ein 500 kg Pferd 550 mg (0,5 g) des Medikaments, was 20 g Beuteln entspricht, die 500 mg Flunixin enthalten.
  5. NSAIDS kann den Blutfluss zu Magen und den Niedern reduzieren. Daher muss den Tieren jederzeit ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung stehen und ein dehydriertes Tier darf solche Medikamente nie verabreicht bekommen.
    • Weitere Nebenwirkungen sind die Bildung von Magengeschwüren und die mögliche Verschlechterung bestehender Nierenkrankheiten. Das durch Hungerverlust und verstärkte Flüssigkeitsaufnahme deutlich werden. Dann sollten die NSAID Medikamente abgesetzt werden und man kann dem Tier Kohle verabreichen, um den Magen wieder zu beruhigen.
    • Ein Pferd mit Nierenkrankheit muss eventuell intravenös mit Flüssigkeit versorgt werden, um die Gifte weiterhin natürlich abtransportieren zu können.
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Tipps

  • Die zwei Ziele bei der Behandlung von Lahmheit ist einmal die Verminderung von Schwellungen und die der Schmerzen. Natürlich haben die Entzündung und der Schmerz viel miteinander zu tun, daher reduziert man mit der Behandlung des einen gleichzeitig auch das andere.
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Warnungen

  • NSAIDs reduzieren die Blutzufuhr zum Magen und Darm, wodurch diese anfälliger für Geschwüre werden. Aus diesem Grund darf man NSAIDs nie auf leeren Magen verabreichen. Die meisten Medikamente sind so konzipiert, dass man sie ins Futter mischen kann, damit das Futter als Schutz vor dem direkten Kontakt der Pharmazeutika und den Magenwänden dient.


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Referenzen

  1. Plumb's Veterinary Drug Handbook. Donald Plumb. Wiley-Blackwell
  2. Phenylbutazone in the horse: a review. Tobin, Kamerling, et al. J Vet Pharmacol Ther. 1986 Mar 9 (1): 1-25

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