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Als Restaurantkritiker musst du in der Lage sein, den Geschmack, die Struktur, den Geruch und die Darbietung des Essens in einem Restaurant zu beschreiben. Du kommentierst nicht nur die Speisen, sondern auch die Atmosphäre, das Wissen und die Aufmerksamkeit der Angestellten, die Geschwindigkeit des Services und den allgemeinen Eindruck des Restaurants oder Cafés. Eine gute Restaurantkritik sorgt dafür, dass der Leser das Gefühl hat, mit dir am Tisch zu sitzen, um nach dem Lesen entscheiden zu können, ob er das Restaurant besuchen will oder nicht.
Vorgehensweise
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Betreibe eine Hintergrundrecherche. Wenn du gegessen und deine Notizen gemacht hast, informiere dich über die Geschichte des Restaurants. Diese Details geben dir die Möglichkeit, deiner Kritik etwas mehr Farbe zu geben. Vielleicht findest du heraus, dass der Chefkoch in Frankreich ausgebildet wurde oder in einem anderen beliebten Restaurant in der Gegend gearbeitet hat. So kannst du bei deinen Lesern Interesse für das Essen erzeugen.
- Lies zuerst die Website des Restaurants. Sieh nach, wer Besitzer und Geschäftsführer ist, um einen Eindruck zu bekommen, was Ausbildung, Stil und frühere Unternehmen angeht.
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Beginne deine Kritik mit einem anspruchsvollen Aufhänger. Der erste Satz sollte den Leser anregen, mehr erfahren zu wollen. Vergiss nicht, dass du dafür sorgst, dass jemand in diesem Restaurant Geld ausgibt oder woanders hingeht. Du willst aber auch, dass die Leute deinen Artikel lesen. Gute Aufhänger sind z.B.:
- Versprich eine Geschichte oder eine Überraschung, z.B.: „Es mag eine Weile dauern, bis es mein Mund begriffen hat, aber das war die beste Paella meines Lebens.“ Vergiss aber nicht, dein Versprechen später einzulösen.
- Liefere einen interessanten, nebensächlichen Fakt wie: „Chefköchin Zurlo hat erst vor zwei Jahren mit dem Kochen begonnen, aber sie ist schnell aufgestiegen und hat den besten neuen Bagelshop in Basel übernommen.“
- Beschreibe ein besonders auffälliges oder herausragendes Merkmal der Atmosphäre – sei es gut oder schlecht, z.B. eine schöne Aussicht oder unangenehme Küchengerüche.
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Beschreibe drei bis fünf Speisen, die du gekostet hast, nicht alle. Niemand will eine Riesenliste mit Speisen lesen. Wähle also etwas aus, das dich auf besonders positive oder negative Weise beeindruckt hat und beschreibe diese Speisen. Schreibe nicht einfach, dass sie gut oder schlecht waren. Liefere Details und Gründe und benenne jede einzelne Speise. Als Richtlinie solltest du in jeder Kritik über folgende Dinge schreiben: [1] X Forschungsquelle
- Präsentation: Wie sah die Speise auf dem Teller aus und was hat das bei dir ausgelöst? Hast du dich aufgeregt, hungrig oder königlich gefühlt? So, als wärst du wieder bei Muttern zu Hause?
- Geschmack: Das ist die wichtigste, eindeutigste Sache, denn darum geht es eigentlich. Nutze eine deskriptive Sprache, Metaphern und Vergleiche, um den Leser an deine Stelle zu versetzen. Benenne Gewürze oder Aromen, wenn du kannst.
- Struktur: Sie gehört auch zum Prozess des Kochens. Ist die Speise im Mund geschmolzen? War sie noch heiß genug? War sie saftig und zart oder hart und bröcklig? Gab es verschiedene Strukturen, z.B. etwas Weiches, das mit etwas Knackigem verbunden wurde und hat alles miteinander harmoniert?
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Beschreibe mit großen, starken Adjektiven. Denke daran, dass du vor allem eine Erfahrung verkaufst, nicht nur das Essen. Du darfst ab und zu ruhig poetisch werden und ein, zwei gut platzierte Adjektive verwenden, um den Leser wissen zu lassen, was genau er in diesem Restaurant zu erwarten hat. Betrachte es auf gewisse Weise wie eine Kurzgeschichte einer Reise, liefere Details und farbenfrohe Ergänzungen, die das Restaurant besonders machen und sich einzigartig anfühlen.
- Dazu zählen Atmosphäre, die Fläche und Location. Je spezifischer die Details, desto besser. Liefere ein besonderes Detail, was jede Interaktion/jeden Teil des Restaurants angeht.
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Denke an die Intentionen des Restaurants, nicht nur an deine persönlichen Vorlieben. Bei einer guten Restaurantkritik geht es darum, anderen zu helfen, ein gutes Restaurant zu finden. Es geht nicht darum, dir eine Plattform zu suchen, um deine Vorlieben und Abneigungen zu präsentieren. Wenn du z.B. ein Restaurant mit Retro-Kunst und Rollerskatern an den Wänden betrittst, dann ist es nicht fair, das Restaurant dafür zu kritisieren, dass es Hamburger und Pommes Frites und keine Austern serviert. Ein guter Kritiker ist so unvoreingenommen wie möglich, um das Restaurant als Ganzes zu bewerten.
- Welche Atmosphäre versucht man dort zu schaffen? Gelingt es?
- Wie sehr entspricht das Restaurant deinen Vorlieben? Wenn du Fisch hasst, das aber die Spezialität des Restaurants ist, dann solltest du dich mit der Kritik zum Lachs zurückhalten oder den Lesern mitteilen, dass du kein großer Fischfan bist. [2] X Forschungsquelle
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Schreibe eine Mischung aus positiven und negativen Dingen. Wenn es sich nicht um das beste oder schlechteste Restaurant handelt, in dem du jemals gegessen hast, dann ist nicht alles nur gut oder nur schlecht. Gib deinen Lesern ein möglichst vollständiges Bild. Nur so kann er aufgrund deiner Empfehlung entscheiden und das geht nur wirklich, wenn du Vor- und Nachteile erwähnst.
- "Obwohl meine Bedienung unglaublich freundlich und zuvorkommend war, ändert das nichts an der Tatsache, dass das Essen etwas zu kalt am Tisch ankam.“
- "Chefkoch Matthias Tischler hat eine erstaunliche Karte zusammengestellt. Schade, dass es nur zehn Tische in diesem kleinen Restaurant gibt.“
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Gib eine Empfehlung ab. Letztendlich wollen die Leute deinen Rat zum Essen wissen: was sie bestellen oder nicht bestellen und in welches Restaurant sie je nach Laune gehen sollen. Empfiehl ruhig bestimmte Gericht, rate, den Nachtisch auszulassen oder erwähne, wenn man sich dort gut auf ein romantisches Abendessen treffen kann. So wird deine Kritik überzeugend und hilfreich.
- Wenn es so gut wie nichts Gutes zu berichten gibt und du wirklich glaubst, dass man das Restaurant nicht besuchen sollte, schreibe eine negative Kritik. Du solltest einem Restaurant aber eine zweite Chance geben, um sicherzugehen, dass es wirklich keinen Glückstreffer gibt, bevor du es niedermachst.
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Nenne am Anfang oder Ende die wichtigen Details zum Restaurant. Das sind die durchschnittlichen Kosten für eine Mahlzeit, Reservierungszeiten und Adresse. Es sollte auch eine Art Bewertung geben, z.B. drei oder vier Sterne, wenn du magst. Viele Kritiker stellen die ganz ans Ende des Artikels in einen eigenen, separaten Abschnitt. Einige stellen die auch an den Anfang oder in eine extra Spalte an der Seite oder arbeiten das in einen der ersten Abschnitte ein.Werbeanzeige
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Erzähle keinen Angestellten im Restaurant, dass du Restaurantkritiker oder -bewerter bist. Du solltest dieselbe Erfahrung wie alle anderen Gäste machen, denn viele Restaurants behandeln dich besonders, um deine Bewertung zu verbessern, wenn sie wissen, dass du ein Kritiker bist. Anstatt zu sagen, dass du das Essen bewerten willst, geh hinein, setz dich an einen Tisch und agiere wie jeder andere Gast. Experten empfehlen sogar, dass du große kulinarische Ereignisse (wie große Eröffnungsfeiern, Angestelltenpartys etc.) meiden solltest, damit du nicht Gefahr läuft, von einem Koch wegen einer guten Bewertung angesprochen zu werden.
- Wenn du ein bekannter Restaurantkritiker bist, dann solltest du unter anderem Namen reservieren.
- Du solltest trotzdem ein Notizbuch oder einen kleinen Rekorder mitbringen, um Notizen zu machen. Das geht aber auch im Telefon. Notizen sind für eine gute Kritik wichtig.
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Notiere Details zur Logistik. Brauchtest du eine Reservierung und wenn ja, wie lange im Voraus musst du buchen? Wo und in welcher Umgebung befindet sich das Restaurant? Wie sieht es mit Parkplätzen aus? Diese Fakten machen nur einen kleinen Teil der Kritik aus, aber sie sind wichtig, um potentiellen Gästen zu helfen, das perfekte Restaurant für ihren Abend zu finden.
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Beschreibe die Atmosphäre und Stimmung beim Eintreten. Lass den Leser fühlen, was du erlebt hast. Haben dich die Kellner wie ein Familienmitglied oder alten Freund behandelt oder ist das Restaurant elegant und stilvoll? Wie sieht es mit dem Dresscode aus? Welche Atmosphäre herrscht im Restaurant? Sei kreativ bei der Beschreibung. Bei einer guten Restaurantkritik geht es nicht nur um die Speisekarte, sondern um die gesamte Erfahrung.
- Hat die Dekoration für eine schöne Umgebung gesorgt?
- Wie essen die Gäste? An großen, gesprächigen Tischen oder kleinen, intimen Tischchen?
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Mach ein paar Notizen zum Service. Schreibe nicht, der Service war gut/schlecht. Sei spezifisch. Am besten solltest du Fragen stellen. Zwar solltest du ihnen nicht auf die Nerven gehen, aber gute Kellner wissen, welche Speisen gut zueinander passen, ob es Allergene in der Speise gibt und wie sie generell präsentiert wird. Am wichtigsten ist, dass gute Kellner da sind, wenn du sie brauchst – sei es, um Wasser nachzuschenken, eine Gabel aufzuheben oder um die Bestellung für den nächsten Gang aufzunehmen.
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Bestelle möglichst vielfältig. Du kannst nicht alles von der Speisekarte essen. Du solltest aber so viele Abschnitte wie möglich ausprobieren. Bestelle ein Getränk, eine Vor- und eine Hauptspeise sowie einen Nachtisch, um den ganzen Umfang der Küche zu testen. Wenn du kannst, komme in einer Gruppe und lass jeden etwas anderes bestellen (Rind/Fisch, Suppe/Salat, Sautiertes/Gekochtes), um einen Eindruck zu bekommen, wie die Küche das ganze Restaurant bedient.
- Als Restaurantkritiker musst du alles probieren, um einen guten Eindruck vom Restaurant zu bekommen.
- Was du bestellst, hängt natürlich von deinen persönlichen Vorlieben ab. Wenn du einen Kellner aber fragst, was er empfiehlt, dann erfährst du, worauf Küche und Kellner besonders stolz sind. Die meisten Kellner haben unter Anleitung des Chefkochs alles auf der Speisekarte probiert, weshalb sie in der Lage sein sollten, dir bei der Bestellung zu helfen.
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Notiere die Präsentation des Gerichts. Sobald es am Tisch ankommt, notiere das Aussehen des Essens. Sieht es sauber und schön oder unordentlich und schlapp aus? Denke daran, bei der Kritik geht es um die gesamte Erfahrung, nicht nur um den Geschmack. Deshalb musst du all diese Details notieren.
- Wenn du in einem Restaurant bist, das Fotos erlaubt, mache ein schnelles mit dem Handy. So wird es viel leichter, später über das Aussehen zu berichten.
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Genieße deine ersten Bissen. Teste mit den ersten Bissen alles auf dem Teller, bevor du alles übrige aufschreibst. Iss langsam und genieße die Mahlzeit, bevor du zu kritisch wirst.
- Isst die Speise so wie es beabsichtigt ist. Picke nicht irgendwelche Zutaten heraus oder versuche, etwas separat zu essen.
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Notiere spezifisch, was deine ersten Eindrücke waren. Verwende dabei Adjektive und eine deutliche Sprache. „Ich mag den Einsatz von Rosmarin.“ ist nicht so hilfreich wie: „Die Rosmarinkruste war leicht und intensiv und ergänzte die weichen, schaumigen Kartoffeln perfekt.“ Allerdings geht es hauptsächlich darum, Notizen zu machen – mache dir also keine allzu großen Sorgen, was die perfekte Sprache angeht.
- Wenn du spezifische Details notierst, warum dir etwas (nicht) geschmeckt hat, dann wird es später viel leichter, das zu formulieren.
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Bewerte die individuellen Teile der Mahlzeit. An dieser Stelle gehst du auf die spezifischen Teile ein, was eine gute Restaurantkritik angeht. Wende dich jedem Teil der Mahlzeit getrennt zu und achte auf folgende Kriterien:
- Struktur: Wie hat sich die Speise im Mund angefühlt? Wieder geht es darum, spezifisch zu sein, denn es gibt eine Vielzahl an Strukturen, die alle jeweils gut oder schlecht sein können.
- Gewürze: Besteht eine Konsistenz in der Würzung aller Speisen? Kannst du sagen, um welche Gewürze es sich gehandelt hat?
- Komplexität: Sie ist schwer zu beschreiben, aber es ist ein Maß der verschiedenen Geschmäcker einer Speise. Ein guter Koch will nicht nur einen Geschmack nach Zitrone oder Knoblauch und Pfeffer. Er will einen differenzierten, einmaligen Geschmack für seine Speise. Kommen die individuellen Teile der Speise zusammen und erschaffen etwas Neues oder Besseres als die Summe der Einzelteile?
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Probiere alles auf dem Tisch. Wenn du mit anderen bestellt hast, koste auch ihre Speisen und mache dir ein paar Notizen. So bekommst du einen besseren Eindruck über die Speisekarte und die Stärken und Schwächen des Restaurants.
- Achte darauf, den genauen Namen jeder Speise zu notieren, um dich später darauf beziehen zu können. Dein Leser will wissen, was er bestellen soll und was nicht.
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Mache spezifische Notizen beim Essen. Eine gute Restaurantkritik beruht auf Fakten. Stelle deshalb sicher, dass du auf Fakten zurückgreifen kannst. Natürlich geht es auch immer um subjektiven Geschmack, aber das heißt nicht, dass du nur kommentieren sollst, was du magst und was nicht. Es ist wohl am besten, wenn du deine Notizen machst, wenn ein Gang vorbei ist oder während des Essens, je nachdem, wer dich begleitet. Du solltest dich auf keinen Fall nur auf dein Gedächtnis verlassen – gute Restaurantkritiker machen sich Notizen. [3] X Forschungsquelle
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Stelle Fragen, wenn welche auftauchen. Wenn du neugierig bist, was in der Soße war oder wie etwas zubereitet wurde bzw. woher bestimmte hochwertige Lebensmittel (Fleischsorten, teurer Käse etc.) kommen, frage nach. In hochklassigen Restaurants wurden die Kellner ausgebildet, so dass sie wissen, was sie servieren. Deshalb sollten sie dir Fragen gern beantworten. [4] X ForschungsquelleWerbeanzeige
Tipps
- Sei offen, was das Verkosten jeder Probe angeht.
- Vermeide Superlative wie: „das Allerbeste“ oder „das Allerschlimmste“, denn damit wirkst du nicht glaubwürdig und gibst dem Leser sogar keine wirkliche Information. Was am besten oder schlechtesten ist, ist subjektiv und du solltest deinem Leser Fakten liefern.
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Warnungen
- Wenn du einem Restaurant sagst, dass du eine Kritik schreibst, dann bekommst du ggf. kostenloses Essen oder Trinken, was aber zu einer falschen Darstellung des Restaurants Qualität führen kann. Deshalb ist das nicht zu empfehlen.
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Referenzen
- ↑ http://www.cleveland.com/dining/index.ssf/2014/02/how_to_write_like_a_restaurant.html
- ↑ http://articles.chicagotribune.com/2013-08-22/features/ct-dining-0822-dineout-yelp-help-20130822_1_yelpers-yelp-review-professional-restaurant-critic
- ↑ http://fourhourworkweek.com/2012/12/01/how-to-become-a-food-writer/
- ↑ http://www.workingauthor.com/restaurant-review-gigs
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